aths
2002-06-10, 13:30:00
Nach der Veranstaltung, auf dem Rückweg, war ich noch immer in einer anderen Welt: Das Geräusch dass auf Rollern laufende Koffer verursachen empfand ich als rhythmisch, und das Getrappel laufender Menschen als Tanz. Ich kam gerade zurück von "Lord of the Dance".
Michael Flatley's Lord of the Dance. Enttäuschung: Auf der Eintrittkarte stand "M. Flatley tritt nicht persönlich auf" und so war es dann auch. Seine Show, seine Tanzgruppe, nur er fehlte halt. Doch nicht so schnell! Was ist "Lord of the Dance" überhaupt? In diesem Falle handelt es sich um das titelgebende Stück einer Tanzshow. Irish Stepdance. Michael Flatley, selbst Ami, ist einer der bekanntesten Stepdancer, vielleicht sogar der bekannteste. Seinen Durchbruch hatte er mit der Show "Riverdance", doch er wollte etwas eigenständiges. So entwickelte er "Lord of the Dance", für das Ronan Hardimann die Musik schrieb. (Später entwickelte Flatley die Show zu "Feet of Flames weiter" und tourte damit durch die Welt, die Lord-of-the-Dance-Basis ist dabei jedoch unübersehbar.) Die "alte" Lord of the Dance Show wird in der aktuellen Tour letztmalig aufgeführt und deshalb hatte ich mich sehr gefreut, dabei zu sein. Wie gesagt fehlte der Meister.
Er wird es nicht gerne hören, doch das war gar nicht mal so schlimm. Einerseits wäre er (zeitlich) eh nur zu ungefähr 30% der Show zu sehen, andererseits machte sein "Ersatz" die Sache auch sehr gut. (Dieser imitierte die typischen Michael-Flatley-Bewegungen.) Doch den echten Flatley-Schliff hatte er noch nicht ganz drauf. Zum Ausgleich wurde (man verzeihe mir folgenden Ausdruck) frauentechnisch einiges geboten: Lauter hübsche junge Frauen hopsen auf der Bühne rum... Lord of the Dance beginnt ziemlich ruhig, und dann kommt der eigentliche Opener. Die Musik dazu kannte ich fast auswendig, und als eigentlich das Hauptstück kommen sollte, wurde es nicht gesteppt, sondern zwei Frauen spielten es ziemlich rockig auf Geige. Diese Änderung gefiel mir. Natürlich wurde auch die Tanzversion gebracht: Eine Frau in Gelb (die sich im übrigen sehr niedlich bewegen kann und zurecht einen festen Teil in Flatleys Show hat) spielt etwas auf der Flöte, verschwindet, und der Haupttänzer (normalerweise also Flatley selbst) steppt auf die Bühne. Dann bekommt er kräftige Unterstützung von seinen Mittänzern, die eine lange Reihe bilden. (Das hat bestimmt fast jeder schon mal gesehen!)
Es wird nicht die ganze Zeit gesteppt, aber wenn, handelt es sich um einen Höhepunkt im Programm. Sie hatten das Step-Geräusch kräftig verstärkt, was ziemlich gut rüberkam.
Gesang, Geige und Flöte waren live, die restliche Musik war playback. Das Stück "Warlords" kommt völlig ohne Musik aus: Es wird ein bestimmer Rhythmus reineweg gesteppt. (Dazu würde das Lord-of-the-Dance-Thema passen, doch das muss man sich selbst dazudenken.) "Siamsa", ein Stück was mir sehr gut gefällt, wurde äußerst farbenfroh rübergebracht. Die Pause (20 Minuten, wurde direkt nach dem Titel-Stück gesetzt) rausgerechnet ging die Show 90 Minuten, also länger als die Musikversion. Gestreckt wurde sie mit einem zusätzlichen Titel und einem verlängertem Ende. Um 19 Uhr war Einlass, um 20 Uhr Beginn (und 20:05 ging es tatsächlich auch gleich los! Solch kurze Wartezeiten sind bei Live-Aufführungen ja selten.) Die Rostocker Stadthalle war ziemlich ausverkauft, und das trotz der gesalzenen Preise. Mein Onkel und ich saßen irgendwo in der Wallachei... also irgendwo hinten, ganz oben in einer Ecke und löhnten trotzdem jeweils über 40 €. Die teuersten Karten wären ca. 90 € gekommen. Und das, wo sich der namensgebende Show-Star gar nicht blicken ließ.
Man mag sich fragen, wieso ich ausgerechnet auf Lord of the Dance kam. Nun, ich hörte mal zufällig die Musik, die mir gut genug gefiel, um mich weiter damit zu beschäftigen. Auf der CD stand nun "Michaels Flatley's Lord of the Dance", und ich fragte mich die ganze Zeit, wer dieser Mann sei. Es stellte sich heraus dass er irgendein Stepdancer ist und da lieh mir von jemandem eine passende DVD aus ("Michael Flatley Gold". Die DVD habe ich längst selbst. Leider ist die Musik nur Stereo aufgenommen.) Seitdem hatte ich den Wunsch, Lord of the Dance live zu sehen. Das hat sich gestern ja nun erfüllt, doch wie schon x-mal erwähnt ließ sich "M. Flatley" selbst nicht blicken, weshalb ich noch ein bisschen sauer bin. Übrigens erweckt er auf der DVD den Eindruck, als käme die komplette Show von ihm, was aber nicht stimmt. Er entwickelte die Tänze, hatte Einfluss auf das Bühnenbild und so, aber komponierte nicht die Musik. (Des Flöte spielens ist er im übrigen mächtig.) Das Lied "Lord of the Dance" ist kein "irish Folksong", wie von einigen behauptet, sondern deutlich moderner. Für die Melodie ließ sich der Komponist Sydney Carter vom Irish Folk inspirieren, der Text bezieht sich auf christliche Mythik. (Konkret gesagt ist der "Lord of the Dance" der Christus, und damit Gott selbst.) Unzählige Gruppen, auch die vielleicht bekannten "Dubliners" haben den Song Lord of the Dance im Programm. (Komischerweise "Dirty old Town" genannt.)
Ronan Hardimann jedenfalls übernahm den Refrain für das Hauptstück, befreite den Song komplett vom Text (also es wird bei Michael Flatley hier nicht gesungen) und reduzierte die Zahl der eigentlichen Strophen von fünf (außerhalb kirchlicher Veranstaltungen werden meistens nur vier gespielt) auf zwei. Es war wirklich ein Erlebnis, und das Ende von Lord of the Dance wurde auch in der Zugabe nochmal gebracht. Alles in allem ein großartiges Erlebnis. Übrigens wird es heute noch mal in Rostock aufgeführt, bevor die Tour in die nächste Stadt geht.
aths, 10.6.2002
edit: Rettet dem Dativ!
Michael Flatley's Lord of the Dance. Enttäuschung: Auf der Eintrittkarte stand "M. Flatley tritt nicht persönlich auf" und so war es dann auch. Seine Show, seine Tanzgruppe, nur er fehlte halt. Doch nicht so schnell! Was ist "Lord of the Dance" überhaupt? In diesem Falle handelt es sich um das titelgebende Stück einer Tanzshow. Irish Stepdance. Michael Flatley, selbst Ami, ist einer der bekanntesten Stepdancer, vielleicht sogar der bekannteste. Seinen Durchbruch hatte er mit der Show "Riverdance", doch er wollte etwas eigenständiges. So entwickelte er "Lord of the Dance", für das Ronan Hardimann die Musik schrieb. (Später entwickelte Flatley die Show zu "Feet of Flames weiter" und tourte damit durch die Welt, die Lord-of-the-Dance-Basis ist dabei jedoch unübersehbar.) Die "alte" Lord of the Dance Show wird in der aktuellen Tour letztmalig aufgeführt und deshalb hatte ich mich sehr gefreut, dabei zu sein. Wie gesagt fehlte der Meister.
Er wird es nicht gerne hören, doch das war gar nicht mal so schlimm. Einerseits wäre er (zeitlich) eh nur zu ungefähr 30% der Show zu sehen, andererseits machte sein "Ersatz" die Sache auch sehr gut. (Dieser imitierte die typischen Michael-Flatley-Bewegungen.) Doch den echten Flatley-Schliff hatte er noch nicht ganz drauf. Zum Ausgleich wurde (man verzeihe mir folgenden Ausdruck) frauentechnisch einiges geboten: Lauter hübsche junge Frauen hopsen auf der Bühne rum... Lord of the Dance beginnt ziemlich ruhig, und dann kommt der eigentliche Opener. Die Musik dazu kannte ich fast auswendig, und als eigentlich das Hauptstück kommen sollte, wurde es nicht gesteppt, sondern zwei Frauen spielten es ziemlich rockig auf Geige. Diese Änderung gefiel mir. Natürlich wurde auch die Tanzversion gebracht: Eine Frau in Gelb (die sich im übrigen sehr niedlich bewegen kann und zurecht einen festen Teil in Flatleys Show hat) spielt etwas auf der Flöte, verschwindet, und der Haupttänzer (normalerweise also Flatley selbst) steppt auf die Bühne. Dann bekommt er kräftige Unterstützung von seinen Mittänzern, die eine lange Reihe bilden. (Das hat bestimmt fast jeder schon mal gesehen!)
Es wird nicht die ganze Zeit gesteppt, aber wenn, handelt es sich um einen Höhepunkt im Programm. Sie hatten das Step-Geräusch kräftig verstärkt, was ziemlich gut rüberkam.
Gesang, Geige und Flöte waren live, die restliche Musik war playback. Das Stück "Warlords" kommt völlig ohne Musik aus: Es wird ein bestimmer Rhythmus reineweg gesteppt. (Dazu würde das Lord-of-the-Dance-Thema passen, doch das muss man sich selbst dazudenken.) "Siamsa", ein Stück was mir sehr gut gefällt, wurde äußerst farbenfroh rübergebracht. Die Pause (20 Minuten, wurde direkt nach dem Titel-Stück gesetzt) rausgerechnet ging die Show 90 Minuten, also länger als die Musikversion. Gestreckt wurde sie mit einem zusätzlichen Titel und einem verlängertem Ende. Um 19 Uhr war Einlass, um 20 Uhr Beginn (und 20:05 ging es tatsächlich auch gleich los! Solch kurze Wartezeiten sind bei Live-Aufführungen ja selten.) Die Rostocker Stadthalle war ziemlich ausverkauft, und das trotz der gesalzenen Preise. Mein Onkel und ich saßen irgendwo in der Wallachei... also irgendwo hinten, ganz oben in einer Ecke und löhnten trotzdem jeweils über 40 €. Die teuersten Karten wären ca. 90 € gekommen. Und das, wo sich der namensgebende Show-Star gar nicht blicken ließ.
Man mag sich fragen, wieso ich ausgerechnet auf Lord of the Dance kam. Nun, ich hörte mal zufällig die Musik, die mir gut genug gefiel, um mich weiter damit zu beschäftigen. Auf der CD stand nun "Michaels Flatley's Lord of the Dance", und ich fragte mich die ganze Zeit, wer dieser Mann sei. Es stellte sich heraus dass er irgendein Stepdancer ist und da lieh mir von jemandem eine passende DVD aus ("Michael Flatley Gold". Die DVD habe ich längst selbst. Leider ist die Musik nur Stereo aufgenommen.) Seitdem hatte ich den Wunsch, Lord of the Dance live zu sehen. Das hat sich gestern ja nun erfüllt, doch wie schon x-mal erwähnt ließ sich "M. Flatley" selbst nicht blicken, weshalb ich noch ein bisschen sauer bin. Übrigens erweckt er auf der DVD den Eindruck, als käme die komplette Show von ihm, was aber nicht stimmt. Er entwickelte die Tänze, hatte Einfluss auf das Bühnenbild und so, aber komponierte nicht die Musik. (Des Flöte spielens ist er im übrigen mächtig.) Das Lied "Lord of the Dance" ist kein "irish Folksong", wie von einigen behauptet, sondern deutlich moderner. Für die Melodie ließ sich der Komponist Sydney Carter vom Irish Folk inspirieren, der Text bezieht sich auf christliche Mythik. (Konkret gesagt ist der "Lord of the Dance" der Christus, und damit Gott selbst.) Unzählige Gruppen, auch die vielleicht bekannten "Dubliners" haben den Song Lord of the Dance im Programm. (Komischerweise "Dirty old Town" genannt.)
Ronan Hardimann jedenfalls übernahm den Refrain für das Hauptstück, befreite den Song komplett vom Text (also es wird bei Michael Flatley hier nicht gesungen) und reduzierte die Zahl der eigentlichen Strophen von fünf (außerhalb kirchlicher Veranstaltungen werden meistens nur vier gespielt) auf zwei. Es war wirklich ein Erlebnis, und das Ende von Lord of the Dance wurde auch in der Zugabe nochmal gebracht. Alles in allem ein großartiges Erlebnis. Übrigens wird es heute noch mal in Rostock aufgeführt, bevor die Tour in die nächste Stadt geht.
aths, 10.6.2002
edit: Rettet dem Dativ!