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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie wurden damals Inseln mitten im Nirgendwo endeckt?


Weyoun
2009-12-22, 16:07:28
Hi, bin auf meinen Newsstreifzügen bei spiegel.de gelandet:
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,667750-2,00.html

Mir ist ist dabei aufgefallen dass viele der Inseln in einer Zeit entdeckt wurden in der es keine Satelliten gab. Hätte es vielleicht noch verstanden, wenn die Inseln ca. ab 1900 endeckt worden wären, angsichts vermehrter Schiffe auf dem Ozean.

Aber im 16-18. Jhdt mitten im nirgendwo mit einem Dreimaster aus Holz (z. B. HMS Resolution) rumzuschippern? Der Planet ist zwar klein, aber so klein ist z. B. Pazifik nun auch wieder nicht, als dass man mit einer Bounty innerhalb von 10 Jahren Schiffsfahrtzeit zufällig mal auf eine der wenigen Inseln stößt.

Gibts eine Technik, die man früher zum Inselsuchen benutzt hat? Geografie dürfte noch nicht so weit gewesen sein. Inseln müssen desweiteren unbekannt gewesen sein, sonst würde da nicht "Endeckt von..." stehen.

Anbei einige Inseln aus dem Bericht:
Atlantischer Ozean
S üd-Thule Südl. Sandwichinseln (Vereinigtes Königreich)
Englisch Southern Thule
36 Quadratkilometer | unbewohnt

31. Januar 1775 entdeckt von James Cook
1976 bis 1982 von Argentinien besetzt
-------------------
Indischer Ozean
Sankt-Paul-Insel (Frankreich)
Französisch Île Saint-Paul
8 Quadratkilometer | unbewohnt

1559 erwähnt in einer portugiesischen Karte
19. April 1618 gesichtet von Harwick Claesz de Hillegom
24. Oktober 1892 annektiert von Frankreich
----------------
Antipoden-Insel (Neuseeland)
Englisch ursprünglich Isle Penantipode [Penantipodeninsel]
21 Quadratkilometer | unbewohnt

26. März 1800 entdeckt von Henry Waterhouse

sw0rdfish
2009-12-22, 16:21:11
Naja, viel Inseln liegen ja nicht auf Hoher See, sondern zumindestens in der Nähe des Festlands, oder sie sind Teil eines größeren Archipels. Ich denke schon, dass die einfach mehr oder weniger per Zufall entdeckt wurden, oder eben, wenn Karten von einer Gegend erstellt wurden. Auch damals gab es ja z.T. schon Seekarten. Die muss man ja irgendwie machen, und dafür muss man ja die Gegend abfahren.
Außerdem kann man von so einem Schiff, wenn man da ganz oben steht und das Wasser recht ruhig ist seehr weit gucken, bis einem die Tatsache, dass die Erde eine Kugel ist einem die Sicht nimmt.

Beliebt war ja auch die Einheimischen zu "fragen" ... :ubash2:

Monger
2009-12-22, 16:39:30
Es gibt Unmengen an Inseln... und selbst heute findet man immer wieder mal neue.

Ich glaube nicht, dass man damals wirklich ein Konzept hatte wie man Inseln findet. Man hat natürlich irgendwann angefangen, Seekarten zu erstellen wo man per Bleilot auch die Tiefe gemessen hat... das hat sicherlich geholfen, zu erkennen wo Bergrücken entlang laufen, und wo das Gewässer eher flach ist, und wo eher tief. In flachem Gewässer findet sich logischerweise eher eine Insel als woanders.

Das hat sicherlich dazu geführt, dass manche Gebiete sehr gut erkundet sind - und manche bis heute praktisch gar nicht. Ich kann mich da an einen Artikel erinnern, der beschrieb wie Schiffsbrüchige selbst im 20. Jahrhundert noch auf Inseln gelandet sind, die nirgendwo kartografiert waren. Selbst Satellitenaufnahmen dürften nicht überall so hochaufgelöst sein, dass man selbst diese kleinen 100m Inseln überall entdeckt.

Kant
2009-12-22, 16:47:30
Zumal viele der Entdeckungen auch erst in späterer Zeit wirklich an den richtigen Stellen der Weltkarte landeten. Cook war ja der erste, der es einigermaßen genau schaffte, die Längengrade überhaupt zu bestimmen.

Insofern waren viele der Entdeckungen eigentlich Irrfahrten, die ganz andere Ziele hatten :-)

...
James Cook sucht später danach, doch er verzweifelt an Bouvets ungenauen Positionsangaben. Wie alle anderen frühen Herren der sieben Meere hatte Bouvet Schwierigkeiten mit der Navigation.

Ließen sich die Breitengrade zur Positionsbestimmung recht genau ermitteln, waren die Längengrade mehr das Ergebnis von Schätzungen als von gesicherten Berechnungen. Generationen von Schiffsführern kämpften mit falschen Angaben oder vernavigierten sich auf eigene Faust, die Verwirrung ist perfekt.
...

Aus einem recht lustig geschriebener Artikel über die Zeit der Entdeckungen unter:
http://www.sueddeutsche.de/reise/28/301025/text/

Leonidas
2009-12-22, 17:07:14
Seefahrer haben ja auch so ihre eigenen Tricks, sich abzeichnendes Land zu erkennen, selbst wenn es noch nicht sichtbar ist: Beispielsweise das vorkommen von bestimmten Vögeln oder aber von Insekten - oder auch Treibgut im Wasser.

icedealer
2009-12-22, 17:34:58
Die Antipoden-Insel scheinen aber bewohnt zu sein, wenn man mal mit Google Earth danach sucht.

btw: Ich meine bei mobile.de konnte man mal die Suche nach etlichen Ländern eingrenzen; inklusive der Färöer-Inseln :crazy:

stickedy
2009-12-22, 19:59:51
Also laut http://de.wikipedia.org/wiki/Antipoden-Inseln nicht... Zumindest nicht dauerthaft. Es gibt wohl Schutzhütten für Schiffbrüchige u.ä.

dreas
2009-12-22, 20:07:34
Naja damalige Schiffe waren noch reine Segler und mussten gezwungenermaßen kreuzen um gegen den Wind voranzukommen. Die damit einhergehende Flächennutzung begünstigt die Entdeckung auch entfernterer Inseln. Und entdecken war damals natürlich auch sehr angesagt.
Es träumten viele Glücksritter vom Reichtum des selbst entdeckten Eilandes.

Das Auge
2009-12-22, 20:18:17
Nun, als Segler kann ich sagen, daß es schon bewundernswert ist, was die europäischen Entdecker so auf sich genommen haben um neues Land zu entdecken. Und das ganz ohne GPS, Radar, Navtex, COSPAS-SARSAT, usw. usf.

Die wahre Leistung haben aber die Südseevölker vollbracht (Fidjis, Mauis, usw.): Die haben nur mit Flössen(!) beinahe den gesamten Südpazifik bis zur Osterinsel besiedelt.
Ich möchte gar nicht wissen, wie viele von denen dabei verreckt sind. War btw. bei manchen Völkern ein probates Mittel um der Überbevölkerung auf den recht beengten Inseln Herr zu werden: Die überschüssige Bevölkerung wurde mit dem Floss aufs Meer geschickt. Gibt aber auch andere Fälle, wo irgendein Häuptlingssohn oder Schamane eine "Vision" hatte (mMn vmtl. nach dem Genuss von Psylocibinhaltigen Pilzen o.ä.) und dann einfach mal losgesegelt ist. Das beste ist, das hat funktioniert ;)

dreas
2009-12-22, 20:21:44
Nun, als Segler kann ich sagen, daß es schon bewundernswert ist, was die europäischen Entdecker so auf sich genommen haben um neues Land zu entdecken.

Dito!

Ansegeln ist für 2010 schon fest geplant:wink: Dieses wackelige Festland geht mir aufn Sack!

Das Auge
2009-12-23, 00:27:57
Dito!

Ansegeln ist für 2010 schon fest geplant:wink: Dieses wackelige Festland geht mir aufn Sack!

Hehe, ja das ist schon heftig nach ein paar Tagen auf See wieder nen Landgang zu machen :D

Wo solls denn hingehen?

dreas
2009-12-23, 09:43:51
Hehe, ja das ist schon heftig nach ein paar Tagen auf See wieder nen Landgang zu machen :D

Wo solls denn hingehen?

Ansegeln ist immer April in der Ostsee Stralsund/Rügen. Heringszeit ahoi!
Im Oktober waren wir in der südlichen Adria sowie im Juni Elba/Korsika und wollen in 2010 eigentlich von Cuba nach Jamaika und zurück.
Sollte das logistisch nicht passen werden wir wohl kurzfristig irgendwoanders hin ins Warme fahren.

Also speziell Korsika war sehr schön und ist immer wieder einen Törn wert. Von Elba war ich etwas enttäuscht. Klein und relativ reizlos.
Segeltechnisch auch keine wirkliche Herausforderung. Auch der Wind war nicht berauschend. Zum Glück hatte die Salona ein Lattengroß und war selbst bei schwachem Wind recht schnell. Die Jungs bauen wirklich sehr gute Segelyachten. Nicht vergleichbar mit eher segelnden Wohnwagen ala Bavaria und Co.

Gern würde ich mal eine Hanseyacht wie die 630e segeln. Speziell Dinge wie das elektrische Genuareff würde ich gern mal testen. Leider hat man als arbeitender Mensch viel zu wenig Zeit für die Segelei obwohl ich mich auf See immer am lebendigsten fühle. Wenns nach meinen Wünschen ginge, würde ich sofort an die Küste ziehen und mir nen Job bei ner Firma die irgendwas mit segeln zu tun hat annehmen.

mfg dreas

Haarmann
2009-12-23, 12:16:39
Weyoun

Nur weil man Heute angeblich keine Karten mehr hat, wo sowas drauf ist, heisst das nicht, dass es solche Karten nicht gab. Man weiss Heute gesichert, das Kolumbus genau wusste, wohin er fuhr und genau deswegen auf dem Breitengrad fuhr, weil schon einer vorher dort war ;). Er wusste entsprechend, dass er auf Land stossen müsste.

Das Problem für gerade die unterentwickelten Spanier war, dass sie nicht gegen den Wind segeln konnten und somit oft herumgetrieben wurden. Da findet sich leichter etwas, wenn man ohnehin nicht umkehren kann.

Australien war offensichtlich auch bekannt...

Karten wurden damals auch gut gehütet und gerne ausspioniert. Ostindien und Indien war zB mehr Privatbesitz, denn im Besitz irgendeiner Krone.

Dazu musst auch immer noch die Entdeckungen der Freibeuter nehmen, welche versuchten irgendwo nen Schiff zum kapern zu finden. Die fuhren oft sehr weit... man erinnere sich hierbei nur schon an den Herrn Drake.

Das Auge
2009-12-23, 13:10:32
Ansegeln ist immer April in der Ostsee Stralsund/Rügen. Heringszeit ahoi!

Ostsee im April....*brrrr* :D

Im Oktober waren wir in der südlichen Adria sowie im Juni Elba/Korsika und wollen in 2010 eigentlich von Cuba nach Jamaika und zurück.
Sollte das logistisch nicht passen werden wir wohl kurzfristig irgendwoanders hin ins Warme fahren.

Kroatien allgemein ist wohl eines der besten Reviere in Europa, wenn man alle Faktoren zusammen nimmt. Korsika ist auch toll, da war bislang jeder begeistert. So ein One-Way von Kuba nach Jamaika ist natürlich ein Traum, ich wünsche dir und deiner Crew, daß das klappt. Ist ja nicht leicht immer alle Leute unter einen Hut zu bringen ;)

Also speziell Korsika war sehr schön und ist immer wieder einen Törn wert. Von Elba war ich etwas enttäuscht. Klein und relativ reizlos.
Segeltechnisch auch keine wirkliche Herausforderung. Auch der Wind war nicht berauschend. Zum Glück hatte die Salona ein Lattengroß und war selbst bei schwachem Wind recht schnell. Die Jungs bauen wirklich sehr gute Segelyachten. Nicht vergleichbar mit eher segelnden Wohnwagen ala Bavaria und Co.

Jep, die Salonas gehen sehr gut, werden auch gerne bei Regattas eingesetzt. Gibt da auch spezielle Versionen, z.B. als Performance Cruiser (schon sehr sportlich) oder Performance Racer (das ist dann eine reine Rennsau).

Gern würde ich mal eine Hanseyacht wie die 630e segeln.

Hanse 630e... :freak: Dürfte schwer werden die als Charteryacht zu finden. Es gibt zwar etliche große Yachten in Charter bis ~ 55 ft. (meist die üblichen Verdächtigen von Jeanneau, Beneteau, Bavaria), aber die Hanse 630 ist leider etwas zu "exotisch" und vllt. auch zu exklusiv fürs Chartergeschäft. Hanse hat sich die letzten Jahre aber imho echt gut gemacht, sind mMn schöne Yachten. Außer auf der Boot war ich aber noch auf keiner ;(

Speziell Dinge wie das elektrische Genuareff würde ich gern mal testen. Leider hat man als arbeitender Mensch viel zu wenig Zeit für die Segelei obwohl ich mich auf See immer am lebendigsten fühle. Wenns nach meinen Wünschen ginge, würde ich sofort an die Küste ziehen und mir nen Job bei ner Firma die irgendwas mit segeln zu tun hat annehmen.

mfg dreas

Nach dem Törn ist vor dem Törn, um mal ein bekanntes Fußballzitat etwas zweckzuentfremden :D
Das Segelvirus hat dich ja voll infiziert ;D

dreas
2009-12-23, 13:34:45
Das Segelvirus hat dich ja voll infiziert ;D

Das kannst Du laut sagen. Seit Jahren kann ich mir keine andere Art des Urlaubs vorstellen. Trotz Greifswalder Bodden, Bora und allen anderen Unbill die sich in den Jahren so als schwere Prüfungen gestellt haben.

Ist jetzt zwar völlig offtopic aber schon i.o.:D

Das Auge
2009-12-23, 17:22:25
Ist jetzt zwar völlig offtopic aber schon i.o.:D

Ist doch egal, das eigentliche Thread-Thema ist doch schon durch. Da können wir als geistige Erben der Entdecker (*hust* Übertreibung *hust*) doch mal ein wenig Seemannsgarn spinnen ;)

Coda
2009-12-23, 17:57:07
Es gibt Unmengen an Inseln... und selbst heute findet man immer wieder mal neue.
Wirklich?

Also ich geh davon aus, das dem nicht so ist. Da wird sicher mal jemand nen Algorithmus über Satellitendaten laufen lassen der alles gefunden hat ;)

Das Auge
2009-12-23, 19:03:44
Wirklich?

Also ich geh davon aus, das dem nicht so ist. Da wird sicher mal jemand nen Algorithmus über Satellitendaten laufen lassen der alles gefunden hat ;)

Kann ich mir eigentlich auch kaum vorstellen, zumal Inseln nicht einfach mitten im Meer aufpoppen, sondern nur dort wo auch unterseeische Gebirgszüge existieren. Man weiß also genau wo man hinsehen muß und es würde mich schon sehr wundern wenn bei der seit Jahrzehnten verfügbaren Satellitentechnik das nicht schon längst getan wurde :|

Monger
2009-12-23, 20:33:44
Wirklich?

Also ich geh davon aus, das dem nicht so ist. Da wird sicher mal jemand nen Algorithmus über Satellitendaten laufen lassen der alles gefunden hat ;)
Mag sein, dass wir mittlerweile flächendeckende Satellitendaten haben. Die hatten wir vor fünf Jahren definitiv noch nicht. Nicht als Fotografie, und auch nicht in ausreichender Auflösung.

Das Auge
2009-12-23, 23:00:25
Mag sein, dass wir mittlerweile flächendeckende Satellitendaten haben. Die hatten wir vor fünf Jahren definitiv noch nicht. Nicht als Fotografie, und auch nicht in ausreichender Auflösung.

Die Gebirgszüge unter der Wasseroberfläche sind aber schon lange bekannt und nur da kann es Inseln geben. Kann mir nicht vorstellen, daß genau da nicht hingeschaut wurde. Zumal man dafür auch keine Satellitenbilder braucht, auf denen man die Jahreszahl einer Euromünze erkennen kann.

Das einzige plausible wo man neue Inseln evtl. entdecken könnte wäre u.U. in der Arktis und Antarktis, durch das Abschmelzen der Kappen. Sonst aber auch nirgends.

raschomon
2010-01-04, 22:03:28
... Gibt aber auch andere Fälle, wo irgendein Häuptlingssohn oder Schamane eine "Vision" hatte (mMn vmtl. nach dem Genuss von Psylocibinhaltigen Pilzen o.ä.) und dann einfach mal losgesegelt ist. Das beste ist, das hat funktioniert ;)

Bitte nicht zuviele Details, sonst besteigen Simon Moon und Rampage 2 noch gemeinsam ein Floß. ;)

Interessante Threadfrage. Bis weit hinein ins 20. Jh. war das wohl alles Zufall. Die These mit dem raumgreifenden Segeln beim Kreuzen gegen den Wind gefällt mir sehr gut. In Stürmen war es damals sehr schwer die Segelschiffe auf Kurs zu halten, allein dadurch sollten schon einige Inseln abseits der damals frequentierten Routen gefunden worden sein. Mit dem beginnenden 19. Jh. gab es dann durch die Walfänger einen regelrechten Industrialisierungsschub auf See. Die Zahl der Schiffe explodierte nahezu, auf der Jagd nach dem Tran fuhren die Mannschaften auch in die entlegensten Ecken der Weltmeere, näherten sich den Polen wie selten ein Schiff zuvor. Damit stieg die Wahrscheinlichkeit der Entdeckung einsamster Eilande - gerade im Südpazifik und im südlichen Indischen Ozean. Insel(gruppen) wie St. Helena oder Tristan da Cunha mitten im Atlantik wurden schon recht früh von den Europäern gefunden, weil z.B. in diesem Fall die Route direkt an der afrikanischen Westküste entlang durch widrige Winde und Strömungen in Nord-Südrichtung sehr ungünstig zu befahren war, also fuhren die Kapitäne von der westafrikanischen Küste auf der Höhe der Kapverden direkt nach Süden auf den Atlantik hinaus, drehten dann auf einen östlichen Kurs und erreichten so das Kap der Guten Hoffnung. Solche Kniffe bei der Wahl geschickter Kurse gab es zuhauf.