gerry7
2005-05-06, 09:35:30
Die Psychologie von Update.
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Lieber Endnutzer und Forumsteilnehmer,
im heutigen Beitrag „Forenpsychologie in den Zeiten des Updates“
beschäftigen wir uns mit der heißen Phase unserer psychischen Irritationen, auch als „pre-updateives-Syndrom (PUPS) bekannt.
Es entsteht aus einem Missverständnis in der Kommunikation zwischen Softwarehersteller und Updater.
Der Mensch als solcher nimmt grundsätzlich nur wahr, was er wahrnehmen möchte.
Und der Updater hat z.B. wahrgenommen, dass er "Mitte Mai" ein Update in den Händen halten wird.
"Mitte Mai"
treten dann die Kommunikationsdefizite zu tage.
Grundsätzlich ist es nämlich so, dass sich bei der Ankündigung von Updates nie, nie, niemals ein Softwarehersteller dazu hinreißen lassen würde zu sagen:
„Das Update wird Mitte Mai versandt.“
Er wird Formulierungen wählen wie
- „Das Update wird ab Mitte Mai versandt,
- „Das Update wird Mitte Mai erscheinen“,
- „Das Update wird voraussichtlich Mitte Mai versandt, oder (wenn er besonders vorsichtig ist)
- „Das Update wird voraussichtlich ab Mitte Mai erscheinen
Den Feinheiten dieser Sprachregelungen gilt nun unsere besondere Aufmerksamkeit
Die Vokabel „Ab“
Bedeutet nicht anderes als „auf keinen Fall vorher“. Die Zeitachse (X) ist daher nach links begrenzt, führt aber nach rechts in eine nicht näher definierte Endlichkeit. Mit der Formulierung „ab“ weiß der Updater somit lediglich, wann er das Update nicht bekommt, nämlich keinesfalls an jedem beliebigen Zeitpunkt auf der Zeitachse links vom „ab“.
Die Vokabel „voraussichtlich“
Hierbei wird durch die Softwareschmiede ein Schätzwert abgegeben der in jedem Fall optimistisch ist. Dem „voraussichtlich“ geplanten Datum liegt entweder ein Wunsch oder ein Plan zugrunde, wobei ein Plan im Bereich der Software die einsilbige Variante des Irrtums darstellt. Hier stellt sich die philosophische Frage, ob die Nennung eines „voraussichtlichen“ Termins per se überhaupt ein Datum ist? Impliziert das Wort „voraussichtlich“ einen Termin, oder spiegelt diese Formulierung nicht den vermessenen Wunsch des Menschen als solches wieder, eine Aufgabe zu einem definierten Zeitpunkt zu erfüllen? Und ist das Scheitern dieses Wunsches mit dem kleinen Wörtchen „voraussichtlich“ nicht schon hinreichend angekündigt?
Die Vokabel „Erscheinen“
„Erscheinen“ - und dies wird gern vergessen – hat grundsätzlich nichts mit der physischen Verfügbarkeit einer Software in den Händen des potentiellen Updaters zu tun.
Mir selbst ist nächtens in meinen wildesten Träumen mehrfach Jennifer Lopez spärlich bekleidet erschienen, ohne dass ich ihr hätte in irgendeiner befriedigenden Art und Weise hätte habhaft werden können.
Eine „Erscheinung“ ist nichts Greifbares. Es ist metaphysisch und eher etwas für Philosophen und/oder Esoteriker.
Trotzdem – und dies ist die Tragik der Updatetermine - setzt sich (der Mensch nimmt nur das wahr, was er wahrnehmen will) in den Köpfen des Updaters der Termin „Mitte Mai“ fest. Und zwar so massiv und so lange, bis der Softwarehersteller selbst glaubt, er hätte diesen Termin vorbehaltlos genannt.
Ab Mitte Mai werden wir folgerichtig gehässig. Insbesondere diejenigen, die das Update erklärtermaßen überspringen wollen, fragen ab dem 15. Mai in Abständen von 30 Minuten (hauptsächlich während der Bürozeiten) in längeren Beiträgen nach dem Update, welches verfügbar sein sollte, aber augenscheinlich noch nicht verfügbar ist.
Die Rechtfertigungsmathematiker beim Hersteller der Software schieben Überstunden bis zum Abwinken. Immerhin dienen die so entstehenden Diskussionen zwischen dem Nutzerforum und dem Hersteller für gewöhnlich der geistigen Erbauung, da sich hier kalendarische Phänomene in unterhaltsamster Art und Weise aufzeigen lassen.
Die Argumentation eines akademischen Rechtfertigungsmathematikers (möglichst mit Quanthenphilosophie im Nebenfach) könnte für ein nicht mehr realisierbares „voraussichtliches Erscheinungsdatum Mitte Mai 2005“ wie folgt aussehen:
- Der Mai hat 31 Tage, Mitte Mai wäre also der 16.05.
- Der 15. Mai ist ein Sonntag und zählt eigentlich nicht
- Der 16 Mai ist ein Feiertag, daher zählt die ganze 20. Kalenderwoche nicht
- Der 26. Mai ist auch ein Feiertag, daher zählt auch die 21. Kalenderwoche nicht.
Jetzt wird’s kompliziert:
Da der 01. Mai und der 05. Mai auch Feiertage sind und daher die 17. Und die 18. Kalenderwoche nicht zählen zudem die 22. Kalenderwoche nur zwei Arbeitstage im Mai hat und daher diese Woche nicht mehr zum Mai gezählt werden kann, kommt man zu dem Ergebnis, dass es gar keinen Mai 2005 gibt.
Denn schließlich hat der Mai in Anbetracht der Tatsache, dass er nur eine komplette Arbeitswoche zur Verfügung stellt, seine Rechte als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft der Monate verwirkt.
Was nicht existiert, kann auch keine Mitte haben. Konsequenterweise kann die „Mitte des Mai 2005“ erst am 16. Juni 2005 stattfinden.
Bedauerlicherweise erschließt sich die Schönheit und Eloquenz dieser Argumentation nicht jedem Updatewilligen vorbehaltlos. Daher beginnen wir uns im Nutzerforum extrem anzugehen. Jeder, der zu diesem Zeitpunkt zu Geduld und Gelassenheit aufruft, sieht sich grundsätzlich mit dem Verdacht konfrontiert, gekaufter Mitarbeiter des Softwarehersteller zu sein. Nach meiner bescheidenen Rechnung müsste beispielsweise ein namhafter Deutscher Hersteller von Software neben rund 150 Mitarbeitern mehrere Dutzend professionelle Forenberuhiger beschäftigen. Abgesehen vom Rechtfertigungsmathematiker ist dies ebenfalls ein interessantes Berufsbild, dass man im Crashkurs erlernen kann.
Kurz und gut, wir sind vor dem Update nicht sehr nett zueinander. Ich weiß nicht genau, welcher Teil des Hirns zu dieser Zeit das ganze Blut braucht, aber der Teil im Hirn der für soziales Miteinander verantwortlich ist, bekommt auf jeden Fall nichts mehr ab. Ja, so ist das.
Aber keine Panik. Das „pre-updateive-Syndrom“ wird schon bald durch den „akut-updativen Anfall“ (AUA) abgelöst, welchen wir im nächsten Beitrag zu diesem Thema beleuchten werden.
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Ich möchte mich sofort von diesem Beitrag distanzieren. Ähnlichkeiten mit unseren Lieferanten oder Endnutzern sind rein zufällig.
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Lieber Endnutzer und Forumsteilnehmer,
im heutigen Beitrag „Forenpsychologie in den Zeiten des Updates“
beschäftigen wir uns mit der heißen Phase unserer psychischen Irritationen, auch als „pre-updateives-Syndrom (PUPS) bekannt.
Es entsteht aus einem Missverständnis in der Kommunikation zwischen Softwarehersteller und Updater.
Der Mensch als solcher nimmt grundsätzlich nur wahr, was er wahrnehmen möchte.
Und der Updater hat z.B. wahrgenommen, dass er "Mitte Mai" ein Update in den Händen halten wird.
"Mitte Mai"
treten dann die Kommunikationsdefizite zu tage.
Grundsätzlich ist es nämlich so, dass sich bei der Ankündigung von Updates nie, nie, niemals ein Softwarehersteller dazu hinreißen lassen würde zu sagen:
„Das Update wird Mitte Mai versandt.“
Er wird Formulierungen wählen wie
- „Das Update wird ab Mitte Mai versandt,
- „Das Update wird Mitte Mai erscheinen“,
- „Das Update wird voraussichtlich Mitte Mai versandt, oder (wenn er besonders vorsichtig ist)
- „Das Update wird voraussichtlich ab Mitte Mai erscheinen
Den Feinheiten dieser Sprachregelungen gilt nun unsere besondere Aufmerksamkeit
Die Vokabel „Ab“
Bedeutet nicht anderes als „auf keinen Fall vorher“. Die Zeitachse (X) ist daher nach links begrenzt, führt aber nach rechts in eine nicht näher definierte Endlichkeit. Mit der Formulierung „ab“ weiß der Updater somit lediglich, wann er das Update nicht bekommt, nämlich keinesfalls an jedem beliebigen Zeitpunkt auf der Zeitachse links vom „ab“.
Die Vokabel „voraussichtlich“
Hierbei wird durch die Softwareschmiede ein Schätzwert abgegeben der in jedem Fall optimistisch ist. Dem „voraussichtlich“ geplanten Datum liegt entweder ein Wunsch oder ein Plan zugrunde, wobei ein Plan im Bereich der Software die einsilbige Variante des Irrtums darstellt. Hier stellt sich die philosophische Frage, ob die Nennung eines „voraussichtlichen“ Termins per se überhaupt ein Datum ist? Impliziert das Wort „voraussichtlich“ einen Termin, oder spiegelt diese Formulierung nicht den vermessenen Wunsch des Menschen als solches wieder, eine Aufgabe zu einem definierten Zeitpunkt zu erfüllen? Und ist das Scheitern dieses Wunsches mit dem kleinen Wörtchen „voraussichtlich“ nicht schon hinreichend angekündigt?
Die Vokabel „Erscheinen“
„Erscheinen“ - und dies wird gern vergessen – hat grundsätzlich nichts mit der physischen Verfügbarkeit einer Software in den Händen des potentiellen Updaters zu tun.
Mir selbst ist nächtens in meinen wildesten Träumen mehrfach Jennifer Lopez spärlich bekleidet erschienen, ohne dass ich ihr hätte in irgendeiner befriedigenden Art und Weise hätte habhaft werden können.
Eine „Erscheinung“ ist nichts Greifbares. Es ist metaphysisch und eher etwas für Philosophen und/oder Esoteriker.
Trotzdem – und dies ist die Tragik der Updatetermine - setzt sich (der Mensch nimmt nur das wahr, was er wahrnehmen will) in den Köpfen des Updaters der Termin „Mitte Mai“ fest. Und zwar so massiv und so lange, bis der Softwarehersteller selbst glaubt, er hätte diesen Termin vorbehaltlos genannt.
Ab Mitte Mai werden wir folgerichtig gehässig. Insbesondere diejenigen, die das Update erklärtermaßen überspringen wollen, fragen ab dem 15. Mai in Abständen von 30 Minuten (hauptsächlich während der Bürozeiten) in längeren Beiträgen nach dem Update, welches verfügbar sein sollte, aber augenscheinlich noch nicht verfügbar ist.
Die Rechtfertigungsmathematiker beim Hersteller der Software schieben Überstunden bis zum Abwinken. Immerhin dienen die so entstehenden Diskussionen zwischen dem Nutzerforum und dem Hersteller für gewöhnlich der geistigen Erbauung, da sich hier kalendarische Phänomene in unterhaltsamster Art und Weise aufzeigen lassen.
Die Argumentation eines akademischen Rechtfertigungsmathematikers (möglichst mit Quanthenphilosophie im Nebenfach) könnte für ein nicht mehr realisierbares „voraussichtliches Erscheinungsdatum Mitte Mai 2005“ wie folgt aussehen:
- Der Mai hat 31 Tage, Mitte Mai wäre also der 16.05.
- Der 15. Mai ist ein Sonntag und zählt eigentlich nicht
- Der 16 Mai ist ein Feiertag, daher zählt die ganze 20. Kalenderwoche nicht
- Der 26. Mai ist auch ein Feiertag, daher zählt auch die 21. Kalenderwoche nicht.
Jetzt wird’s kompliziert:
Da der 01. Mai und der 05. Mai auch Feiertage sind und daher die 17. Und die 18. Kalenderwoche nicht zählen zudem die 22. Kalenderwoche nur zwei Arbeitstage im Mai hat und daher diese Woche nicht mehr zum Mai gezählt werden kann, kommt man zu dem Ergebnis, dass es gar keinen Mai 2005 gibt.
Denn schließlich hat der Mai in Anbetracht der Tatsache, dass er nur eine komplette Arbeitswoche zur Verfügung stellt, seine Rechte als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft der Monate verwirkt.
Was nicht existiert, kann auch keine Mitte haben. Konsequenterweise kann die „Mitte des Mai 2005“ erst am 16. Juni 2005 stattfinden.
Bedauerlicherweise erschließt sich die Schönheit und Eloquenz dieser Argumentation nicht jedem Updatewilligen vorbehaltlos. Daher beginnen wir uns im Nutzerforum extrem anzugehen. Jeder, der zu diesem Zeitpunkt zu Geduld und Gelassenheit aufruft, sieht sich grundsätzlich mit dem Verdacht konfrontiert, gekaufter Mitarbeiter des Softwarehersteller zu sein. Nach meiner bescheidenen Rechnung müsste beispielsweise ein namhafter Deutscher Hersteller von Software neben rund 150 Mitarbeitern mehrere Dutzend professionelle Forenberuhiger beschäftigen. Abgesehen vom Rechtfertigungsmathematiker ist dies ebenfalls ein interessantes Berufsbild, dass man im Crashkurs erlernen kann.
Kurz und gut, wir sind vor dem Update nicht sehr nett zueinander. Ich weiß nicht genau, welcher Teil des Hirns zu dieser Zeit das ganze Blut braucht, aber der Teil im Hirn der für soziales Miteinander verantwortlich ist, bekommt auf jeden Fall nichts mehr ab. Ja, so ist das.
Aber keine Panik. Das „pre-updateive-Syndrom“ wird schon bald durch den „akut-updativen Anfall“ (AUA) abgelöst, welchen wir im nächsten Beitrag zu diesem Thema beleuchten werden.
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Ich möchte mich sofort von diesem Beitrag distanzieren. Ähnlichkeiten mit unseren Lieferanten oder Endnutzern sind rein zufällig.