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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie mit trauer umgehen ?


Nightspider
2008-01-05, 23:19:54
Ich weiß nicht richtig was ich machen soll. In relativ kurzer Zeit sind 2 gute Freunde, Menschen denen ich alles anvertrauen würde, Menschen, die keiner ersetzen kann, gestorben.
Ich bin gerade einmal 20 Jahre alt und meine Freunde waren auch in meinem Alter.
Als kleines Kind wollte ich erwachsen werden, älter und selbstständig.
Ich habe Angst weitere Freunde und Familienangehörige, wie meine Großeltern zu verlieren. Wenn das Leben so weitergeht möchte mich fast gar nicht weiterleben und alt werden.
Ich weiß das es zum Leben dazugehört, das dies der Lauf der Dinge ist.
Dennoch zerreißt es mir fast das Herz, wenn ich an die verstorbenen Freunde denke.
Das einzige was hilft ist mich abzulenken. Doch das will ich nicht, dann fühle ich mich irgentwie schuldig und als würde ich es akzeptieren, das sie gestorben sind. Doch das will ich irgentwie nicht.
Der eine Freund ist im Prinzip von heute auf morgen gestorben, ohne das ich mich verabschieden konnte, und das als wir den häufigstens Kontakt hatten, seit ich ihn kenne. Von dem anderen konnte ich mich nicht direkt verabschieden. Ich wusste nicht das er bald sterben wird, obwohl ich die Chance gehabt habe ihn zu besuchen, doch ich bin davon ausgegangen (weil ich es nicht wusste) das er wieder zurückkommen wird. Doch dann ist er im Krankenhaus gestorben. Nun fühle ich mich Elend, ihn nicht besucht zu haben. Es ist jetzt ca. einen Monat her das der 2. Freund gestorben ist und ich konnte mich relativ gut ablenken. Doch im Nachhinein habe ich das Gefühl das ich mich näher damit auseinandersetzen sollte. Ich will ihn nicht einfach vergessen um nicht daran denken zu müssen, das ich die Chance gehabt habe, ihn nochmal richtig "lebe wohl" sagen zu können. Es sind einfach Menschen, die ich nie hätte missen und ihn immer nur gutes hätte wünschen können. Sie waren die Freundlichkeit und positive Ausstrahlung in Person, von deren Sorte ich fast keine weiteren Menschen kenne.
Seine Freundin, die ihn bis zum Tode begleitet hat habe ich heute getroffen und habe mich einige Stunden lang mit ihr darüber unterhalten.
Es ist einfach irgentwie herzzereißend...

Ich weiß nicht genau was ich von euch hören will. Wenn ihr nichts sagen wollt lass ich es hier einfach mal so stehen, ich wollte mir nur etwas von der Seele sprechen...etwas, was mich sehr bedrückt im Moment.

Meine Lebenseinstellung hat sich seitdem auch irgentwie verändert. Ich betrachte vieles anders. Vieles ergibt in meinen Augen keinen Sinn mehr. Vieles ist so sinnlos geworden. Die Angst, womöglich alt zu werden während gute Freunde oder Verwandte sterben ist unerträglich.
Die ganzen Erinnerungen an die schönen Momente und die positiven Eindrücke der Menschen und das Gefühl, das sie niemand ersetzen kann ist einfach nur schrecklich.

...

Dum_Di_Dum
2008-01-06, 02:00:28
Viel mehr kannst du auch nicht tun - rede mit denen die Sie kannten - wenn es zu schlimm wird nimm prof. Hilfe in Anspruch

Nightspider
2008-01-06, 02:16:06
Ehrlichgesagt habe ich nicht das Gefühl, das da reden hilft oder das ich mit jemandem reden sollte.
Ich weiß auch nicht. :(

SergioDeRio
2008-01-06, 03:00:31
Es gibt kein Patentrezept für Trauer.
Im Endeffekt muss jeder auf seine eigene Art trauern.
Wichtig ist nur, dass die Trauer nicht dein Leben bestimmt.
Also nimm dir die nötige Zeit um zu trauern egal ob allein oder zusammen mit anderen Freunden.
Aber nimm dir auch die Zeit um Abstand und Ablenkung zu finden.

doublehead
2008-01-06, 03:15:32
Willkommen in der unerbittlich harten Realität.

Der einzige Schluss den man aus solchen Erfahrungen ziehen kann, ist das Leben so lange zu geniessen, wie man es eben kann. Und das sollte man auch tun und sich nicht dafür schuldig fühlen, denn das hätten Deine gestorbenen Freunde für Dich auch so gewollt. Trauer ist selbstverständlich normal, aber wenn sie Dich wirklich gemocht haben, hätten sie sicherlich nicht gewollt dass Du an ihrem Ableben zerbrichst. Mach einfach weiter und freue Dich, dass Du gesund bist.

The Cell
2008-01-06, 10:28:39
Das Gefühl der Schuld, nicht alles bis zum Ende getan zu haben, die Freundschaft evtl. nicht gut genug gepflegt, sie nicht ausreichend besucht zu haben etc. ist leider normal.
Ich habe vor gut 8 Monaten meinen Vater zu Grabe getragen und auch dort hatte ich das Problem, die letzte Woche vor dem Tode war ich beruflich so eingespannt, dass ich ihn im Krankenhaus ebenfalls nicht besuchen konnte, auch ich war fest davon überzeugt, dass er ohnehin wieder "rauskommen" wird.
Ich habe mich seitdem der Trauer hingegeben und diese gelebt, so gut es ging. Es gibt noch immer Momente in denen ich weinen muss, wenn ich nur an ihn denke und das ist wohl normal. Was ich aber sagen kann: Das Schuldgefühl lässt irgendwann nach, der beißende Schmerz, der einen fast um den Verstand bringt ebenso ... alles verblasst ein wenig, man gewinnt Abstand.
Die Zeit heilt definitiv nicht alle Wunden, hilft aber bei der Narbenentwicklung ungemein. Und Zeit ist es, was man in dieser Phase braucht, Zeit für die Trauer. Seelenhygiene quasi.

Leider ist das mit der Umwelt ein größeres Problem, denn diese hätte gerne, dass du relativ schnell wieder normal funktionierst, was aber je nach Trauerndem sehr lange dauern kann.

Kopf hoch!

TC