Lurtz
2008-05-16, 13:32:25
Ich möchte hier meine Eindrücke zu Shadow of the Colossus schildern und versuchen zu beschreiben, warum es das Spiel ist, das die Bezeichnung Spielekunst verdient hat!
Erstmal zur Story, für die die gar nichts mit dem Spiel anfangen können:
Man spielt einen jungen Mann namens Wanda, der sich mit einer toten jungen Frau und seinem Pferd Agro auf eine lange Reise in ein fernes Land begibt, in dem es möglich sein soll, Tote wieder ins Leben zurückzuholen. Nach seiner Ankunft befiehlt ihm eine Stimme, 16 über das Land verteilte Kolosse zu töten, damit ihm sein Wunsch, die junge Frau wieder zum Leben zu erwecken, erfüllt werde.
Das ist auch der einzige Spielinhalt, man verbringt die gesamte Spielzeit damit, die 16 Kolosse zu finden und zu bezwingen. Dabei hilft Wanda sein magisches Schwert, das ihm die Richtung weist und die Schwachstellend er Kolosse offenlegt. Außerdem steht ihm sein einziger treuer Begleiter, das Pferd Agro zur Verfügung und ein Bogen. Die Spielzeit hängt sehr vom eigenen Spielstil ab, zwischen 10 und 20 Stunden ist alles drin, wobei man sich auch weniger oder noch mehr Zeit investieren kann.
Nach er seine Aufgabe erhalten hat, liegt also dieses riesige Land vor Wanda. Für die PS2 ist die Präsentation schlicht atemberaubend, da fragt man sich wofür man überhaupt Next-Generation-Konsolen braucht ;) Die großen Kritikpunkte sind die schache Texturierung und das starke Flimmern, außerdem ist die Framerate sehr niedrig und leidet des Öfteren unter Einbrüchen. Ansonsten ist die Technik wirklich unglaublich. Eine riesige Welt wird ohne Ladezeiten gestreamt, es gibt Bloom, Motion Blur, eine sehr gelungene Felldarstellung, teilweise zerstörbares Terrain und Physikeinsatz, Sand- und Staub wird aufgewirbelt, Wetterwechsel usw.
Sobald man dann einen Koloss gefunden hat, geht es darum eine Möglichkeit zu finden den Koloss zu besteigen. Am Anfang ist das noch sehr einfach, später muss man teils sehr abstrakt denken und die Umgebung sowieso seine Bewegungsmöglichkeiten voll ausnutzen um überhaupt auf einen Koloss zu kommen. Sobald man ihn dann bestiegen hat, lässt sich das Gameplay wohl am ehesten als Plattforming am lebenden Objekt beschreiben :D Man hangelt sich am Fell entlang und springt an den mechanischen Teilen hoch, um schließlich seine Schwachstelle(n) zu finden, in die man sein Schwert mehrere Mal hineinstößt. Da man eine Ausdauerleiste hat, die bei Belastung kontinuierlich zurückgeht ist es zudem wichtig immer wieder Stellen zu finden, an denen man verschnaufen kann. Die Kämpfe können Minuten dauern, sie können aber auch Stunden dauern.
Das Gameplay ist im Grunde simpel, steigert sich aber kontinuierlich und wird damit immer komplexer. Später zieht man dann Manöver durch, von denen man am Anfang nur geträumt hat.
Allerdings will ich nicht verleugnen, dass es dort auch einige Probleme gibt. Die Steuerung ist teilweise etwas hackelig und ungenau, außerdem ist die Kamera ein großes Problem, da man sie ständig selbst justieren muss. Ich hatte durchaus einige Frustmomente und habe mein Gamepad einige Male auf den Boden gefeuert ;) Allerdings stellt sich mit der Zeit auch dort ein Lerneffekt ein, nach den ersten Kolossen kommt man schon deutlich besser damit zurecht. Und ein Vorteil der Kamera ist, dass sie einem perfekt das Gefühl vermittelt auf so einem Ungetüm zu sitzen und hilflos herumgeschleudert zu werden.
Soviel zur nüchternen Beschreibung, aber was macht Shadow of the Colossus zu so einem Meisterwerk?
Erst einmal das Setting an sich, keine 08/15-Fantasy, keine Orcs, kein muskelbepackter Held. Der Mut der Entwickler ist bewundernswert, völlig ohne weitere Erklärung wird man in diese unbekannte Welt gestoßen, woraus das Spiel eine wunderbare Atmosphäre zieht. Der Held redet im Spiel fast nichts, es ist ein junger Mann ohne großartige Fähigkeiten, ohne besondere Stärke, nur von dem Wunsch beseelt die Frau wiederzubeleben. Und auch von ihr weiß man nichts, weder sie heißt, noch wer sie ist, seine Schwester, seine Geliebte?
Die Welt ist sehr abwechslungsreich gestaltet. Vom beeindruckenden Anbetungsschrein, zu uralten Gemäuern, von denen oft nur zerfallene Ruinen übrig sind, über dichte Wälder durch deren Blätterdach das Sonnenlicht bricht, zu riesigen, öden Sandwüsten, Geysiren, riesigen Seen, verwachsenen Talkesseln, es ist alles dabei und auch wenn das Spiel ziemlich farbarm und graubraun ist, macht alleine das Erkunden der Welt viel Spaß.
Auch hier ist der Mut der Entwickler wieder zu loben, abseits der Hauptquest gibt es nichts zu tun. Es gibt zwar ein paar Eidechsen die man jagen kann und immer wieder trifft man einen Vogel, aber ansonsten ist man mit seinem Pferd allein in dieser Welt, hört nur das Rauschen des Windes und sonst nichts.
Dann die Kolosse: Man muss sie einfach gesehen haben um es zu glauben! Bei den ersten denkt man ja schon dass sie beeindruckend aussehen, aber was die Entwickler später auspacken toppt das locker. Es gibt kleine, agile, es gibt große, schwerfällige, manche fliegen, manche tauchen durch Sand, manche durch Wasser. Manche beschießen den Spieler, andere versuchen ihn zu zerstampfen. Man weiß nie ob die Kolosse organisch oder mechanisch sind, organische Strukturen wie Fell vermischen sich mit mechanischen wie Körperpanzerung oder riesigen Plattformen auf dem Rücken.
Das Artdesign der Welt, der Kolosse ist schlichtweg unerreicht, kein anderes Spiel schafft es so innovative und dennoch glaubwürdige und beeindruckende Situationen zu erschaffen! Dazu kommt ein phänomenaler Soundtrack, der von emotional traurig zu erhaben majestätisch alle Nuancen des Spiels erfasst.
Beim Spielen macht man Erfahrungen, wie man sie sonst nur aus guten Filmen kennt. Wenn man allein durch die Welt reitet fühlt man sich richtig verloren, die karge Landschaft, das Fehlen von Musikuntermalung, die Einfachheit der Quest und des Gameplays, das erzeugt eine einzigartige, erhabene, melancholische Atmosphäre.
Mehr als einmal wird man sich fragen warum man die Kolosse eigentlich tötet, sie stehen friedlich in der Welt herum, ist es gerechtfertigt für dieses Mädchen diese riesigen Schöpfungen zu töten? Gerade wenn wieder eines dieser gewaltigen Wesen mit einem lauten "Seufzen" vor seinen Füßen zusammenbricht, wird man sich diese Frage stellen.
Das alles sind gewagte Konzepte für ein Spiel, aber sie funktionieren und machen die Großartigkeit dieses Spiels aus!
Die Story macht sich über die gesamte Spielzeit rar, erst kurz vor Ende gibt es eine Zwischensequenz, die das Unwohlsein des Spielers weiter verstärkt. Das alles gipfelt dann in dem wohl längsten und besten Ende das ich je in einem Spiel erleben durfte.
Schockierend (weil es sowohl den Zwiespalt von Wanda als auch des Spielers darlegt), traurig und zugleich doch wunderschön, bleibt es dem gesamten Spiel treu und verrät auch dann nicht viel über die Hindergründe.
Es ist schwer ein Spiel wie Shadow of the Colossus zu beschreiben ohne zu spoilern, ich hofffe es ist mir etwas gelungen die Faszination darzustellen.
Bleibt mir nur noch das obligatorische Fazit zu ziehen:
Shadow of the Colossus ist ein unerreichtes Stück Spielekunst, das jeder echte Spieler gespielt haben muss! Punkt.
Erstmal zur Story, für die die gar nichts mit dem Spiel anfangen können:
Man spielt einen jungen Mann namens Wanda, der sich mit einer toten jungen Frau und seinem Pferd Agro auf eine lange Reise in ein fernes Land begibt, in dem es möglich sein soll, Tote wieder ins Leben zurückzuholen. Nach seiner Ankunft befiehlt ihm eine Stimme, 16 über das Land verteilte Kolosse zu töten, damit ihm sein Wunsch, die junge Frau wieder zum Leben zu erwecken, erfüllt werde.
Das ist auch der einzige Spielinhalt, man verbringt die gesamte Spielzeit damit, die 16 Kolosse zu finden und zu bezwingen. Dabei hilft Wanda sein magisches Schwert, das ihm die Richtung weist und die Schwachstellend er Kolosse offenlegt. Außerdem steht ihm sein einziger treuer Begleiter, das Pferd Agro zur Verfügung und ein Bogen. Die Spielzeit hängt sehr vom eigenen Spielstil ab, zwischen 10 und 20 Stunden ist alles drin, wobei man sich auch weniger oder noch mehr Zeit investieren kann.
Nach er seine Aufgabe erhalten hat, liegt also dieses riesige Land vor Wanda. Für die PS2 ist die Präsentation schlicht atemberaubend, da fragt man sich wofür man überhaupt Next-Generation-Konsolen braucht ;) Die großen Kritikpunkte sind die schache Texturierung und das starke Flimmern, außerdem ist die Framerate sehr niedrig und leidet des Öfteren unter Einbrüchen. Ansonsten ist die Technik wirklich unglaublich. Eine riesige Welt wird ohne Ladezeiten gestreamt, es gibt Bloom, Motion Blur, eine sehr gelungene Felldarstellung, teilweise zerstörbares Terrain und Physikeinsatz, Sand- und Staub wird aufgewirbelt, Wetterwechsel usw.
Sobald man dann einen Koloss gefunden hat, geht es darum eine Möglichkeit zu finden den Koloss zu besteigen. Am Anfang ist das noch sehr einfach, später muss man teils sehr abstrakt denken und die Umgebung sowieso seine Bewegungsmöglichkeiten voll ausnutzen um überhaupt auf einen Koloss zu kommen. Sobald man ihn dann bestiegen hat, lässt sich das Gameplay wohl am ehesten als Plattforming am lebenden Objekt beschreiben :D Man hangelt sich am Fell entlang und springt an den mechanischen Teilen hoch, um schließlich seine Schwachstelle(n) zu finden, in die man sein Schwert mehrere Mal hineinstößt. Da man eine Ausdauerleiste hat, die bei Belastung kontinuierlich zurückgeht ist es zudem wichtig immer wieder Stellen zu finden, an denen man verschnaufen kann. Die Kämpfe können Minuten dauern, sie können aber auch Stunden dauern.
Das Gameplay ist im Grunde simpel, steigert sich aber kontinuierlich und wird damit immer komplexer. Später zieht man dann Manöver durch, von denen man am Anfang nur geträumt hat.
Allerdings will ich nicht verleugnen, dass es dort auch einige Probleme gibt. Die Steuerung ist teilweise etwas hackelig und ungenau, außerdem ist die Kamera ein großes Problem, da man sie ständig selbst justieren muss. Ich hatte durchaus einige Frustmomente und habe mein Gamepad einige Male auf den Boden gefeuert ;) Allerdings stellt sich mit der Zeit auch dort ein Lerneffekt ein, nach den ersten Kolossen kommt man schon deutlich besser damit zurecht. Und ein Vorteil der Kamera ist, dass sie einem perfekt das Gefühl vermittelt auf so einem Ungetüm zu sitzen und hilflos herumgeschleudert zu werden.
Soviel zur nüchternen Beschreibung, aber was macht Shadow of the Colossus zu so einem Meisterwerk?
Erst einmal das Setting an sich, keine 08/15-Fantasy, keine Orcs, kein muskelbepackter Held. Der Mut der Entwickler ist bewundernswert, völlig ohne weitere Erklärung wird man in diese unbekannte Welt gestoßen, woraus das Spiel eine wunderbare Atmosphäre zieht. Der Held redet im Spiel fast nichts, es ist ein junger Mann ohne großartige Fähigkeiten, ohne besondere Stärke, nur von dem Wunsch beseelt die Frau wiederzubeleben. Und auch von ihr weiß man nichts, weder sie heißt, noch wer sie ist, seine Schwester, seine Geliebte?
Die Welt ist sehr abwechslungsreich gestaltet. Vom beeindruckenden Anbetungsschrein, zu uralten Gemäuern, von denen oft nur zerfallene Ruinen übrig sind, über dichte Wälder durch deren Blätterdach das Sonnenlicht bricht, zu riesigen, öden Sandwüsten, Geysiren, riesigen Seen, verwachsenen Talkesseln, es ist alles dabei und auch wenn das Spiel ziemlich farbarm und graubraun ist, macht alleine das Erkunden der Welt viel Spaß.
Auch hier ist der Mut der Entwickler wieder zu loben, abseits der Hauptquest gibt es nichts zu tun. Es gibt zwar ein paar Eidechsen die man jagen kann und immer wieder trifft man einen Vogel, aber ansonsten ist man mit seinem Pferd allein in dieser Welt, hört nur das Rauschen des Windes und sonst nichts.
Dann die Kolosse: Man muss sie einfach gesehen haben um es zu glauben! Bei den ersten denkt man ja schon dass sie beeindruckend aussehen, aber was die Entwickler später auspacken toppt das locker. Es gibt kleine, agile, es gibt große, schwerfällige, manche fliegen, manche tauchen durch Sand, manche durch Wasser. Manche beschießen den Spieler, andere versuchen ihn zu zerstampfen. Man weiß nie ob die Kolosse organisch oder mechanisch sind, organische Strukturen wie Fell vermischen sich mit mechanischen wie Körperpanzerung oder riesigen Plattformen auf dem Rücken.
Das Artdesign der Welt, der Kolosse ist schlichtweg unerreicht, kein anderes Spiel schafft es so innovative und dennoch glaubwürdige und beeindruckende Situationen zu erschaffen! Dazu kommt ein phänomenaler Soundtrack, der von emotional traurig zu erhaben majestätisch alle Nuancen des Spiels erfasst.
Beim Spielen macht man Erfahrungen, wie man sie sonst nur aus guten Filmen kennt. Wenn man allein durch die Welt reitet fühlt man sich richtig verloren, die karge Landschaft, das Fehlen von Musikuntermalung, die Einfachheit der Quest und des Gameplays, das erzeugt eine einzigartige, erhabene, melancholische Atmosphäre.
Mehr als einmal wird man sich fragen warum man die Kolosse eigentlich tötet, sie stehen friedlich in der Welt herum, ist es gerechtfertigt für dieses Mädchen diese riesigen Schöpfungen zu töten? Gerade wenn wieder eines dieser gewaltigen Wesen mit einem lauten "Seufzen" vor seinen Füßen zusammenbricht, wird man sich diese Frage stellen.
Das alles sind gewagte Konzepte für ein Spiel, aber sie funktionieren und machen die Großartigkeit dieses Spiels aus!
Die Story macht sich über die gesamte Spielzeit rar, erst kurz vor Ende gibt es eine Zwischensequenz, die das Unwohlsein des Spielers weiter verstärkt. Das alles gipfelt dann in dem wohl längsten und besten Ende das ich je in einem Spiel erleben durfte.
Schockierend (weil es sowohl den Zwiespalt von Wanda als auch des Spielers darlegt), traurig und zugleich doch wunderschön, bleibt es dem gesamten Spiel treu und verrät auch dann nicht viel über die Hindergründe.
Es ist schwer ein Spiel wie Shadow of the Colossus zu beschreiben ohne zu spoilern, ich hofffe es ist mir etwas gelungen die Faszination darzustellen.
Bleibt mir nur noch das obligatorische Fazit zu ziehen:
Shadow of the Colossus ist ein unerreichtes Stück Spielekunst, das jeder echte Spieler gespielt haben muss! Punkt.