Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Menschenwürde in versch. Medien
Marscel
2007-09-19, 00:47:00
Dieser Thread befasst sich auch inhaltlich mit Videospielen, aber wegen TV ist er hier.
Ich will ausdrücklich NICHT die Menschenverachtung kritisieren, das ist mir recht egal, Unterhaltung ist Unterhaltung, sondern darauf hin, dass mir ein Verhältnis zwischen TV und PC nicht zusagt.
Vor ein paar Tagen lief "Kill Bill 2", den Vorgänger kannte ich schon, den nehm ich gleich mit in die Diskussion.
Tatsache dieses Films, ab 16er Version, ging um kurz nach 10 los. Alles in allem nicht derartig viel Gemetzel wie in Volume 1, aber dafür etwas anderes. Menschenverachtung im Minutentakt.
Ich meine hier Dinge wie: Kiddo reißt Elle das zweite Auge aus und zertritt es, sie gerät in einen Zustand, den ich nicht beschreiben kann; Kiddo im Koma im Krankenhaus, wird dank eines Arztes vergewaltigt, der Typ hat Spaß daran; Budd wird von der Schlange gebissen und quält sich zum Ende.
Wer beide Filme gesehen hat, wird wissen, was ich alles meine.
Ortswechsel, Computer. Ein Spiel, zu deutsch "Menschenjagd" ( ;) ), landete vor einigen Jahren auf dem Index und wurde sogar aus dem Handel beschlagnahmt. Soweit ich weiß kam in der Begründung "schwere Menschenverachtung" o.ä. sowie dass Töten der einzige Weg sei, voranzuschreiten vor. Gewaltdarstellungen waren wohl nicht der Hauptgrund.
Nebenbei, ich hab es mal bis zur Hälfte gespielt.
Und was unterscheidet nun eigentlich in Hinblick auf "Menschenwürde" eine metzelnde Uma Thurman, die von allen getreten und selber gerne andere mit Füßen tritt, eigentlich geht es hier auch im Wesentlichen um blutige Rache, von einer Handlung (PC), in der das Töten als Unterhaltung betrieben wird?
Ich weiß nicht, ob ich mich hier grundlos aufrege oder ob es wirklich so ist, dass der Unterschied vielleicht einzig in der etwas größeren Interaktivität des Computerspiels liegt. An die, die beides kennen, was ist unmenschlicher, brutaler bzw. indizierungswürdiger (abgesehen davon, dass ein Index mMn auch nicht sein muss)?
sei laut
2007-09-19, 01:06:57
Dazu gibts schon haufenweise Diskussionen.
Es gibt 2 entscheidende Punkte. (vielleicht sogar 2 1/2)
1. Der Film ist als Kunst angesehen, Computerspiele nicht. Daher gelten für Filme die künstlerischen Freiheiten, wesshalb bei ihnen mehr geduldet wird.
2. Die Perspektive ist eine andere. Das eine erlebt man von außen (Film), beim anderen ist man selber der, der handelt (Spiel).
Der halbe Punkt hat was mit dem Durchschnittsalter von Computerspielen zutun, doch im Grunde ist das egal.
Was willst du eigentlich genau anprangern? Ist Kill Bill zu lasch eingestuft oder dein Computerspiel zu hoch? Ich kann auf dieses Computerspiel verzichten.
Madman123456
2007-09-19, 02:03:20
Ich fand Kill Bill schon ziemlich brutal, schon ein bisschen zu brutal. Nähme man die Brutalität aus dem film raus, dann bleibe nicht mehr viel was mich an diesen Film erinnert. Die Brutalität "überstrahlt" alles ;(
sei laut
2007-09-19, 18:18:23
Ich fand Kill Bill schon ziemlich brutal, schon ein bisschen zu brutal
Naja, darum solls wohl nicht in diesem Thread gehen. Die Brutalität ist aber auch teilweise entfremdet, da total unreal. (schöner Stil in meinen Augen, obwohl ich brutale Filme normal nicht mag)
Wie gesagt, fällt alles künstlerische Freiheit. Jedenfalls ist das wohl der Grund für die Einstufung, anders lässt sich das nicht erklären.
doublehead
2007-09-20, 06:23:02
Der halbe Punkt hat was mit dem Durchschnittsalter von Computerspielen zutun, doch im Grunde ist das egal.
Es gab mal vor ein paar Jahren eine Studie mit dem Ergebnis, dass der Durchschnittsspieler 30 Jahre alt ist. Von daher ist das kein Argument. Spiele sind eben schon lange kein "Kinderkram" mehr, auch wenn das viele bornierte Leute so im Kopf haben.
hasufell
2007-09-20, 07:24:11
was ist unmenschlicher, brutaler bzw. indizierungswürdiger (abgesehen davon, dass ein Index mMn auch nicht sein muss)?
unmenschlich davon ist garnichts
brutalität...wird glaube ich unterschiedlich wahrgenommen. Ich kenne Leute die gucken Braveheart und sowatt ohne mit der wimper zu zucken, aber bei Spielen wie zu deutsch "postamtlich" ( ;) ) würden sie zusammenzucken.
Bei mir ist es genau umgekehrt (ja, ich kann braveheart nicht gucken ohne mal wegzusehn), aber "postamtlich" spiele ich mit einem breiten grinsen :D
indizierungswürdig is meines Erachtens nach garnichts. Ich bin da radikal. Jugendschutz kann und muss anders durchgeführt werden.
zum Unterschied von Film - Spiel ist neben dem was du schon genannt hast auch der Distanzierungsgrad zu nennen, der unter anderem durch die Grafik ausgelöst wird. Ein brutaler comic-film wird ja auch anders wahrgenommen als ein Tarantino-streifen (oder?).
Und trotz der immer realistischer werdenden Grafik ist für mich persönlich noch ein großer Unterschied in den Gewaltdarstellungen.
was das ganze mit Menschenwürde zu tun hat, weiss ich nicht. Menschenwürde hat nichts mit Pietät oder Sensibilität zu tun, sondern ist eine konkrete Sache, die einem realen Menschen zugesprochen wird.
sei laut
2007-09-20, 10:26:03
auch wenn das viele bornierte Leute so im Kopf haben.
Was glaubst du, warum ist es bei mir nur ein halber Punkt, den ich nur knapp erwähnt habe? Weil es ein Vorurteil ist, was aber in vielen Köpfen vorhanden ist und daher leider Bedacht werden muss.
doublehead
2007-09-20, 15:47:21
Was glaubst du, warum ist es bei mir nur ein halber Punkt, den ich nur knapp erwähnt habe? Weil es ein Vorurteil ist, was aber in vielen Köpfen vorhanden ist und daher leider Bedacht werden muss.
Dann sind wir uns ja einig. :)
Und warum schreiben hier manche Leute die Titel von indizierten oder beschlagnahmten Spielen nicht aus ? Soll das witzig sein, oder glauben sie dass das nicht erlaubt wäre ?
::Cell::
2007-09-23, 11:25:31
Jeder Regisseur drückt doch mit seinen Filmen einen eigenen Stil aus. Der eine steht mehr auf Special Effects, der andere lässt hauptsächlich ballern oder zeigt so grauslige sachen wie verquetschte Augen. In diesem Falle würde ich dann aber nich Kill Bill als Vergleich nehmen. Ich meine Hostel und Saw sind sicher einiges brutaler als die meisten Filme die man sonst so zu Gesicht bekommt.
Fakt is aber, wenn man sowas nich sehen will sollte man dies auch nich tun, is ja kein Problem. Aber man kann einem Regisseur auch nich sagen er dürfe solche Szenen nich mehr bringen. Diese speziellen Sachen sind es ja die dem Film einen gewissen Charakter geben. Und imho isses ja immernoch "nur n Film".
Morale
2007-09-23, 12:42:07
Wie seiLaut schon geschrieben hat, Filme gelten als Kunst, Spiele nicht. Deshalb dürfen in Spielen in Dtland auch keine Hakenkreuze gezeigt werden, z.b.
Monger
2007-09-23, 13:10:52
Ich hab vor kurzem mal ein Interview mit einem Medienwissenschaftler zu dem Thema gelesen, und einiges davon fand ich ganz interessant...
Sein Argument war, dass wir in Film, Fernsehen und Schrift eine lange Tradition der gewaltvollen Bildersprache haben. Der blutige Rachefeldzug in Kill Bill ist schon lange als Stilmittel im Kino anerkannt. Das war aber nicht immer so, noch vor 20 Jahren wäre Kill Bill todsicher auf dem Index gelandet.
Video/bzw. PC-Spiele sind einfach noch zu jung, um sich kulturell verankert zu haben. Es ist noch nicht jedem klar, was dieses oder jenes einem eigentlich sagen soll, und dementsprechend reagieren viele Menschen noch verstört auf das was sie auf dem Schirm sehen. Das hat jetzt gar nichts mit Realismus und Blut zu tun, sondern einfach mit Symbolismus.
Wenn sich im Theater jemand in Blut suhlt und danach wild auf der Bühne rumpoppt, wird das Stück möglicherweise ein paar miese Rezensionen einfahren, aber niemand wird den Jugendschutz rufen. Das Theater ist in Sachen Grenzüberschreitung ja jedem anderen Genre meilenweit voraus, da ist alles was man im Kino sieht harmlos dagegen.
Das wird sich ändern, aber NOCH sind Computerspiele nicht ganz im Alltag angekommen.
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