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Gast
2008-03-01, 15:13:46
Will mir das einfach mal anonym von der Seele schreiben.
StudiVZ.
Naja, ich habe mich vor etwa einem Monat abgemeldet. Hauptsächlich, weil StudiVZ süchtig macht und man seine Zeit vertrödelt Gruppen beizutreten, Bilder anzusehen, nach irgendwelchen Leuten zu suchen usw.. Ich bin da leider sehr anfällig, auch was dieses Forum angeht. Das Web macht sehr schnell süchtig und ruckzuck hat man einen Tag, eine Woche, Wochen mit Blödsinn im Netz vertrödelt, was schlechte Zensuren/Arbeitsleistungen zur Folge hat, ebenso wie ein verkümmerndes Sozialleben.
Es war schon recht heilsam, dass niemandem meiner "Freunde" aufgefallen ist, bis heute nicht, dass ich mich abgemeldet habe, obgleich ich mir mit einigen desöfteren geschrieben hatte. Man schafft sich im Web schnell Illusionen über Freundschaften, Sympathien, Bekanntschaften, bzw. überhaupt Interesse an der eigenen Person, die mit der Realität nichts zu tun haben. Man wird kontaktiert, weil es so einfach und unverbindlich ist, weil dem anderen langweilig ist usw.. StudiVZ und all diese anderen Protale mag man in vernünftiger Weise nutzen können und es ist interessant mal zu schauen was alte Bekannte die man lang nicht mehr gesehen hat heute so treiben, wie die aussehen etc., aber das wird schnell langweilig. Es wird ersetzt durch eine Rastlosigkeit, dem Wunsch dazuzugehören, der Illusion von sozialen Kontakten, der Illusion, dass sich plötzlich viele Menschen für einen interessieren. Wer das haben will, nunja, nur zu. Das Ding taugt hauptsächlich dazu immense Zeitmengen nutzlos zu vernichten, wie Second Life, WoW, Chats, Foren usw.. Die Menschen verlieren manchmal den Bezug zur Realität, kommunizieren nur noch online, sprechen ihre eigene Sprache und vernachlässigen Schule, Beruf, Ausbildung, echte Freunde und Familie. Das online-Leben ist ja so viel besser, spannender und unterhaltsamer. Sind diese Leute ohne Rechner werden sie nervös, ungehalten und rastlos. Sie können sich nicht konzentrieren, denken die ganze Zeit an ihre Community, was sie da jetzt noch unbedingt schreiben müssen, das witzige Erlebnis, der geniale Einfall, die subversive Frage etc.. So geht es mir zumindest. Es ist definitiv eine Sucht und eine schädliche dazu. Im Web wird man nicht vermisst. Man muss nicht unbedingt dies und das noch schreiben, man führt keine Bewegungen an, man macht sich da etwas vor. Es ist vollkommen egal, ob User A nicht mehr im Forum, im StudiVZ, im Chat, bei WoW, in Second Life ist oder nicht. Er wird nicht vermisst, es ändert nichts. Es ist alles nur verschwendete Zeit.
Kommunikation über eMail ist viel effizienter, bequemer und übersichtlicher als über Portale wie StudiVZ.
Aber über eMail kommt auch nur sehr wenig relevantes herein. Das altehrwürdige Telefon ist schneller und direkter, es ist immer an, man bekommt sofort Rückmeldung. Man sollte das Web mehr als Werkzeug sehen, zum Recherchieren. Leider fällt mir das schwer. Ich komme immer wieder zurück, habe immer wieder den Eindruck etwas zu verpassen, muss mich immer wieder einloggen. Meine Gedanken kreisen um Foren, Communities, was ich allen unbedingt, lebensnotwendigerweise mitteilen muss. Auch wenn ich weiss, dass es niemanden wirklich interessiert, dass auch das nur Futtur für übersättigte, gelangweilte Menschen wie mich ist. Kurz aufgeregt, Kommentar verfasst, spätestens nach ein, zwei Tagen ist die Lust weg sich weiter damit zu beschäftigen. Man ärgert sich lediglich, sich überhaupt dazu geäußert zu haben, Zeit investiert zu haben, bzw. Zeit vergeudet zu haben. Man hätte so viel Arbeit zu erledigen. Man macht den Rechner aus. Man zieht das Kabel aus der Dose. Dennoch gehe ich wieder online. Muss wieder nachlesen, sehen ob ich etwas verpasst habe. Jedes Mal: Nein! Nichts verpasst. Bei SPON steht der übliche Kram, der nicht wichtig ist, den man nach dem Lesen sofort wieder vergisst. Im Forum, die üblichen Themen. Im StudiVZ (nun mit anonymen Account) nichts los. Habe mich schon aus einigen Foren, Chatsystemen etc. selbst rausgeworfen, indem ich ein neues Passwort eingegeben hat, was ich mir nicht merken kann. Dann kann ich mich immerhin nicht einloggen, wenn es mich wieder dahin verschlägt. Ich muss mir die Hände binden um nicht meiner Sucht nachzugehen, weil der Wille offenbar zu schwach ist. Ist der Rechner aus, fällt mir dennoch immer wieder ein Grund ein um mich von der Arbeit abzuhalten (die mir eigentlich großen Spaß macht!) und den Rechner wieder einzuschalten. Dies recherchieren, dass kurz mal eben nachsehen, und schon sind 5 Stunden weg mit nichts. Was ich nachgelesen habe weiss ich danach gar nicht mehr, schon alles wieder vergessen. Es geht nur um Zerstreuung. Danach bin ich müde und erledigt, kaputt vom Nichtstun.
In mir wächst der Wunsch gar nicht mehr ins Netz zu gehen, ja das Internet abzuschaffen. Allerdings ist das nicht praktikabel. Für das Studium brauche ich es als schnelle Möglichkeit etwas zu recherchieren. Kinoprogramm nachsehen, wann fährt der Zug/Bus/S-Bahn? Karten für dies, Öffnungszeiten, Adressen, Telefonnummern, Jobangebote. Nein, ohne Internet kann man heute nicht mehr leben. Wie haben die Menschen das früher nur gemacht?

So sitze ich hier, unruhig vor den Dingen die ich lernen muss, tausend Sachen im Kopf die ich mal eben schreiben, nachlesen bzw. nachgucken muss. Hat x im StudiVZ vielleicht ein paar neue Fotos? Schon eine Antwort auf mein Posting? Hat Y schon auf meine letzte eMail geantwortet? Nachgesehen. Nichts. Eine Minute später nachgesehen, natürlich wieder nichts. Nebenbei noch schnell ein Buch bei Amazon bestellt, bei ebay rumgeschaut, bei itunes 3 Lieder gekauft. Immer noch keine neue eMail. Na, dann mal wieder im Forum nachsehen. Das ist bescheuert, völlig verrückt, die Zeit geht dahin und ich verschwende sie mit solchem Unsinn. Ich verschwende meine Zeit, mein Geld, meine Talente, mein ganzes Leben mit diesem Verhalten. Ich schaue neidvoll auf jene die verkünden, sich aus dem Netz endgültig zurückgezogen zu haben, die vorgeben den Absprung geschafft zu haben. Ich ahne jedoch, dass das schiere Behauptung ist. Auf Alkohol und Spielcasinos kann man problemlos verzichten. Aber das Web ist so ein bedeutender Teil des Alltags, dass man nicht darauf verzichten kann (und hier wird mir wohl niemand widersprechen, die die es vielleicht doch können sind ja nicht hier, die glücklichen). Man kommt so immer wieder in Versuchung. Mal einen Tag vergammeln, wo man eigentlich arbeiten müsste, ist in der Regel nicht schlimm. Aber jeden Tag so zu verbringen ist fatal.

Ich glaube nicht, dass gerade hier jemand Rat weiss, aber ich wollte das einfach mal niederschreiben. Ich verstehe auch nicht, warum diesen ganzen Plattformen immer mehr gehypt werden. In vielen Zeitschriften, im TV spricht man darüber wie toll das alles sei. Je mehr desto besser. Überall anmelden, hat nur Vorteile! Naja, mag ja für manche stimmen. Aber nicht für mich. Das Web hat mir eigentlich hauptsächlich geschadet, naja, ich mir mit dem Web. Früher sportlicher gewesen, viel mehr Bücher gelesen, irgendwie mehr im Leben gestanden. Tja, was nun?

darph
2008-03-01, 18:17:58
So sitze ich hier, unruhig vor den Dingen die ich lernen muss, tausend Sachen im Kopf die ich mal eben schreiben, nachlesen bzw. nachgucken muss. Hat x im StudiVZ vielleicht ein paar neue Fotos? Schon eine Antwort auf mein Posting?
Sowas nennt man Prokrastination. Mittlerweile als echte Krankheit anerkannt. Wird auch sehr schön im Antiverpeil-Howto (http://nibbler.de/texts/antiverpeilhowto.html) (ein Klassiker) beschrieben.

Du weißt ganz genau, daß das StudiVZ (oder jede andere Plattform, die ist ja hier nur exemplarisch gewählt) nicht so wichtig ist, daß es nicht ein paar Stunden warten kann. Das braucht dir niemand zu erzählen. Du machst das, weil du dann Anderes nicht machen brauchst.

Bist du wirklich sychtig nach der Plattform oder nutzt du sie nicht eher, um Anderes zu verdrängen? Genau da mußt du ansetzen. Es reicht völlig aus, einmal morgens, einmal Abends die Nachrichten zu überprüfen, das Emailpostfach zu leeren und den Newsreader zu bemühen. Alles, was wichtiger und dringender ist, ruft dich eh an.

Was dir fehlt ist Disziplin. Die kannst du dir erarbeiten. Wenn nicht, such dir professionelle Hilfe, bevor es zu spät ist und du die eine wichtige Prüfung wegen zu-spät-angefangen endgültig nicht bestanden hast.

Disziplin verlangt Routine. Das ist wichtig. Schaffe dir Regeln und Abläufe. Halte dich daran. Notiere, was du zu tun hast. Wenn du es aufschreibst, ist es da, dann kannst du es nicht verdrängen. Was beispielsweise mir hilft: Getting Shit Done (http://www.utilware.com/gsd3.html) (oder das deutlich intensivere GtD (http://de.wikipedia.org/wiki/Getting_Things_Done)).

Gast
2008-03-01, 22:37:33
Danke! Das Antiverpeil Howto ist klasse. Werde ich versuchen.

Gast
2008-03-01, 22:41:24
ohoh wenn ich das lese. Irgendwie hört sich das stark nach mir selbst an......klausuren stehen an und absolut kein bock zu lernen, obwohl man dann wohl exmatrikuliert wird. *LOL*

resistansen
2008-03-02, 13:55:34
die "nur-Heute"-Regel ist klasse, aus dem antiverpeilhowto. wird aufgenommen in den fundus von dingen, die mir helfen könnten dinge zu erledigen.

Gast
2008-03-02, 15:26:48
Ich hatte so ein ähnliches Problem auch mal einige Wochen lang.

Die Lösung bestand allerdings darin, dass ich mir irgendwann mal gesagt habe, "Lass es, das sind alles Sachen, die bringen dich im Grunde genommen nicht weiter und rauben nur Zeit." Das hat funktioniert.

Seitdem gucke ich nur noch 1-3 mal am Tag für wenige Minuten vorbei.

Gast
2008-03-02, 20:56:44
Danke lieber Threadersteller, vielen Dank !! Du sprichst mir wahrlich aus der Seele, was das StudiVZ und das ganze Drumherum angeht. Das Teil entwickelt sich langsam wirklich zu ner Volkskrankheit...wenn man abends mal irgendwen kennenlernt oder nur mal kurz quatscht, lautet die erste Frage fast immer: Und, bist du auch im StudiVZ ? HALLO ?!?!
Sicherlich kann man diese Plattform auch sinnvoll nutzen, aber für die meisten User sind doch nur zwei Dinge wichtig: Selbstdarstellung (oftmals ziemlich peinlich) und "wer hat den Längsten a.k.a. Freundesliste". Naja, wer unbedingt Aufmerksamkeit erhaschen muss, der soll es halt machen...

Reneval
2008-03-07, 15:47:51
Ich hab mich vor einigen Monaten komplett aus StudiVZ verabschiedet.

Grund: Sozialkater.

Braucht kein Mensch.

Zwergi
2008-03-07, 16:03:19
Was ist ein Sozialkater? Nie gehört das Wort *noahnung*

Reneval
2008-03-07, 17:35:12
Was ist ein Sozialkater? Nie gehört das Wort *noahnung*

Das ist ein Neologismus, gebildet aus den Worten "Sozial" (dürfte bekannt sein) und "Kater" (im Sinne vom Zustand nach dem Saufen).

ZilD
2008-03-08, 09:13:20
in einem menschenleben...

sitzt man durchschnittlich 6 jahre am klo und hängt 18 monate lang in telefonwarteschleifen
gegebenfalls vertelfonieren manche an die 9 jahre ihres lebens
verschlafen werden in etwa 27 jahre

dein verhalten fällt da nicht ins gewicht denke ich lol

Gast
2008-03-10, 03:07:19
in einem menschenleben...

sitzt man durchschnittlich 6 jahre am klo und hängt 18 monate lang in telefonwarteschleifen
gegebenfalls vertelfonieren manche an die 9 jahre ihres lebens
verschlafen werden in etwa 27 jahre

dein verhalten fällt da nicht ins gewicht denke ich lol

Hm mal rechnen.

Morgens um 11:00 Uhr aufstehen, anziehen, zähne putzen und dann ab ins Netz.
Nun ist 9:00 Uhr.
Dann sürfen bis in die Nacht 3:00 Uhr, dazwischen mal 1-2 h Pause für Essen, aufs Klo gehen und Co.

Das macht insgesamt:
13 h im Netz/Tag.

Bei 365 d sind das: 4745 h
Das ganze 10 Jahre lang:
47450 h

Macht also:
5,4 Jahre die man im Netz verschwendet.

Und das gerademal auf 10 Lebensjahre gerechnet.
Übers ganze Leben verteilt sind das sicher deutlich mehr.

ZilD
2008-03-11, 17:04:21
zeit verschwenden ist relativ, wenn es dich glücklich macht... ?

alkorithmus
2008-03-11, 17:26:56
Wie wäre es mit arbeiten gehen? :)

Gast
2008-03-11, 18:11:13
hm mir gehts ähnlich.

ob das jetzt schlimm ist weiß ich nciht, aber eins ist sicher, am rechner geht die zeit einfach viel viel schneller rum als bei jeder anderen tätigkeit...

Scoop
2008-03-11, 18:56:14
Wenn man arbeitet, geht die Zeit auch schneller vorbei ;)

Jules
2008-03-11, 19:12:57
Mein Tipp: such dir ne Freundin

Ok, keine Ahnung obs bei dir in der hinsicht Probs gibt oder nicht, aber wenn es dir wirklich wichtig ist, wie irgendwo im anfangpost schon erwähnt, erst soweit mit jemanden sprechen, das du die Prüfungen usw hinter dir hast und danach sofort ne Freundin anschffen.
Sie muss nicht perfekt sein, dafür hast du immer noch Zeit (bzw sie entwickelt sich zu deiner Traumfrau wer weiß;))
Jedenfalls wären Arbeit und/oder Freundin schonmal ein super Schritt nach vorne. Im Prinzip alles was für einen geregelteren Arbeistsablauf sorgt hilft dir.

Bei ner Freundin ist das gute, das sie dir auch mal in den Arsch tritt oder man nach ner Zeit bewusst "gerne" Dinge auch von alleine mit ihr anstellt:D (nicht auf Sex bezogen:tongue:)

Naja, good luck
Am Ende liegts sowieso immer nur an einem selbst...willst du einen geregelten Ablauf? Ok, dann mach feddig, die Antworten hast du, die einzige Ausrede ist jetzt nur noch dein Widerstand in deinem Kopf, mehr nicht!

PS: kleiner Tipp: mach ruhig in kleinen Schritten
Versuch dir mal einen Plan für eine einzige Woche zu legen und OHNE widersprüche, durchziehen.
Willst du wieder schwach werden, reiß dich einfach zusammen....NUR EINE WOCHE.
Kann sein das man danach zurückfällt....aber hey, dann hast du das schonmal eine Woche gepackt
Dann immer wieder versuchen und weiter und weiter...;)
Wird schon:up:

€: SOrry vertipper
Der Punkt ist nbicht es zu VERSUCHEN, der PUNKT iST, es zu MACHEN.

Gast
2008-03-17, 11:01:08
so lange du dir deines zustandes noch bewusst bist, gehts ja noch.

wäre trotzdem sehr vorsichtig, ich habe bereits leute kennengelernt, die in dieser hinsicht einen totalen kontrollverlust erlitten haben (wobei keine arbeit mehr zu haben nur der anfang ist und 13h/tag im netz sind nichts). und genau so wie bei dir fängt das an.
sei also froh dass du überhaupt noch was zu erledigen hast und überhaupt noch jemanden kennst, bevor das sehr schwer reversible zustände annimmt.

anstatt lange rumzureden ist handeln angesagt. und zwar am besten sofort. und etwas ändern kannst nur du selbst, das erkennst du ja. disziplin is da sicher ein stichwort. und viel gesellschaft suchen ist sicher auch sehr hilfreich.

und nich zuletzt möchte ich, ohne persönlich zu werden oder dich dadurch davon abringen zu wollen, nur rein sachlich, festhalten, was für ein dreck studivz überhaupt ist, und ob du dir im klaren bist in was für einer moralisch zwielichtigen menschendatenbank du dich da rumtreibst.

Daltimo
2008-03-17, 11:07:17
Dazu fällt mir nur das hier ein:
Klick (http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,532070,00.html)