Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unglückliche Menschen schauen mehr Fernsehen
Moltke
2008-11-18, 23:53:46
http://www.serienjunkies.de/news/studie-unglueckliche-20036.html
Was ich mich dabei irgendwie frage, ist, warum gerade [...] Lesen mit de[m] höchsten Graden des Wohlbefindens zusammen häng[t]." ?
Ich lese auch sehr gerne, aber warum ist ein Medium schlechter als das andere (mal von der jeweiligen Lektüre/Sendung abgesehen)?
Ich lese auch sehr gerne, aber warum ist ein Medium schlechter als das andere (mal von der jeweiligen Lektüre/Sendung abgesehen)?
Nicht dein Ernst, oder?
Mino Osmon
2008-11-19, 01:51:06
Beim lesen machst du auch etwas Aktives. Dein Geist befasst sich einerseits damit, die Worte zu lesen, als auch sich eine Vorstellung vom Geschrieben zu machen. Ich vergesse gerne mal die Zeit, wenn ich ein gutes Buch lese...
Beim Fernsehen ist das anders. Meist wird aus Langeweile fern gesehen, nicht weil man explizit auf eine Sendung wartet (klar, dieses Klientel gibt es auch, ist aber definitiv eine Minderheit) die das eigene Interesse weckt. Wenn man dann TV schaut, ist das dann auch nur so beiläufig und man wälzt im Hinterkopf immer noch irgendwelche Erlebnisse rum.
Wenn mich nun ein grosses Problem bedrückt, kann ich gar nicht lesen, weil dies meine gesamte Aufmerksamkeit fordert (ansonsten spring ich immer wieder 1 - 2 Seiten zurück, weil ich garnicht mehr mitgedacht habe beim Lesen) - Fernsehen ist da hingegen eher seichtes Geplätscher, bei dem ich auch mit einem Auge noch gennug mitbekomme...
Ganz Allgemein ist lesen sowieso interessanter. Keine schlechte Schauspieler, keine miesen Synchronstimmen, keine billige Kulissen oder schlechtes CGI, dafür aber meist eine Handlung, die mich über Tage fesseln kann. Ausserdem trainiert es Wortschatz und Grammatik... ok, im TV lerne ich auch neue Wörter... nur ob ich die auch benutzen will?
Edit: Imo, nicht lesen macht glücklich, sondern glücklich macht lesen. ;)
Moltke
2008-11-19, 02:09:52
Nicht dein Ernst, oder?
Ah, eine sehr gehaltvolle Aussage.
Hast du den alles gelesen, was ich geschrieben habe? Ich wollte nicht Salesch mit Goethe vergleichen (wobei das sicherlich interessant wäre).
;)
Mino Osmon
2008-11-19, 02:38:55
Manchmal hab ich das Gefühl, Posts mit Gehalt werden gewissentlich überlesen, damit man mehr Zeit hat um Einzeiler zu bashen...
Vielleicht tummeln sich auch einfach nur lauter funktionale Analphabeten hier rum, die mit mehr als 4 Wörtern überfordert sind. :confused:
Dann will ich eure hochtrabende Meinung des Lesens mal etwas schmälern.
Stellt euch mal vor, es wäre anders rum.
Es hätte bevor es jemals Bücher gegeben hätte nur Computerspiele bzw. interaktive Lernprogramme gegeben.
Dann hätte jemand das Buch erfunden...
So dank eurer durch das Lesen sehr prägnanten Vorstellungeskraft könnt ihr euch vielleicht denken was daraus entstanden wäre, ein gesellschaftlicher Eklat vom Feinsten, Bücher die plötzlich die kreativen Fähigkeiten und Ausdrucksformen beschränken und den Menschen Zeit rauben mit stundenlangem Lesen anstelle der bekannten Methoden... schrecklich.
Was und warum wir Medien konsumieren, lässt sich bestimmt nicht daran messen wie glücklich oder unglücklich wir sind.
Dafür sind die Motive einfach zu komplex um es auf diesen einen Punkt zu reduzieren.
Dazu müsste man empirisch erfassen können, was Glück für jeden einzelnen Menschen bedeutet, dann könnte man daraus vielleicht Rückschlüsse ziehen.
Daran wird man allerdings schon scheitern.
Die Studie verallgemeinert da Dinge die so nicht stimmen.
Die Motivation zum Medienkonsum entspringt nicht nur aus einem Unglücklichkeitsgefühl heraus, das ist Bullshit zum Quadrat.
derwalde
2008-11-20, 20:23:18
die studie besagt, zumindest laut überschrift, das unglückliche menschen mehr fernsehen schauen, nicht aber, dass sie mehr fernsehen schauen weil sie unglücklich sind.
lesen ist btw mehr als ein hobby wie fernsehen schauen, nämlich eine absolute grundkompetenz, die sich, oh wunder, eben _auch_ durch das lesen von nicht wissenschaftlichen büchern - sprich "unterhaltungsromane" jeglicher art - entwickelt.
glaubt ihr die ganzen korrelationen von z.B. Bücheranzahl im Elternhaus und Schulabschluss bzw. Lesekompetenz etc. der jeweiligen Kinder liegen aus spaß an der freude vor?
würde mal gerne wissen was man für kompetenzen beim fernseh schauen erlangt oder erlernt.
Matrix316
2008-11-20, 20:47:51
Ich bezweifle arg, dass jemand der nur Liebesromane liest, dadurch schlauer wird, als jemand, der im TV wissenschaftliche oder politische Sendungen ansieht.
Natürlich ist lesen anstrengender als Fernsehen, aber es kommt auch auf das Thema an, ob es besser oder schlechter ist.
Also nicht das Medium verteufeln, sondern nur wenn, dann Inhalte.
die studie besagt, zumindest laut überschrift, das unglückliche menschen mehr fernsehen schauen, nicht aber, dass sie mehr fernsehen schauen weil sie unglücklich sind.
lesen ist btw mehr als ein hobby wie fernsehen schauen, nämlich eine absolute grundkompetenz, die sich, oh wunder, eben _auch_ durch das lesen von nicht wissenschaftlichen büchern - sprich "unterhaltungsromane" jeglicher art - entwickelt.
glaubt ihr die ganzen korrelationen von z.B. Bücheranzahl im Elternhaus und Schulabschluss bzw. Lesekompetenz etc. der jeweiligen Kinder liegen aus spaß an der freude vor?
würde mal gerne wissen was man für kompetenzen beim fernseh schauen erlangt oder erlernt.
Medienkompetenz die heute immer wichtiger wird.
Und die Anzahl der Bücher in einem Haushalt sagt 0 über die interlektuellen Fähigkeiten eines Kindes aus, davon mal abgesehen.
Das Buch ist ein Medium und nicht das Wissen selbst, welches vermittelt werden soll, daran gibt es nichts zu rütteln.
Medium bleibt Medium.
Das Lesen und Schreiben zu den Grundkompetenzen gehören, ist sicherlich richtig und bildet eine Grundlage um andere Medien zu verstehen.
Trotzdem ist nicht richtig Lesen mit TV Konsum und anderen Medien qualitativ vergleichen zu wollen, das sind völlig unterschiedliche, kommunikative Ansätze und führt nur zu Pauschalisierungen.
Außerdem halte ich Lesen jetzt nicht für die sozialverträglichste Form der Medien, wenn man da nur einmal an die Atmo in einer Bibliothek denkt oder versucht einem vertieften Leser etwas zu fragen und dieser nur eine wirklich vorgeschobene Antwort abgibt, um ungestört weiter lesen zu können.
Unterscheidet sich meiner Meinung nach in keinster Weise von einem Zocker der nicht gestört werden will. Er ist in sein Medium vertieft und fertig.
Genauso die Oma die ihre Lieblingssendung anschaut.
Das Medien süchtig machen können, wissen wir nicht erst seit WoW, das liegt aber mit Verlaub nicht an den Medien selbst sondern an den Menschen die sich dieser Medien bedienen.
Das unglückliche Menschen mehr Fernsehen, ist vielleicht deshalb so, weil ihnen das Fernsehen etwas geben kann, was man mit Lesen nicht erreichen kann, aus diesem Grund halte ich hier eine qualitative Unterscheidung für falsch. Da spielen aber weit mehr Faktoren eine Rolle als pure Suchtbefriedigung. Bedürfnissbefriedigung, Moodmanagement, Excitation tranfer, sensation seeking usw. usf. für den Grund Medien zu konsumieren, gibt es weit mehr als eine Erklärung und das ist wissenschaftlich untersucht worden, genau wie diese Studie auch.
Daraus den Schluss zu ziehen, dass Lesen ja soviel besser sei, als TV Konsum ist einfach eine falsche Schlussfolgerung.
Außerdem wäre ein Link zu der echten Studie vielleicht nicht schlecht, von wo kommt diese Studie, wer hat sie gemacht usw.
Sir Winston
2008-11-20, 23:01:50
Und die Anzahl der Bücher in einem Haushalt sagt 0 über die interlektuellen Fähigkeiten eines Kindes aus, davon mal abgesehen.
Bist du dir da sicher? Ich würde mal fast darauf wetten, dass man dafür Untersuchungen finden kann, die das Gegenteil behaupten.
Das Buch ist ein Medium und nicht das Wissen selbst, welches vermittelt werden soll, daran gibt es nichts zu rütteln.
Medium bleibt Medium.
"The medium is the message" - es ist nun einmal so, dass bestimmte Medien eigentümliche Formate begünstigen. Und im Fernsehen heißt das vor allem, dass die Visualisierbarkeit zentral ist - womit sich die Komplexität per se in Grenzen hält (von sich imho nicht schon aus der Natur des Mediums ergebenden, aber real praktisch unumgänglichen zeitlichen Beschränkungen mal gar nicht zu reden).
Daraus den Schluss zu ziehen, dass Lesen ja soviel besser sei, als TV Konsum ist einfach eine falsche Schlussfolgerung.
Außerdem wäre ein Link zu der echten Studie vielleicht nicht schlecht, von wo kommt diese Studie, wer hat sie gemacht usw.
Scheint mir allerdings auch so, dass aus dem, was hier bisher zu lesen war, keinesfalls der Schluss zu ziehen ist, dass es hier um eine Kausalbeziehung geht. Nur weil das Fernsehen inzwischen weniger kritisiert wird, als die "neuen" Medien, ist es aber noch lange nicht unproblematisch.
raschomon
2008-11-20, 23:04:05
Interessante Frage des Threaderstellers - und Hintersinn hat sie auch noch.
Was ist eigentlich Hochkultur, wie definiert man sie - und wer hat die Definitionsmacht inne?
Buchhandlungen zählen zu denjenigen Ladengeschäften, die bei vielen Kunden gemeinhin eine starke Schwellenangst verursachen, vergleichbar nur noch mit exquisiten Antiquitätenläden oder den Niederlassungen von Luxusjuwelieren. Warum ist das eigentlich so?
Stichwort: Buchlektüre bzw. das Lesen von längeren Texten löst das Kino im Kopf aus. Stimmt wohl. Allerdings leben wir schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Überfluß und der Ubiquität der (bewegten) Bilder. Was war zuerst da - Henne oder Ei? - Entsteht das Kopfkino bei den Bücherwürmern nicht vielleicht gerade weil schon so viele anderen Medien entnommene fertige Bilder in ihrem Erinnerungsschatz abgelegt sind? Wie war das eigentlich vor der Erfindung der Photographie und des Films, bzw. deren Massenwirksamkeit. Auch in diesen Zeiten wurde ja schon rege gelesen (vgl. "Lesewut" der Zeitgenossen Goethes). Wie konnte denn damals der von der Lektüre ausgelöste Film im Kopf ablaufen? Es gab doch noch gar kein großes Repertoire an Bildern über den persönlichen Augenschein hinaus. Oder orientieren sich die Autoren bei der Wahl ihrer Sujets bewußt oder unbewußt an den Erfahrungshorizonten der anvisierten Leserschaft?
Fragen über Fragen.
Gruß
edit: Ein anderes Fernsehen ist möglich! ;) Eine Mischung aus Phoenix, Telekolleg, internationalen Dokumentarfilmen, Literaturverfilmungen, Theateradaptionen für das Fernsehen oder Live-Übertragungen von Theaterevents und knallhart investigativer Berichterstattung zu politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Themen. Könnte man alles haben - nur: welcher Macher kann sich auf Dauer über die entsprechenden Quoten hinwegsetzen.
Andererseits, das Privatfernsehen hat in D seit Ende der 80er sehr viel in Hinsicht auf die Sehgewohnheiten versaut. Das ist alles kaum mehr rückholbar.
Und die Anzahl der Bücher in einem Haushalt sagt 0 über die interlektuellen Fähigkeiten eines Kindes aus, davon mal abgesehen.
Stimmt. Aber die Anzahl der gelesenen Bücher schon.
Ein Grund, warum man beim Lesen glücklich ist: Lesen erfordert ein Maß an Ruhe, das man sonst selten hat.
drexsack
2008-11-21, 00:14:05
Also ich persönlich finde lesen entspannter als Filme gucken, und ich persönlich würde in einem Haushalt mit vielen Büchern die auch gelesen werden eine höhere Intelligenz vermuten als bei einem Haushalt mit einer 2000er DVD Sammlung. Aber ob man glücklicher ist? Das wüsst ich nun nich so.
_Gast
2008-11-21, 09:08:14
Was und warum wir Medien konsumieren, lässt sich bestimmt nicht daran messen wie glücklich oder unglücklich wir sind.Das wird in der Tat schwierig werden. Menschen streben im Allgemeinen nach Befriedigung, je unbefriedigter man ist, desto mehr. Medien wie Fernsehen sind eine kurzfristige einfache Möglichkeit, Befriedigung zu erlangen. Langfristig macht das natürlich noch unglücklicher, was zu einem erhöhten Konsum führt, aber das ist identisch mit dem Konsum von Drogen.Dazu müsste man empirisch erfassen können, was Glück für jeden einzelnen Menschen bedeutet, dann könnte man daraus vielleicht Rückschlüsse ziehen.Das stimmt. Wir leben schließlich in einer Gesellschaft, in der viele Menschen Sex mit Liebe und materiellen Besitz mit Glück gleichsetzen. Lässt sich Glück überhaupt messen?
derwalde
2008-11-21, 09:57:13
Und die Anzahl der Bücher in einem Haushalt sagt 0 über die interlektuellen Fähigkeiten eines Kindes aus, davon mal abgesehen.
diese beiden größen korrelieren, genauso wie der schulabschluss der eltern, die anzahl der besuche kultureller veranstaltungen, das einkommen etc. oder eben auch die anzahl der bücher im elternhaus mit der lese/schreibe-kompetenz der kinder korrelieren.
dass keine kausalität vor liegt, brauch ich ja nicht erwähnen oder?
edit: quelle ist übrigens wenn ich mich recht entsinne: "KESS 4: Kompetenzen und Einstellungen von Schülerinnen und Schülern am Ende der Jahrgangsstufe 4 in Hamburger Grundschulen" von Bos und Pietsch
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