Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wieso entstehen immer Staus vor dem Elbtunnel?
Piffan
2009-08-02, 00:34:01
Bin heute aus Dänemark zurück und hatte viel Zeit, über den Mechanismus von Staus auf Autobahnen zu sinnieren.....:tongue:
Folgendes hat sich beim kilometerlangen Elbtunnel-Stau abgespielt: Irgendwann vor dem Tunnel kam die letzte Zufahrt, folglich kann sich die Zahl der Autos ja nicht mehr erhöht haben. Nun dachte ich naiv: Wenn keine Autos mehr dazukommen und die Zahl der Spuren nicht mehr verringert wird UND hinter dem Tunnel alles frei ist, dann sollte doch der Verkehr flott duch die Röhren laufen. Leider lief gar nichts flott. Es ging im Schritttempo quälend langsam rein und in den Röhren war es immer noch extrem zäh, so dass ich schon dachte, dass auch auf der anderen Seite ein Stau sein müsse.......Nein, kurz vor Ende des Tunnels steigerte sich die Geschwindigkeit fast auf die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 80 Km/h und dahinter war alles frei. Woran kann das liegen? Psychostress der Autofahrer und unwilliges Beschleunigen im Tunnel? Oder Gewöhnung ans Schleichen und späte Feststellung, dass man eigentlich Platz nach Vorne hat und mal langsam aufs Gas treten sollte?
Überhaupt hat man ein ganz komisches Gefühl, wenn man durch den Tunnel fünfmal so lange braucht und sieht, dass der nächste Notausgang einige hundert Meter weit entfernt ist....und überhaupt, wohin führt ein Notausgang eines Tunnels, der unter Wasser liegt? :frown:
Panasonic
2009-08-02, 00:44:34
Der Eltunnel ist aufgrund seiner Bauart prädestiniert für einen psychologischen Effekt, genannt Tunnelsyndrom. Kurz: viele Menschen werden in dem Tunnel langsamer, insbesondere beim "Anstieg". Das Problem liegt wohl hauptsächlich im Mangel optischer Reize begründet. Hat die Tunnelwache einen besonders krassen Fall von "Tunnelschleicher" auf den Monitoren, ertönt (oder ertönte, habe es länger nicht mehr gehört) die automatische Ansage:
Achtung, hier spricht die Polizei. Fahren Sie bitte zügig, Sie behindern den nachfolgenden Verkehr.
Die Notausgänge des Elbtunnels führen über Druckschleusen in angrenzende Röhren (der Elbtunnel hat vier Röhren) und zu einer Notausstiegsanlage auf der Nordseite.
Edit: Laut Wikipedia verzichtet man heute auf die Ansage, da die Autofahrer häufig noch langsamer wurden.
Edit 2:
Der Notausgang befindet sich beim achten Punkt, von unten gezählt:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/14/Hamburg.Hafen.Luftbild.Elbtunnel.jpg
Piffan
2009-08-02, 00:48:33
Der Eltunnel ist aufgrund seiner Bauart prädestiniert für einen psychologischen Effekt, genannt Tunnelsyndrom. Kurz: viele Menschen werden in dem Tunnel langsamer, insbesondere beim "Anstieg". Das Problem liegt wohl hauptsächlich im Mangel optischer Reize begründet. Hat die Tunnelwache einen besonders krassen Fall von "Tunnelschleicher" auf den Monitoren, ertönt (oder ertönte, habe es länger nicht mehr gehört) die automatische Ansage:
Die Notausgänge des Elbtunnels führen über Druckschleusen in angrenzende Röhren (der Elbtunnel hat vier Röhren) und zu einer Notausstiegsanlage auf der Nordseite.
Edit: Laut Wikipedia verzichtet man heute auf die Ansage, da die Autofahrer häufig noch langsamer wurden.
Das kann ich mir denken. Wenn einer sowieso schon völlig verkrampft ist, wird er durch "freundliche" Aufforderung auch nicht lockerer, sondern eher noch panischer.
Edit: Deine ausführlichen Erklärungen sind zwar interessant, aber großes Vertrauen in die Wirkung der Notausgänge habe ich trotzdem nicht gewonnen....:redface:
foobi
2009-08-02, 00:53:06
Eine Fahrspur kann abhängig von Geschwindigkeit, Verlauf, etc nur eine bestimmte Anzahl Fahrzeuge pro Minute verkraften. Oder andersrum: Ab einer gewissen Verkehrsdichte kommt es zwangsläufig zum stockenden Verkehr. Dies ließe sich nur Vermeiden, wenn alle Fahrer mit identischer und gleichmäßiger Geschwindigkeit unterwegs wären. Da die Fahrzeuge aber mal etwas schneller und mal etwas langsamer fahren und vor allem mit unterschiedlicher Geschwindigkeit unterwegs sind, kommt es dazu dass immer wieder welche bremsen müssen. Der direkte Hintermann bremst dann ein wenig stärker um nicht aufzufahren, und dies setzt sich als Kettenreaktion fort, da es bei solch einer hohen Verkehrsdichte keine Lücken gibt, in denen dies wieder auslaufen könnte.
Dass am Stauende nicht zügig beschleunigt wird, führt "nur" dazu dass sich der Stau langsamer auflöst.
blackbox
2009-08-02, 00:54:17
Das hat viele Gründe.
Einer ist sicher der, dass kein ausreichender Abstand eingehalten wird. So entsteht sofort ein Stau, wenn ein Autofahrer bremst und alle nach ihm auch. Und es dauert nicht lange, bis der Verkehr komplett zum Stillstand kommt.
Und warum bremsen die Leute? Einerseits ist es der Abstand und andererseits halten viel tatsächlich nicht ihre Geschwindigkeit im Tunnel.
Panasonic
2009-08-02, 00:56:26
Das kann ich mir denken. Wenn einer sowieso schon völlig verkrampft ist, wird er durch "freundliche" Aufforderung auch nicht lockerer, sondern eher noch panischer.Zumal die Aufforderung alles andere als "freundlich" war. Damals hat man wohl den typischsten Hamburger Polizisten an den Rekorder gesetzt.Edit: Deine ausführlichen Erklärungen sind zwar interessant, aber großes Vertrauen in die Wirkung der Notausgänge habe ich trotzdem nicht gewonnen....:redface:
Na ja. Wenn es raucht, kann man sich flüchten, dafür ist das System konzipiert. Wenn der ganze Tunnel einbricht, hilft natürlich nix mehr. Aber warum sollte das passieren?
BTW: Tunnelsyndrom (http://de.wikipedia.org/wiki/Neuer_Elbtunnel#Tunnelsyndrom)
Philipus II
2009-08-02, 01:39:19
Das beste wärs, man nimmt den Schleichern den Schein:cool:
Spasstiger
2009-08-02, 01:48:16
Interessant, dass scheinbar soviele im Tunnel zu langsam fahren. Ich muss in Autobahntunnels ständig meinen Tacho kontrollieren, um nicht zu schnell zu fahren (meist wird ja auf Tempo 80-100 beschränkt).
Und ein Bekannter von mir gibt in Tunnels erst richtig Stoff, dem Sound wegen.
Janni555
2009-08-02, 04:56:35
außerdem fahren die Ortsunkundigen (speziell die Schleicher) kurz vor dem Tunnel immer nach links in die "schnellere" Röhre, damit es auch hier nicht fließt :biggrin: und dann fangen sie an die Kacheln zu zählen :eek:
ich hab aber auch schon erlebt, dass jemand in Richtung Süden fahrend im letzten Augenblick sich umentschieden hat.....voll über die durchgezogene und schraffierte Fläche und dann........stand er genau vor der Betonwand/Absperrung z w i s c h e n beiden Röhren!!!:| Am nächsten Tag stand er nicht mehr da, von daher gehe ich mal davon aus, dass man so nett war und ihm geholfen hat beim wegkommen :biggrin:
jorge42
2009-08-02, 08:22:43
hat sich eigentlich seit dem die vierte Röhre eröffnet wurde die "Staufrequenz" verringert? Der Elbtunnel war schon seit ich mich erinnern kann anfällig für Staus. Gestern war wohl laut Verkehrsnachrichten wirklich dort der Teufel los.
Bin mal Hamburg - München hin und am selben Tag wieder zurück. Die Ganze Strecke verlief es reibungslos, aber auf dem Rückweg vor dem Elbtunnel gabs Stau :(
Aber die Elbfähre Glückstadt/Wischhafen hatte das gleiche Problem, 90 Minuten Wartezeit in beide Richtungen, waren einfach irre viel Leute unterwegs, die die Elbe überqueren wollten.
EDIT: Warum solls das mit dem Notausgang Probleme geben, der Elbtunner verläuft ja nicht nur unter der Elbe, der Notausgang ist direkt am Elbstrand in Övelgöne. Da sieht man ja so eine Art Bunkeranlage.
http://666kb.com/i/bb6035ah104ihqx68.jpg
rotkäppchen
2009-08-02, 09:43:11
also ich denk immer, dass am südende des tunnels irgend nen engpass oder so ist, oder nen unfall.
und halt, weil die da ja immer am bauen sind, dass es sich staut und einige das reißverschlussprinzip nicht auf die reihe bekommen.
und dabei will ich noch nichtmal dadurch sondern einfach nur in othmarschen runter. ;(
aber wenn man da so steht und wartet (ich bin da mittlerweile sehr geduldig geworden) bekommt man auch ein paar lacher, der dummheit anderer wegen, zu sehen. ;D
da fahren die ungeduldigen auf dem nothaltestreifen weiter, weil die radios durchbringen, dass dort und da nen blechschaden passiert ist und es deswegen stau gibt, und dann fährt man irgendwann paar huntert meter weiter, sieht man eben genau die standstreifenfahrer, wo der eine dem anderen hinten aufgefahren ist. auch nur blechschaden. X-D
sorry aber da bin ich schadenfroh, denn irgendwie stören die dann den verkehrsfluss auch noch, weil alle gucken müssen.
und das ist auch noch so ein stau grund: passiert an einem ende des tunnels ein unfall, müssen alle auf der anderen seite stoppen um zu gucken. -.-
und dann knallts auf der anderen seite auch noch.
und das phänomen mit dem langsam fahren: ich will immer wieder schnell aus dem tunnel raus und drück da meist unbewusst aufs gas. erst wenn ich dann auf dem tacho gucke, fahre ich wieder da was erlaubt ist und muss vom gas runter.
Janni555
2009-08-02, 16:18:04
hat sich eigentlich seit dem die vierte Röhre eröffnet wurde die "Staufrequenz" verringert? Der Elbtunnel war schon seit ich mich erinnern kann anfällig für Staus. Gestern war wohl laut Verkehrsnachrichten wirklich dort der Teufel los.
http://666kb.com/i/bb6035ah104ihqx68.jpg
Nein, weil die restlichen Röhren zur Zeit saniert werden und daher immer wieder eine gesperrt ist...
Urion
2009-08-02, 16:30:58
kann ich bestätigen den Tunneleffekt
die leute fahren in den tunnel und denken dann anscheinend sie wären viel schneller als sie wirklich fahren einige bremsen dann sogar noch
die dahinter müssen dann auch bremsen und bremsen meist stärker als der vorderman das gibt dann ne kettenreaktion bis hinten irgendwann der erste steht
und jetzt in den ferien mit den ganzen sonntagsfahrern isses dann halt erst richtig lustig
neulich erlebt:
werratalbrücke a7 richtung norden (starker anstieg) der schon km vorher zu erkennen ist
BaB propevoll mit Urlaubern und man konnte beim anfahren schon sehen das die beiden linken spuren stockten während die rechte nur mit lkws noch am laufen war ich hab mich dann gleich hinter nen lkw geklemmt
und tatsächlich kams dann wie ich dachte die linke spur stand komplett die mittlere stockte wie sau und die lkws liefen wenigstens noch mit 60 rechts vorbei
da haben wieder ein paar deppen beim spurwechsel andere ausgebremst und dann s gas net gefunden, setzt sich fort bis der verkehr steht........
aber die LKWs verstopfen ja die BaB.... :rolleyes:
Pinoccio
2009-08-02, 17:12:45
Bin heute aus Dänemark zurück und hatte viel Zeit, über den Mechanismus von Staus auf Autobahnen zu sinnieren.....:tongue:
Folgendes hat sich beim kilometerlangen Elbtunnel-Stau abgespielt: Irgendwann vor dem Tunnel kam die letzte Zufahrt, folglich kann sich die Zahl der Autos ja nicht mehr erhöht haben. Nun dachte ich naiv: Wenn keine Autos mehr dazukommen und die Zahl der Spuren nicht mehr verringert wird UND hinter dem Tunnel alles frei ist, dann sollte doch der Verkehr flott duch die Röhren laufen. Leider lief gar nichts flott. Es ging im Schritttempo quälend langsam rein und in den Röhren war es immer noch extrem zäh, so dass ich schon dachte, dass auch auf der anderen Seite ein Stau sein müsse.......Nein, kurz vor Ende des Tunnels steigerte sich die Geschwindigkeit fast auf die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 80 Km/h und dahinter war alles frei. Woran kann das liegen? Psychostress der Autofahrer und unwilliges Beschleunigen im Tunnel? Oder Gewöhnung ans Schleichen und späte Feststellung, dass man eigentlich Platz nach Vorne hat und mal langsam aufs Gas treten sollte?
Überhaupt hat man ein ganz komisches Gefühl, wenn man durch den Tunnel fünfmal so lange braucht und sieht, dass der nächste Notausgang einige hundert Meter weit entfernt ist....und überhaupt, wohin führt ein Notausgang eines Tunnels, der unter Wasser liegt? :frown:Das liegt (ganz formal) eben daran, daß die Lösung der zugehörigen DGL so unschön sind und insbesondere bei kleinen Störungen (wie sie ein auch nur um wenige km/h verlangsamender Autofahrer darstellt) sich stark ändern.
Details beispielsweise in diesem Vortrag (http://samstag.physik.tu-dresden.de/2002/helbing.pdf) von Dirk Helbing, der dazu auch ein ganzes Buch (http://www.amazon.de/Verkehrsdynamik-physikalische-Modellierungskonzepte-Dirk-Helbing/dp/3540619275/ref=sr_11_1?ie=UTF8&qid=1249225870&sr=11-1) geschrieben hat.
Panasonics Ansatz ist natürlich nicht falsch - "funtkioniert" aber auch nur, weil die Elbtunnel i. d. R. sehr voll sind.
mfg
FutureIsNow
2009-08-02, 17:33:17
Okay, mag primitiv und zu engstirning klingen. Aber es drifft es ganz gut.
Zu doof zum Fahren!
Man lernt in der Fahrschule eigentlich vorrausschauendes Fahren. Heisst, man hatt nicht nur einen Tunnelblick :D sondern schaut auch sehr häufig auf dem Tacho.
Bei sowas werde ich agro, weil sich die Aufahrunfälle dramatisch erhöhen, nur wegen solchen par Honks die nicht fahren können, ich hasse Rumgezuckel auf der Strasse.
blackbox
2009-08-02, 18:04:44
Außerdem ist für die nächsten 3 Jahre (?) eh immer ein Tunnel gesperrt, weil da Instandsetzungen durchgeführt werden.
Panasonic
2009-08-02, 18:14:47
Das Beste wäre, man würde ein rechnergestütztes Lasersystem einführen, welches im idealen Abstand die Position (dynamisch natürlich) an die Tunnelwand und auf die Straße projeziert, an der man fahren sollte. Perfekte Geschwindigkeit, perfekter Abstand.
Nur würden sich irgendwelche Frauen wieder nicht daran halten.
Janni555
2009-08-02, 20:07:41
Das Beste wäre, man würde ein rechnergestütztes Lasersystem einführen, welches im idealen Abstand die Position (dynamisch natürlich) an die Tunnelwand und auf die Straße projeziert, an der man fahren sollte. Perfekte Geschwindigkeit, perfekter Abstand.
Nur würden sich irgendwelche Frauen wieder nicht daran halten.
du hast die PInneberger vergessen ;D
FutureIsNow
2009-08-02, 20:29:09
Etwas OT:
Hat sich dieser Bau der Köhlbrandbrücke in Hamburg nicht als Overkill herausgestellt?
Panasonic
2009-08-02, 20:29:44
Etwas OT:
Hat sich dieser Bau der Köhlbrandbrücke in Hamburg nicht als Overkill herausgestellt?
Was meinst Du? Dier Querspanne wird gebraucht und niedriger wäre sie nicht möglich gewesen. Die Brücke ist ausgelastet und in absehbarer Zeit wird eine neue benötigt.
FutureIsNow
2009-08-02, 21:44:41
Wir sind da mal drüber gefahren, die paar Autos... Aber gut wenn sie ausgelastet ist, wird das schon so richtig sein.
Panasonic
2009-08-02, 21:49:01
Wir sind da mal drüber gefahren, die paar Autos... Aber gut wenn sie ausgelastet ist, wird das schon so richtig sein.
An einem Sonntag? :usad:
Mordred
2009-08-02, 23:52:34
An diesem speziellen Sonntag sicherlich. Wacken Open Air abreiser...
FutureIsNow
2009-08-03, 00:03:26
An einem Sonntag? :usad:
Gut möglich. :D Du als Hamburger kannst das natürlich besser einschätzen. Da dachte ich halt, was so eine Brücke für was bitte? ;)
Panasonic
2009-08-03, 00:04:39
Über die Köhlbrandbrücke fahren keine Ausflügler oder Touristen. Die steht im Industriegebiet und wird zu 99% vom Güterverkehr genutzt. Nur halt nicht sonntags :D
http://www.welt.de/multimedia/archive/1236205833000/00766/quer02_DW_Hamburg_H_766201g.jpg
Touristen & Co. fahren durch den Elbtunnel oder über die Elbbrücken. Zumal die Köhlbrandbrücke ja auch nur die Süderelbe quert, nicht die Norderelbe.
Edit: Hier sieht man schön, dass die Köhlbrandbrücke für den typischen Nord-Süd-Verkehr keine Relevanz hat:
http://www.abload.de/img/koehl8b8p.png
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