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Morgaine
2007-07-28, 16:19:43
Warum lassen wir uns immer von der Meinung anderer bestimmen?
Warum kann eine Bemerkung über einen mißlungenen Friseurbesuch, der ausbleibende Anruf eines Freundes, ein locker dahingesagter Kommentar über ein Speckröllchen, Kritik an einer Präsentation etc. unsere Welt zum Einsturz bringen? Warum gelingt es uns oftmals nicht, "über" solchen Bemerkungen zu stehen - vor allem, wenn sie von Menschen kommen, die uns nichts bedeuten?

Das hab ich eben gelesen und genau das frage ich mich auch..
Warum lassen sich die Menschen viel zu viel von anderen Menschen beeinflussen und vorallem von Menschen die uns an sich nichts bedeuten ?

Warum z.B. ziehen sich soviele Menschen nach der Mode an die andere toll finden anstatt etwas anzuziehn das einem selbst gefällt?

Klingone mit Klampfe
2007-07-28, 16:39:57
Weil wir uns in einem ständigen Wettkampf um Arbeitsstellen, Liebe, Freundschaft, Geld und Macht befinden. Jeder Mensch wird in Relation zu anderen Menschen bewertet - und da kann jede Kleinigkeiten wichtig sein.

jtkirk67
2007-07-28, 16:43:58
Quark. wer auf sowas Wert legt, hat ein seelisches Problem und sollte an seinem Selbstvertrauen arbeiten.

AlSvartr
2007-07-28, 16:50:14
Weil wir in einer Gesellschaft leben und man dort nun mal, wie der Name schon sagt, in Gesellschaft ist :wink: ... man kann halt nicht nur auf eigene Faust leben bzw. "ohne Rücksicht auf Verluste". Aber wenn man das konsequent weiterführen würde, was du schreibst - also keinen großen Wert auf die Meinung anderer zu legen - dann, denke ich, würde man versuchen, genau das zu tun.

Bzgl. "anziehen was einem gefällt": Individualität hört leider genau da gewissermaßen auf, wo der Einflussbereich derer beginnt, die für das Schicksal einer Person in irgendeiner Hinsicht (z.B. beruflich) verantwortlich sind. Von seelischem Problem würde ich da nicht reden, es sei denn, es wird natürlich zu extrem. Aber das ist eine furchtbare Definitionssache :S

jtkirk67
2007-07-28, 17:08:03
Jede Krise ist eine Chance. Wenn Du merkst, das Du irgendwo nicht mehr willkommen bist und Dich nur noch verstellen musst, um akzeptiert zu werden, dann wechsel den Beruf den Bekanntenkreis, was auch immer. In der heutigen Zeit muss man aufpassen, das man sich nicht zu abhängig macht, sonst läuft man schnell Gefahr, nicht mehr "klar" denken zu können und auszubrennen. Was hast Du letzendlich davon, wenn Du Dich den ganzen Tag verstellen musst, um "perfekt" zu funktionieren und doch nur unglücklich bist, auch wenn Dir jeden Monat den neuesten Highttechscheiß kaufen kannst? Wem sowas wichtig ist, der darf dann auch net rumflennen, wenn er dafür nur unter Streß steht.

Klingone mit Klampfe
2007-07-28, 17:15:50
In der heutigen Zeit muss man aufpassen, das man sich nicht zu abhängig macht.

Schöner Vorsatz, aber aus der Abhängigkeit vom Geld kann man sich leider nicht befreien ;(

Monger
2007-07-28, 17:31:47
Warum lassen sich die Menschen viel zu viel von anderen Menschen beeinflussen und vorallem von Menschen die uns an sich nichts bedeuten ?

Warum z.B. ziehen sich soviele Menschen nach der Mode an die andere toll finden anstatt etwas anzuziehn das einem selbst gefällt?

Eigentlich finde ich das sehr nachvollziehbar:
Unsere Erfahrung und unser erstes Gefühl sagt uns, dass jedes Problem was wir haben, jede Frage die wir uns stellen, garantiert schon viele andere Menschen beschäftigt hat. Und wenn sich so viele Menschen damit beschäftigt haben, müssen wenigstens ein paar von denen irgendwann mal den Idealweg durchs Leben gefunden haben. Und wenn die ihn gefunden haben, hat sich das in der Mehrheit herumgesprochen. Wenn ich mich an die Mehrheit halte, kann das für mich nur von Vorteil sein...


Dieser Gedankengang beinhaltet wenigstens zwei Irrtümer, und die sind:
- alle Menschen denken genauso wie ich
- zu jedem Problem gibt es eine eindeutige Lösung.


In ganz vielen Fällen ist es irrsinnig hilfreich, oder schlicht die einzig vernünftige Wahl, sich an der Gruppe zu orientieren. Das hilft einem in 80% aller Fälle wunderbar.

jtkirk67
2007-07-28, 18:14:11
Schöner Vorsatz, aber aus der Abhängigkeit vom Geld kann man sich leider nicht befreien ;(

Naja, ich meine solche Dinge wie Auto auf Raten kaufen, Hightech-TV auf Pump, immer die neuesten Klamotten haben muessen. Und muss man ein Haus kaufen? Die meisten sind der Meinung, das es günstiger ist, als zur Miete zu wohnen, aber kein Bankmensch wird Dir vorrechnen, was für Folgekosten ein haus haben wird. Hier ne Reparatur, da ne neue Energiesparverordnung und schon ist mal schnell mal 15 oder 20k Euro los und das geht, wenn man Pech hat, ewig weiter... Das soll natürlich jedem selbst überlassen sein, aber nur ein Haus zu kaufen, weil jeder Hans und Franz eins hat, finde ich nich so pralle:rolleyes:

Lethargica
2007-07-30, 17:59:12
Quark. wer auf sowas Wert legt, hat ein seelisches Problem und sollte an seinem Selbstvertrauen arbeiten.

Und woraus resultiert Selbstvertrauen?

Fakt ist, dass jeder Mensch ein gewisses Maß an Beachtung und Anerkennung von anderen braucht um ein gesundes Selbstvertrauen aufzubauen.
Hat man dies erreicht, wird man dann sicher unabhängiger, aber es ist imho Blödsinn zu glauben, dass jemand der immer nur als Versager wahrgenommen wird, ein gesundes Selbstvertrauen aufbaut.

evolutionconcept
2007-07-31, 11:43:22
Und woraus resultiert Selbstvertrauen?

Fakt ist, dass jeder Mensch ein gewisses Maß an Beachtung und Anerkennung von anderen braucht um ein gesundes Selbstvertrauen aufzubauen.
Hat man dies erreicht, wird man dann sicher unabhängiger, aber es ist imho Blödsinn zu glauben, dass jemand der immer nur als Versager wahrgenommen wird, ein gesundes Selbstvertrauen aufbaut.


Dem schliesse ich mich an. Selbstvertrauen haben und einfach nur eingebildet sein sind imho zwei paar Schuhe.
Bei mir ist dieses Verhalten sehr viel auf die Meinungen andere zu geben leider sehr ausgeprägt. Ich denke das liegt auch zum großen Teil daran, wie meine Eltern mich erzogen haben.
Den Spruch "Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein wie mich andere gern hätten" finde ich klasse, kann ihn aber selber so gut wie gar nicht umsetzen.

Das gute A
2007-07-31, 11:48:55
Den Spruch "Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein wie mich andere gern hätten" finde ich klasse, kann ihn aber selber so gut wie gar nicht umsetzen.

Kann ich leider auch nur bedingt - aber ich versuchs ;) Zumindest ist es so, dass es mir relativ egal ist, ob andere mich besonders toll finden oder mich mögen - denn wer das tut, der tut es eben, und wer mich nicht mag, der lässts bleiben... das juckt mich wiederum kein Stück.

Ich verbiege mich zumindest nicht für andere, ich versuche immer, ich selbst zu bleiben.

Wenn man das hinbekommt, ist man vielen anderen schon ein gewaltiges Stück voraus.

Grüße

Cyphermaster
2007-07-31, 11:58:01
Bei mir ist dieses Verhalten sehr viel auf die Meinungen andere zu geben leider sehr ausgeprägt. Ich denke das liegt auch zum großen Teil daran, wie meine Eltern mich erzogen haben.Es liegt immer nur an einem selbst. Erkenntnis kann man nicht anerziehen, die muß man selber finden.
Den Spruch "Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein wie mich andere gern hätten" finde ich klasse, kann ihn aber selber so gut wie gar nicht umsetzen.Warum denn? Man muß nur so sein, wie man ist.

Cyphermaster
2007-07-31, 12:00:19
Hat man dies erreicht, wird man dann sicher unabhängiger, aber es ist imho Blödsinn zu glauben, dass jemand der immer nur als Versager wahrgenommen wird, ein gesundes Selbstvertrauen aufbaut.Die Frage ist, wie er sich SELBER sieht. Wenn er mal erkannt hat, daß er selber kein Versager, Spinner, usw. ist, dann können ihn auch die Anderen mal kreuzweise.

evolutionconcept
2007-07-31, 12:13:54
Kann ich leider auch nur bedingt - aber ich versuchs ;) Zumindest ist es so, dass es mir relativ egal ist, ob andere mich besonders toll finden oder mich mögen - denn wer das tut, der tut es eben, und wer mich nicht mag, der lässts bleiben... das juckt mich wiederum kein Stück.

Ich verbiege mich zumindest nicht für andere, ich versuche immer, ich selbst zu bleiben.

Wenn man das hinbekommt, ist man vielen anderen schon ein gewaltiges Stück voraus.

Grüße

Wenn. Klar bin ich immer ich, aber stets nur der Teil von mir, bei dem ich mir sicher bin das er nicht auf all zu großen Widerstand stösst.
Das ist gewiss nicht bei allen Leuten denen ich begegne so. Menschen die ich selbst nicht leiden kann, haben so gut wie keinen Einfluss auf mein Verhalten.
Bei diesen Menschen kann ich am meisten ich sein. Am deutlichsten merkte man das damals in der Schule. Lehrer die ich für Kompetent oder nett oder dergleichen hielt waren meine besten Freunde. für die war oich eine Musterschülerin und eine sagte soagr mal, dass sie als sie in der Schule gewesen ist, gern jemanden wie mich als Freundin gehabt hätte. Andere lehrer haben mich verflucht, weil ich sie bei dem geringsten Anlass unterbracht, störte, berichtige oder sonst was. Ein Lehrer hat mich sogar mal nach Hause geschickt ohne das es ein richtiger rauswurf war oder Konsequenzen für mich hatte, ich habe mich ja nie über die regeln hinweggesetzt oder ähnliches, nur damit er Ruhe vor mir hat.

Andere Menschen die ich mag, haben widerrum so starken Einfluss auf mich das ich mich nach einem Kompliment sogar unter Druck gesetzt fühle, und Angst habe den Anderen zu enttäuschen, wenn ich dem Kompliment nicht immer gerecht werde. das führte sogar schon dazu, dass ich sehr oft schwieg obwohl ich was zu sagen hatte.



Es liegt immer nur an einem selbst. Erkenntnis kann man nicht anerziehen, die muß man selber finden.
Warum denn? Man muß nur so sein, wie man ist.

Ach ja, wenn das leben nur so einfach wäre. das Wissen um eine sache und die Umsetzung derer, sind manchmal Meilenweit voneinander entfernt.

Lethargica
2007-07-31, 12:28:31
Die Frage ist, wie er sich SELBER sieht. Wenn er mal erkannt hat, daß er selber kein Versager, Spinner, usw. ist, dann können ihn auch die Anderen mal kreuzweise.

Man selbst ist aber nunmal kein unabhängiges Individuum.

Unser Charakter, ja das eigene ICH ist zum größten Teil das Ergebnis der Umwelt in der wir leben und aufwachsen.

Cyphermaster
2007-07-31, 12:39:16
Wenn. Klar bin ich immer ich, aber stets nur der Teil von mir, bei dem ich mir sicher bin das er nicht auf all zu großen Widerstand stösst."Wenn keiner was dagegen hat, dann bin ich jetzt mal 5min. ich selber, ok?" WTF? :|

Andere Menschen die ich mag, haben widerrum so starken Einfluss auf mich das ich mich nach einem Kompliment sogar unter Druck gesetzt fühle, und Angst habe den Anderen zu enttäuschen, wenn ich dem Kompliment nicht immer gerecht werde. das führte sogar schon dazu, dass ich sehr oft schwieg obwohl ich was zu sagen hatte.Warum sollte man sich bei Menschen unbedingt anbiedern, die einen dann doch nicht mögen, wie man ist? Warum sollte ich etwas vorspielen?
Menschen, die mich nicht so akzeptieren wollen/können (der Versuch zählt, mit Manchem bin ich auch ganz locker auf gegenseitigem "Respektsabstand"), wie ich bin, genießen bei mir sowieso wenig Ansehen.

Ach ja, wenn das leben nur so einfach wäre. das Wissen um eine sache und die Umsetzung derer, sind manchmal Meilenweit voneinander entfernt.Blabla. Es liegt an dir. So wie's sich liest, traust du dich aber gar nicht mal, es überhaupt zu versuchen. Was spricht dagegen?

Cyphermaster
2007-07-31, 12:45:07
Man selbst ist aber nunmal kein unabhängiges Individuum.Nicht völlig, ack.

Unser Charakter, ja das eigene ICH ist zum größten Teil das Ergebnis der Umwelt in der wir leben und aufwachsen.Diese Theorie wird grade durch die Genetik/Zwillingsforschung usw. eindrucksvoll widerlegt. Viele dieser Dinge scheinen durchaus genetisch angelegt...

Und auch, wenn die Umwelt einen beeinflußt - das Denken muß man immer noch selber übernehmen, oder eben nicht. Und dementsprechend kann man sich auch in großen Teilen unabhängig von der Umwelt durch eigene Erkenntnis verändern/entwickeln.

evolutionconcept
2007-07-31, 12:50:44
"Wenn keiner was dagegen hat, dann bin ich jetzt mal 5min. ich selber, ok?" WTF? :|

Warum sollte man sich bei Menschen unbedingt anbiedern, die einen dann doch nicht mögen, wie man ist? Warum sollte ich etwas vorspielen?
Menschen, die mich nicht so akzeptieren wollen/können (der Versuch zählt, mit Manchem bin ich auch ganz locker auf gegenseitigem "Respektsabstand"), wie ich bin, genießen bei mir sowieso wenig Ansehen.

Blabla. Es liegt an dir. So wie's sich liest, traust du dich aber gar nicht mal, es überhaupt zu versuchen. Was spricht dagegen?


Du liest falsch bzw. interpretierst es falsch. Ich bin schon ich, ich weiß nur welche Eigenschaften oder wesenszüge ich wo lieber für mich behalte.

Wie gesagt. Nicht die Menschen die mich nicht mögen sind mein Problem, sondern die die mich mögen. ich hatte mal einen kollegen welchen ich wirklich respektiert hab bzw. der schon eine Art Vorbild war. Wenn er geredet hat, hing ich an seinen lippen, ein wirklich redegewannter Mensch. ich konnte super mit ihm reden und kleine Wörterkriege führen, bis er dummerweise gesagt hat ich müsste Rhetorik studieren und noch ein paar andere Komplimente in die Richtung. Ab da, war ich viel stiller in seiner Gegenwart.
Das muss man auch gar nicht verstehen, ich verstehe es ja selber nicht. Aber ich bin ehrlich genug zu mir selbst, einzusehen das ich in dieser Beziehung einfach dumm bin bzw. handle.

Was das mit der Erziehung angeht nochmal:

Selbstbewußtsein heißt nicht, perfekt sein und sich gekonnt inszenieren. Sondern sich mit seinen Stärken und Schwächen so akzeptieren, wie man ist, seine Stärken einzusetzen, um seine Ziele zu erreichen und seine Schwächen und äußere Schwierigkeiten als Herausforderungen, nicht aber als unübersteigbare Grenzen zu betrachten. Wer ein starkes Selbstbewußtsein hat, wird nur wenig von Selbstzweifeln geplagt, sondern hat eine positive Meinung von sich.

Nur eine Minderheit von etwa zehn Prozent besitzt ein annähernd unerschütterliches Selbstvertrauen. Bei den meisten sind Eigenschaften, die sich an sich akzeptieren, mit Charakterzügen gekoppelt, die sie als ärgerliche Bürde empfinden. Das drückt sich aus in Sätzen wie:
"Ach, könnte ich nur so diszipliniert essen wie meine Freundin."
"Wenn ich mehr Durchhaltevermögen und einen stärkeren Willen hätte!"
"Ich würde auch gern Klavier spielen können, aber meine Eltern ..."

Selbstbewußtsein hat möglicherweise eine angeborene Grundlage. Manche Kinder sind von Natur aktiver in der Erkundung ihrer Umwelt als andere. Das Entscheidende ist jedoch der Erziehungsstil, den man in der frühen Kindheit erlebt. Bis zum siebten Lebensjahr ist meist entschieden, ob ein Kind später selbstbewußt oder eher schüchtern sein wird. Entscheidend dafür ist, wie Eltern und andere Erwachsene auf das Kind einwirken. Bevorzugen Lob und Ermutigung oder Tadel und Verbote?

Jeder weiß, daß Kinder um das dritte Lebensjahr eine "Trotzphase" durchmachen. Sie beginnen sich von der totalen Abhängigkeit von der Mutter zu lösen und eigene Schritt zu wagen. Mutter und Vater sind stolz, wenn ihr kleiner Liebling die ersten Worte spricht, die ersten Schritte geht und allmählich fähig wird, selbständig aus der Tasse zu trinken und aufs Töpfchen zu gehen. Zum Kummer der Eltern bringt die sich entwickelnde Selbständigkeit der Kleinen auch unangenehme Nebenwirkungen mit sich. Die Kinder wollen unbedingt alles selber tun. Sie widersetzen sich zunehmend den Anordnungen der Eltern. Will die Mutter geradeaus gehen, reißt das Kind sich los und läuft zu der Wiese gegenüber, auf der es etwas Interessantes entdeckt hat. Oder es bleibt einfach stehen, ohne ersichtlichen Grund (für die Mutter). Manche schreien und setzen sich auf den Boden. Manchmal tun sie genau das, was die Mutter ihnen verboten hat - und zwar genau deshalb, weil es ihnen verboten wurde.

Jetzt hängt alles davon ab, wie die Eltern auf diese Bestrebungen reagieren. Viele Erwachsene reagieren allergisch, manchmal auch hilflos, auf den wachsenden Widerstand ihrer Kinder. Da hat man nun monatelang eigene Interessen zurückgestellt, hat auf Kneipen- und Theaterabende verzichtet, im Kino war man schon lange nicht mehr, die Freunde kennt man nur noch von ihrer Telefonstimme her – statt Dankbarkeit zeigen die Kleinen jedoch Unwillen und Trotz. Wie selten sind die Momente, da einem der Sohn oder die Tochter mit leuchtenden Kinderaugen entgegenkommt! Viel häufiger sind Schmollen, Geschrei und stures Unverständnis für die Anordnungen der Eltern, die doch nur das Beste wollen. Tolerante Mütter und Väter trösten sich mit der Feststellung aus Erziehungsratgebern, daß die Kleinen es noch nicht besser wissen können und die Trotzphase vorübergehen wird. Sie hoffen, daß ihre Sprößlinge im Laufe der Zeit "vernünftig werden". Dennoch mischt sich Neid in ihre Nachsicht, wenn sie bei Freunden "gut erzogene" Kinder erleben: Kinder, die nur dann das Wort an Erwachsene richten, wenn sie dazu aufgefordert werden; Kinder, die nicht über Tische und Bänke gehen, wenn der Besuch da ist, sondern die ganze Zeit still auf ihren Plätzen sitzen und schweigend geradeaus schauen, während die Erwachsenen ungeniert über die Vorzüge und Schwächen ihrer Kinder reden, als handele es sich um den neuesten CD-Spieler und nicht um kleine Persönlichkeiten; Kinder, die ohne Quengelei brav zu Bett gehen, wenn die Eltern sagen, daß es zwanzig Uhr ist, und dort nicht einmal mehr miteinander flüstern, sondern sofort einschlafen.

Sogar die aufgeklärtesten Eltern bevorzugen "brave" Kinder. Die Tatsache, daß diejenigen, die schon in den ersten Lebensjahren durch widerspruchslose Folgsamkeit auffallen, sich auch später mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Duckmäusertum und Passivität auszeichnen werden, tritt nur selten ins Bewußtsein. Selbst Eltern, die über diese Zusammenhänge Bescheid wissen, neigen dazu, sie zu verdrängen, denn artige Kinder sind pflegeleicht, bequem und vor allem vorzeigbar. Sie sind ein vorzügliches Mittel, um Freunde und Verwandte neidisch zu machen. Wer folgsame Kinder hat, gilt als fähiger Erzieher und wird von anderen um Rat gefragt. Dabei vergessen wir nur allzu leicht, daß Kindern, die ihren Eltern keinen Widerstand entgegensetzen, eine wichtige soziale Erfahrung fehlt, die sie im späteren Leben dringend benötigen, um sich in unserer Wettbewerbsgesellschaft durchzusetzen. Um unabhängig zu werden, um ihre eigenen Interessen herauszufinden und zu realisieren, müssen sie erst einmal lernen, sich gegen die Personen in ihrer Umgebung zu behaupten. Und das sind zunächst die Eltern, die Geschwister, die Großeltern und eventuell die Erzieher aus der Kindertagesstätte. Soll sich ein Kind später erfolgreich gegen Konkurrenten, den Chef oder auch nur dominante Persönlichkeiten aus dem Freundeskreis zur Wehr setzen können, muß es seine eigene Widerstandsfähigkeit erproben dürfen.

Wenn Kinder erleben, daß Widerspruch, Streit und Geschrei mit Hausarrest, Entzug der elterlichen Gunst oder gar Schlägen bestraft werden, gewöhnen sie sich daran, den offenen Konflikt zu umgehen. Auch als Erwachsene werden sie weiter dazu neigen, Konfrontationen auszuweichen und sich im gleichen Moment zu ärgern, daß sie es nicht wie glücklichere Zeitgenossen schaffen, ihre Wünsche durchzusetzen.

Erschienen bei Egonet.de

atlantic
2007-07-31, 13:10:49
....
Den Spruch "Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein wie mich andere gern hätten" finde ich klasse, kann ihn aber selber so gut wie gar nicht umsetzen.

du weißt auch selber, warum. Angst vor Ablehnung. Angst vor Ausgrenzung. Angst vor dem Alleinsein.

Menschen in guter Verfassung haben fast immer leicht Gesellschaft. Sind nie allein, soweit sie dieses oberflächliche Kontakthalten als Gegenstück empfinden.

Zeig denen, die diesen Kreis bevölkern, deine wahren Seiten, und du wirst sehen, wie schnell die allermeisten dich alleinlassen.

Ich habe schon lange keinen Bock mehr auf Theaterspielerei, dadurch wenig oberflächliche Freundschaften. Man verarscht sich letztenendes nur selber. Die paar, die übrigblieben, sind diejenigen, die mich so sehen, wie ich wirklich bin. Und auch aushalten. Das ist mir bei weitem lieber als Selbsttäuschung.

excoutor
2007-07-31, 13:31:00
Warum kann eine Bemerkung über einen mißlungenen Friseurbesuch, der ausbleibende Anruf eines Freundes, ein locker dahingesagter Kommentar über ein Speckröllchen, Kritik an einer Präsentation etc. unsere Welt zum Einsturz bringen? Warum gelingt es uns oftmals nicht, "über" solchen Bemerkungen zu stehen - vor allem, wenn sie von Menschen kommen, die uns nichts bedeuten?



ich lass mir von anderen doch nix sagen, wenn sie ein problem haben is das doch nich meine sache.

brauchst nur genug selbstewusstsein. :) dann können die anderen reden wie sie wollen. ;)

wen nicht, gibts du halt eine gegenantwort und machst sie auch auf verbaleart fertig. was meinst du, wenn du das ein bissel übst wie schnell andere sprachlos sind und dich nicht wieder so dumm anquatschen.

evolutionconcept
2007-07-31, 13:36:42
du weißt auch selber, warum. Angst vor Ablehnung. Angst vor Ausgrenzung. Angst vor dem Alleinsein.

Menschen in guter Verfassung haben fast immer leicht Gesellschaft. Sind nie allein, soweit sie dieses oberflächliche Kontakthalten als Gegenstück empfinden.

Zeig denen, die diesen Kreis bevölkern, deine wahren Seiten, und du wirst sehen, wie schnell die allermeisten dich alleinlassen.

Ich habe schon lange keinen Bock mehr auf Theaterspielerei, dadurch wenig oberflächliche Freundschaften. Man verarscht sich letztenendes nur selber. Die paar, die übrigblieben, sind diejenigen, die mich so sehen, wie ich wirklich bin. Und auch aushalten. Das ist mir bei weitem lieber als Selbsttäuschung.


Es ist wahr, kein Theater, keine Lügen, eben nur Unvollkommenheit.
Ich komme so gut durchs Leben.
Und mir ist es eben nicht Wurscht was andere über mich denken.

Cyphermaster
2007-07-31, 18:44:08
Es ist wahr, kein Theater, keine Lügen, eben nur Unvollkommenheit.Du wirst auch nicht vollkommener durch Schauspielerei. Wenn's drauf ankommt, zeigt sich, wie du wirklich bist. Und dann kommt zu den (menschlichen) Macken noch die Täuschung der Menschen deiner Umgebung dazu - insbesondere derer, die du magst.
Ich komme so gut durchs Leben.Solange man die Maske aufbehalten kann, glaub ich dir das. Nur kenn ich keinen, der das sein Leben lang geschafft hat. Ich bevorzuge aber, mein eigenes Leben zu führen, statt das Leben, das andere mich gerne leben sehen. Dafür ist mir meine Lebenszeit zu kostbar, und die "Genugtuung", die Erwartungen anderer zu erfüllen, zu gering.
Und mir ist es eben nicht Wurscht was andere über mich denken.Die denken nur was über die fiktive Person, die du ihnen vorgaukelst. Um über DICH was zu denken, müßten sie ja erstmal wirklich DICH kennen.

atlantic
2007-07-31, 21:16:31
....
Und mir ist es eben nicht Wurscht was andere über mich denken.

wurscht ist mir, was sie über meine Fahigkeit zum "Anpassen" denken. Nicht wurscht ist mir, wie ich auf die wirke, die mich WIRKLICH kennen. Weil das diejenigen sind, die mir auch die ehrlichste, aber keinesfalls BÖSE gemeinte Kritik geben würden.....

evolutionconcept
2007-07-31, 21:25:22
wurscht ist mir, was sie über meine Fahigkeit zum "Anpassen" denken. Nicht wurscht ist mir, wie ich auf die wirke, die mich WIRKLICH kennen. Weil das diejenigen sind, die mir auch die ehrlichste, aber keinesfalls BÖSE gemeinte Kritik geben würden.....


Ich habe schon gemerkt das du eine starke Frau bist, meinen Respekt hast du. (y)

@Cypher: Ich schauspieler nicht und ich täusche niemanden, aber das scheinst du nicht verstehen zu können oder zu wollen.
Ich bin ehrlich in meinen Äusserungen und Handlungen, nur zeige ich nicht das Ganze oder teilweise gar nichts, je nachdem wer vor mir steht und was ich von ihm halte.

HyperX
2007-07-31, 21:47:58
Meiner Meinung nach ist es nicht das Problem das die Menschen sich von anderen
Menschen bewerten lassen und sich dadurch definieren.

Das Problem besteht darin das andere Menschen, Menschen bewerten
und dies leider meist nach den ewig gleichen mustern und Zwar nach ausehen
und "Angepasstheit."

Wenn man aufhört zu bewerten, löst sich dieses Problem.

Wer Heutzutage nicht "angepasst" ist wird schnell von fremden abgestempelt
und dies wirkt sich dann auf dauer auf das Selbstbild aus denn es liegt nunmal in der Natur der Menschen vergleiche zu ziehen. Und alles was von der "norm"
abweicht kann nicht "gut" sein.

atlantic
2007-07-31, 22:04:31
Ich habe schon gemerkt das du eine starke Frau bist, meinen Respekt hast du. (y)

....

ich bin nur älter. Ich hatte genug Gelegenheit, zu lernen, die Spreu vom Weizem zu trennen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Cyphermaster
2007-07-31, 22:07:10
@Cypher: Ich schauspieler nicht und ich täusche niemanden, aber das scheinst du nicht verstehen zu können oder zu wollen.
Ich bin ehrlich in meinen Äusserungen und Handlungen, nur zeige ich nicht das Ganze oder teilweise gar nichts, je nachdem wer vor mir steht und was ich von ihm halte.Für dich ist es keine Täuschung, wenn du anderen Dinge verschweigst. Für manch Anderen mag das schon eine sein; je nachdem, was du alles nicht zeigst. Wirklich ehrlich ist es aber nicht. In jedem Fall gibst du dich in jedem Fall bewußt nicht so, wie du bist, um ein bestimmtes Bild gegenüber irgendjemand zu präsentieren.

<Edit: Das soll kein Vorwurf sein - ist deine Sache. Nur sehe ich das so.>

atlantic
2007-07-31, 22:14:47
Für dich ist es keine Täuschung, wenn du anderen Dinge verschweigst. Für manch Anderen mag das schon eine sein; je nachdem, was du alles nicht zeigst. Wirklich ehrlich ist es aber nicht. In jedem Fall gibst du dich in jedem Fall bewußt nicht so, wie du bist, um ein bestimmtes Bild gegenüber irgendjemand zu präsentieren.

....von dem man glaubt, es wäre nötig, um Freunde zu haben. Aber, Freunde sind und bleiben diejenigen, die auch deine "Fehler" lieben. Die einen unvollkommenen Menschen lieben, so wie er vor ihnen steht.

stay different!

dav133
2007-08-01, 11:48:15
hm, also es ist der maßgebliche unterschied, ob du verschiedenen Leuten verschiedene Seiten von dir zeigst, die allesamt zu dir gehören, oder dich komplett verstellst, um von allen Freunden, die du kennst oder gerne hättest, die maximale Akzeptanz entgegengebracht zu bekommen. Ich bastel gerne am PC und spiele gerne mit Kindern. Dass ich mich mich mit meiner Freundin wohl eher über Kinder und mit meinen Kumpels eher über PC's unterhalte, liegt in der Natur der Sache und ist für mich kein verstellen, sondern nur eine andere Seite von mir. Wenn du bei Gruppe A rechtsradikale Äußerungen machst und danach mit deinen Judenfreunden ein Bier trinken gehst, stimmt was nicht.

lg