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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Grillsaison ... und die entstehung des grillen *gg*


IVI
2005-04-22, 22:57:13
... Was Sie schon immer übers Grillen wissen wollten, sich aber nie getraut haben zu fragen *g*

Mittlerweile hat's auch der Letzte bemerkt: es wird wieder gegrillt. In unserer dekadenten Gesellschaft leider auf einem Niveau, welches das Herz eines jeden Grill-Fans schmerzen lässt. Ja es tut auf der Seele weh, denn diese ist ein zartes Pflänzchen, welches seit Jahrtausenden gegen Mikrowelle, Ofen, Friteuse und Alufolie kämpfen muss. Es braucht unsere Unterstützung.

Die Entstehung
Wir befinden uns ca. 50.000 Jahren v.E.d.F (vor Erfindung des Fernsehens) irgendwo in Nordafrika: zwei unserer frühesten Vorfahren kämpfen sich gerade durch die letzten Ausläufer der Sahara. Bevor sie jedoch im damals noch nicht mit Pizza und Gyros versauten Mittelmeer ein bisschen Surfen können, müssen sie erst einmal Pause machen. Das ist auch gut so, denn sie haben heute satte 30 km hinter sich gebracht und dies ganz ohne RedBull, Schweißtuch oder Sonnenbrille. Wie es damals noch so üblich war, suchten sich unsere beiden Helden einen gemütlichen Baum und begaben sich zu Bett bzw. Astgabel.
So zirka gegen 02:37 Uhr kamen nun aber dunkle Wolken auf (die Nacht war zwar ohnehin schon zappenduster, aber ich glaube einfach mal den Meteorologen) und wie man sich das so denken kann: das Gewitter lies nicht lange auf sich warten. Nun bringt eine solches Unwetter ja neben Regen und Donner auch hin und wieder eine mächtige elektrische Entladung mit sich, landläufig "Blitz" genannt. Doch halt: "Blitz" war ein unbekanntes Wort für unsere Protagonisten und so kam es wie es kommen musste: sie stritten sich heftigst, wer denn nun das Recht hätte, diese Erscheinung benennen zu dürfen, als wie aus heiterem, nee, ähm, dunklen Himmel ein paar tausend Völtchen ihren Weg gen Erde suchten (es ist zwar physikalisch andersrum, aber auch das konnten die Streithähne ja nicht wissen). Wie nicht anders zu erwarten, wurde der arme Kerl getroffen, der just in diesem Momente eine geringfügig höhere vertikale Position inne hatte und zu allem Überfluss auch noch drohend die Hand erhob. Er sackte blitzschnell (muhahaha) zusammen, rollte in Richtung Haupt-Ast-Gabel und brutzelte dort eine Weile vor sich hin. Dadurch fing die Gabel Feuer und (Sie ahnen es): der Holzkohle-Grill war erfunden.
Nun ist ein Grill nur dann ein Grill, wenn das Gegrillte denn auch verzehrt wird und hiermit wären wir bei einem perversen, abartigen, widerwärtigen, unnormalen und ekelhaften Teil der menschlichen Historie: unser Überlebender aß seinen Freund MIT DEN HÄNDEN !!! *würg* Ich sage Ihnen lieber nicht, dass die einzige wasserähnliche Substanz, welche er in den letzten 2 Tagen gesehen hat, sein Achselschweiß war.
Am Tag darauf, gesättigt, ergriff unser nun einsamer Held ein letztes Stück leckeren Hüftspeck und machte sich wieder auf den Marsch Richtung Norden. In der folgenden Nacht wiederholte sich das Schauspiel mit einem klitzekleinen Unterschied: unser Ur-Ur-Ur-Ur...Großvater musste sich nicht streiten, konnte so den Baum rechtzeitig im Wissen um Blitze verlassen und rettete sich somit. Allein ein Eichhorn vertraute seiner na(t)iven Taktik: "Ich versteck mich lieber im Baum". Dies half natürlich nichts, aber so bereitete es unserem Wanderer ein weiteres leckeres Essen, zwar etwas pelzig, aber hallo: wir sind noch am Anfang der Grillolution, es bleibt doch noch Zeit bis zum heutigen Stand der Dinge.

Die Evolution
Peu a peu lernte nun der Mensch das Feuer zu beherrschen, er wurde besser im Umgang mit Speer und Pfeil, verfeinerte Jagdmethoden und Geschmackssinn, züchtigte Bronze, Eisen und schließlich schaffte er es sogar, Tiere zu domestizieren. Manche sind nun der Meinung, dass er Letzteres auch mit sich selbst tat, angesichts von "Petit Filet Mignon", "Peter von Frosta" und Tiefkühlsteaks nicht wirklich verwunderlich.
Im Laufe der Zeit entdeckten nun Griechen, Römer, Germanen und Co., dass sich besonders gut Schwein und Rind grillen ließ, wenn dies nun noch gleichmäßig und unter Verwendung von herrlich heißen, nicht aber rußenden oder rauchenden Kohlestückchen geschah, war das lukullische Potenzial bereit im Genießer extatische Emotionen aufkommen zu lassen.
Wieder einmal jedoch pfuschten irgendwann Franzosen, Russen und Spanier dazwischen. Die einen waren eher auf Frösche scharf, die anderen kannten kein Feuer und letztere jagten ihr Rind lieber durch die Städte und beschmissen sich mit Tomaten. Zur "Verweichlichung" der Traditionen und Rieten trugen natürlich auch "kreative Köpfe" bei, so wurden z.B. Aufzeichnungen aus dem 30 Jährigen Krieg gefunden, die belegen, dass gelangweilte Soldaten einfach mal Mais und Barsch auf den Grill warfen: Dies zog sich durch viele Kriege, der Grill wurde quasi zum "Ofen des kleinen Mannes". Es fanden sich plötzlich Aalscheiben, Hühnerflügel und bebutterte Brote auf dem Rost ein und feierten ihr perverses Fest.

Die Schreckliche Moderne
Wenn man heute seinen Blick über die Grills dieser Welt schweifen lässt, dann vergeht einem der Hunger. Nicht nur, dass militante Vegetarier einem partout keine fleischlichen Gelüste erlauben wollen, nein auch Geflügelpest, BSE, MKS, DBV und B90 versauen einem die Tour. Man sieht fast immer Alufolien, penibelst von Fett "gesäuberte" Filets, "Nürnberger Würstchen", "Bratmaxe", ja sogar Fisch und Käse. Dies ist eine Vergewaltigung des Grills!
Aber muss man heute nicht schon froh sein, wenigstens noch einen "echten Grill" sehen zu dürfen? Dank Gas und Elektrizität ist der Urform ja anscheinend das gleiche Schicksal wie den Dinosauriern oder ehrlichen CDU-Politikern bestimmt. Der moderne Mensch will sauberes Essen, ohne Aufwand, ohne schmutzige Hände, ohne Verbrennungsgefahr. Er will immer und überall essen können und da ist natürlich auf Grund unsäglich harter Brandschutzgesetze und El Nino eine spontane Grill-Session im örtlichen Bahnhof oder an der Tanke nicht möglich. Nun sei der dominanten Spezies dieses Planeten natürlich erlaubt, auch mal Pasta, Erbsensuppe oder Döner zu essen, jeden Tag Gegrilltes halten nur die harten, echten, starken, vor Testosteron strotzenden Kerle durch, wohl aber sollten im Falle einer Grillbenutzung die goldenen, ehrenvollen und heiligen Regeln (auch für mich als Atheist) gepflegt und geschützt werden.

Die Güldenen Gebote
1. Ich bin der Grill, dein Grill. Du sollst keine anderen Grills haben neben mir
2. Du sollst den Namen des Herstellers und der Kohle nicht missbrauchen
3. Du sollst den Grilltag heiligen
4. Du sollst deinem Vater und deiner Mutter ein Steak mitgrillen
5. Du darfst dein Essen eigenhändig erlegen
6. Du sollst nicht erbrechen
7. Du sollst nur grillen Schwein und Rind
8. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden ob der Anzahl der verspeisten Steaks
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Steak
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Grill, Sauce, Brot, Kohle noch alles, was dein Nächster hat

Fazit
Kämpfen wir für das wahre, das echte, das ursprünglich Grillen, als eine honore Tradition, voll Kraft, als Gegenpol zum Östrogen, als Ausgleich zur stressigen Welt!
Gedenken wir unseren tapferen Vorfahren, die mutig und unwissend ihr Leben ließen um uns all dies zu ermöglichen!
Gedenken wir den alten Bäumen, die nun uns Feuer spenden, danken wir Thor für seine Blitze, Krupp für den Stahl und den Samurai für ihre Spieße!
Wehren wir uns gegen Foliengriller, Fettwegschneider, Gemüsli-Lamer, Geflügel-Freaks und Soja-Spacken!


MFG und ergebensten Dank, Ihr "No Fat, No Bone, No Fun" IVI