Distroia
2007-02-27, 23:33:24
Weil es immer noch keinen Thread zum Film Babel gibt, mach ich mal mit meinem Review den Anfang...
Wie bei Amores Perros und 21 Grams besteht die Story aus drei seperaten Handlungssträngen, die mehr oder weniger miteinander verflochten sind. Da ist einmal das US-amerikanische Ehepaar Susan und Richard das gerade Urlaub in Marrokko macht. Gleichzeitig versucht ein taubstummes Mädchen in Tokio den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten und ihre Unschuld zu verlieren, wobei sie nicht gerade besonders wählerisch zu sein scheint. Und dann ist da noch die mexikanische Babysitterin von Susan und Richards Kindern, die nach Mexico fährt bei zur Hochzeit ihres Sohnes anwesend zu sein.
Wie es der Zufall (oder Lejandro González Iñárittus ) so will, wird Susan bei einer Busfahrt durch die marokkanische Einöde von einem Zigenhirtenjungen angeschossen, der eigentlich nur ein bisschen mit der Waffe seines Vaters spielen wollte. Alle gehen natürlich von einem Terroranschlag aus und weil keine größere Stadt in der Nähe ist, muss Susan ins nächste Dorf gebracht werden, wo sie von einem Tierarzt notdürftig behandelt wird. Die Waffe war übrigens ein Geschenk des Vaters der taubstummen Mädchens in Tokio. Und das war auch schon alles, was die Verbindung zwischen diesen beiden Handlungssträngen angeht.
Und die Babysitterin? Die fährt, wie gesagt, nach Mexico, zur Hochzeit ihres Sohnes. Und weil sie keinen findet, der auf die Kinder aufpasst nimmt sie diese kurzerhand mit. Auf dem Rückweg legt sich ihr Neffe mit ein paar Grenzbeamten an und sie flüchten mit dem Auto in die Wüste, wo er sie und die Kinder clevererweise absetzt um alleine vor der Polizei zu flüchten. Verbindung zum Rest der Story? Naja, es sind halt ihre Kinder von Susan und Richard und ab und zu telefoniert die Babysitterin mit den Eltern.
Da stellt sich doch zunächst mal die Frage, warum man drei Handlungsstränge in einem Film erzählt, wenn diese sowieso praktisch keinen Einfluss aufeinander haben. Wer schon einmal Traffic von Steven Soderbergh gesehen hat, weiß wie man dieses Stilmittel geschickt nutzen kann, um globale Zusammenhänge aufzuzeigen. Aus Babel hätte man ohne Weiteres drei kurze Filme machen können, wobei der über das Tokioter Schulmädchen in Sachen Banalität jeder Seifenoper hätte Konkurrenz machen können.
Woran es Babel meiner Meinung nach total fehlt, ist eine geschickte subtile Art und Weise eine Message zu übermitteln. Stattdessen prügelt Alejandro González Iñárritu dem Zuschauer seine Meinung immer wieder mit dem Holzhammer ein, sodass man gar keine andere Wahl hat, als ihm zuzustimmen. (Ja ja, wir sind alle nicht in der Lage zu kommunizieren. Ja ja, Marokkaner sind wirklich nette und hilfbereite Menschen und wir wüssten das alle, wenn wir nur ihre Sprache verstehen würden). Noch dazu wirken dadurch viele Details der Handlung sehr konstriert, denn es ist einfach zu offensichtlich was der Regisseur damit bewirken will. Ich denke da gerade an das Beispiel mit den Touristen die unbedingt die verletzte Frau zurücklassen wollten, weil es ihnen in dem Bus zu heiß geworden war - diese bösen egoistischen Franzosen aber auch!
Überhaupt versucht der Regisseur dem Zuschauer eine ganze Menge an Dingen zu sagen. Aber wirklich überzeugend rübergekommen ist bei mir zumindest überhaupt nichts. Was auch daran liegt, dass irgendwie ein roter Faden in der ganzen Geschichte fehlt. Es wird versucht auf so viele Dinge einzugehen - vielmehr als der Film überhaupt verträgt. Und das trotz seiner Länge. Da geht es um Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Kulturen, um familiäre Beziehungen, um politische Beziehungen und was weiß ich was nicht noch alles. Und meiner Meinung nach scheitert der Film daran, das alles unter einen Hut zu bekommen. Statt einem rundem Ganzen gibt es nur Bruchstücke die nicht so richtig zusammenpassen wollen.
Zumindest handwerklich fand ich den Film gelungen. Die Landschaftsaufnahmen waren nett anzuschauen, und vor allem die schauspierischen Leistungen waren wirklich gut. So waren die knapp zweieinhalb Stunden zumindest einigermaßen erträglich.
Und was ist bei mir am Ende hängengeblieben? Naja, ich weiß jetzt, dass die Kinder von marokkanischen Ziegenhirten gerne im Freien onanieren und dabei an ihre Schwester denken (danke für die Information). Und mir ist jetzt klar, dass man als taubstummes Schuldmädchen in Tokio ganz schöne Probleme mit der Kommunikation hat (wer hätte das gedacht) und dass Schulmädchen in Tokio manchmal keine Unterhöschen tragen (aber das hatte ich dank RTL2 vorher auch schon gewusst).
3/10
Wie bei Amores Perros und 21 Grams besteht die Story aus drei seperaten Handlungssträngen, die mehr oder weniger miteinander verflochten sind. Da ist einmal das US-amerikanische Ehepaar Susan und Richard das gerade Urlaub in Marrokko macht. Gleichzeitig versucht ein taubstummes Mädchen in Tokio den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten und ihre Unschuld zu verlieren, wobei sie nicht gerade besonders wählerisch zu sein scheint. Und dann ist da noch die mexikanische Babysitterin von Susan und Richards Kindern, die nach Mexico fährt bei zur Hochzeit ihres Sohnes anwesend zu sein.
Wie es der Zufall (oder Lejandro González Iñárittus ) so will, wird Susan bei einer Busfahrt durch die marokkanische Einöde von einem Zigenhirtenjungen angeschossen, der eigentlich nur ein bisschen mit der Waffe seines Vaters spielen wollte. Alle gehen natürlich von einem Terroranschlag aus und weil keine größere Stadt in der Nähe ist, muss Susan ins nächste Dorf gebracht werden, wo sie von einem Tierarzt notdürftig behandelt wird. Die Waffe war übrigens ein Geschenk des Vaters der taubstummen Mädchens in Tokio. Und das war auch schon alles, was die Verbindung zwischen diesen beiden Handlungssträngen angeht.
Und die Babysitterin? Die fährt, wie gesagt, nach Mexico, zur Hochzeit ihres Sohnes. Und weil sie keinen findet, der auf die Kinder aufpasst nimmt sie diese kurzerhand mit. Auf dem Rückweg legt sich ihr Neffe mit ein paar Grenzbeamten an und sie flüchten mit dem Auto in die Wüste, wo er sie und die Kinder clevererweise absetzt um alleine vor der Polizei zu flüchten. Verbindung zum Rest der Story? Naja, es sind halt ihre Kinder von Susan und Richard und ab und zu telefoniert die Babysitterin mit den Eltern.
Da stellt sich doch zunächst mal die Frage, warum man drei Handlungsstränge in einem Film erzählt, wenn diese sowieso praktisch keinen Einfluss aufeinander haben. Wer schon einmal Traffic von Steven Soderbergh gesehen hat, weiß wie man dieses Stilmittel geschickt nutzen kann, um globale Zusammenhänge aufzuzeigen. Aus Babel hätte man ohne Weiteres drei kurze Filme machen können, wobei der über das Tokioter Schulmädchen in Sachen Banalität jeder Seifenoper hätte Konkurrenz machen können.
Woran es Babel meiner Meinung nach total fehlt, ist eine geschickte subtile Art und Weise eine Message zu übermitteln. Stattdessen prügelt Alejandro González Iñárritu dem Zuschauer seine Meinung immer wieder mit dem Holzhammer ein, sodass man gar keine andere Wahl hat, als ihm zuzustimmen. (Ja ja, wir sind alle nicht in der Lage zu kommunizieren. Ja ja, Marokkaner sind wirklich nette und hilfbereite Menschen und wir wüssten das alle, wenn wir nur ihre Sprache verstehen würden). Noch dazu wirken dadurch viele Details der Handlung sehr konstriert, denn es ist einfach zu offensichtlich was der Regisseur damit bewirken will. Ich denke da gerade an das Beispiel mit den Touristen die unbedingt die verletzte Frau zurücklassen wollten, weil es ihnen in dem Bus zu heiß geworden war - diese bösen egoistischen Franzosen aber auch!
Überhaupt versucht der Regisseur dem Zuschauer eine ganze Menge an Dingen zu sagen. Aber wirklich überzeugend rübergekommen ist bei mir zumindest überhaupt nichts. Was auch daran liegt, dass irgendwie ein roter Faden in der ganzen Geschichte fehlt. Es wird versucht auf so viele Dinge einzugehen - vielmehr als der Film überhaupt verträgt. Und das trotz seiner Länge. Da geht es um Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Kulturen, um familiäre Beziehungen, um politische Beziehungen und was weiß ich was nicht noch alles. Und meiner Meinung nach scheitert der Film daran, das alles unter einen Hut zu bekommen. Statt einem rundem Ganzen gibt es nur Bruchstücke die nicht so richtig zusammenpassen wollen.
Zumindest handwerklich fand ich den Film gelungen. Die Landschaftsaufnahmen waren nett anzuschauen, und vor allem die schauspierischen Leistungen waren wirklich gut. So waren die knapp zweieinhalb Stunden zumindest einigermaßen erträglich.
Und was ist bei mir am Ende hängengeblieben? Naja, ich weiß jetzt, dass die Kinder von marokkanischen Ziegenhirten gerne im Freien onanieren und dabei an ihre Schwester denken (danke für die Information). Und mir ist jetzt klar, dass man als taubstummes Schuldmädchen in Tokio ganz schöne Probleme mit der Kommunikation hat (wer hätte das gedacht) und dass Schulmädchen in Tokio manchmal keine Unterhöschen tragen (aber das hatte ich dank RTL2 vorher auch schon gewusst).
3/10