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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Ring des Nibelungen auf 3Sat (letztes WE)


Fritte
2007-08-06, 09:42:07
ja, wer hats gesehen?
Ok, alles wird wohl keiner gesehen haben da es runde 12 Stunden ging, alle 4 Zyklen :D

Nachdem die Austattung und teilweise auch die Acteure mich schon vom Rheingold vertrieben hatten, bekam ich beim Siegfried nun den endgültigen Wutanfall, ich hasse einfach diese modernen Inszenierungen ;(

Nun ja, was will man von Stuttgart auch erwarten? Ist eben nicht Bayreuth
Wagner muss einfach passend inszeniert werden, düster und am besten in einem Endzeitszenario, eben der Götterdämmerung, da kann ich mit einem kartoffelschälenden Idioten in einer 80er jahre Küche echt nix anfangen

*traurig sei*

mrweasley
2007-08-06, 10:45:13
habe nur "walküre" gesehen und die inzinierung fand ich gar nicht mal so schlecht. man kann den ring sogar sehr einfach modern inzinieren, aber ich persönlich würde es nicht in einer küche spielen lassen...

Thanatos
2007-08-06, 22:00:12
Nachdem die Austattung und teilweise auch die Acteure mich schon vom Rheingold vertrieben hatten, bekam ich beim Siegfried nun den endgültigen Wutanfall, ich hasse einfach diese modernen Inszenierungen ;(

Ja, da hast du sehr wohl recht, ich kann diesen neumodischen Inszenierungen auch nichts abgewinnen. Ein Stück sollte so aufgeführt werden, wie es eigentlich vom Künstler vorgesehen war.

raschomon
2007-08-06, 22:28:16
Wagner? Das ist imo für den konservativen, CDU-wählenden und standesgemäß besserverdienenden deutschen Spießer die letzte verbliebene und noch dazu gesellschaftlich tolerierte Möglichkeit die kleine braune Sau tief in seinem Innern rauszulassen. Das wäre doch mal was: Das Bundespummelchen in Seidenrobe schiebt über den roten Teppich von Bayreuth und bescheidet dem soundbite-süchtigen Pressemob: "So, meine Damen und Herren, nu is aber genug geknipst, und jetzt gehe ich mit meinem Michi die kleine braune Sau in uns ausführen".

Künstlerisch ist die Oper als Ausdrucksform für die Bühne ein langsam verrottender Leichnam. Und Wagner ist der schlagende Beweis. Der Mann ist kulturell und biographisch ein Kind der deutschen Romantik, mithin eine abgeschlossene Epoche der nationalen Geistesgeschichte. Jedes Jahr wärmen sie ihn wieder auf, allein um einer eingefahrenen Erwartungshaltung des überalterten Publikums zu entsprechen. Alte, schon mehreren Liftings unterzogene und vor allem halbgebildete Weiber und ihre zugehörigen Knacker finden die optimale Gelegenheit ihre neusten Kreationen auszuführen - und sonst? Zu modern, ja revolutionär darf es natürlich nicht sein, nur einen Hauch weniger konventionell als im vergangenen Jahr. Arm! Wäre sie, die Oper, auf der Höhe der Zeit, so entstünden viel mehr neue Opern mit zeitgenössischen Themen und der entsprechenden - auch politischen - Brisanz. Dann wäre auch eine historisch korrekte Ausstattung der alten Stücke nicht mehr so anrüchig.

Fritte
2007-08-07, 12:01:57
Wagner? Das ist imo für den konservativen, CDU-wählenden und standesgemäß besserverdienenden deutschen Spießer die letzte verbliebene und noch dazu gesellschaftlich tolerierte Möglichkeit die kleine braune Sau tief in seinem Innern rauszulassen.

und das wo momentan jeder gute Deutsche auf eine Möglichkeit hofft nicht als Nationalist verschrien zu werden, wo er doch lediglich deutscher Patriot ist :rolleyes:
Latürnich muss man sich als Deutscher selbst verleugnen, haben wir ja nun in den letzten ~60 Jahren zu Genüge gelernt, was liegt da näher als auch dem deutschen Kulturgut den Todesstoss zu geben, fein Herr/Frau Ras(c)homon, nur weiter so, das ist genau die Stossrichtung die heuer gerne gesehen wird..in manchen Kreisen

Ach, der Ring hat was mit den Nazis zu tun? Und was bitte ausser das sich ein Abkömmling Wagners zum Helfershelfer degradieren liess?

Der Mann ist kulturell und biographisch ein Kind der deutschen Romantik, mithin eine abgeschlossene Epoche der nationalen Geistesgeschichte. Jedes Jahr wärmen sie ihn wieder auf, allein um einer eingefahrenen Erwartungshaltung des überalterten Publikums zu entsprechen.

Nur zur Info: http://de.wikipedia.org/wiki/Richard-Wagner-Festspiele
Vielleicht begreifst du dann warum Wagner jedes Jahr "aufgewärmt" wird...
Manch einer würde seine rechte Hand für eine Karte hergeben, aber was solls, wenn man schon Kulturbanause ist....

Zu modern, ja revolutionär darf es natürlich nicht sein, nur einen Hauch weniger konventionell als im vergangenen Jahr. Arm! Wäre sie, die Oper, auf der Höhe der Zeit, so entstünden viel mehr neue Opern mit zeitgenössischen Themen und der entsprechenden - auch politischen - Brisanz. Dann wäre auch eine historisch korrekte Ausstattung der alten Stücke nicht mehr so anrüchig.

Das u.a. Schlingensief (2006) für die Inszenierung zeichnete, ist dir wohl entgangen, viel moderner und revolutionärer wirst du es im deutschen Raum kaum noch finden

Na das ist mal wieder Deutschland pur, besser sich schnell selbst verleugnen und demontieren, als auf die anderen warten die es tun, kein Wunder das wir dort sind wo wir sind, im Dreck! Es bedarf keiner hunnischen Horden um die Nibelungen abzuschlachten, die Götterdämmerung leiten wir selbst ein, immerhin, darin sind wir doch wahre Meister

nggalai
2007-08-07, 12:20:40
Nun ja, was will man von Stuttgart auch erwarten? Ist eben nicht Bayreuth
Wagner muss einfach passend inszeniert werden, düster und am besten in einem Endzeitszenario, eben der Götterdämmerung, da kann ich mit einem kartoffelschälenden Idioten in einer 80er jahre Küche echt nix anfangen
Dann hast Du offenbar den diesjährigen Ring in Bayreuth nicht mitverfolgt. :D

Ich mochte den Ring 1976 in Bayreuth: transportiert ins 19. Jahrhundert, schon fast als Familiendrama. Mir gefällt so etwas. Wenn ich da an die Metropolitan-Aufführung aus den 90ern zurückdenke …*Sigmund in Fellen, Lagerfeuer und weiß Gott was alles. Mann, war das kitschig. :D

Cheers,
-Sascha