Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gefahren der Atomenergie
Hi!
In diesem Thread geht es nicht um eine Hausaufgabenhilfe.
Ich möchte von euch wissen, wo es eine kleine Übersicht über sämtiche Gefahren der Atomenergie bzw. Kernkraft gibt,
Ich habe schon Stundenlkang gegooglet. Nix gefunden.
Ichr seid meine letze Hoffnung.
edgecrusher
2004-10-27, 20:13:16
du bist so faul meister, nich mal ne minute danach gegoogelt und mal ein link reingeglotz, nichts gegen dich, aber irgendwie hab ich das gefühl du fragst bei jeder ha erst mal im forum ums einfach zu bekommen ohne selber darüber selbst nachzudenekn, damit kommst du im leben definitiv nicht weiter. aber he ich kenn das selber von mir bis ichs irgendwann mit 15 1/2 begriffen hatte, deswegen viel spass mit den auswirkungen aufn menschen, erschreckend is es allemal
2.2.3. Auswirkung auf Mensch und Umwelt
- Großteil der Bestrahlung von Innen
- Unterschiedliche Strahlungsarten · verschiedene Wirkungen
- Natürliche Strahleneinwirkung durch med. Geräte, kosmischer Strahlung, nat. Radioaktivität (Boden (Radon))
- Zusatzbelastung durch Tschernobyl: 2,7 % (in Dt.)
- Schwankt in Gebieten
- Strahlung durch Unfälle meist von Boden
- Innere Radioaktivität
- Durch Lebensmittel/Trinkwasser
- Besonders Milch-, Fleischprodukte und Frischgemüse
- Milch besonders gefährlich (Kinder)
- Cs-137 in Muskeln eingelagert
- J-131 in Schildrüse
- Sr-90 Knochenmark
- Wirkung von Dosis und Dauer abhängig
- Krebshäufigkeit steigt (Leukämie (Sr-90); Schildrüsenkrebs (J-131))
- Vorzeitige Alterung · Verkürzung der Lebenserwartung
- Schädigung der Erbinformationen · erblich
- Schäden im ganzen Körper
- Kurze Belastung im mSv-Bereich ungefährlich
- Jodtabletten
- Anreicherung in Lebewesen · Nahrungskreislauf
- Kein Schutz auf längere Zeit möglich
- J-131: T ½ 8 Tage · Verzicht auf jodhaltige Produkte auf 1 Monat · Risiko gesenkt
- Cs-137: T ½ 30 Jahre
- Pu: T ½ 24 390 Jahre · kein Schutz möglich
http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/phy/5177.html die seite
http://www.google.de/search?hl=de&q=atomenergie+folgen+tabelle&meta= die google suche
neben vielen krebsarten (die oben genannten),
häufige kindersterblichkeit
missbildungen
dahin einhergehend, veränderung und mutation des menschlichen genoms
http://www.tschernobylhilfe.ffb.org/ohsi0901.htm
Pathologien im Bereich der Fortpflanzung
Bereits kurze Zeit nach der Reaktorkatastrophe wurde in der Ukraine eine starke Zunahme von Pathologien auffällig, die mit der Fortpflanzung des Menschen zusammenhängen. Sie betreffen vor allem die Schwangerschaft und die Leibesfrucht. In einem Statusbericht des Ukrainischen Gesundheitsministeriums über die Entwicklung des Gesundheitswesens 1986 - 1988 wurde auf den deutlichen Geburtenrückgang, die erhöhte Rate an Schwangerschaftsunterbrechungen und auf die erhöhte Anzahl verschiedener Gesundheitsstörungen der Leibesfrucht und bei Schwangerschaften hingewiesen. Die mit der Fortpflanzung des Menschen zusammenhängenden Erkrankungen haben sich im Zeitraum 1986 - 1990 deutlich erhöht. In der Tabelle 1 ist die Zunahme gegenüber dem Vergleichszeitraum 1982 - 1985 dargestellt.
http://www.tschernobylhilfe.ffb.org/grafiken/ohsi0901-3.gif
Gesundheitliche Effekte im Westen
Auch im Westen gibt es nachweislich gesundheitliche Effekte nach Tschernobyl. Zahlreiche Untersuchungen wurden durchgeführt, um den möglichen Einfluss auf Geburtsanomalien und auf die Perinatalsterblichkeit zu erforschen. Scherb und Mitarbeiter haben die jährliche Totgeburtenrate einer westlichen europäischen Ländergruppe und einer näher an Tschernobyl liegenden östlichen europäischen Ländergruppe verglichen. Seit 1980 war für beide Gruppen eine stetige Abnahme der jährlichen Totgeburtenrate zu beobachten, die auf die ständige Verbesserung der medizinischen Betreuung während der Schwangerschaft zurückzuführen ist.
Die Daten der östlichen europäischen Ländergruppe zeigten 1986 und 1987 im Vergleich zu 1985 eine deutliche absolute Zunahme der Totgeburtenrate und eine Verschiebung des Trends der Kurve nach oben. Für das Zeitfenster von 1986 bis 1992 bedeutet dies insgesamt zusätzliche 1639 Totgeburten. Die westliche europäische Ländergruppe zeigte keine besondere Auffälligkeit. Die Ergebnisse sind aufgrund der großen Fallzahl hoch signifikant. Nur der Zusammenhang des Effekts mit der Strahlenbelastung nach Tschernobyl ist plausibel, für andere Ursachen gibt es keine Anhaltspunkte.
Scherb und Mitarbeiter untersuchten auch die 10 am höchsten durch Tschernobyl belasteten Landkreise in Bayern. Hier überstieg die Zahl der Totgeburten im Jahr 1987 den erwarteten Wert um 45 %. Auch in den Jahren 1988 und 1989 wurden signifikante Effekte (ca. 35 % Erhöhung) festgestellt. Das Ergebnis ist für die Wissenschaftler ein deutliches Indiz für die schädliche Wirkung radioaktiver Niedrigstrahlung.
Die Trisomie 21 ist die häufigste numerische Chromosomenanomalie und zugleich die häufigste Ursache einer angeborenen geistigen Behinderung. Bei einem von 800 Neugeborenen ist ein zusätzliches Chromosom 21 vorhanden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass der Zeitpunkt der Entstehung dieses Fehlers genau angegeben werden kann. Die meisten Fälle ereignen sich bei den Reifeteilungen der Eizelle, d. h. unmittelbar zum Zeitpunkt der Konzeption. Das Berliner Institut für Humangenetik stellte fest, dass 9 Monate nach der Tschernobyl-Katastrophe in Berlin bei Neugeborenen die Zahl der Mongolismusfälle (Trisomie 21) sprunghaft angestiegen ist. Im Hinblick auf die Erfassung der Trisomie 21-Fälle war zur Zeit des Reaktorunfalls die Situation in Berlin aus epidemiologischer Sicht einzigartig. Wegen der Insellage der Stadt konnte für einen großen Zeitraum die Häufigkeit praktisch aller prä- und postnatal diagnostizierten Fälle angegeben und in Bezug zu allen relevanten demographischen Faktoren gesetzt werden.
In dem 10-Jahres-Zeitraum von Januar 1980 bis Dezember 1989 lag in Westberlin die monatliche Zahl von Trisomie-21-Fällen bei durchschnittlich 2-3. Aber im Januar 1987, neun Monate nach der Tschernobyl-Katastrophe, wurden 12 Fälle beobachtet. Dieser Anstieg war nach einer Zeitreihenanalyse hoch signifikant und konnte nicht mit dem Alter der Schwangeren oder der Inanspruchnahme der vorgeburtlichen Diagnostik erklärt werden. Als einzig plausible Ursache kommt die Strahlenbelastung durch Tschernobyl in Frage. Auch hier kommt den Jodnukliden eine besondere Bedeutung zu, da diese in den ersten Wochen nach einem Reaktorunfall für den wesentlichen Dosisbeitrag in der Strahlenbelastung der Bevölkerung verantwortlich sind. Die üblichen Belastungskartierungen beziehen sich dagegen auf Cäsium-137.
Aktuelle Untersuchungen der Arbeitsgruppe Lengfelder zum Auftreten von Schilddrüsenkrebs nach Tschernobyl im Westen stehen vor dem Abschluss. Obwohl Bayern höher durch den Tschernobyl-Fallout mit radioaktivem Jod belastet wurde, musste die Studie in der benachbarten Tschechischen Republik durchgeführt werden, weil dort seit langem ein umfassendes Krebsregister geführt wird. Es zeigte sich bei den Erwachsenen dort bereits wenige Jahre nach der Reaktorkatastrophe ein signifikanter Anstieg der Schilddrüsenkrebsfälle. In Bayern ist deshalb ebenfalls ein Anstieg, und zwar höher als in Tschechien, zu vermuten. Die Klärung dieser Frage ist allerdings schwierig, da es in Deutschland immer noch kein flächendeckendes Krebsregister gibt.
mrdigital
2004-10-27, 20:15:45
Versagen des Kühlsystems -> Kontrollverlust über die Kernspaltungsrate -> Kernschmeltze -> Zerstörung des Reaktorgehäuses -> Austritt von radiokativen Material
Das ist der Worst Case. In verschiedenen Abstufungen sind da auch andere Zwischenfälle denkbar. Z.b. ein Leck im primären Kühlkreis -> Austritt von radiokativen Kühlmittel. Oder Ein Leck im Reaktorgehäuse durch das auch Radioaktivität austreten könnte.
IMHO aber das Hauptproblem ist der radioaktive Abfall des Reaktors, die sichere Endlagerung ist nach wie vor ungeklärt (und wird sich wohl auch nie wirklich klären lassen). Unfälle mit diesen Stoffen sind wohl wahrscheinlich, wenn man sich die grosse Halbwertszeit der Stoffe ansieht (die liegen in der Grössenordnung von 20000 Jahren). Wenn nicht zu unseren Lebzeiten was damit schiefgeht, wer sagt einem, dass nicht in 500 Jahren was schief läuft oder in 1000 oder 5000?
Auch ein Problem ist der Herstellungsprozess / Wiederaufarbeitungsprozess der Brennelemente, auch ein sehr "schmutziger" Vorgang, bei dem einiges schief gehenn kann (und auch schon mhrfach ist, nur wird sowas nicht ganz so bekannt, weil es in der Regel ohne "Knall" abläuft, aber such mal nach La Hague oder nach Sellarfield, das sind die beiden Anlagen in Europa. Vor allem Sellarfield ist eine herbe Dreckschleuder, die jede Menge Radioaktivität ins Meer lässt)
ironMonkey
2004-10-27, 20:25:52
Ich hab ziemlich viel Gefunden, geb mal AKW - Gefahren ein, findet man auch ein paar nette Texte.
Gruß
Es ist echt beängstigend. Wieso findet ihr so schnell Ergebnisse? KIch habe wohl einfach die falschn Suchwörter eingegeben.
danke Leute, ich geb euch nen Bier aus. Aber ironMonkey bekommt keins mehr, der hat schon genug.
Versagen des Kühlsystems -> Kontrollverlust über die Kernspaltungsrate -> Kernschmeltze -> Zerstörung des Reaktorgehäuses -> Austritt von radiokativen Material
Das ist der Worst Case. In verschiedenen Abstufungen sind da auch andere Zwischenfälle denkbar. Z.b. ein Leck im primären Kühlkreis -> Austritt von radiokativen Kühlmittel. Oder Ein Leck im Reaktorgehäuse durch das auch Radioaktivität austreten könnte.
IMHO aber das Hauptproblem ist der radioaktive Abfall des Reaktors, die sichere Endlagerung ist nach wie vor ungeklärt (und wird sich wohl auch nie wirklich klären lassen). Unfälle mit diesen Stoffen sind wohl wahrscheinlich, wenn man sich die grosse Halbwertszeit der Stoffe ansieht (die liegen in der Grössenordnung von 20000 Jahren). Wenn nicht zu unseren Lebzeiten was damit schiefgeht, wer sagt einem, dass nicht in 500 Jahren was schief läuft oder in 1000 oder 5000?
Auch ein Problem ist der Herstellungsprozess / Wiederaufarbeitungsprozess der Brennelemente, auch ein sehr "schmutziger" Vorgang, bei dem einiges schief gehenn kann (und auch schon mhrfach ist, nur wird sowas nicht ganz so bekannt, weil es in der Regel ohne "Knall" abläuft, aber such mal nach La Hague oder nach Sellarfield, das sind die beiden Anlagen in Europa. Vor allem Sellarfield ist eine herbe Dreckschleuder, die jede Menge Radioaktivität ins Meer lässt)
Zum ersten: Dies ist in deutschen AKWs nicht mehr möglich. Ein Unfall wie in Tscernobyl kann sich hier nicht wiederholen. Denn, um eine Reaktion am Laufen zu halten benötigt es ein Bremsmittel, den Moderator. Dieser bremst die schnellen Teilchen ab, damit sie andere Kerne treffen und spalten, sonst würden sie nur mit sher hoher Geschwindigkeit durch die Gegend scheissen und die Reaktion würde sich nicht fortführen. In Tschernobyl wurde Graphit als Moderator genommen, in westlichen AKWs nur noch Wasser.
Kommt es jetzt zu einer Überhitzung whatsoever, verdampft dieses Moderator-Wasser (von alleine, logisch) und es gibt keinen Moderator mehr, die Reaktion hört auf. ganz ohne irgendwelche Sicherheitssysteme (Steuerstäbe etc., die es natürlich auch noch gibt)
Das Graphit in Tschernobyl verdampfte natürlich nicht und es ging immer weiter.
Zu der Endlagerung: Wieviel Dreck (volumenmässig) erzeugt ein Kohlekraftwerk ? Vielleicht siehst du sie nicht, weil der Rauch nunmal nicht so oft im Fernsehen gezeigt wird wie ein Castor-Behälter... Ohne Atomenergie wird man sich die Frage nach was-ist-in-5000-Jahren garnicht erst stellen. In 50, vielleicht maximal 100 Jahren sind die fossilen Brennstoffe soweit erschöpft, dass es keinen anderen Weg gibt. Denn ich glaube nicht, dass die Menschheit bis dann Fusionskraftwerke o.ä. Wunderzeug hat...
Zu dem Volumen der Abfälle: Ich habe heute gerade ein Modell eines Behälters für diese in der Hand gehabt, etwa so lang wie eine Hand. Der radioaktive Abfall, welcher in diesen kleinen Zylinder passen würde, hätte für 75 MegaW gesorgt, oder anders gesagt den Strom, den ein Einfamilienhaus in 20 Jahren verbraucht. Überleg mal, wieviel Platz die Kohle bzw. das CO2 einnimmt, was man bräuchte um diese Energie zu erzeugen...
Auch ein Problem ist der Herstellungsprozess / Wiederaufarbeitungsprozess der Brennelemente, auch ein sehr "schmutziger" Vorgang, bei dem einiges schief gehenn kann (und auch schon mhrfach ist, nur wird sowas nicht ganz so bekannt, weil es in der Regel ohne "Knall" abläuft, aber such mal nach La Hague oder nach Sellarfield, das sind die beiden Anlagen in Europa. Vor allem Sellarfield ist eine herbe Dreckschleuder, die jede Menge Radioaktivität ins Meer lässt)
Ich habe heute einen Beutel mit Erde, welche von Greenpeacedirekt von Sellafield hierher gekarrt wurde (zum Protest) mit einem GeigerMüller Zähler untersucht, das gerät hat genauso wenig ausgeschlagen wie bei den anderen normalen Mineralien, die der Kollege in seinem Büro stehen hatte.... Trotzdem, dies stimmt.
Ich bin auch nur für Kernenergie, wenn diese korrekt überwacht wird und entsprechende Gelder zur Sicherung ausgegeben werden. Deshalb machen mir Analgen im Osten eher Angst, als hier in DE....
mrdigital
2004-10-27, 22:12:01
Zum ersten: Dies ist in deutschen AKWs nicht mehr möglich. Ein Unfall wie in Tscernobyl kann sich hier nicht wiederholen.
"Nicht Möglich" im Zusammenhang mit dieser Technik sind nicht gerade klug. Es gab in den letzten Jahren wiederholt schwere Zwischenfälle hier in D oder in F (die wohl auf einem ähnlichen Sicherheitsniveau wie "wir" arbeiten), die nahe am Gau waren. Da es sich um einen technischen Prozess handelt, in dem Menschen beteiligt sind, ist es unmöglich Fehlerfreiheit zu garantieren. Trotzdem hast du wohl recht, die hiesigen AKWs sind wohl recht sicher.
Denn, um eine Reaktion am Laufen zu halten benötigt es ein Bremsmittel, den Moderator. Dieser bremst die schnellen Teilchen ab, damit sie andere Kerne treffen und spalten, sonst würden sie nur mit sher hoher Geschwindigkeit durch die Gegend scheissen und die Reaktion würde sich nicht fortführen. In Tschernobyl wurde Graphit als Moderator genommen, in westlichen AKWs nur noch Wasser.
Kommt es jetzt zu einer Überhitzung whatsoever, verdampft dieses Moderator-Wasser (von alleine, logisch) und es gibt keinen Moderator mehr, die Reaktion hört auf. ganz ohne irgendwelche Sicherheitssysteme (Steuerstäbe etc., die es natürlich auch noch gibt)
Das Graphit in Tschernobyl verdampfte natürlich nicht und es ging immer weiter.
hab ich da was falsch verstanden? Der Moderator ist da, um die Reaktion zu bremsen, ist der Moderator weg, findet die Reaktion ungehindert statt, wieso soll die Kettenraktion aufhören, nur weil das Wasser verdampft ist? Die Reaktion stoppt erst dann, wenn die kritische Masse unterschritten wird, und das kann man nur mit entfernen von Brennstäben erreichen. Wenn ich hier grob falsch liegen soll, dann klär mich bitte auf!
Zu der Endlagerung: Wieviel Dreck (volumenmässig) erzeugt ein Kohlekraftwerk ? Vielleicht siehst du sie nicht, weil der Rauch nunmal nicht so oft im Fernsehen gezeigt wird wie ein Castor-Behälter... Ohne Atomenergie wird man sich die Frage nach was-ist-in-5000-Jahren garnicht erst stellen. In 50, vielleicht maximal 100 Jahren sind die fossilen Brennstoffe soweit erschöpft, dass es keinen anderen Weg gibt. Denn ich glaube nicht, dass die Menschheit bis dann Fusionskraftwerke o.ä. Wunderzeug hat...
Zu dem Volumen der Abfälle: Ich habe heute gerade ein Modell eines Behälters für diese in der Hand gehabt, etwa so lang wie eine Hand. Der radioaktive Abfall, welcher in diesen kleinen Zylinder passen würde, hätte für 75 MegaW gesorgt, oder anders gesagt den Strom, den ein Einfamilienhaus in 20 Jahren verbraucht. Überleg mal, wieviel Platz die Kohle bzw. das CO2 einnimmt, was man bräuchte um diese Energie zu erzeugen...
also erstens hab ich Kohlekraftwerke nicht als Alternative gepriesen (das war hier überhaupt nicht das Thema) aber bei den Abfällen über die Volumina zu argumentieren ist mir nun wirklich neu und erhlichgesagt kommt mir das auch reichlich doof vor. Nich das Volumen, sondern das Gefahrenpotential eines Abfallproduktes interessiert mich. Dir ist bekannt, das Pu einer der giftigsten Stoffe ist? Wenn du mit Pu in Kontakt kommst, wirst du wahrscheinlich nicht wegen der Radioaktivität umkommen sonder wohl eher vergiftet. Wo will man dieses Zeug nochmal endlagern? Ach ja richtig in alten Bergwerken. Hmm was macht man denn, wenn es dort wieder einen Wassereinbruch gibt? Naja ist halt das Grundwasser ein wenig verseucht. Wasserdichte Behälter, die für die nächsten 60-70000 Jahre dicht bleiben, kann man nicht herstellen. Hier sehe ich die Problematik der Kernenergie (ohne dass ich dir nun Alternativen nennen könnte, wenn ich das könnte wäre ich wohl ein reicher Mann ;)), man hat es mit Stoffen zu tun, die unsere Möglichkeiten überschreiten.
mrdigital
2004-10-27, 22:17:24
Ich habe heute einen Beutel mit Erde, welche von Greenpeacedirekt von Sellafield hierher gekarrt wurde (zum Protest) mit einem GeigerMüller Zähler untersucht, das gerät hat genauso wenig ausgeschlagen wie bei den anderen normalen Mineralien, die der Kollege in seinem Büro stehen hatte.... Trotzdem, dies stimmt.
Ich bin auch nur für Kernenergie, wenn diese korrekt überwacht wird und entsprechende Gelder zur Sicherung ausgegeben werden. Deshalb machen mir Analgen im Osten eher Angst, als hier in DE....
Ähh ein Säckchen erde ist was hübsches für die Propaganda. Stell dich mit deinem Geigerzähler mal neben die Anlage in England, oder schau dir mal die Krankeitsraten in der Umgebung an. Selbst hier in D ist die Leukemierate in der Umgebung von AKWs signifikant höher, und das obwohl "unsere" Kraftwerke doch so sauber sind. Zugegeben in der Umgenung von anderen grosstechnischen Anlagen steigen auch Krankheitsraten, aber ich will damit sagen, dass die Kernenergie nicht so sauber ist, wie sie gerne gesehen wird.
Versagen des Kühlsystems -> Kontrollverlust über die Kernspaltungsrate -> Kernschmeltze -> Zerstörung des Reaktorgehäuses -> Austritt von radiokativen Material
Das ist der Worst Case. In verschiedenen Abstufungen sind da auch andere Zwischenfälle denkbar. Z.b. ein Leck im primären Kühlkreis -> Austritt von radiokativen Kühlmittel. Oder Ein Leck im Reaktorgehäuse durch das auch Radioaktivität austreten könnte.
IMHO aber das Hauptproblem ist der radioaktive Abfall des Reaktors, die sichere Endlagerung ist nach wie vor ungeklärt (und wird sich wohl auch nie wirklich klären lassen). Unfälle mit diesen Stoffen sind wohl wahrscheinlich, wenn man sich die grosse Halbwertszeit der Stoffe ansieht (die liegen in der Grössenordnung von 20000 Jahren). Wenn nicht zu unseren Lebzeiten was damit schiefgeht, wer sagt einem, dass nicht in 500 Jahren was schief läuft oder in 1000 oder 5000?
Auch ein Problem ist der Herstellungsprozess / Wiederaufarbeitungsprozess der Brennelemente, auch ein sehr "schmutziger" Vorgang, bei dem einiges schief gehenn kann (und auch schon mhrfach ist, nur wird sowas nicht ganz so bekannt, weil es in der Regel ohne "Knall" abläuft, aber such mal nach La Hague oder nach Sellarfield, das sind die beiden Anlagen in Europa. Vor allem Sellarfield ist eine herbe Dreckschleuder, die jede Menge Radioaktivität ins Meer lässt)
versagen des kühlsystems wäre noch kein grund zur besorgniss...erst wenn die 12(?) zur zeit in d vorgeschriebenen sicherheitssysteme ausfallen kommts VIELLEICHT zum "worst case"...
die endlagerung mag ein problem sein...aber ob wir jetzt noch ~50 jahre atommüll produzieren oder nicht macht in den zeitraumrechnungen keinen nennenswerten unterschied, müll gibt es so oder so schon zuviel und wenn was passiert, passierts auch mit dem schon vorhandenen, also wieso sich selbst aktuell wirtschaftlich ins abseits stellen?
die einzige gefahr für die nahe zukunft im berreich deutsche kernenergie sind "atomkraftgegner" und terroristen....alle anderen möglichkeiten sind vernachlässigbar (in deutschland)...befor hier was hochgeht, geht an unseren grenzen was hoch ;) (von wegen atomausstieg)
Ähh ein Säckchen erde ist was hübsches für die Propaganda. Stell dich mit deinem Geigerzähler mal neben die Anlage in England, oder schau dir mal die Krankeitsraten in der Umgebung an. Selbst hier in D ist die Leukemierate in der Umgebung von AKWs signifikant höher, und das obwohl "unsere" Kraftwerke doch so sauber sind. Zugegeben in der Umgenung von anderen grosstechnischen Anlagen steigen auch Krankheitsraten, aber ich will damit sagen, dass die Kernenergie nicht so sauber ist, wie sie gerne gesehen wird.es ist nichts so sauber wie es gern gesehen wird...kernenergie ist aber auch nicht besser/schlechter als irgendwelche chemiekonzerne, geschweige denn tankstellen (da sollen krankheitsfälle bei leuten die drum rum wohnen auch erhöht sein)...
alle großindustrieanlagen sind immer schlecht, selbst radar-, funkstationen, handyantennen usw. alles "gegenden" bei denen eben solche krankheiten wie leukämie gehäuft auftritt....soviel zu diesem
JasonX
2004-10-28, 01:01:32
Zum ersten: Dies ist in deutschen AKWs nicht mehr möglich. Ein Unfall wie in Tscernobyl kann sich hier nicht wiederholen. Denn, um eine Reaktion am Laufen zu halten benötigt es ein Bremsmittel, den Moderator. Dieser bremst die schnellen Teilchen ab, damit sie andere Kerne treffen und spalten, sonst würden sie nur mit sher hoher Geschwindigkeit durch die Gegend scheissen und die Reaktion würde sich nicht fortführen. In Tschernobyl wurde Graphit als Moderator genommen, in westlichen AKWs nur noch Wasser.
Kommt es jetzt zu einer Überhitzung whatsoever, verdampft dieses Moderator-Wasser (von alleine, logisch) und es gibt keinen Moderator mehr, die Reaktion hört auf. ganz ohne irgendwelche Sicherheitssysteme (Steuerstäbe etc., die es natürlich auch noch gibt)
Das Graphit in Tschernobyl verdampfte natürlich nicht und es ging immer weiter.
Zu der Endlagerung: Wieviel Dreck (volumenmässig) erzeugt ein Kohlekraftwerk ? Vielleicht siehst du sie nicht, weil der Rauch nunmal nicht so oft im Fernsehen gezeigt wird wie ein Castor-Behälter... Ohne Atomenergie wird man sich die Frage nach was-ist-in-5000-Jahren garnicht erst stellen. In 50, vielleicht maximal 100 Jahren sind die fossilen Brennstoffe soweit erschöpft, dass es keinen anderen Weg gibt. Denn ich glaube nicht, dass die Menschheit bis dann Fusionskraftwerke o.ä. Wunderzeug hat...
Zu dem Volumen der Abfälle: Ich habe heute gerade ein Modell eines Behälters für diese in der Hand gehabt, etwa so lang wie eine Hand. Der radioaktive Abfall, welcher in diesen kleinen Zylinder passen würde, hätte für 75 MegaW gesorgt, oder anders gesagt den Strom, den ein Einfamilienhaus in 20 Jahren verbraucht. Überleg mal, wieviel Platz die Kohle bzw. das CO2 einnimmt, was man bräuchte um diese Energie zu erzeugen...
Das mit den Fusionskraftwerken würde ich mal nicht so verschreien, ich habe in nem Bericht gesehen das man schon in 20 bis 40 Jahren mit Fusionsenergie versorgt wird. Arbeiten ja schließlich hier in Europa die Topköpfe der Atomtheorie daran. Immerhin haben sie es schon geschaft 2 sekunden die Fusion aufrecht zu erhalten.
Nur was mir sorgen macht, ist wie sie das dann unter kontrolle halten wollen.
Fusion ist ja eine nie endende Energiequelle, das heist sowas wächst.
Ich persönlich würde lieber die Finger davon lassen, ich glaube nicht das ein Gau so schlimm ist wie ne stetig wachsende Wärmequelle.
Denn ein Gau hat einen begrenzten wirkungsbereich, diese Wärmequelle aber nicht, dieser würde sich stetig vergrößern.
Sailor Moon
2004-10-28, 16:20:44
@Janerik: Richtig: Tschernobyl war ein Reaktor vom RBMK Typ, also graphitmoderiert, den Unfall kann man aber nicht ausschließlich dem positiven Void Effekt zu Lasten tragen.
Ursächlich war der Test, der die Nutzung der Auslaufenergie eines Turbosatzes testen sollte (der andere war wegen des Abfahrens eh abgeschaltet). Die Bedingungen des Versuches waren grob abgesteckt, allerdings wurden sie nicht eingehalten. Keine Alleinschuld der Personals, vielmehr waren viele Vorschriften nicht bindend.
Kurz vor der Havarie lag eine extrem ungünstige Leistungsdichteverteilung vor. Dies rührte zum einen von der unterschrittenen betrieblichen Reaktivitätserserve (der damals aber *keine* sicherheitstechnische Bedeutung zugemessen wurde). Die Leistung war kurz vor dem Test auf nahezu 0MW Thermisch abgefallen, die verbleibende Anzahl von Regelstäben im Kernbereich hätte ein erneutes Anfahren eigentlich nicht zugelassen. Auf Druck des Chefingenieurs wurden aber weitere Stäbe gezogen und erst gegen 1 Uhr 200MW thermisch erreicht. Die Xenon-Vergiftung nimmt bei einem so niedrigen Leistungsbereich stark zu, es gab aber kaum noch Möglichkeiten sie zu kompensieren (der Rechner "Skala" gab 7 Minuten vor dem Unglück einen ORM Wert von 18 aus, also 18 verbliebende Stäbe im Kernbereich, die damaligen Richtlinien sahen 30 vor). Bei den genannten 30 Stäben wäre es zu einem Einbringen von etwa 1 Beta negativer Reaktivität pro Sekunde gekommen, heute geht man allerdings davon aus, dass dies die Havarie nur um wenige Sekunden verzögert hätte. Um über den sogenannten Xenon Berg zu kommen, wurden von Toptunow (=> Operator) weitere Stäbe gezogen, so dass man heute davon ausgeht, dass der letzliche ORM bei etwa 7-8 Stäben lag (von etwa 211!). Zusätzlich waren alle 8 Hauptumwälzpumpen in Betrieb (4 waren als Last am Turbosatz, und sollten bei Versuchsbeginn auslaufen), was zu unzulässig hohen Durchsätzen bei gleichzeitig niedriger Leistung führte. Der hydraulische Widerstand der aktiven Zone und des Kühlkreislaufes ist direkt proportional, d.h. wir haben bei 200MW thermisch kaum Widerstand und bewegen uns in einem Bereich von etwa 60.000m³ Wasser pro Stunde, wo gerade einmal 45.000m³ erlaubt waren. Hierbei kann es leicht dazu kommen, dass das Kühlmittel aufkocht und starke hydraulische Schläge auftreten. Ein sehr unsicheres Betriebseregime und der Test hatte noch nicht einmal begonnen!
Fassen wir an dieser Stelle zusammen: Der Void Effekt lag kurz vor der Havarie bei fast schon unglaublichen 5 Beta (!), 0,0065 Beta/s wären unbedenklich! Ab 0,5 Beta kommt es zu einer sogenannten prompten Leistungssteigerung.
Man sollte sich an dieser Stelle vor Augen halten, dass die manuelle Auslösung des Havarieschutzes bereits zu diesem Zeiptunkt (ohne den Test) zu der Leistungsexkursion geführt hätte.
Wäre die Havarie noch zu verhindern gewesen? Hierzu zitiere ich G. Medwedew in "Verbrannte Seelen": "[...] Man hätte den Versuch kategorisch abbrechen müssen, das Notkühlsystem (Anm.: war aus Angst vor hydraulischen Schlägen abgetrennt) und die Notstromdiesel in Betriebsbereitschaft nehmen und so die Stromversorgung im Falle eines totalen Spannungsabfalls absichern müssen. Sodann hätte man die Reaktorleistung stufenweise bis zum Stillstand absenken und um jeden Preis das HS-Signal verhindern müssen, da diesem die Explosion folgen mußte. Aber diese Chance wurde nicht genutzt. Die Reaktivität des Reaktors fiel langsam weiter [...]"
Mit den historischen Worten "Das Oszilloskop ist an" von Igor Kerschenbaum beginnt das Unvermeidbare. Der zweite Turbosatz wird getrennt, es beginnt sein Auslaufen, der Kühlmitteldurchsatz verringert sich, es beginnt zu sieden, die Leistung steigt langsam. Hierzu sollte man sich noch vor Augen halten, dass durch das Abtrennen des Turbosatzes auch die Dampfentnahme verringert wird, d.h. der Druck im Separator stieg (RBMKs sind sogenannte Einkreislaufsysteme => Siedewasserreaktor). Es gibt also einen Druckanstieg und eine Verringerung des Kühlmitteldurchsatzes, beides Faktoren die die Leistung der Reaktors bestimmen. Beides wirkt direkt aufeinander, da mit der Leistung auch der hydraulische Widerstand der aktiven Zone steigt, also der Kühlmitteldurchsatz noch schneller fällt. Die Leistung schaukelt sich also sozusagen auf.
Um 1.23 Uhr wird von Akimow der Havarieschutz manuell ausgelöst, alle Stäbe, die sich nicht im Kernbereich befinden, werden eingefahren, also etwa 200 (!). Nun kam zusätzlich der Scram Effekt zum Tragen, da die Enden der Steuerstäbe ein Verdrängerteil aus Graphit aufweisen um beim Normalbetrieb die Neutronenbilanz zu verbessern. Bei voll ausgefahrenen Stäben (wie in diesem Fall) bildet sich eine Wassersäule im Kernbereich, die neutronenabsorbierend wirkt.
Die zusätzlich eingebrachte Überschussreaktivität durch das Verdrängerteil und das gleichzeitige Wegfallen der Wassersäulen gab einen zusätzlichen Schub von mindestens 0,5 Beta in dem Moment, wo es durch das Aufsieden des Kühlmittels ohnehin einen kräftigen Reaktiviätsschub gab. Die Leistung stieg binnen 3 Sekunden auf 530MW.
"[...] Diese verfluchten 0,5 Beta waren der letzte Tropfen, der die Geduld der Reaktors zum Überlaufen brachte [...]".
Die Stäbe konnten auch gar nicht mehr voll Einfahren, blieben in den deformierten Kanälen bei ca. 2,5 Meter stecken, es befindet sich nun fast ausschließlich das Verdrängerteil im Kernbereich.
1.23.40 wird als Punkt der allgemeinen Zerstörung der technologischen Kanäle (ein RBMK hat keinen Druckbehälter, sondern etwa 1700 technologische Kanäle, mit ein Grund warum online Brennstäbe gewechselt werden können) bezeichnet. Es gibt kein zurück mehr, zudem haben die Rückschlagkappen der Hauptumwälzpumpen längst gesperrt, d.h. es gelangt kein Kühlmittel mehr in den Reaktor. Durch den Druck werden alle Kommunikationsleitungen abgerissen, d.h. der Reaktor hat eine freie Verbindung zum Zentralsaal nach oben und nach unten in einen Druckraum. Wasserstoff sammelt sich in hoher Konzentration, um 1.23.58 kommt es zu mehreren Explosionen, die das Gebäude des Zentralsaals zerstören und den oberen biologischen Schild abheben.
Entscheidende Erkenntnis: Die Explosion hat nicht in der gesamten aktiven Zone stattgefunden, zumal Videoaufnahmen am Tag danach noch deutlich Kernbrennstoff in Block 4 erkennen lassen (Fragmente um den Block herum sowieso):
"[...]Um 1.22.30 wurde durch den Rechner Skala die Leistungsdichteverteilung und die Lage der Absorberstäbe ausgedruckt. Hier ist anzumerken, dass der Rechner etwa 7-10 Minuten rechnet, also den Zustand der Anlage ungefähr 10 Minuten vor der Explosion ausgab. Über den Querschnitt der aktiven Zone war das Neutronenfeld ausgebeult, über die Höhe hatte es im mittleren zwei Maxima, wobei die Leistungsdichte im oberen Teil höher lag [...] so hatte sich im oberen Teil der aktiven Zone ein Gebiet gebildet, das die Form einer abgeplatteten Kugel mit einem Durchmesser von etwa 7 Metern und einer Höhe von etwa 3 Metern hatte. In diesem Teil der aktiven Zone (der etwa 50 Tonnen wiegt) entstand auch vor allem die prompte Kritikalität und die darauf folgende Leistungsexkursion. Hier kam es zuerst zur Krise des Wärmeaustausches, hier wurden die Brennstäbe zerstört, zerschmolzen und verdampft. Eben dieser Teil der aktiven Zone wurde durch die Knallgasverpuffung in hohe Schichten der Atmosphäre geschleudert [...]"
Ein Albtraum ist Wirklichkeit geworden und ich werde nicht müde zu betonen, dass ich mich vor diesen Helden der ersten Stunde noch immer verneige, die ihren Kampf gegen die Strahlung kämpften und den Rest des KKWs retteten (RBMKs sind räumlich sehr eng zusammenliegende Gebilde, Zwillingsblock 3 ist nur durch das Hilfsanlagengebäude getrennt).
Ich zitiere jetzt mal aus einem alten Posting von mir:
Fast unfaßbar: Die Legende vom intakten Reaktor. Djatlow war zunächst davon ausgegangen ("Mist, da ist doch irgendwo Knallgas explodiert...Aber wo...Sieht ganz nach dem SUS Havariebehälter aus"), dass der Reaktor intakt ist. So versuchte man verzweifelt bis in die Morgenstunden, Wasser einzuspeisen. Dabei überflutete man die Kabelkanäle mit hochradioaktivem Wasser (diese Kanäle erstrecken sich über die gesamte Anlage, somit war das Gefährungspotential enorm: "Sie wollen nicht glauben, dass er zerstört ist, dass das Wasser nicht in ihn eindringt, sondern, den nuklearen Müll mit sich fortspülend, in die Kelleretagen gelangt, die Kabeltrassen und die Hochspannungsverteiler überschwemmt und damit die Gefahr eines totalen Spannungsausfalls für die drei drei übrigen in Betrieb* befindlichen Blöcke heraufbeschwört..."). Später wurde es mühevoll abgepumpt. Erst mit dem Besuch einer Spezialistengruppe, bestehend u.a. aus Vertretern von NIKIET, dem RBMK Konstrukteur, wurde gegen Nachmittag des 26. Aprils klar, dass der Reaktor zerstört ist. Durch das herumliegende Reaktorgraphit eigentlich schon längst ersichtlich, zumal die Strahlung spür- und meßbar war (wobei es zunächst kaum Meßgeräte gab, noch weniger welche mit geeignetem Meßintervall => die meisten gingen nur bis 1000 Mikroröntgen, zeigten demenstprechend immer Maximalausschlag; mit "spürbar" meine ich zum einen die ausgelösten Symptome, sowie den Berichten zufolge metallischen Geschmack auf der Zunge und starken Ozongeruch), Proskurjakows, Kudrjawzews und später Sitnikows Berichte (alle der akuten Verstrahlung erlegen) ja auch vorlagen: "...und erläutern Akimow und Djatlow die Lage. Ihre Gesichter und Hände sind rotbraun gebrannt. Dieselbe Färbung zeigt ihre Haut unter der Kleidung, was sich dann schon bald in der medizinischen Station herausstellt...den Zentralsaal gibt es nicht mehr, erklärt Proskurjakow. Die Explosion hat alles zerstört. Über uns war nur noch Himmel. Aus dem Reaktor kommt Feuerschein...Leute da habt ihr bestimmt nicht richtig hingesehen, erwidert, die Worte in die Länge ziehend, Djatlow dumpf. Da hat irgendwas am Boden gebrannt und ihr habt gedacht, das sei der Reaktor..."
Aber in gewisser Weise kann man es zumindest nachvollziehen; man wollte es einfach nicht wahrhaben.
Viele Mitarbeiter sind so völlig unnötig zu tödlichen Untersuchungen in den Zentralsaal (~20.000 Röntgen!) aufgebrochen.
Akimov (Schichtleiter) ist zusammen mit Toptunow übrigens noch bis morgens in Block 4 geblieben um die Kühlwasserversorgung des nicht mehr existenten Block 4 zu sichern "Akimow und Toptunow sind rotgbraun gebrannt, das ständige Erbrechen hat ihnen das Innerste nach außen gekehrt...Mit Toptunew dringt er in den Raum der Zuspeiseaggregate auf Kote +24 der Reaktorabteilung ein...Wasser mit radioaktivem Brennstoff bedeckt den Fussboden, hier herrscht eine Aktivität von 5000 Röntgen pro Stunde". Beide haben die Katastrophe nicht überlebt.
=> Natürlich darf man den Operatoren nicht die Alleinschuld in die Schuhe schieben. Auslöser war ganz sicher die Physikalischen Eigenschaft des Reaktors und das Problem, dass er von den Operatoren "widerstandslos" in ein solch gefährliches Betriebsregime gebracht werden konnte. Zudem wurden wichtige Erkenntnisse über den Scram Effekt (beim Anfahren von Ignalina Block 1 bereits 3 Jahre vorher (!) beobachtet) gar nicht an die Mitarbeiter weitergegeben. Außerdem war es schon früher z.B. in St. Petersburg zu lokalen Reaktivitätsstörfällen gekommen. Auch hier: Keine Weitergabe. Der Test war zudem als nicht einflußnehmend auf die Reaktorsicherheit eingestuft und der ORM-Wert hatte ebenfalls keine sicherheitstechnische Bedeutung. Ein fataler Trugschluß. Zudem haben Sie mehr als teuer für das Unglück bezahlt und dennoch nicht eine Sekunde gezögert, ihr Leben zu opfern. Das laut russischer Zählung die Todesopfer insgesamt im zweistelligen Bereich liegen ist natürlich ein Hohn, genau wird man es allerdings nie sagen können, da eben "nur" die Männer der ersten Stunde am akuten Strahlensyndrom litten, was entsetzliche Qualen bedeutet.
Schuldig für mich sind vor allem Brjuchanow, Fomin und Djatlow, letzterer war ursächlich für die Legende vom intakten Reaktor.
Erschütternd ist, dass Ertüchtigungsmaßnahmen für die RBMK Linie schon vor dem Unfall (aus eben den schon vorgefallenen Störfällen) bekannt waren, sonst wären sie nicht so kurz nach der Havarie schon verlautbart worden:
Wenngleich eine Wiederholung der Geschehnisse vom 26. April so nun sehr unwahrscheinlich ist, ist alleine der riesige Graphithaufen ein Wahnsinn. Wenngleich ich zugeben muß, dass diese Anlangen optisch sehr beeindruckend sind (und übrigens auch im Normalbetrieb erhebliche Emmissionen aufweisen).
Konkret:
- Feste Absorber
- Erhöhung der Urananreicherung von 2,0 auf 2,4%
- statt einem ORM Wert von 30 gilt heute ein ORM Wert von 43-48 als Minimum
- Das Ausfahren der Steuerstäbe wurde begrenzt => Es gibt keine Wassersäule mehr im unteren Kernbereich
- Die Einfahrgeschwindigkeit wurde erhöht (jetzt "nur" noch 12-14 Sekunden), zusätzlich gibt es 24
- Schnellabschaltstäbe, die nicht eingefahren werden, sondern fallen (in ca. 2,5 Sekunden)
=> Im Endeffekt wurde erreicht, dass der positive Voideffekt bei den Anlagen inzwischen nur noch bei max. etwa 0,8 Beta liegt, also vom Prinzip her beherrschbar ist.
Zentrale Frage: Sind unsere Anlagen sicherer? Eine Leistungsexkursion wie in Tschernobyl ist in Druck-/ Siedewasseranlagen sicher so nicht vorstellbar, aber dennoch ist eine Kernschmelze auch in westlichen Druckwasserreakoren ein denkbares Szenario (und deshalb auch im Auslegungsstörfall vorgesehen).
[Im Ernstfall übrigens mit ähnlichen Emissionsraten wie in Tschernobyl (durch den fehlenden Graphitbrand vielleicht nicht weitläufig)].
Harrisburg hat dies sicher eindrucksvoll bewiesen.
edit: Hab den Rest meines Postings entrümpelt, da das alles im zweiten Post steht.
Gruß
Denis
Sailor Moon
2004-10-28, 16:28:59
Besonders wirtschaftlich ist das ganze eh nicht
Das habe ich noch gar nicht weiter erläutert, habe es aber letztens mal auf Planet3DNow getan, also C&P, kann sein das ich ein paar Sachen am Ende meines letzten Beitrags geschrieben habe:
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Ich selbst halte ihn (Anm.: den Ausstieg) für sehr sinnvoll. Gerade die deutsche Atomlobby hat sich in der Vergangenheit nicht gerade koscher verhalten, was inzwischen ja selbst die GRS, die ja nicht gerade Anti KKW eingestellt ist, zugeben muß. Auch ein Herr Pflugbeil (den ich aus anderen Gründen ansonsten eher kritisiere).
Ich will nicht wieder in das Themengebiet osteuropäische KKWs abdriften, sondern diesmal ganz gezielt bei unseren Anlagen verweilen.
Wirtschaftlich ist hier längst nichts mehr. Das war es durchaus mal. Die Baukosten sind Mitte/ Ende der 70er aber explodiert*, die Auflagen für einen Neubau sind unter der Regierung Kohl (!) so hoch gelegt worden, dass im Prinzip (wenn wirklich ein Interesse bestünde, würde man sich sicherlich "etwas hinbiegen können") kein weltweit existierender Reaktortyp heute in Deutschland gebaut werden dürfte. Das ist die Realtität. Selbst der sich in Planung befindliche EPR würde deutsche Auflagen gem. Neubau höchstwahrscheinlich nicht erfüllen (dies hätte er in der Anfangszeit sogar getan, nur wurde die Konzeption des EPR immer mehr verweichlicht, so dass außer dem Kernfänger inzwischen eigentlich nichts Neues mehr integriert wäre).
Allein von diesem Standpunkt würde aller Wahrscheinlichkeit nach also kein neues KKW in Deutschland ans Netz gehen, auch wenn der Ausstieg nie beschlossen worden wäre.
Die Wirtschaftlichkeit ist ein anderes Problem (bzw. das Totschlagargument für die Energieversorger, für diese ist Kernenergie nämlich einfach nur ein Faß ohne Boden). Die laufenden Kosten übersteigen heute oftmals bei weitem die Baukosten, eine mittelfristig bevorstehende Uranknappheit** verschlimmert das ganze (ich rede nicht vom Natururan, dass in dieser Form ja nicht einsetzbar ist, sondern angereichert werden muß). Die Anlagen haben zudem einen sehr engen Regelungsbereich (Xenon Vergiftung etc.), bei Problemen gibt es gleich einen großen Ausfall im Lastverteiler.
Der Strombedarf in Deutschland wird auch in den nächsten Jahren übrigens nur wenig steigen, bzw. stagnieren.
Jahrlang wurde mit dem Argument der schnellen Brüter und somit einer besseren Uranausnutzung argumentiert. An diesem Punkt hat die deutsche bzw. europäische Atomlobby für mich ihr Gesicht verloren.
Der Gedanke war wirklich faszinierend einfach. Die schnellen Brüter erbrüten spaltbares Plutonium. Dies wird entnommen und zu MOX Brennelementen verarbeitet. Die Uranausnutzung verbessert sich um den Faktor 60.
Die forschenden Länder haben Unsummen (zig Milliarden) investiert. Obwohl ich dies schon in einem älteren Beitrag geschrieben habe, hier nochmal die Prognose des Kernforschungsinstitut Karlsruhe von 1965, hier wird festgehalten, dass:
"Brüter schon in den 70er Jahren kommerziell einsetzbar seien und die Leichtwasserreaktoren wieder verdrängen würden. Für das Jahr 2000 prognostizierte die Studie für die Bundesrepublik Brüterkraftwerke mit insgesamt 80.000MW elektrischer Leistung (während derzeit die Jahreshöchstlast im öffentlichen Stromnetz des früheren Bundesgebietes bei 60.000MW liegt!). Voraussetzung sei, daß ein mittelgroßer Demonstrationsbrüter – wie in Frankreich, Großbritannien und der Sowjetunion – unverzüglich auch in Deutschland errichtet werde. Die Baukosten dieses 300MW-Brüters wurden mit 310 Millionen DM veranschlagt, die Bauzeit mit 3 Jahren." (Anm.: wir stehen heute bei genau 0MW aus Brüteranlagen).
Gekostet hat Kalkar dann übrigens 7 Milliarden DM, Supherphenix 20 Milliarden, Monju 8,4 Milliarden
Im übrigen stellte sich heraus, dass die notwendigen Wiederaufbereitungsanlagen weitaus kostpieliger waren als angenommen. Das hatte man freundlicherweise übersehen. Ohne eine gut ausgebaute Wiederaufbereitungsinfrastruktur verliert sich der Vorteil und tendiert gegen Null. Zudem wird das Plutonium nur zu einem geringen Prozentsatz "beigemischt", wobei hier wieder ein enormes Gefährdungspotential vorliegt.
Demgegenüber stehen extreme Gefahren, immerhin muß mit hochreaktivem Flüssigmetall gekühlt werden. Ein Leck ist so immer mit Explosionsgefahr und Brand verbunden. Monju hatte gleich beim Anfahren einen entsprechenden Störfall, über Superphenix muß man, so denke ich, nicht viele Worte verlieren. 7% Auslastung bis 1996 sprechen eine eindeutige Sprache. Ein finanzielles Fiasko. In Rußland läuft der BN-600 in Bjelojarsk seit 1980, eine neue Anlage des Typs BN-800 ist geplant, reiner Wahnsinn.
Dieser Lobby kann mein Vertrauen nicht mehr gehören, wem das nicht reicht, den verweise ich auf die ZDF Reportage "Tödlicher Pakt" aus dem Jahr 2000, in der es um skandalöse Wiederaufbereitungsgeschäfte mit Rußland geht, nach dem Prinzp:
Aufbereitungsanlage aus Hanau (richtig, die sollte später dann nach China) nach Majak (dort geschah in den 50ern ein Unglück, dass in der Freisetzungsmenge über Tschernobyl lag), in den dort schon existierenden, maroden Anlagenkomplex => abgebrannte Brennelemente aus Deutschland werden dort zu MOX-Elementen aufbereitet und nach Deutschland transportiert. Der Abfall bleibt in Rußland und wird dort "fachgerecht" endgelagert.
Und das alles nur, weil (Zitat) "dort eine ausgeprägte Sicherheitskultur herrscht" - herzlichen Glückwunsch, da kann man wirklich sehr stolz sein.
Die deutschen Energieversorger haben -neben den zwei schon genannten Ausschlußkriterien für neue KKWs in Deutschland- auch gar kein Interesse an einer Rücknahme des Ausstiegs***. Klar wird der zum Grund genommen zu wettern was das Zeug hält. Wer lauter trommelt hat eben Recht. Aber der Zug ist in der Hinsicht schon längst in Richtung Osten abgefahren. Der Energiebedarf dort ist rückläufig, und Strom gegen harte Devisen zu exportieren ein gutes Geschäft.
Der russische Atomminster Adamov: "[...], dass der Strom zu einem Preis fließen kann, der hierzulande nicht üblich sei". Die großen Energiekonzerne sind schon längst Teilhaber auch hochgefährlicher RBMK 1000 Anlagen, wie z.B. in St.Petersburg (4 Blöcke, nach der Tschernobyl Havarie soweit nachgerüstet, dass zumindest der positive Void Effekt nur in seltenen Betriebszuständen und nicht mehr in der Höhe von 5 Beta auftreten kann und der Scram-Effekt nicht mehr existiert; dennoch schon aufgrund des riesigen Graphithaufens und der Komplexität einer Druckröhrensiedewasseranlage ein unkalkulierbares Risiko).
Es wird selbst erwogen, Strom aus Ignalina zu importieren (2x RBMK 1500, gravierende Mängel, Leistung elektrisch zurzeit auf ca. 1300MW begrenzt). Und obwohl die Abschaltung zumindest von Block 1 eigentlich in Kürze auf dem Programm steht (Problem: Litauen ist von dem KKW abhängig), sehe ich bei Errichtung einer entsprechenden Stromstraße ein Rechannaling (welches bei der Anlage sehr nötig ist, eine Charakteristik des RBMK Designs) schon auf uns zukommen. Damit würde die Laufzeit um etliche Jahre verlängert.
Preislich kann hier keine Anlage aus Deutschland konkurieren, auch wenn der Rotstift**** inzwischen auch hier angewendet wird und wir uns nicht davon freisprechen können, Problemanlagen im eigenen Land zu haben. Trifft besonders auf die Siedewasserreaktoren zu.
Aber auch hier eine einfache Lösung: Nicht hinschauen und ablenken...ja was nehmen wir denn da...genau, drüben in Tschechien steht doch Temelin und auch noch grenznah, welch eine wahnsinnige Gefährdung. Dabei stellt diese Anlage als von Westinghouse mit digitaler Leittechnik nachgerüsteter WWER 1000 kein wirklich größeres Risiko dar, als viele westeuropäische Anlagen. Der seltene 1000MW Turbosatz gibt Anlaß zu Bedenken, meiner Meinung nach aber nicht im nuklearen Bereich.
Seltsamerweise ist von Bohunice, hier besonders V1 mit zwei WWER 440/230, gar keine Rede mehr. Sollten längst abgeschaltet werden (Ersatzkapazität ist das KKW Mochovce, mit westlichen Finanzmitteln fertiggestellt), laufen aber weiter. Ist allerdings auch nicht so grenznah wie Temelin, betrifft also in erster Linie Menschen aus Tschechien.
Diese Befindlichkeiten kann ich persönlich nicht nachvollziehen.
Gut, ich denke man sieht, dass ich in der Beziehung keine allzu gute Meinung über die westeuropäische bzw. deutsche Atomlobby habe. Ich gebe zudem zu bedenken, dass Kernschmelzunfälle auch in westlichen Druck-/ Siedewasseranlangen geschehen können (die Nachzerfallswärme muß immer abgeführt werden). Mir liegt es fern hier Panikmache zu betreiben, aber Harrisburg hat dies eindeutig bewiesen, auch wenn es gerne als Idealfall für vorhandene Sicherheitsmaßnahmen herhalten muß (habe hier besonders den Informationskreis Kernenergie ins Herz geschlossen - die Bildbände haben aber immerhin einen Unterhaltungswert).
Zurück zu Harrisburg:
Der Unfall führte zu einem Baumoratorium für KKWs in den USA, seltsam wo doch alles so pefekt funkioniert hat (der Reaktor ist weiter im Monitoring Status, zumindest ein SuperGau in finanzieller Hinsicht). Zudem wird wieder einmal deutlich, dass menschliches Versagen nie auszuschließen ist und auch von der technischen Seite her nicht immer abgefangen wird (hier sei Biblis Block A im Dezember 1987 angemerkt, absolut Haarscharf an einer schweren Havarie vorbei). Grundsätzlicher Auslöser für die Havarie in Harrisburg war ein Zettel, der über der Kontrolleuchte für den Zustand der Sperrventile geklebt war.
Nur wenig, etwa 100 Grad fehlten damals und der Uranbrei hätte sich durch das Containment gefressen, bis zum Kontakt mit Grundwasser. Zudem sah man sich einer Situation gegenüber, die man nie in Überlegungen (=> Auslegungsstörfall) einbezogen hatte. Es hatte sich eine große Menge Wasserstoff gebildet (Reaktion der Zirkaloyummantellung der Brennstäbe unter hohen Temperaturen mit Wasser; Sauerstoff wird entzogen). Die Explosion einer großen Blase stellt eine enorme Gefahr für das Containment dar, in Harriburg explodierte zunächst eine kleinere Blase, das Containment hielt stand. Eine wesentlich größere Blase verschwand glücklichweise von selbst, bevor in tagelanger Arbeit Rekombinationsgeräte installiert werden konnten (die Zerstörung des Containments bzw. das Durchfressen der aktiven Zone, hätte eine Havarie in der Größenordnung von Tschernobyl verursacht, wenngleich durch den fehlenden Graphitbrand nicht ganz so weitläufig).
Dieses Problem ist weiterhin präsent, genauso wie es bei so hochkomplizierten Anlagen immer zu Problem kommen kann und wird, an die zum ersten mal gedacht wird, wenn sie geschehen.
Und das ist, so finde ich, dann eben doch eine große Hypothek, die wir uns für eine Übergangstechnik (nach dem Scheitern der Brüter Euphorie kann die Kernenergie mehr nicht sein) aufladen.
Hinzu kommen große Umweltschäden beim Abbau von Uran (Gott sei Dank ist mit dem World Uranium Hearing jetzt ein Forum für Betroffene geschaffen worden, die vorher totgeschwiegen wurden) und die nicht geklärte Enlagerproblematik.
Daher halte ich den Ausstieg im Fazit für gerechtfertigt. In Osteuropa besteht dringlichster Handlungsbedarf, zumindest bei den Anlagen des Typs RBMK 1000, 1500 und WWER 440/230. Auch Anlagen wie Saporoshje (6x WWER 1000, man stelle sich einen Großbrand vor), gehören zumindest wesentlich schärfer kontolliert bzw. abgeschaltet. Fromme Wünsche, die wohl nicht in Erfüllung gehen werden. In der Beziehung bekomme ich ein flaues Gefühl im Magen, die Bilder der Havarie und anschließenden Liquidation in Tschernobyl und die Geschichte der Betroffenen haben sich bei mir zu festgebrannt.
[An dieser Stelle: G. Medwedew: Verbrannte Seelen - lesen! - eine ideale Einstiegslektüre]
Eine sofortige Abschaltung der deutschen Anlagen wäre eine irrige Forderung, aber mit dem Auslaufen der Anlagen gemäß Regellaufzeit können die Energiefirmen gut leben, auch wenn es nach außen natürlich nicht so vertreten wird.
Gerade im Bezug auf immer knappere Kassen kann schon alleine aus Sicherheitsgründen aber kein anderer Kurs gefahren werden, die grundsätzlichen Sicherheitsprobleme wird (siehe Harrisburg) man nie lösen können. Konzepte wie der Kugelhaufenreaktor haben sich trotz angeblich inhärenter Sicherheit als wesentlich gefährdungsträchtiger im Vergleich mit Druck-/ Siedewasseranlagen herausgestellt.
Die Sicherheit deutscher Anlagen ist wie schon angeklungen nicht wirklich auf so extrem hohem Niveau wie es gerne vom Informationskreis Kernenergie dargestellt wird. Natürlich haben wir keinen Reaktor mit positivem Void- oder gar Srameffekt (wobei beide Faktoren s.o. kurz nach der Tschernobyl Havarie durch Nachrüstungen in den verbleibenden RBMK Anlagen stark reduziert wurden, bzw. durch Veränderungen der Steuerstäbe und Anhebung der betrieblichen Reaktivitätsreserve kein Scram-Effekt mehr zu befürchten steht; ungeachtet dessen sind RBMK und WWER 440/230 wahre Pulverfässer). Aber es ist schon frappierend wie gerne auf Temelin und Co abgelenkt wird. Mit steigender Laufzeit und wirtschaftlicher Krise nehmen die Probleme nun einmal zu, gerade in so hochkomplexen Gebilden, die wenn überhaupt erst in den allerletzten Jahren einen Minimalgewinn einfahren (müssen). Revsionszeiten sind in der Vergangenheit immer weiter reduziert worden - eine Fehlentwicklung.
Aufgrund des Debakels mit Siemens austenitischer Stahllegierung***** für den Reaktordruckbehälter sind längere Regellaufzeiten längst kein Thema mehr.
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*
Klaus Traube "Kernspaltung, Kernfusion, Sonnenenergie – Stadien eines Lernprozesses", der sich selbst in dieser Passage auf: RWI: Auswirkungen des EG-Binnenmarkts für Energie auf Verbraucher und Energiewirtschaft der Bundesrepublik. Essen, 1991, S.108, bezieht:
"[...] Die Kostensteigerungen fanden naturgemäß nicht nur in den USA statt. In der Bundesrepublik bestellte RWE 1969 das erste 1200MW Kernkraftwerk Biblis A zu einem Festpreis von 750 Millionen (Mio) DM; bei Inbetriebnahme 1975 hatte RWE insgesamt 850 Mio DM investiert. Das letzte der in Deutschland errichteten Kernkraftwerke, die vom gleichen Hersteller ebenfalls schlüsselfertig gelieferte Anlage Neckar 2 (1270MW,Baubeginn 1982, Inbetriebnahme 1989) kostete rd. 5 Milliarden DM. Unter Berücksichtigung der Inflation und der unterschiedlichen Leistung war Neckar 2 real gut drei mal so teuer wie Biblis A. Die Öffentlichkeitsarbeit der Atomwirtschaft ließ sich vo dieser Entwicklung nicht beirren: es blieb bei der eingeführten Formel vom "Kostenvorsprung des Atomstroms in der Grundlast" gegenüber dem Kohlestrom. Aber selbst das gewiß nicht atomfeindliche Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung ermittelte 1991 auf der Basis der Kosten der drei zuletzt in der Bundesrepublik errichteten Kernkraftwerke, daß neue Kraftwerke für Importkohle bzw. rheinische Braunkohle auch in der Grundlast Strom wesentlich (um 15% bzw.25%) kostengünstiger produzieren als neue Kernkraftwerke[...]"
**
Das die Uranresrven knapp sind, ist unbestritten, Natururan ist zwar in rauen Mengen vorhanden, kann so aber nicht genutzt werden, daher hier eine aktuelle Prognose:
"Anfang der 70er Jahre war für die Jahrtausendwende noch ein Bestand von ca. 2500 Kernkraftwerken vorgesehen, tatsächlich sind heute ca. 440 in Betrieb. Neubau und Stillegung alter Anlagen halten sich in etwa die Waage (Anm.: Bes. in Asien werden zurzeit neue Anlagen geplant, aber z.B. auch eine sehr gefährliche Variante des Kugelhaufenreaktors für Südafrika). Die verbleibenden KKWs können noch ca. 130 Jahre mit den bekannten Uranvorkommen versorgt werden, bei einem - allerdings äußerst unwahrscheinlichen Ausbau - würde jedoch bald ein Versorgungsengpass auftreten"
***
RWE Chef Timm hat bereits 1997 (!) (also vor dem Ausstieg) gegenüber der TAZ folgendes geäußert:
"Konkrete Pläne zum Bau eines neuen Kernkraftwerks gibt es aber weder in Deutschland noch in Frankreich, auch sonst nirgends außer in einigen asiatischen Ländern. Die offizielle Sprachregelung der deutschen Verbundunternehmen lautet, man wolle die Option für den Bau neuer als Ersatz für stillzulegende Kernkraftwerke offen halten. Aber die Chefs der großen Kernkraftbetreiber Preußenelektra und Hamburgische Elektrizitätswerke verkünden öffentlich, sie sähen für die Kernenergie in Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen keine Zukunft."
****
Aus einer Presseinformation der IPPNW:
"Bei Armaturen sowie Pumpen in den Not- und Nachkühlsystemen soll nach Angaben des Atomkraftwerks Grohnde nur noch der Zustand einzelner Komponenten überprüft werden. Die Ergebnisse werden dann auf die übrigen Komponenten übertragen ("Referenzmethode"). Hierbei sind aber "nur wahrscheinlichkeitsbehaftete Aussagen möglich", die eine "langjährige Erfahrung" erfordere, um die Messergebnisse "richtig interpretieren zu können"
*****
Auszug der IPPNW, der in der Darstellung des Problems anerkannt ist:
"Bei Montagearbeiten im Atomkraftwerk Brunsbüttel Anfang 1995 wurden Risse im Bereich der "Deckeldusche" des Druckbehälters gefunden. Bei einer vorausgegangenen High-Tech-Untersuchung waren die Risse übersehen worden. Das war nicht das erste Mal, daß in Brunsbüttel zahlreiche Risse gefunden wurden. Bereits 1982 mußten Rohrleitungen aufgrund von Rissen ausgetauscht werden. Bei einer Inspektion am 1. Oktober 1989 wurde ein 70 mm langer Riß in einer 40 cm starken Frischdampfleitung gefunden. Drei weitere Risse wurden in Kühlmittelleitungen entdeckt. Wiederum mußten 160 m Rohrleitungen ersetzt werden. Bei der Jahresrevision im August 1992 wurden in Brunsbüttel – wie sich das Kieler Energieministerium ausdrückte – "eher zufällig" sechzig Risse im Kühlkreislauf des Atomkraftwerks entdeckt. Ein Rohrbruch im Kühlsystem könnte im äußersten Fall zur Kernschmelze führen. In den Untersuchungen der folgenden Monate erhöhte sich die Zahl der gefundenen Risse auf rund 130. Die zentimeterlangen Risse hatten sich stellenweise bis zu 6,3 Millimeter durch eine nur 7,4 Millimeter dicken Rohrwand gefressen. In den achtziger Jahren waren die Rohre von der Firma "Aweco" überprüft worden – offenbar als Subauftragnehmer von Siemens. Zwei Mitarbeiter der inzwischen aufgelösten Firma erklärten 1992, ihre Anweisung lautete, "bei der Überprüfung von Schweißnähten nicht zu viele Fehler zu finden." (Anm.: Damit will ich hier keine "Alles Betrug" Stimmung verbreiten, aber es zeigt, dass menschliche Unzulänglichkeiten eben immer ein Problem darstellen, ich habe keine Möglichkeit den Wahrheitsgehalt der Aussage der Awecomitarbeiter zu verifizieren, vorstellbar ist es aber allemal). Außerdem seien Röntgenbilder von schadhaften Schweißnähten verschwunden. Viele Mitarbeiter der Firma seien im übrigen innerhalb von nur zwei bis drei Wochen angelernt worden. Pfusch und Mauscheleien in deutschen Atomkraftwerken sollen nach Angaben von Technikern mehrerer Firmen „an der Tagesordnung" gewesen sein.
Die Risse traten in sogenannten "austenitischen" Stählen auf. Dabei handelt es sich um eine Speziallegierung, die Siemens für besonders rißbeständig hielt."
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Gruß
Denis
"Nicht Möglich" im Zusammenhang mit dieser Technik sind nicht gerade klug. Es gab in den letzten Jahren wiederholt schwere Zwischenfälle hier in D oder in F (die wohl auf einem ähnlichen Sicherheitsniveau wie "wir" arbeiten), die nahe am Gau waren. Da es sich um einen technischen Prozess handelt, in dem Menschen beteiligt sind, ist es unmöglich Fehlerfreiheit zu garantieren. Trotzdem hast du wohl recht, die hiesigen AKWs sind wohl recht sicher.
hab ich da was falsch verstanden? Der Moderator ist da, um die Reaktion zu bremsen, ist der Moderator weg, findet die Reaktion ungehindert statt, wieso soll die Kettenraktion aufhören, nur weil das Wasser verdampft ist? Die Reaktion stoppt erst dann, wenn die kritische Masse unterschritten wird, und das kann man nur mit entfernen von Brennstäben erreichen. Wenn ich hier grob falsch liegen soll, dann klär mich bitte auf!
Ja, da liegst du leider grob falsch :-)
Nicht die Reaktion an sich wird durch den Moderator gebremst, sondern die Teilchen. Wenn es zu Spaltungen kommen soll und zwar so viele, dass sich die Reaktion am Leben erhält, müssen die Teilchen ausreichend langsam sein, denn sonst würden die ja einfach wegfliegen ohne zu spalten. Durch den Moderator werden sie abgebremst und fliegen dann langsamer durch die Gegend, die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Kontakt mit anderen Teilchen kommen erhöht sich. Merke: Ohne Moderator = keine Reaktion möglich
also erstens hab ich Kohlekraftwerke nicht als Alternative gepriesen (das war hier überhaupt nicht das Thema) aber bei den Abfällen über die Volumina zu argumentieren ist mir nun wirklich neu und erhlichgesagt kommt mir das auch reichlich doof vor. Nich das Volumen, sondern das Gefahrenpotential eines Abfallproduktes interessiert mich. Dir ist bekannt, das Pu einer der giftigsten Stoffe ist? Wenn du mit Pu in Kontakt kommst, wirst du wahrscheinlich nicht wegen der Radioaktivität umkommen sonder wohl eher vergiftet. Wo will man dieses Zeug nochmal endlagern? Ach ja richtig in alten Bergwerken. Hmm was macht man denn, wenn es dort wieder einen Wassereinbruch gibt? Naja ist halt das Grundwasser ein wenig verseucht. Wasserdichte Behälter, die für die nächsten 60-70000 Jahre dicht bleiben, kann man nicht herstellen. Hier sehe ich die Problematik der Kernenergie (ohne dass ich dir nun Alternativen nennen könnte, wenn ich das könnte wäre ich wohl ein reicher Mann ;)), man hat es mit Stoffen zu tun, die unsere Möglichkeiten überschreiten.
Das ist mir klar, nur wo ist sonst eine Alternative ? Im Vergleich der bisherigen KWs mit fossilen Brennstoffen ?
- Wind ? unrentabel
- Sonne das gleiche, bei uns sowieso
- Erdwärme und so ein Zeug ? ebenfalls, es könnte einfach nicht Strom in der benötigten Grössenordnung produziert werden. Und der Strombedarf steigt permanent weiter AN !
Wegen der Lagerung: Also, Grundwasser und Wasserrohrbruch kannst du schonmal vergessen. Sorry, aber du hast gerade so Klischees aufgetischt, die von Greenpeace den grünen und sonstwem auch ständig zu hören sind. Aber diese Leute präsentieren halt keine besseren Lösungen, meckern nur rum. Ich will das jetzt nicht alles hier erklären, kannst ja mal danach googlen dann wüsstest du wo das gelagert werden soll und inwieweit die infrage kommenden Orte da untersucht werden... da gibt es so schnell keinen Wassereinbruch !
Bevor es das Problem geben könnte, dass bei (kontrollierter ! nichtin die Wildnis werfen) Lagerung durch whatsoever das Zeug an die Oberfläche kommt, gibt es schon keine Menschen mehr, weil sie ihren Planeten mit CO2 und co. zerstört haben....
Das habe ich noch gar nicht weiter erläutert, habe es aber letztens mal auf Planet3DNow getan, also C&P, kann sein das ich ein paar Sachen am Ende meines letzten Beitrags geschrieben habe:
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Ich selbst halte ihn (Anm.: den Ausstieg) für sehr sinnvoll. Gerade die deutsche Atomlobby hat sich in der Vergangenheit nicht gerade koscher verhalten, was inzwischen ja selbst die GRS, die ja nicht gerade Anti KKW eingestellt ist, zugeben muß. Auch ein Herr Pflugbeil (den ich aus anderen Gründen ansonsten eher kritisiere).
Ich will nicht wieder in das Themengebiet osteuropäische KKWs abdriften, sondern diesmal ganz gezielt bei unseren Anlagen verweilen.
Wirtschaftlich ist hier längst nichts mehr. Das war es durchaus mal. Die Baukosten sind Mitte/ Ende der 70er aber explodiert*, die Auflagen für einen Neubau sind unter der Regierung Kohl (!) so hoch gelegt worden, dass im Prinzip (wenn wirklich ein Interesse bestünde, würde man sich sicherlich "etwas hinbiegen können") kein weltweit existierender Reaktortyp heute in Deutschland gebaut werden dürfte. Das ist die Realtität. Selbst der sich in Planung befindliche EPR würde deutsche Auflagen gem. Neubau höchstwahrscheinlich nicht erfüllen (dies hätte er in der Anfangszeit sogar getan, nur wurde die Konzeption des EPR immer mehr verweichlicht, so dass außer dem Kernfänger inzwischen eigentlich nichts Neues mehr integriert wäre).
Allein von diesem Standpunkt würde aller Wahrscheinlichkeit nach also kein neues KKW in Deutschland ans Netz gehen, auch wenn der Ausstieg nie beschlossen worden wäre.
Die Wirtschaftlichkeit ist ein anderes Problem (bzw. das Totschlagargument für die Energieversorger, für diese ist Kernenergie nämlich einfach nur ein Faß ohne Boden). Die laufenden Kosten übersteigen heute oftmals bei weitem die Baukosten, eine mittelfristig bevorstehende Uranknappheit** verschlimmert das ganze (ich rede nicht vom Natururan, dass in dieser Form ja nicht einsetzbar ist, sondern angereichert werden muß). Die Anlagen haben zudem einen sehr engen Regelungsbereich (Xenon Vergiftung etc.), bei Problemen gibt es gleich einen großen Ausfall im Lastverteiler.
Der Strombedarf in Deutschland wird auch in den nächsten Jahren übrigens nur wenig steigen, bzw. stagnieren.
Jahrlang wurde mit dem Argument der schnellen Brüter und somit einer besseren Uranausnutzung argumentiert. An diesem Punkt hat die deutsche bzw. europäische Atomlobby für mich ihr Gesicht verloren.
Der Gedanke war wirklich faszinierend einfach. Die schnellen Brüter erbrüten spaltbares Plutonium. Dies wird entnommen und zu MOX Brennelementen verarbeitet. Die Uranausnutzung verbessert sich um den Faktor 60.
Die forschenden Länder haben Unsummen (zig Milliarden) investiert. Obwohl ich dies schon in einem älteren Beitrag geschrieben habe, hier nochmal die Prognose des Kernforschungsinstitut Karlsruhe von 1965, hier wird festgehalten, dass:
"Brüter schon in den 70er Jahren kommerziell einsetzbar seien und die Leichtwasserreaktoren wieder verdrängen würden. Für das Jahr 2000 prognostizierte die Studie für die Bundesrepublik Brüterkraftwerke mit insgesamt 80.000MW elektrischer Leistung (während derzeit die Jahreshöchstlast im öffentlichen Stromnetz des früheren Bundesgebietes bei 60.000MW liegt!). Voraussetzung sei, daß ein mittelgroßer Demonstrationsbrüter – wie in Frankreich, Großbritannien und der Sowjetunion – unverzüglich auch in Deutschland errichtet werde. Die Baukosten dieses 300MW-Brüters wurden mit 310 Millionen DM veranschlagt, die Bauzeit mit 3 Jahren." (Anm.: wir stehen heute bei genau 0MW aus Brüteranlagen).
Gekostet hat Kalkar dann übrigens 7 Milliarden DM, Supherphenix 20 Milliarden, Monju 8,4 Milliarden
Im übrigen stellte sich heraus, dass die notwendigen Wiederaufbereitungsanlagen weitaus kostpieliger waren als angenommen. Das hatte man freundlicherweise übersehen. Ohne eine gut ausgebaute Wiederaufbereitungsinfrastruktur verliert sich der Vorteil und tendiert gegen Null. Zudem wird das Plutonium nur zu einem geringen Prozentsatz "beigemischt", wobei hier wieder ein enormes Gefährdungspotential vorliegt.
Demgegenüber stehen extreme Gefahren, immerhin muß mit hochreaktivem Flüssigmetall gekühlt werden. Ein Leck ist so immer mit Explosionsgefahr und Brand verbunden. Monju hatte gleich beim Anfahren einen entsprechenden Störfall, über Superphenix muß man, so denke ich, nicht viele Worte verlieren. 7% Auslastung bis 1996 sprechen eine eindeutige Sprache. Ein finanzielles Fiasko. In Rußland läuft der BN-600 in Bjelojarsk seit 1980, eine neue Anlage des Typs BN-800 ist geplant, reiner Wahnsinn.
Dieser Lobby kann mein Vertrauen nicht mehr gehören, wem das nicht reicht, den verweise ich auf die ZDF Reportage "Tödlicher Pakt" aus dem Jahr 2000, in der es um skandalöse Wiederaufbereitungsgeschäfte mit Rußland geht, nach dem Prinzp:
Aufbereitungsanlage aus Hanau (richtig, die sollte später dann nach China) nach Majak (dort geschah in den 50ern ein Unglück, dass in der Freisetzungsmenge über Tschernobyl lag), in den dort schon existierenden, maroden Anlagenkomplex => abgebrannte Brennelemente aus Deutschland werden dort zu MOX-Elementen aufbereitet und nach Deutschland transportiert. Der Abfall bleibt in Rußland und wird dort "fachgerecht" endgelagert.
Und das alles nur, weil (Zitat) "dort eine ausgeprägte Sicherheitskultur herrscht" - herzlichen Glückwunsch, da kann man wirklich sehr stolz sein.
Die deutschen Energieversorger haben -neben den zwei schon genannten Ausschlußkriterien für neue KKWs in Deutschland- auch gar kein Interesse an einer Rücknahme des Ausstiegs***. Klar wird der zum Grund genommen zu wettern was das Zeug hält. Wer lauter trommelt hat eben Recht. Aber der Zug ist in der Hinsicht schon längst in Richtung Osten abgefahren. Der Energiebedarf dort ist rückläufig, und Strom gegen harte Devisen zu exportieren ein gutes Geschäft.
Der russische Atomminster Adamov: "[...], dass der Strom zu einem Preis fließen kann, der hierzulande nicht üblich sei". Die großen Energiekonzerne sind schon längst Teilhaber auch hochgefährlicher RBMK 1000 Anlagen, wie z.B. in St.Petersburg (4 Blöcke, nach der Tschernobyl Havarie soweit nachgerüstet, dass zumindest der positive Void Effekt nur in seltenen Betriebszuständen und nicht mehr in der Höhe von 5 Beta auftreten kann und der Scram-Effekt nicht mehr existiert; dennoch schon aufgrund des riesigen Graphithaufens und der Komplexität einer Druckröhrensiedewasseranlage ein unkalkulierbares Risiko).
Es wird selbst erwogen, Strom aus Ignalina zu importieren (2x RBMK 1500, gravierende Mängel, Leistung elektrisch zurzeit auf ca. 1300MW begrenzt). Und obwohl die Abschaltung zumindest von Block 1 eigentlich in Kürze auf dem Programm steht (Problem: Litauen ist von dem KKW abhängig), sehe ich bei Errichtung einer entsprechenden Stromstraße ein Rechannaling (welches bei der Anlage sehr nötig ist, eine Charakteristik des RBMK Designs) schon auf uns zukommen. Damit würde die Laufzeit um etliche Jahre verlängert.
Preislich kann hier keine Anlage aus Deutschland konkurieren, auch wenn der Rotstift**** inzwischen auch hier angewendet wird und wir uns nicht davon freisprechen können, Problemanlagen im eigenen Land zu haben. Trifft besonders auf die Siedewasserreaktoren zu.
Aber auch hier eine einfache Lösung: Nicht hinschauen und ablenken...ja was nehmen wir denn da...genau, drüben in Tschechien steht doch Temelin und auch noch grenznah, welch eine wahnsinnige Gefährdung. Dabei stellt diese Anlage als von Westinghouse mit digitaler Leittechnik nachgerüsteter WWER 1000 kein wirklich größeres Risiko dar, als viele westeuropäische Anlagen. Der seltene 1000MW Turbosatz gibt Anlaß zu Bedenken, meiner Meinung nach aber nicht im nuklearen Bereich.
Seltsamerweise ist von Bohunice, hier besonders V1 mit zwei WWER 440/230, gar keine Rede mehr. Sollten längst abgeschaltet werden (Ersatzkapazität ist das KKW Mochovce, mit westlichen Finanzmitteln fertiggestellt), laufen aber weiter. Ist allerdings auch nicht so grenznah wie Temelin, betrifft also in erster Linie Menschen aus Tschechien.
Diese Befindlichkeiten kann ich persönlich nicht nachvollziehen.
Gut, ich denke man sieht, dass ich in der Beziehung keine allzu gute Meinung über die westeuropäische bzw. deutsche Atomlobby habe. Ich gebe zudem zu bedenken, dass Kernschmelzunfälle auch in westlichen Druck-/ Siedewasseranlangen geschehen können (die Nachzerfallswärme muß immer abgeführt werden). Mir liegt es fern hier Panikmache zu betreiben, aber Harrisburg hat dies eindeutig bewiesen, auch wenn es gerne als Idealfall für vorhandene Sicherheitsmaßnahmen herhalten muß (habe hier besonders den Informationskreis Kernenergie ins Herz geschlossen - die Bildbände haben aber immerhin einen Unterhaltungswert).
Zurück zu Harrisburg:
Der Unfall führte zu einem Baumoratorium für KKWs in den USA, seltsam wo doch alles so pefekt funkioniert hat (der Reaktor ist weiter im Monitoring Status, zumindest ein SuperGau in finanzieller Hinsicht). Zudem wird wieder einmal deutlich, dass menschliches Versagen nie auszuschließen ist und auch von der technischen Seite her nicht immer abgefangen wird (hier sei Biblis Block A im Dezember 1987 angemerkt, absolut Haarscharf an einer schweren Havarie vorbei). Grundsätzlicher Auslöser für die Havarie in Harrisburg war ein Zettel, der über der Kontrolleuchte für den Zustand der Sperrventile geklebt war.
Nur wenig, etwa 100 Grad fehlten damals und der Uranbrei hätte sich durch das Containment gefressen, bis zum Kontakt mit Grundwasser. Zudem sah man sich einer Situation gegenüber, die man nie in Überlegungen (=> Auslegungsstörfall) einbezogen hatte. Es hatte sich eine große Menge Wasserstoff gebildet (Reaktion der Zirkaloyummantellung der Brennstäbe unter hohen Temperaturen mit Wasser; Sauerstoff wird entzogen). Die Explosion einer großen Blase stellt eine enorme Gefahr für das Containment dar, in Harriburg explodierte zunächst eine kleinere Blase, das Containment hielt stand. Eine wesentlich größere Blase verschwand glücklichweise von selbst, bevor in tagelanger Arbeit Rekombinationsgeräte installiert werden konnten (die Zerstörung des Containments bzw. das Durchfressen der aktiven Zone, hätte eine Havarie in der Größenordnung von Tschernobyl verursacht, wenngleich durch den fehlenden Graphitbrand nicht ganz so weitläufig).
Dieses Problem ist weiterhin präsent, genauso wie es bei so hochkomplizierten Anlagen immer zu Problem kommen kann und wird, an die zum ersten mal gedacht wird, wenn sie geschehen.
Und das ist, so finde ich, dann eben doch eine große Hypothek, die wir uns für eine Übergangstechnik (nach dem Scheitern der Brüter Euphorie kann die Kernenergie mehr nicht sein) aufladen.
Hinzu kommen große Umweltschäden beim Abbau von Uran (Gott sei Dank ist mit dem World Uranium Hearing jetzt ein Forum für Betroffene geschaffen worden, die vorher totgeschwiegen wurden) und die nicht geklärte Enlagerproblematik.
Daher halte ich den Ausstieg im Fazit für gerechtfertigt. In Osteuropa besteht dringlichster Handlungsbedarf, zumindest bei den Anlagen des Typs RBMK 1000, 1500 und WWER 440/230. Auch Anlagen wie Saporoshje (6x WWER 1000, man stelle sich einen Großbrand vor), gehören zumindest wesentlich schärfer kontolliert bzw. abgeschaltet. Fromme Wünsche, die wohl nicht in Erfüllung gehen werden. In der Beziehung bekomme ich ein flaues Gefühl im Magen, die Bilder der Havarie und anschließenden Liquidation in Tschernobyl und die Geschichte der Betroffenen haben sich bei mir zu festgebrannt.
[An dieser Stelle: G. Medwedew: Verbrannte Seelen - lesen! - eine ideale Einstiegslektüre]
Eine sofortige Abschaltung der deutschen Anlagen wäre eine irrige Forderung, aber mit dem Auslaufen der Anlagen gemäß Regellaufzeit können die Energiefirmen gut leben, auch wenn es nach außen natürlich nicht so vertreten wird.
Gerade im Bezug auf immer knappere Kassen kann schon alleine aus Sicherheitsgründen aber kein anderer Kurs gefahren werden, die grundsätzlichen Sicherheitsprobleme wird (siehe Harrisburg) man nie lösen können. Konzepte wie der Kugelhaufenreaktor haben sich trotz angeblich inhärenter Sicherheit als wesentlich gefährdungsträchtiger im Vergleich mit Druck-/ Siedewasseranlagen herausgestellt.
Die Sicherheit deutscher Anlagen ist wie schon angeklungen nicht wirklich auf so extrem hohem Niveau wie es gerne vom Informationskreis Kernenergie dargestellt wird. Natürlich haben wir keinen Reaktor mit positivem Void- oder gar Srameffekt (wobei beide Faktoren s.o. kurz nach der Tschernobyl Havarie durch Nachrüstungen in den verbleibenden RBMK Anlagen stark reduziert wurden, bzw. durch Veränderungen der Steuerstäbe und Anhebung der betrieblichen Reaktivitätsreserve kein Scram-Effekt mehr zu befürchten steht; ungeachtet dessen sind RBMK und WWER 440/230 wahre Pulverfässer). Aber es ist schon frappierend wie gerne auf Temelin und Co abgelenkt wird. Mit steigender Laufzeit und wirtschaftlicher Krise nehmen die Probleme nun einmal zu, gerade in so hochkomplexen Gebilden, die wenn überhaupt erst in den allerletzten Jahren einen Minimalgewinn einfahren (müssen). Revsionszeiten sind in der Vergangenheit immer weiter reduziert worden - eine Fehlentwicklung.
Aufgrund des Debakels mit Siemens austenitischer Stahllegierung***** für den Reaktordruckbehälter sind längere Regellaufzeiten längst kein Thema mehr.
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Klaus Traube "Kernspaltung, Kernfusion, Sonnenenergie – Stadien eines Lernprozesses", der sich selbst in dieser Passage auf: RWI: Auswirkungen des EG-Binnenmarkts für Energie auf Verbraucher und Energiewirtschaft der Bundesrepublik. Essen, 1991, S.108, bezieht:
"[...] Die Kostensteigerungen fanden naturgemäß nicht nur in den USA statt. In der Bundesrepublik bestellte RWE 1969 das erste 1200MW Kernkraftwerk Biblis A zu einem Festpreis von 750 Millionen (Mio) DM; bei Inbetriebnahme 1975 hatte RWE insgesamt 850 Mio DM investiert. Das letzte der in Deutschland errichteten Kernkraftwerke, die vom gleichen Hersteller ebenfalls schlüsselfertig gelieferte Anlage Neckar 2 (1270MW,Baubeginn 1982, Inbetriebnahme 1989) kostete rd. 5 Milliarden DM. Unter Berücksichtigung der Inflation und der unterschiedlichen Leistung war Neckar 2 real gut drei mal so teuer wie Biblis A. Die Öffentlichkeitsarbeit der Atomwirtschaft ließ sich vo dieser Entwicklung nicht beirren: es blieb bei der eingeführten Formel vom "Kostenvorsprung des Atomstroms in der Grundlast" gegenüber dem Kohlestrom. Aber selbst das gewiß nicht atomfeindliche Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung ermittelte 1991 auf der Basis der Kosten der drei zuletzt in der Bundesrepublik errichteten Kernkraftwerke, daß neue Kraftwerke für Importkohle bzw. rheinische Braunkohle auch in der Grundlast Strom wesentlich (um 15% bzw.25%) kostengünstiger produzieren als neue Kernkraftwerke[...]"
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Das die Uranresrven knapp sind, ist unbestritten, Natururan ist zwar in rauen Mengen vorhanden, kann so aber nicht genutzt werden, daher hier eine aktuelle Prognose:
"Anfang der 70er Jahre war für die Jahrtausendwende noch ein Bestand von ca. 2500 Kernkraftwerken vorgesehen, tatsächlich sind heute ca. 440 in Betrieb. Neubau und Stillegung alter Anlagen halten sich in etwa die Waage (Anm.: Bes. in Asien werden zurzeit neue Anlagen geplant, aber z.B. auch eine sehr gefährliche Variante des Kugelhaufenreaktors für Südafrika). Die verbleibenden KKWs können noch ca. 130 Jahre mit den bekannten Uranvorkommen versorgt werden, bei einem - allerdings äußerst unwahrscheinlichen Ausbau - würde jedoch bald ein Versorgungsengpass auftreten"
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RWE Chef Timm hat bereits 1997 (!) (also vor dem Ausstieg) gegenüber der TAZ folgendes geäußert:
"Konkrete Pläne zum Bau eines neuen Kernkraftwerks gibt es aber weder in Deutschland noch in Frankreich, auch sonst nirgends außer in einigen asiatischen Ländern. Die offizielle Sprachregelung der deutschen Verbundunternehmen lautet, man wolle die Option für den Bau neuer als Ersatz für stillzulegende Kernkraftwerke offen halten. Aber die Chefs der großen Kernkraftbetreiber Preußenelektra und Hamburgische Elektrizitätswerke verkünden öffentlich, sie sähen für die Kernenergie in Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen keine Zukunft."
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Aus einer Presseinformation der IPPNW:
"Bei Armaturen sowie Pumpen in den Not- und Nachkühlsystemen soll nach Angaben des Atomkraftwerks Grohnde nur noch der Zustand einzelner Komponenten überprüft werden. Die Ergebnisse werden dann auf die übrigen Komponenten übertragen ("Referenzmethode"). Hierbei sind aber "nur wahrscheinlichkeitsbehaftete Aussagen möglich", die eine "langjährige Erfahrung" erfordere, um die Messergebnisse "richtig interpretieren zu können"
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Auszug der IPPNW, der in der Darstellung des Problems anerkannt ist:
"Bei Montagearbeiten im Atomkraftwerk Brunsbüttel Anfang 1995 wurden Risse im Bereich der "Deckeldusche" des Druckbehälters gefunden. Bei einer vorausgegangenen High-Tech-Untersuchung waren die Risse übersehen worden. Das war nicht das erste Mal, daß in Brunsbüttel zahlreiche Risse gefunden wurden. Bereits 1982 mußten Rohrleitungen aufgrund von Rissen ausgetauscht werden. Bei einer Inspektion am 1. Oktober 1989 wurde ein 70 mm langer Riß in einer 40 cm starken Frischdampfleitung gefunden. Drei weitere Risse wurden in Kühlmittelleitungen entdeckt. Wiederum mußten 160 m Rohrleitungen ersetzt werden. Bei der Jahresrevision im August 1992 wurden in Brunsbüttel – wie sich das Kieler Energieministerium ausdrückte – "eher zufällig" sechzig Risse im Kühlkreislauf des Atomkraftwerks entdeckt. Ein Rohrbruch im Kühlsystem könnte im äußersten Fall zur Kernschmelze führen. In den Untersuchungen der folgenden Monate erhöhte sich die Zahl der gefundenen Risse auf rund 130. Die zentimeterlangen Risse hatten sich stellenweise bis zu 6,3 Millimeter durch eine nur 7,4 Millimeter dicken Rohrwand gefressen. In den achtziger Jahren waren die Rohre von der Firma "Aweco" überprüft worden – offenbar als Subauftragnehmer von Siemens. Zwei Mitarbeiter der inzwischen aufgelösten Firma erklärten 1992, ihre Anweisung lautete, "bei der Überprüfung von Schweißnähten nicht zu viele Fehler zu finden." (Anm.: Damit will ich hier keine "Alles Betrug" Stimmung verbreiten, aber es zeigt, dass menschliche Unzulänglichkeiten eben immer ein Problem darstellen, ich habe keine Möglichkeit den Wahrheitsgehalt der Aussage der Awecomitarbeiter zu verifizieren, vorstellbar ist es aber allemal). Außerdem seien Röntgenbilder von schadhaften Schweißnähten verschwunden. Viele Mitarbeiter der Firma seien im übrigen innerhalb von nur zwei bis drei Wochen angelernt worden. Pfusch und Mauscheleien in deutschen Atomkraftwerken sollen nach Angaben von Technikern mehrerer Firmen „an der Tagesordnung" gewesen sein.
Die Risse traten in sogenannten "austenitischen" Stählen auf. Dabei handelt es sich um eine Speziallegierung, die Siemens für besonders rißbeständig hielt."
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Gruß
Denis
ganz kurz zu den Kosten: Das mag JETZT so sein. Wie man oft hört, fossile Brennstoffe werden in 30 jahren knapp, man könnte es vielleicht noch bis in 50-100 ahren aushalten. Aber man überlege sich den Preis und Aufwand dann ! Pipelines bauen, neue Ölfelder (sonstwo, Antarktis oder so..) erschliessen, das ist auch nicht billig. Dazu kommt die Umweltverschmutzung.
In dem einem Punkt gebe ich dir Recht, es müssen alle Analgen kontrolliert und durch unabhängige Stellen überprüft werden, im Osten sehe ich da Probleme....
Zu den Störfällen in Temelin: Wieder ein GP-Klischee: Was ist so schlimm daran ? Das heisst doch, dass die Sicherheitsmassnahmen funktioniert haben, oder ? Autofahrer haben auch keine 100%ige Wahrscheinlichkeit auf Fehlerfreiheit, der eine oder andere kleine Prozentsatz macht dann halt einen Fehler, sieht den bremsenden vor einem zu spät. Doch was ist dann ? Die Bremsen, ABS etc. funktionieren und schlimmeres wird verhindert. Damit findet sich jeder ab. Passiert ja halt ab und zu, dass man scharf bremsen muss.
MaiKi
2004-10-28, 16:41:00
wenn man richtig in natürliche energiequellen investieren würde, könnte man sicherlich auch nur mit natürlicher energie den bedarf decken... aber es lohnt sich eben nicht!
ich bin eigentlich fuer kernkraftwerke...
wie viel tonnen radioaktiven abfall abfall produziert so ein kernkraftwerk eigentlich im jahr?
wenn man richtig in natürliche energiequellen investieren würde, könnte man sicherlich auch nur mit natürlicher energie den bedarf decken... aber es lohnt sich eben nicht!
Klar,nur wo willste das Geld hernehmen halbe DE mit Windmühlen zu pflastern etc. ? Vom Lohnen mal keine Rede....
Sailor Moon
2004-10-28, 17:07:28
ganz kurz zu den Kosten: Das mag JETZT so sein. Wie man oft hört, fossile Brennstoffe werden in 30 jahren knapp, man könnte es vielleicht noch bis in 50-100 ahren aushalten. Aber man überlege sich den Preis und Aufwand dann ! Pipelines bauen, neue Ölfelder (sonstwo, Antarktis oder so..) erschliessen, das ist auch nicht billig. Dazu kommt die Umweltverschmutzung.
Die Kosten ändern sich nicht. Und in dem genannten Zeitraum werden auch unsere Uranvorräte knapp. Einzig ein massivster (!) Einsatz schneller Brüter (was gleichzeitig zu enormen Überkapazitäten führt, in DE ist der Energieverbrauch seit Jahren rückläufig bzw. als maximal stagnierend prognostiziert) + Aufbereitungsinfrastruktur (das erbrütete Plutonium -wieder so eine Sache, die ich nicht befürworten kann- kann ja nur zu einem geringen %-Satz beigemengt werden), würde helfen. Bei einem unüberschauberen Risiko + gar nicht in Zahlen zu fassenden Kosten. Ich habe keine Patenlösung, aber Kernenergie ist als reine Übergangstechnologie eben keine Lösung:
1. Sicherheitstechnische Seite: Kernschmelzunfälle sind immer möglich und können zu den gleichen Emissionsfreisetzungen wie Tschernobyl führen (siehe voriges Posting bezgl. Zirkaloy-Reaktion, Wasserstoff, Abführung der Nachzerfallswärme auch bei Stromsausfall; Zerstörung des Containments) und zu enormen Schäden an Mensch und Volkswirtschaft; schnelle Brüter sind indess ungleich risikoreicher (ebenfalls s.o).
2. Uran ist eine begrenzte Ressource, der Abbau extrem (!) umweltschädlich (s.o + "World Uranium Hearing"); wird weltweit jetzt verstärkt auf Kernenergie gesetzt, wird das Ende schneller als erwartet erfolgen; insbesondere Afrika zeigt großes Interesse an einer gefährlicheren Variante des Kugelhaufenreaktors.
3. Das bisherige Verhalten der Lobby ist unerträglich, erst werden zig Milliarden in die Fehlentwicklung schneller Brüter gesteckt, dann wird das EPR Konzept verwässert, der Kugelhaufenreaktor als inhärent sicher (in der Realität stellte sich das genaue Gegenteil heraus, risikoreicher als Druckwasseranlagen) dargestellt und dubiose Geschäfte mit Rußland verhandelt bzw. zum Abschluß gebracht. Na klar werden da Finanzhilfen für Mochovce gegeben (WWER 440/213), dass Bohunice (V1 besteht aus zwei WWER 440/230) nicht wie versprochen abgeschaltet wird? Wen stört das? Bevor es auffällt schnell gegen Temelin wettern.
4. Die genannten Kosten
5. Der Vorbildcharakter: Man kann einerseits nicht fordern in Osteuropa Altanlagen abzuschalten und selber in vollem Unfang so weitermachen; denn die Grundrisiken bleiben gleich, da beißt die Maus keinen Faden ab, auch wenn ein RBMK kein "gutmütiger" Druckwasserreaktor ist.
6. Wie schon erwähnt möchte ich keine Wiedergeburt der schnellen Brüter (naja, waren ja nie wirklich da, aber immerhin).
7. Andrej Iwanowitsch Worobjew (sowjetischer Gelehrter und Mitglied der Akademie der Medizinischen Wissenschaften der UdSSR) im Mai 1987:
"Können Sie sich vorstellen, wie unser Planet aussähe, wenn die Kernkraftwerke mit konventionellen Waffen, also ohne atomare Sprengköpfe, bombardiert würden? Kein zivilisierter Mensch kann den Gedanken an eine derartige Verstümmelung der Menschheit ertragen. Nach einer solchen Havarie muss unsere mittelalterliche Denkweise ein Ende haben [...] Von daher müssen wir unser Denken, unsere Einstellung radikal erneuern, jeder von uns, ob wir nun Arbeiter oder Wissenschaftler sind. Schließlich gibt es keine zufälligen Havarien. Das heißt, das nukleare Zeitalter fordert die gleiche Genauigkeit wie die Berechnung der Raketenbahnen. Das nukleare Zeitalter kann nicht nur auf einem Gebiet nuklear sein. Es ist von großer Wichtigkeit, einzusehen, dass die Menschen heute über Chromosomen genausogut Bescheid wissen müssen wie über Viertaktmotoren [...]"
Will aber keine Meinung aufzwingen, nein wirklich nicht ;-). Also nichts für ungut.
Ich habe wie gesagt keine Patentlösung, aber wichtig ist es, die Finanzmittel in die richtige Richtung zukunftsrächtig zu investieren (wie viel ist schon verschwendet worden, NRW wird z.B. noch lange am THTR in Hamm zu knabbern haben - von Kalkar erst gar nicht sprechen), Kernenergie ist das für mich aufgrund obiger Gründe nicht (und für die Energieversorger auch nicht).
Gruß
Denis
MaiKi
2004-10-28, 17:51:47
man könnte damit anfangen jedes neues haus als selbstversoger zu bauen...
ka wie das heißt!
aber es gibt mittlerweile ja die möglichkeiten das ein haus eigentlich vollkommen von alleine sich "versorgt" und keine energie von außerhalb benötigt....
die alten umzurüsten lohnt sicher wiede rnciht aber alle neuen so auszustatten wäre mal eing uter ansatz um energie zu sparen?
mrdigital
2004-10-28, 21:02:30
Danke Janerik für die Moderatorenaufklärung (und sowas von einem Moderator X-D)!
Nichts desto trotz sehe ich immer noch ein Endlagerungsproblem, auch wenn du das als GP Argument ansiehst, ich sehe einfach ein Problem in der enorm langen Zeit, die ist für uns technisch nicht wirklich beherrschbar. Die hiesigen Salzstöcke mögen da sicher noch zu den ruhigeren Lagerstätten gehören, aber in den USA wird beispielsweise ein Stollen in den Rockys gegraben, der in einem geologisch nicht so ruhigen Gebiet liegt, aber dennoch als "sicheres" Endlager verwendet werden soll. An der Kernenergie scheiden sich nunmal die Geister. Ich bin kein strikter Gegner dieser Technologie aber ohne dass man die Probleme der Endlagerung zufriedenstellend gelöst hat kann ich diese Technologie nicht gutheissen. Zumal unsere Uranvorräte sich auch in absehbarer Zeit, ebenso wie die fossilen Brennstoffe, erschöpft haben werden.
Links zum Thema:
http://de.wikipedia.org/wiki/Radioaktivit%C3%A4t
und auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernreaktor
und zum Thema Moderator
http://de.wikipedia.org/wiki/Moderator_%28Reaktortechnik%29
RaumKraehe
2004-10-28, 21:23:12
Es ist echt beängstigend. Wieso findet ihr so schnell Ergebnisse? KIch habe wohl einfach die falschn Suchwörter eingegeben.
danke Leute, ich geb euch nen Bier aus. Aber ironMonkey bekommt keins mehr, der hat schon genug.
Es ist eher merkwürdig das du nichts findest. Bei den Suchmaschinen und Meta-Suchmaschinen mit denen das Netz überschwemmt ist.
Und ich sag nur Google.com .. allerdings solltest du dich vieleicht mal mit "argumenten" befassen die deiner Suche helfen könnten. Z.b. "+" für "und", "-" für "nicht". Ich hab in letzter Zeit sogar mehrfach die Erfahrung gemacht das es vollkommen ausreicht die komplette Frage in das niedliche Eingabefeld Goggels zu schreiben. Also in deinem Fall: "Gefahren der Atomkraft" und ich wette das du dich vor Links nicht retten kannst.
Sorry für OT.
Aquaschaf
2004-10-29, 01:55:00
Zumal unsere Uranvorräte sich auch in absehbarer Zeit, ebenso wie die fossilen Brennstoffe, erschöpft haben werden.
Selbst bei steigendem Bedarf sollten die Vorräte soweit ich mich erinnere noch für ein
paar hundert Jahre reichen. Auf jeden Fall viel länger als alle fossilen Brennstoffe.
Trotzdem, ich kann mich mit Atomstrom nicht so recht anfreunden. Nur
wurden da die Weichen in der Vergangenheit irgendwie schon gestellt. Es
wurde sehr viel Geld in die Entwicklung von Atomkraftwerken gesteckt, in
(regenerative) Alternativen erst in jüngster Vergangenheit. Ich glaube,
dass man in absehbarer Zeit rentable Alternativen auf Basis regenerativer
Energiequellen entwickeln kann.
Momentan mag Atomenergie unverzichtbar sein und regenerative Energien
unrentabel. Aber wie viele Milliarden (oder gar Billionen?) wurden denn in
atomare Energiequellen investiert, bis sich das rentiert hat? Wenn man neue
Technologien aus Gründen von Wirtschaftlichkeit und Rentabilität nicht weiter
verfolgt, dann kommt man nie weiter.
(Bloß meine persönliche Meinung; die durchaus auf falschen Annahmen beruhen kann ;))
Sailor Moon
2004-10-29, 07:03:01
Selbst bei steigendem Bedarf sollten die Vorräte soweit ich mich erinnere noch für ein
Da zitiere ich doch mal mein eigenes Posting *g* (OK, sie sind einfach zu lang): "Anfang der 70er Jahre war für die Jahrtausendwende noch ein Bestand von ca. 2500 Kernkraftwerken vorgesehen, tatsächlich sind heute ca. 440 in Betrieb. Neubau und Stillegung alter Anlagen halten sich in etwa die Waage (Anm.: Bes. in Asien werden zurzeit neue Anlagen geplant, aber z.B. auch eine sehr gefährliche Variante des Kugelhaufenreaktors für Südafrika). Die verbleibenden KKWs können noch ca. 130 Jahre mit den bekannten Uranvorkommen versorgt werden, bei einem - allerdings äußerst unwahrscheinlichen Ausbau - würde jedoch bald ein Versorgungsengpass auftreten"
Aber wie viele Milliarden (oder gar Billionen?) wurden denn in
Wenn du dir jetzt noch vor Augen hältst wieviel Geld in schnelle Brüter vergeudet wurde, obwohl längst klar war, dass das "nichts mehr wird", wird dir schlecht werden; auch in die Fusionsfoschung ist schon viel fehlinvestiert worden, siehe Posting #71 hier: http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=148491&page=4&highlight=ITER
Gruß
Denis
sorry OT @Sailor Moon
cooler Avatar !! :biggrin: der gute alte Herr Rat !! ;D jeden Freitag auf 21:30 im Bayrischen Fernsehen :D
nochmals sorry wegen OT, aber ich konnte mich nicht mehr halten ! :biggrin:
Schönes Wochenende,
Rainer
Sailor Moon
2004-10-29, 15:05:26
cooler Avatar !! der gute alte Herr Rat !! jeden Freitag auf 21:30 im Bayrischen Fernsehen
So ist es - Pflichtsendung :-)
Gruß
Denis
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