Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie sah die Freizeitgestaltung vor im Mittelalter aus?
Simon Moon
2009-03-13, 00:03:54
Nun, wann immer ich etwas über das Mittelalter höre, dann lese ich von Politik, vom Arbeitsalltag und vom Alltag in den Schlössern. Daneben wird immer erwähnt, dass das Volk ausgebeutet wurde und in Kriege geschickt. Aber was machten sie, wenn sie grad mal nicht das Feld pflügten oder die Axt schwangen? Sassen sie dann rum und jammerten "och kacke, wir sind im mittelalter, wann kommt denn endlich die Renaissance?"
Kladderadatsch
2009-03-13, 00:05:24
es gab bier und wein...und kneipen und nutten. ü18 also alles beim alten.
die beschäftigungen werden sich bis zur technisierung im 20. jahrhundert stark geähnelt haben.
brettspiele wie schach gibts auch schon ewigkeiten.
ich gehe davon aus: Bauern -> von SOnnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiten. bzw. wurden ja Kühe schon vor Sonnenaufgang gemolken. Sonntag gabs Kirche. Im Dunkeln wurde geschlafen oder Hausarbeiten erledigt oder gesponnen (ja, mit Webstuhl etc.)... man sollte auch die Feudalarbeit auf des Herren Boden nicht vergessen.
In den Städten oder bei "Freizeit" gabs die Kirche^^ oder das Wirtshaus.
raschomon
2009-03-13, 00:16:36
ich gehe davon aus: Bauern -> von SOnnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiten. bzw. wurden ja Kühe schon vor Sonnenaufgang gemolken. Sonntag gabs Kirche. Im Dunkeln wurde geschlafen oder Hausarbeiten erledigt oder gesponnen (ja, mit Webstuhl etc.)... man sollte auch die Feudalarbeit auf des Herren Boden nicht vergessen.
In den Städten oder bei "Freizeit" gabs die Kirche^^ oder das Wirtshaus.
Die waren ja ganz schön keusch, diese Mittelalter-Freaks - jedenfalls wenn es gemäß Deinen Vorstellungen ablief.
Klatsch und Tratsch auf dem Markt-/Kirchplatz gab es sicher auch noch. Fahrendes Volk kam ab und an durchs Dorf und präsentierte die eine oder andere Absonderlichkeit/"Sensation". Bei Gerichtstagen gab's manchmal 'ne schöne Hinrichtung gratis dazu. Was will der TS eigentlich konkret wissen, worauf will er hinaus?
Spasstiger
2009-03-13, 00:18:30
Vielleicht haben sie so lustiges Grünzeug geraucht wie der Simon Moon.
Die waren ja ganz schön keusch, diese Mittelalter-Freaks - jedenfalls wenn es gemäß Deinen Vorstellungen ablief.
nunja, erstmal was Sex = Kindermachen. Dann war auch nur Missionar "erlaubt".
wobei: es früher ziemlich normal war, zu einer Dirne zu gehen...
Simon Moon
2009-03-13, 00:50:31
Vielleicht haben sie so lustiges Grünzeug geraucht wie der Simon Moon.
*klickmich* (http://www.youtube.com/watch?v=6bMLrA_0O5I) :)
Wobei, irgendwann muss das ja entdeckt worden sein :confused:
nunja, erstmal was Sex = Kindermachen. Dann war auch nur Missionar "erlaubt".
Und wer hat die Stellung kontrolliert? Die werden in der Öffentlichkeit ja wohl kaum etwas anderes behauptet haben...
Wenn du einem Menschen religiös einbläust, daß gewisse Dinge Sünde sind (Sodomie (in alter Denkweise, böse Dinge haben sie in Sodom damals gemacht) und Onanie( Sünde des Onan), kannst du sie ziemlich gut kontrollieren, wenn der Herrgott oben im Himmel alles überwacht.
Die Glaubensfreiheit in unserem Land heutzutage kann kaum den Glaubensgedanke des Mittelalters nachvollziehen... was wir in noch recht starker Form im Bible-Belt der USA oder in südlichen Ländern/Afrika sehen (oder Spanien hinsichtlich Katholizismus))
Simon Moon
2009-03-13, 08:20:55
Wenn du einem Menschen religiös einbläust, daß gewisse Dinge Sünde sind (Sodomie (in alter Denkweise, böse Dinge haben sie in Sodom damals gemacht) und Onanie( Sünde des Onan), kannst du sie ziemlich gut kontrollieren, wenn der Herrgott oben im Himmel alles überwacht.
Du kannst so tabuisieren und stigmatisieren, aber kannst so wirklich auch kontrollieren?
http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/Konservative-kaufen-mehr-Pornos/story/29712199
Mehr Religion, mehr Porno-Konsum
Edelman verrechnete seine Ergebnisse ausserdem mit den Erkenntnissen einer Studie zur religiösen Einstellung der Menschen – und fand heraus, dass Religiöse mehr Pornographie konsumieren als der Rest der Bevölkerung. Staaten, in denen die Mehrheit der Einwohner der Aussage «Ich habe altmodische Ansichten zu Familie und Ehe» zustimmten, weisen 3,6 Prozent mehr Porno-Abonnenten auf als die Staaten, die die Aussage ablehnten. Ähnlich ist es mit der Aussage «Aids könnte Gottes Strafe für unmoralisches Sexualverhalten sein».
Monger
2009-03-13, 09:04:11
Spannendes Thema. Ich hab nicht die geringste Ahnung! :D
Das Mittelalter war ja in erster Linie durch Handwerk und Agrarwirtschaft geprägt. Die meiste Bevölkerung lebte immer noch auf dem Lande. Ich gehe deshalb mal davon aus, dass man sich auf den Dörfern recht gut gekannt hat.
Wahrscheinlich haben die Wochenmärkte eine zentrale Rolle gespielt. Da wurde sicherlich viel getratscht und Unsinn getrieben, wahrscheinlich auch Musik gemacht, getanzt o.ä.
Viel Geld hatte das Gros der Bevölkerung sicher nicht auf der hohen Kante, ein Konsumverhalten wie wir es kennen werden die sicher nicht gehabt haben. Bücher und Brettspiele fallen höchstwahrscheinlich auch weg, schließlich waren die meisten Menschen Analphabeten.
Kartenspiele und Würfel sind schon sehr, sehr alt. Da dürfte in den Wirtshäusern ordentlich gezockt worden sein.
jasihasi
2009-03-13, 09:21:40
Im MA konnte Frau mit 14 schon Kinder kriegen, und der Mann konnte mit 16/18/20 schon stolzer Vater sein, wenn das jeder zweite so gemacht hat, weiß man dann auch, wo die Freizeit geblieben ist.
Simon Moon
2009-03-13, 10:00:57
Viel Geld hatte das Gros der Bevölkerung sicher nicht auf der hohen Kante, ein Konsumverhalten wie wir es kennen werden die sicher nicht gehabt haben. Bücher und Brettspiele fallen höchstwahrscheinlich auch weg, schließlich waren die meisten Menschen Analphabeten.
Kartenspiele und Würfel sind schon sehr, sehr alt. Da dürfte in den Wirtshäusern ordentlich gezockt worden sein.
Eben, viel Geld hatten sie nicht. Spezielle Hobbies vielen eigentlich auch zum Grossteil weg - man konnte sich mit dem Beschäftigen was da war. Viel fällt mir da aber eben auch wieder nicht ein, wo ich pauschal annehmen könnte das dem so wäre. Alles was mir im ersten Moment als plausibel erscheint, wird später von Zweifeln durchtrieben.
So kann es gut möglich sein, dass sie damals schon gewandert sind - doch auch wenns heisst, des Wandern ist des Müllers Lust, wieso sollte der am Sonntag, wenn er die ganze Woche schwere Weizensäcke rumgelüpft hat, noch in der Gegend rum wandern? Ausschliessen kann ichs nicht, aber genausowenig davon ausgehen. ;)
Ich denke aber Medienkonsum war noch nicht vorhanden und wurde eher durch Händler und Landstreicher ersetzt. Mann war daher gezwungen, sich mit Menschen abzugeben... *hint* ;)
Wahrscheinlich haben die Wochenmärkte eine zentrale Rolle gespielt. Da wurde sicherlich viel getratscht und Unsinn getrieben, wahrscheinlich auch Musik gemacht, getanzt o.ä.
Mit Sicherheit. Spielleute und Gaukler hatten zu solchen Anlässen ja Hochkonjunktur :)
Haarmann
2009-03-13, 13:04:42
Simon Moon
Schon im Mittelalter gabs freie Stadtbewohner, freie Landbewohner und die Leibeigenen. Die freien Landbewohner kannten ihre Feste und die Kneipe steht nicht grundlos neben der Kirche ;).
Bier trinken war völlig normal, denn dem Wasser wurde gerade in Städten mistraut. Dies nicht nur im Mittelalter...
Simon Moon
2009-03-13, 13:10:23
Schon im Mittelalter gabs freie Stadtbewohner, freie Landbewohner und die Leibeigenen. Die freien Landbewohner kannten ihre Feste und die Kneipe steht nicht grundlos neben der Kirche ;).
Und die Leibeigenen waren also die ganze Zeit damit beschäftigt, traurig zu sein, dass sie Leibeigene sind?
Bier trinken war völlig normal, denn dem Wasser wurde gerade in Städten mistraut. Dies nicht nur im Mittelalter...
Wieso sollte man denn trüben, abgestandenem Wasser nicht trauen? Das musst du jetzt aber genauer ausführen ;)
jasihasi
2009-03-13, 13:24:50
Mann kann z.B. in alten Bildern sehr häufig Mädchen und Frauen mit Spindeln sehen, Garn wurde gesponnen, das war eine Beschäftigung, die Mädels wohl gerne mal den ganzen Tag über betrieben haben. In etwas neueren Zeiten haben diese diese Beschäftigung in stehen und sogar im gehen neben her betrieben.
http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Lexikon/Spinnen.htm
grad mal so gefunden ;)
Saugbär
2009-03-13, 18:02:07
Singen, Tanzen, Geschichten erzählen und Musizieren in der Gruppe sollte man nicht vergessen. Der SingleHaushalt wurde erst in der Neuzeit erfunden.
Schnitzereien, um Spielzeug selbst herzustellen (Puppen etc)
Bücher gab es kaum, wer konnte schon lesen, es gab jedoch einige Bilderfibeln
MungoKang
2009-03-13, 18:15:11
Ab und zu durfte man eine "Sau" durchs Dorf treiben, dass war ein Spaß!
Gibt es heute auch noch.... :D
Mars81
2009-03-13, 20:30:44
Also die Elite hat sich gern mit Killerspielen unterhalten, sprich Jagd und Turniere.
Abdul Alhazred
2009-03-13, 21:12:54
Wobei, irgendwann muss das ja entdeckt worden sein :confused:
http://edition.cnn.com/2008/WORLD/asiapcf/12/11/ancient.cannabis/index.html
Was das eigentliche Thema betrifft: man müsste da festlegen WO und WANN genau im Mittelalter, da gab's große Unterschiede. Wie hier schon erwähnt jagten die Adeligen sehr gern, darunter auch mit Falken usw. Das die Menschen so keusch waren wie es die Kirchen gern gehabt hätten dürfte wohl auch eher eine Fantasie sein - sonst könnte man sich die (vor allem arme) viele Großfamilien schlecht erklären.
Was auch interessant ist - was aber eher das Späte Mittelalter auf den britischen Inseln betrifft: man ist Mitten in der Nacht aufgewacht und war gesellschaftlich. Sprich: man ging beim Sonnenuntergang schlafen und wachte dann in der Nacht auf. Ab und zu soll es sogar "Nachttheater" gegeben haben, aber es wird vermutet das dies nur eine Romantisierung der Post-Shakespeare Ära ist.
Bis auf die Adelige dürften allerdings die Menschen wenig "Freizeit" gehabt haben, von daher wird es wohl auch wenig Freizeitgestaltung gegeben haben. Unter den Adeligen beschäftigten sich Frauen mit verschiedene Handarbeiten (Crochet, Weben). Wie es den Bauern und den Handwerkern ging kann man wohl an manche dritte Welt Länder noch heute erkennen: man arbeitete 18 Stunden am Tag, die restlichen 6 konnte man (wenn man Glück hatte) schlafen.
Ausser Großgrundbesitzer holten die Menschen auch ihre Tiere ins Haus. Zum einem weil es sonst keinen Schutz gegen Raubtiere gab und zweitens weil die Tiere zusätzliche Heizenergie spendeten. Klar, keine "Freizeitgestaltung" per se, aber da die Menschen wenig Freizeit hatten (ausser die Schlafzeit) müsste das wohl auch mit untergebracht werden.
Man hatte wohl auch große Angst. Vor allem vor Krankheiten wie die Pest - und das wohl begründet, in Anbetracht wie viele Menschen daran gestorben sind. Auch die ganze Justizverfahren dürften den einen oder anderen die Freizeit geraubt haben - entweder als Verfolgter oder als Beobachter einer Hinrichtung, eines Zweikampfes oder der physischen oder mentalen Folter (Hexenstuhl, Mundbirne, Daumschrauben, Rädern, Pfählen, Schandmasken, Pranger, Bäckertaufe usw.).
Es gab natürlich auch Turniere - meist aber auch für die Adeligen.
Und natürlich gab es auch Kriege, Kreuzzüge, Plünderungen, Rechtswidrigkeiten usw. usf...
:usweet:
Ridcully
2009-03-14, 12:07:36
Soweit ich weiß gab es im Mittelalter auch für die arme Bevölkerung recht viel Freizeit.
- Es gab SEHR viele Feiertage. Vom Hörensagen bis zu 170 im Jahr. Und die waren kirchlich deshalb verpflichtend! (Beachte das Mittelalter war lang und groß deshalb galt dies nicht immer und überall)
-Bezahlung nach Stunden war unbekannt. Gearbeitet wurde von Sonnen auf bis Sonnenuntergang. Das ist im Winter nicht viel.
-Das Leben nach Leistung, Erfolg und Karriere auszurichten ist eine SEHR moderne Idee. Die Geschichte als fortschreitende Entwicklung zu sehen, bei der es mitzuhalten gilt, war völlig unbekannt.
Bei den Beschäftigungen sollte man einige Dinge bedenken.
-Verboten werden Dinge die die Menschen gerne Machen. Wenn die Kirche Sodomie etc. verbietet ist das schon ein Hinweis auf häufige Freizeitbeschäftigungen. (Laut Spiegel wollte die Kirche männliche Schäfer verbieten!)
-Ein absolut übliches Getränk war Bier und Leichtbier oft mit Tollkirsche gebraut und zum Frühstück bis in die Nacht getrunken.
-Das Sozialleben war von engen Räumlichkeiten und viel familiärer Gesellschaft geprägt. Das gemeinschaftliche Singen und Erzählen war sicherlich SEHR verbreitet. Wie es auch heute noch in Gesellschaften ohne Medien ist.
Cyphermaster
2009-03-14, 12:25:37
Nach dem, was sich belegen läßt, hatte der gewöhnliche Bauer oder Handwerker wohl nur begrenzt Freizeit. Wie schon erwähnt, meist solange es hell war. Danach blieb nicht viel, schließlich war künstliches Licht (Kienspan, Öl oder gar Kerzen) teuer, und man müde von der Arbeit. Meist wurde da aber dann genäht, geschnitzt etc.. An Feiertagen oder bei anderen Gelegenheiten war da natürlich der "Feierbedarf" umso größer (wobei auch da z.B. Kühe melken nicht entfallen konnte, Feiertag hin oder her! Außerdem kostete ein Kirchgang mit einem teils mehrstündigen Fußweg hin/zurück auch viel Zeit). Entsprechend war man froh um jede Gesellschaft, sei es beim seltenen Essen im Wirtshaus oder beim Bier (nicht jeder konnte sich täglich Bier/Wein leisten, Wasser mit verschiedenen Beimischungen nach Verfügbarkeit war trotz allem DAS Getränk!), sei es auf dem Markt, sei es, daß Pilger, Reisende oder fahrendes Volk mit Neuigkeiten und kleinen Schaustückchen in den Ort gekommen war.
Fahrendes Volk war das "Fernsehen" des Mittelalters, spannende Geschichten (= "Filme"), neuester Klatsch aus anderen Orten (= "Nachrichten") oder Vorführungen (= "Shows") waren heiß begehrt. Genauso gern wurde wohl gespielt - auch Brettspiele; deren Regeln sich auch mündlich gut überliefert hatten. Ideal waren da dann freudige Ereignisse wie Hochzeiten, Kirchweihen oder Kindstaufen, zu denen man einen willkommenen Anlaß hatte, mal fünfe grade sein zu lassen. Oder eben in der Stadt Hinrichtungen oder Turniere und Jagden der Adeligen bzw. später auch Patriziern.
cartman5214
2009-03-14, 13:27:26
Soweit ich weiß gab es im Mittelalter auch für die arme Bevölkerung recht viel Freizeit.
- Es gab SEHR viele Feiertage. Vom Hörensagen bis zu 170 im Jahr. Und die waren kirchlich deshalb verpflichtend! (Beachte das Mittelalter war lang und groß deshalb galt dies nicht immer und überall)
-Bezahlung nach Stunden war unbekannt. Gearbeitet wurde von Sonnen auf bis Sonnenuntergang. Das ist im Winter nicht viel.
Das fixe Monatsgehalt war aber auch noch nicht erfunden. Bezahlt wurde man nach erbrachter Leistung. Wenn man wegen Feiertag nicht gearbeitet hat gab es selten Geld und als Bauer/Maurer/Steinmetz/ sonstigen witterungsabhängigen Berufen hatte man in der Winterpause keine Arbeit und demnach kein Geld. Wer den Sommer nichts zurücklegen konnte, durfte betteln gehen.
-Ein absolut übliches Getränk war Bier und Leichtbier oft mit Tollkirsche gebraut und zum Frühstück bis in die Nacht getrunken.
Aber nicht aus den Gründen wie heute sondern weils gesünder war als das verfügbare Wasser. Sicherlich wurde auch gesoffen, aber nicht in dem Maße wie es in deinem Beitrag klingt. Wasser war trotzdem noch Getränk nummer 1...
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