Cyphermaster
2005-03-31, 16:27:43
Nachdem man allerseits ja derzeit immer mehr Leute sieht/liest, die unbedingt einen TFT brauchen, dachte ich mir, ich geb mal meine "2 cents" dazu ab; zumal ich mir meinen Kauf nicht leicht gemacht hab - kein "ich geh mal schnell nen TFT holen..."
CRT oder TFT - das war hier die Frage
*******************************
Die Urfrage schlechthin. Ich habe durchgängig sehr gute Erfahrungen mit meinen bisherigen Monitoren gemacht, die von VideoSeven (V7), Miro, Siemens und iiyama stammten; grade weil ich ein Fan sauberer Farben bin, was man oft bei billigen Modellen a la Belinea nicht einmal einstellen kann - vom bekommen nicht zu reden. Mir fiel grade wegen der bekannten Nachteile der TFTs (evtl. Schlieren, Farblimitation, Farbtreue, Geometrie) die Entscheidung absolut nicht leicht. Da ich aber die nächsten Jahre beruflich tendenziell öfter mal woanders wohnen werde und kein Freund unnötig riesiger Wohnungen bin, gaben das um grob geschätzte etwa 66% geringere Gewicht, zusammen mit der Energieersparnis, der geringeren Strahlung, der echten 17"-Bilddiagonale (contra den ~18" der 19"-CRTs) und den immer positiver werdenden Testberichten den Ausschlag pro TFT.
Vorbereitungen
**************
Grade bezüglich der Pixelfehler-Diskussionen habe ich mich entschieden, meinen TFT nach Besichtigung zu kaufen und nicht "out-of-the-box" zu ordern. Denn ich hatte keine Lust, mich bei eventuell wirklich störenden Fehlern x-fach per FAG zu Lasten des Händlers mit neuen TFTs versorgen zu lassen (sowas treibt die Preise indirekt nach oben und ist unfair dem Händler gegenüber!). Also erst einmal alle Läden im Umfeld abgeklappert wg. Vor-Ort-Testmöglichkeit, Preise gecheckt, und bei Prad.de Infos und Testprogramme gesaugt.
Dabei sei ein dickes Lob an den Einzelhandel ausgesprochen! In JEDEM Laden war eine Überprüfung möglich, nur ein einziges Mal war dazu ein kurzes Nörgeln notwendig.
Die Kontrahenten
***************
Schlußendlich durften folgende 17"-TFTs aus der Riege der "günstigen" Modelle (Liste nach Verfügbarkeit, nicht nach Marken-Vorliebe!) um meine Gunst buhlen, bei vielen habe ich sogar mehrere identische Monitore testen können:
Acer 1721
Belinea 101710
Belinea 101735
BenQ FP71
BenQ 767-12
Fujitsu-Siemens C17-7
Fujitsu-Siemens C17-8
Fujitsu-Siemens S17-1
Fujitsu-Siemens T17-1
Hyundai L70
Iiyama 435
LG 1710
LG 1715
LG 1720
Medion 17"
Philips 170C5
Samsung 701
Samsung 710
Sony HS74
Sony HS75
Videoseven L17
Grundsätzliche Randbedingungen
**************************
Da das hier kein Roman werden soll und viele Dinge vom persönlichen Geschmack abhängen, werde ich nicht zu sehr ins Detail gehen (wer will, kann natürlich fragen) und mich zu einigen Dingen gar nicht erst explizit äußern:
- Preis (eh immer unterschiedlich)
- Design (reine Geschmackssache)
- Lautsprecher (daß die Piepserchen am Monitor bestenfalls für's Büro taugen, muß man imo nicht extra breittreten)
- Netzteil extern/intern (reine Geschmackssache, Kabelsalat ist so und so da)
- USB/Firewire-Anschlüsse (hat man eh am PC, das bringt nur minimalst Komfort)
- technische Grunddaten (kann man schneller und leichter über die Prad.de-Datenbank machen)
- Pixelfehler (Statistische Werte kann man bei so wenig Geräten nicht erheben)
Alle getesteten TFTs haben eine nominelle Reaktionszeit von <16ms, sind also "spieletauglich", die Bildqualität wurde anhand des analogen Eingangs beurteilt, als Quelle diente ein direkt angeschlossener PC (kein Verteiler o.ä.). Die Beurteilungen sind rein subjektive Eindrücke und sind teils unter Zuhilfenahme von Testprogrammen für objektive Meßwerte entstanden.
_________________________________________________
Also - auf zum TFT-Fünfkampf!
1.Disziplin: Helligkeit/Kontrast
**************************
Gleich aus den Startblöcken heraus schwächelt absolut überraschend der Marken-TFT von iiyama: Man kann die coole Sonnenbrille aufgesetzt lassen, so grell scheint die Hintergrundbeleuchtung einem entgegen! Die Kontraste sind zwar ganz erträglich, Reduzierungsversuche bei der Helligkeit enden aber damit, daß die Kontraste enttäuschend stark in die Knie gehen und ins "matschige" tendieren. Da sieht auch eine Original-DVD schnell mal ein wenig nach einer aus dem Kino abgefilmten China-Raubkopie aus... Die teils billigere Konkurrenz von Acer, LG, Philips und V7 sieht da wesenlich klarer und intensiver aus! Leider offenbaren sich je nach einzelnem Gerät bei dieser Gruppe und dem Mittelfeld Fertigungs-Abweichungen bei der Ausleuchtung. Aus der Spitzengruppe (die sich aber überwiegend durch sauberere Einstellbarkeit als durch bessere Werte absetzen kann) von Sony, Hyundai und Samsung liegen die Sony-Modelle minimalst voraus - evtl. der teuren X-Black Zusatzbeschichtung dieser Panels geschuldet.
2.Disziplin: Farbtreue
******************
Kaum ist man auf der ersten Geraden, zeigt sich, wer nun was unter der Haube hat. Der iiyama geht aufgrund seiner überzogenen Helligkeit zwar leicht gehandicapt, weil mit folgerichtig schlechtem (= zu hellem, eher ins Grau tendierende) Schwarz ins Rennen; dafür stimmt aber die Abstufung der Farben wenigstens untereinander sehr gut. Hier zeigen praktisch alle Kontrahenten leichte Schwächen bei der Abstimmung dunkler Farben; lediglich Sony, Hyundai und Samsung sehen sehr gut aus; die Siemens-Modelle bieten seltsamerweise starke Abweichungen von Gerät zu Gerät, weswegen sie aus der Top-Gruppe fallen (evtl. auch ein "Montagspanel" erwischt). Im großen und ganzen ist das auch nicht tragisch; nur wer vorwiegend düstere Bilder darstellen will (= Doom³-Spieler o.ä.), bemerkt das als deutlichen Nachteil. Beide BenQ-Typen aber fliegen hier komplett punktelos aus der Wertung und der Kurve, weil sämtliche getesteten Geräte allersamt entweder einen Rot- oder einen Cyanstich hatten, der sich durch Justierung zwar mindern, aber nicht völlig beseitigen ließ. Das mag zwar einem Spieler mit klicki-bunti-doofi-knalli-Farben in Manga-Games nicht so auffallen, aber jeder mit etwas mehr Anspruch läßt da definitiv die Finger weg, insbesondere bei einem vergleichenden Blick auf die dank X-Black knapp vorn liegenden Sony-Modelle!
3.Disziplin: Reaktionszeit
*********************
Der für Gamer unentbehrliche SchlierMark(TM) als Zwischenspurt auf der Gegengerade endet erwartungsgemäß: iiyama ist hier weit vorne! Obwohl ebenfalls extrem rasant, kommt hier laut Meßwert kaum ein "8ms"-Panel ran. Der gesamte Rest ist dicht beeinander, wenn auch nur selten wirklich dem Datenblatt gemäß. Sieht mir verdächtig danach aus, als wären bei vielen schnelleren Modellen einfach nur die "16ms"-Panels elektrisch etwas aufgepeppt worden, als daß viel neue Technik eingesetzt worden wäre. Für das Auge eines Durchschnittsspielers sind die Panels allesamt sehr schlieren-arm (wenn man sie quält, schlieren sie allesamt etwas, normalerweise ist aber schon bei 16ms-Panels im Alltag kaum größeres Schlieren zu erkennen).
4.Disziplin: Interpolation
*********************
Die letzte langgezogene Kurve wird nun vielen angetretenen TFTs zum absoluten Verhängnis. Mit dem Nokia Monitortest flugs und simpel einmal die native 1280x1024 und die (noch) Spiele-gängige 1024x768-Auflösung eingestellt und Lesbarkeit, Moire usw. überprüft. Das Ergebnis ist vernichtend: Fast alle der günstigen Modelle "interpolieren" so schlecht, daß es einem die Fußnägel in Spiralen aufrollt!! Die BenQ 767-12 schießen dabei den Vogel ab, alle drei getesteten TFTs bringen in 1024x768 sieben senkrechte, etwa 2cm breite "Unschärfe-Streifen", in denen die Test-Schrift kaum noch lesbar ist. Nicht viel anders ergeht es LG, Philips und Belinea, wobei diese mir nicht ganz so dramatisch vorkamen. Besonders frappant: Medion. Dieser TFT zeigt zwar bei 1024x768 ein schön sauberes Bild - aber dafür findet man im unüblichen Gegentest in seiner "nativen" Auflösung 1280x1024 viele, dünnere Unschärfestreifen. Hier riecht es schon ein wenig danach, als wäre dieser TFT eindeutig auf eine Klientel zugeschnitten, die hauptsächlich billige PC-Bundles mit tendenziell nicht so hochgezüchteten Grafikkarten besitzt und aufgrund vorwiegend Spiele-Nutzung die 1280x1024 gar nicht so oft ausnutzt.
Die leicht teurere Riege der Sony, Hyundai, Samsung, iiyama und Siemens-Modelle gibt sich hier allenfalls geringe Blößen, man ist geneigt, ein "vorbildlich" zu vergeben. Acer kann hier deutlich aufschließen.
5.Disziplin: Einstellbarkeit
*********************
Im Endspurt geht einem der eigentlichen Favoriten ein wenig der Dampf aus: Hyundai spart beim OSD schon arg und erlaubt keine Voreinstellung der Farbtemperatur nach Kelvin am Gerät, sondern läßt einem nur die etwas magere Wahl zwischen "bluish", "reddish" und "user" - wobei durch die guten Allround-Voreinstellungen auf "user" eigentlich nichts an Rumgefummel nötig ist. Samsung und Sony bieten hier neben breiteren Optionen auch noch zusätzlich eine Gamma-Justierung, wie auch einige Mitbewerber. Man muß leider zugestehen, daß die Optionen bei V7, Philips und Belinea zwar vorhanden sind, aber hier eindeutig am ungleichmäßigsten und langwierigsten zu justieren sind. Acer bietet hier ebenfalls überraschend viel für's Geld.
Extrem negativ fällt aber bei manchem Panel auf, daß es keine Winkelverstellung hat! Man sollte sich unbedingt vor dem Kauf dieses Detail zusichern lassen bzw. per Datenblatt überprüfen, denn ansonsten muß man sich gleich einen VESA-Schwenkarm dazukaufen, weil man sonst mit Büchern o.ä. das TFT-Display erst auf Augenhöhe bringen, oder mit Bildeinbußen durch den nicht optimalen Betrachtungswinkel leben muß.
ZIELLINE / FAZIT
_______________________________________
Für mich haben vor allem die Samsung-Modelle, zusammen mit den Hyundai-TFTs (beide nutzen identische Grund-Panels, daher auch ähnliche Performance) beeindruckt. Die Sonys bringen da zwar noch einen Tick angenehmere Bilder, aber sie lassen sich das durch einen kräftigen Preisaufschlag vergolden. Für mich fiel schlußendlich die Wahl auf einen Hyundai L70N, der als Auslaufbestand (waren grade noch 2 Stück da) nochmal günstiger als ein Samsung 701 oder 710 war. Die ~5 Euro an Spritgeld für die Fahrten zu den Händlern, der zum Internet-Laden leicht erhöhte Preis und die investierte Test-Zeit betrachte ich -grade wegen den mehrfach festgestellten Überraschungen- im Vergleich zu >20 Euro für eine oft reine Placebo-"Pixelfehlerüberprüfung" mancher Online-Shops und deren fehlende Möglichkeit, sich die Farbdarstellung bzw. Interpolation anzusehen, als absolut lohnenswert investiert. Als generelles Resultat meiner Odyssee durch die TFT-Wälder könnte also stehen: "Geschwindigkeit ist nicht Alles!"
Wer sich einen TFT kaufen will und mehr als nur minimalste Ansprüche hat, der ist imho gut beraten, sich selbst von der Ware zu überzeugen - bei mir jedenfalls waren die Händler absolut entgegenkommend und geduldig, was eine Vor-Ort-Prüfung betraf. Das beruht aber auch auf Gegenseitigkeit, man sollte sich z.B. wirklich überlegen, ob man nicht evtl. weit am Rand liegende, unauffällige (Sub-)Pixelfehler beim Traum-TFT zum Schleuderpreis im Zweifel doch akzeptiert; schließlich kauft man wenn, dann bewußt die günstigere Pixelfehlerklasse II. Manchmal wird solches Entgegenkommen von Einzelhändlern offenbar sogar mit ein paar Euro "Barzahlerrabatt" oder Ähnlichem auf Kulanz honoriert.
[P.S.: Sollten noch Detail-Fragen auftauchen, immer her damit. Bis dahin hoffe ich, daß meine Einzelmeinung vielleicht dem ein oder anderen Interessierten beim TFT-Kauf hilft.]
CRT oder TFT - das war hier die Frage
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Die Urfrage schlechthin. Ich habe durchgängig sehr gute Erfahrungen mit meinen bisherigen Monitoren gemacht, die von VideoSeven (V7), Miro, Siemens und iiyama stammten; grade weil ich ein Fan sauberer Farben bin, was man oft bei billigen Modellen a la Belinea nicht einmal einstellen kann - vom bekommen nicht zu reden. Mir fiel grade wegen der bekannten Nachteile der TFTs (evtl. Schlieren, Farblimitation, Farbtreue, Geometrie) die Entscheidung absolut nicht leicht. Da ich aber die nächsten Jahre beruflich tendenziell öfter mal woanders wohnen werde und kein Freund unnötig riesiger Wohnungen bin, gaben das um grob geschätzte etwa 66% geringere Gewicht, zusammen mit der Energieersparnis, der geringeren Strahlung, der echten 17"-Bilddiagonale (contra den ~18" der 19"-CRTs) und den immer positiver werdenden Testberichten den Ausschlag pro TFT.
Vorbereitungen
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Grade bezüglich der Pixelfehler-Diskussionen habe ich mich entschieden, meinen TFT nach Besichtigung zu kaufen und nicht "out-of-the-box" zu ordern. Denn ich hatte keine Lust, mich bei eventuell wirklich störenden Fehlern x-fach per FAG zu Lasten des Händlers mit neuen TFTs versorgen zu lassen (sowas treibt die Preise indirekt nach oben und ist unfair dem Händler gegenüber!). Also erst einmal alle Läden im Umfeld abgeklappert wg. Vor-Ort-Testmöglichkeit, Preise gecheckt, und bei Prad.de Infos und Testprogramme gesaugt.
Dabei sei ein dickes Lob an den Einzelhandel ausgesprochen! In JEDEM Laden war eine Überprüfung möglich, nur ein einziges Mal war dazu ein kurzes Nörgeln notwendig.
Die Kontrahenten
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Schlußendlich durften folgende 17"-TFTs aus der Riege der "günstigen" Modelle (Liste nach Verfügbarkeit, nicht nach Marken-Vorliebe!) um meine Gunst buhlen, bei vielen habe ich sogar mehrere identische Monitore testen können:
Acer 1721
Belinea 101710
Belinea 101735
BenQ FP71
BenQ 767-12
Fujitsu-Siemens C17-7
Fujitsu-Siemens C17-8
Fujitsu-Siemens S17-1
Fujitsu-Siemens T17-1
Hyundai L70
Iiyama 435
LG 1710
LG 1715
LG 1720
Medion 17"
Philips 170C5
Samsung 701
Samsung 710
Sony HS74
Sony HS75
Videoseven L17
Grundsätzliche Randbedingungen
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Da das hier kein Roman werden soll und viele Dinge vom persönlichen Geschmack abhängen, werde ich nicht zu sehr ins Detail gehen (wer will, kann natürlich fragen) und mich zu einigen Dingen gar nicht erst explizit äußern:
- Preis (eh immer unterschiedlich)
- Design (reine Geschmackssache)
- Lautsprecher (daß die Piepserchen am Monitor bestenfalls für's Büro taugen, muß man imo nicht extra breittreten)
- Netzteil extern/intern (reine Geschmackssache, Kabelsalat ist so und so da)
- USB/Firewire-Anschlüsse (hat man eh am PC, das bringt nur minimalst Komfort)
- technische Grunddaten (kann man schneller und leichter über die Prad.de-Datenbank machen)
- Pixelfehler (Statistische Werte kann man bei so wenig Geräten nicht erheben)
Alle getesteten TFTs haben eine nominelle Reaktionszeit von <16ms, sind also "spieletauglich", die Bildqualität wurde anhand des analogen Eingangs beurteilt, als Quelle diente ein direkt angeschlossener PC (kein Verteiler o.ä.). Die Beurteilungen sind rein subjektive Eindrücke und sind teils unter Zuhilfenahme von Testprogrammen für objektive Meßwerte entstanden.
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Also - auf zum TFT-Fünfkampf!
1.Disziplin: Helligkeit/Kontrast
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Gleich aus den Startblöcken heraus schwächelt absolut überraschend der Marken-TFT von iiyama: Man kann die coole Sonnenbrille aufgesetzt lassen, so grell scheint die Hintergrundbeleuchtung einem entgegen! Die Kontraste sind zwar ganz erträglich, Reduzierungsversuche bei der Helligkeit enden aber damit, daß die Kontraste enttäuschend stark in die Knie gehen und ins "matschige" tendieren. Da sieht auch eine Original-DVD schnell mal ein wenig nach einer aus dem Kino abgefilmten China-Raubkopie aus... Die teils billigere Konkurrenz von Acer, LG, Philips und V7 sieht da wesenlich klarer und intensiver aus! Leider offenbaren sich je nach einzelnem Gerät bei dieser Gruppe und dem Mittelfeld Fertigungs-Abweichungen bei der Ausleuchtung. Aus der Spitzengruppe (die sich aber überwiegend durch sauberere Einstellbarkeit als durch bessere Werte absetzen kann) von Sony, Hyundai und Samsung liegen die Sony-Modelle minimalst voraus - evtl. der teuren X-Black Zusatzbeschichtung dieser Panels geschuldet.
2.Disziplin: Farbtreue
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Kaum ist man auf der ersten Geraden, zeigt sich, wer nun was unter der Haube hat. Der iiyama geht aufgrund seiner überzogenen Helligkeit zwar leicht gehandicapt, weil mit folgerichtig schlechtem (= zu hellem, eher ins Grau tendierende) Schwarz ins Rennen; dafür stimmt aber die Abstufung der Farben wenigstens untereinander sehr gut. Hier zeigen praktisch alle Kontrahenten leichte Schwächen bei der Abstimmung dunkler Farben; lediglich Sony, Hyundai und Samsung sehen sehr gut aus; die Siemens-Modelle bieten seltsamerweise starke Abweichungen von Gerät zu Gerät, weswegen sie aus der Top-Gruppe fallen (evtl. auch ein "Montagspanel" erwischt). Im großen und ganzen ist das auch nicht tragisch; nur wer vorwiegend düstere Bilder darstellen will (= Doom³-Spieler o.ä.), bemerkt das als deutlichen Nachteil. Beide BenQ-Typen aber fliegen hier komplett punktelos aus der Wertung und der Kurve, weil sämtliche getesteten Geräte allersamt entweder einen Rot- oder einen Cyanstich hatten, der sich durch Justierung zwar mindern, aber nicht völlig beseitigen ließ. Das mag zwar einem Spieler mit klicki-bunti-doofi-knalli-Farben in Manga-Games nicht so auffallen, aber jeder mit etwas mehr Anspruch läßt da definitiv die Finger weg, insbesondere bei einem vergleichenden Blick auf die dank X-Black knapp vorn liegenden Sony-Modelle!
3.Disziplin: Reaktionszeit
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Der für Gamer unentbehrliche SchlierMark(TM) als Zwischenspurt auf der Gegengerade endet erwartungsgemäß: iiyama ist hier weit vorne! Obwohl ebenfalls extrem rasant, kommt hier laut Meßwert kaum ein "8ms"-Panel ran. Der gesamte Rest ist dicht beeinander, wenn auch nur selten wirklich dem Datenblatt gemäß. Sieht mir verdächtig danach aus, als wären bei vielen schnelleren Modellen einfach nur die "16ms"-Panels elektrisch etwas aufgepeppt worden, als daß viel neue Technik eingesetzt worden wäre. Für das Auge eines Durchschnittsspielers sind die Panels allesamt sehr schlieren-arm (wenn man sie quält, schlieren sie allesamt etwas, normalerweise ist aber schon bei 16ms-Panels im Alltag kaum größeres Schlieren zu erkennen).
4.Disziplin: Interpolation
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Die letzte langgezogene Kurve wird nun vielen angetretenen TFTs zum absoluten Verhängnis. Mit dem Nokia Monitortest flugs und simpel einmal die native 1280x1024 und die (noch) Spiele-gängige 1024x768-Auflösung eingestellt und Lesbarkeit, Moire usw. überprüft. Das Ergebnis ist vernichtend: Fast alle der günstigen Modelle "interpolieren" so schlecht, daß es einem die Fußnägel in Spiralen aufrollt!! Die BenQ 767-12 schießen dabei den Vogel ab, alle drei getesteten TFTs bringen in 1024x768 sieben senkrechte, etwa 2cm breite "Unschärfe-Streifen", in denen die Test-Schrift kaum noch lesbar ist. Nicht viel anders ergeht es LG, Philips und Belinea, wobei diese mir nicht ganz so dramatisch vorkamen. Besonders frappant: Medion. Dieser TFT zeigt zwar bei 1024x768 ein schön sauberes Bild - aber dafür findet man im unüblichen Gegentest in seiner "nativen" Auflösung 1280x1024 viele, dünnere Unschärfestreifen. Hier riecht es schon ein wenig danach, als wäre dieser TFT eindeutig auf eine Klientel zugeschnitten, die hauptsächlich billige PC-Bundles mit tendenziell nicht so hochgezüchteten Grafikkarten besitzt und aufgrund vorwiegend Spiele-Nutzung die 1280x1024 gar nicht so oft ausnutzt.
Die leicht teurere Riege der Sony, Hyundai, Samsung, iiyama und Siemens-Modelle gibt sich hier allenfalls geringe Blößen, man ist geneigt, ein "vorbildlich" zu vergeben. Acer kann hier deutlich aufschließen.
5.Disziplin: Einstellbarkeit
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Im Endspurt geht einem der eigentlichen Favoriten ein wenig der Dampf aus: Hyundai spart beim OSD schon arg und erlaubt keine Voreinstellung der Farbtemperatur nach Kelvin am Gerät, sondern läßt einem nur die etwas magere Wahl zwischen "bluish", "reddish" und "user" - wobei durch die guten Allround-Voreinstellungen auf "user" eigentlich nichts an Rumgefummel nötig ist. Samsung und Sony bieten hier neben breiteren Optionen auch noch zusätzlich eine Gamma-Justierung, wie auch einige Mitbewerber. Man muß leider zugestehen, daß die Optionen bei V7, Philips und Belinea zwar vorhanden sind, aber hier eindeutig am ungleichmäßigsten und langwierigsten zu justieren sind. Acer bietet hier ebenfalls überraschend viel für's Geld.
Extrem negativ fällt aber bei manchem Panel auf, daß es keine Winkelverstellung hat! Man sollte sich unbedingt vor dem Kauf dieses Detail zusichern lassen bzw. per Datenblatt überprüfen, denn ansonsten muß man sich gleich einen VESA-Schwenkarm dazukaufen, weil man sonst mit Büchern o.ä. das TFT-Display erst auf Augenhöhe bringen, oder mit Bildeinbußen durch den nicht optimalen Betrachtungswinkel leben muß.
ZIELLINE / FAZIT
_______________________________________
Für mich haben vor allem die Samsung-Modelle, zusammen mit den Hyundai-TFTs (beide nutzen identische Grund-Panels, daher auch ähnliche Performance) beeindruckt. Die Sonys bringen da zwar noch einen Tick angenehmere Bilder, aber sie lassen sich das durch einen kräftigen Preisaufschlag vergolden. Für mich fiel schlußendlich die Wahl auf einen Hyundai L70N, der als Auslaufbestand (waren grade noch 2 Stück da) nochmal günstiger als ein Samsung 701 oder 710 war. Die ~5 Euro an Spritgeld für die Fahrten zu den Händlern, der zum Internet-Laden leicht erhöhte Preis und die investierte Test-Zeit betrachte ich -grade wegen den mehrfach festgestellten Überraschungen- im Vergleich zu >20 Euro für eine oft reine Placebo-"Pixelfehlerüberprüfung" mancher Online-Shops und deren fehlende Möglichkeit, sich die Farbdarstellung bzw. Interpolation anzusehen, als absolut lohnenswert investiert. Als generelles Resultat meiner Odyssee durch die TFT-Wälder könnte also stehen: "Geschwindigkeit ist nicht Alles!"
Wer sich einen TFT kaufen will und mehr als nur minimalste Ansprüche hat, der ist imho gut beraten, sich selbst von der Ware zu überzeugen - bei mir jedenfalls waren die Händler absolut entgegenkommend und geduldig, was eine Vor-Ort-Prüfung betraf. Das beruht aber auch auf Gegenseitigkeit, man sollte sich z.B. wirklich überlegen, ob man nicht evtl. weit am Rand liegende, unauffällige (Sub-)Pixelfehler beim Traum-TFT zum Schleuderpreis im Zweifel doch akzeptiert; schließlich kauft man wenn, dann bewußt die günstigere Pixelfehlerklasse II. Manchmal wird solches Entgegenkommen von Einzelhändlern offenbar sogar mit ein paar Euro "Barzahlerrabatt" oder Ähnlichem auf Kulanz honoriert.
[P.S.: Sollten noch Detail-Fragen auftauchen, immer her damit. Bis dahin hoffe ich, daß meine Einzelmeinung vielleicht dem ein oder anderen Interessierten beim TFT-Kauf hilft.]