Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Worst Case: Elektroauto
Monger
2010-05-30, 13:12:35
Das 21. Jahrhundert ist ja jetzt nicht gerade arm an Herausforderungen: Rohstoffknappheit, Energieknappheit, Erderwärmung, Wirtschaftskrise, Finanzkrise...
Die Frage die mir in den letzten Wochen kam: was, wenn wir es nicht schaffen? Es wird viel darüber geredet was alles getan werden muss, aber was wären eigentlich die Konsequenzen, wenn wir versagen? Ich finde, es wird zu wenig über den "Worst-Case" geredet. Wie sähe der konkret aus? Die Welt geht ja nicht gleich unter, sondern die Lebenumstände ändern sich.
Deshalb würde ich jetzt mal gerne ein Szenario beschreiben, und eure Meinung dazu hören.
Was wäre, wenn die Wende in der Automobilbranche nicht gelingt? Was, wenn der Umstieg auf den Elektromotor nicht möglich ist? Was, wenn aus irgendwelchen Gründen (mangelnde Rohstoffe wie z.B. Kupfer, Lithium, zu hohe Produktions- und Energiekosten, logistische und technische Probleme...) das Elektroauto nicht kommt? Wie sähe das Leben im Jahr 2050 aus?
Meine Prognose:
Den Oil Peak dürften wir dann schon längst hinter uns gelassen haben. Der Ölpreis dürfte gewaltig geklettert sein. Autofahren wird vermutlich für immer mehr Bürger schlicht zu teuer. Erst werden sie auf immer kleinere und leichtere Autos umsteigen, dann vermutlich auf Zweiräder.
Landwirtschaft und Logistik werden ernsthafte Kostenprobleme haben. Anders als im 20. Jahrhundert wo Transportkosten lächerlich gering waren, werden Wegkosten zur entscheidenden Standortfrage. Kurz: die Hersteller rücken näher an den Verbraucher heran. Mitten in der Stadt werden riesige, vielstöckige Gewächshäuser stehen.
Die Menschen werden mehr und mehr in Ballungszentren ziehen, wo es Arbeit und Tagesbedarf in unmittelbarer Nähe gibt. Gegenden ohne entsprechende Anbindung ans Nahverkehrsnetz werden immer weiter ausgedünnt.
Was denkt ihr?
Gewächshäuser in der Stadt sind zwar immer wieder eine spaßige Vision, die Infrastruktur ist dafür aber nicht ausgelegt, denn diese brauchen viel Licht und viel Wasser, was es beides mitten in der Stadt nicht gibt. Außerdem ist Land in Ballungszentren besser dafür geeignet, um dort Leute wohnen zu lassen.
Gewächshäuser und sogar ganz klassische Felder kann man auch schön irgendwo einsetzen, wo die Ressourcen und der Platz dafür existieren und dann mit effizienten Transportmitteln in die Städte bringen, also beispielsweise mit Zügen. Ich sehe wirtschaftlich eigentlich kein großes Problem, da man Transportkosten recht gut umlegen kann, wenn man einfach wesentlich mehr transportiert. Züge fahren heute schon elektrisch und sind auch bei steigenden Energiekosten noch vergleichsweise kostengünstig, also besteht überhaupt kein Bedarf, die (Nahrungs-)Produktion großflächig in die Städte zu verlagern.
-huha
PatkIllA
2010-05-30, 13:39:18
Das Elektroauto wird da keine nennenswerte Rettung bringen. So riesig ist der Anteil am Individualverkehr nicht.
Solange es keinen regenerativ gewonnen Strom im Überfluss gibt ist es ökologisch nur bedingt sinnvoll und für wirklich spritfressende Anwendungen wie LKWs ist was elektrisches nicht mal ansatzweise am Horizont zu erkennen.
blackbox
2010-05-30, 13:56:04
Nein, die Transportkosten werden niemals so hoch sein, dass sich die Produktion in den Städten lohnen würde. Denn die Häuser würden mit Wohnraum konkurrieren, der schon jetzt erheblich teurer ist als Wohnraum außerhalb der Stadt. Zudem käme die benötigte Energie, Wasser und Nährstoffe.
Eher wird die Tendenz verstärkt, dass die Landwirtschaft dorthin wandert, wo, die klimatischen Bedingungen besser sind. Da sind die Kosten für den Transport irrelevant. Denn die Menge machts.
Außerdem: Die Infrastruktur für das Transportwesen existiert schon und hat seine feste Kosten. Die einzigen 2 Variablen sind eigentlich nur die Menge und der benötigte Kraftstoff. Und je mehr transportiert wird, desto billiger wird es für den Endverbraucher.
Güterverkehr kann völlig problemlos zu großen Teilen auf die Schiene verlegt werden. Früher war's ja bereits so, als der Transport mit LKW noch zu teuer war; und wenn er wieder zu teuer werden sollte, dann kommt das auch wieder in großem Stil.
-huha
DirtyH.
2010-05-30, 13:59:33
Was denkt ihr?
http://www.wdr.de/themen/politik/deutschland/oelkrise/_img/Pferd_VWbus_akgimages_400q.jpg
Monger
2010-05-30, 14:39:28
Gewächshäuser und sogar ganz klassische Felder kann man auch schön irgendwo einsetzen, wo die Ressourcen und der Platz dafür existieren und dann mit effizienten Transportmitteln in die Städte bringen, also beispielsweise mit Zügen.
...
In der Landwirtschaft sitzt der größte Ölverbrauch nicht im Transport, sondern in der Bewirtschaftung (jeder Traktor, jeder Mähdrescher schluckt nunmal Sprit) und in den Düngemitteln. Beides ließe sich - zumindest für bestimmte Agrarprodukte - deutlich effizienter in modernen Gewächshäusern umsetzen.
Geächteter
2010-05-30, 14:39:49
Neben der Problematik, dass die Rohstoffe naturgemäß sich "verbrauchen" bzw. sich feinst auf der Erde verteilen, ist bedenklich, dass der Bedarf dieser ununterbrochen ansteigt. Einmal durch den ausbordenden "west way of life", andererseits wächst die Erdbevölkerung unaufhörlich. Zu alllem Überfluss drängen immer mehr Menschen, in den "west way of life". Wenn das in Zukunft nicht begrenzt wird, rappelt es ganz gleich welcher technischen Erfindungen in absehbarer Zeit ganz heftig in der Kiste. Man denke nur an die Lotka-Volterra-Gleichungen.
Nur wie bringt man die Gesamtmenschheit auf der Erde dazu, sich nur so zu vermehren, dass die Bevölkerung sinkt oder im schlimmsten Fall konstant bleibt, aber auf keine Fall steigt? Unmöglich, oder? Dann wird es Mutter Natur wieder auf die harte Tour richten.
Monger
2010-05-30, 14:44:54
Eher wird die Tendenz verstärkt, dass die Landwirtschaft dorthin wandert, wo, die klimatischen Bedingungen besser sind. Da sind die Kosten für den Transport irrelevant. Denn die Menge machts.
Es ist schon jetzt nicht ganz unproblematisch, von Spanien bis hierher die Kühlkette aufrecht zu erhalten (die übrigens auch eine MENGE Energie verbrät). Das geht nur, weil der Transport per LKW ausreichend rentabel ist. Die öffentlichen Verkehrsnetze sind bei weitem noch nicht so weit, um z.B. zwischen Süditalien und Deutschland einen fixen Güterverkehr zu garantieren. Wenn man in der Richtung wirklich was tun wollte, müsste man in den nächsten Jahrzehnten MASSIV in den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln investieren.
In der Landwirtschaft sitzt der größte Ölverbrauch nicht im Transport, sondern in der Bewirtschaftung (jeder Traktor, jeder Mähdrescher schluckt nunmal Sprit) und in den Düngemitteln. Beides ließe sich - zumindest für bestimmte Agrarprodukte - deutlich effizienter in modernen Gewächshäusern umsetzen.
Düngemittel braucht man in Gewächshäusern genauso, deren Konstruktion und Wartung kostet viel Geld und außerdem läßt sich nicht so effizient ernten. Getreide wird man nicht in einem Gewächshaus anbauen, weil es viel zu aufwendig wird, solche riesigen Gewächshäuser irgendwo hinzustellen.
Die landwirtschaftlichen Maschinen verbrauchen natürlich ordentlich Treibstoff, aber das fällt nicht ins Gewicht. Hier geht's ja nicht darum, daß wir keinen Treibstoff mehr haben, sondern eben nur, daß dieser kostspielig wird. Wir können schon heute Diesel synthetisieren, das Wissen wird uns wohl kaum morgen verloren gehen.
Traktoren und Mähdrescher sind gewiß kein Problem, deren Treibstoffkosten werden weiterhin unproblematisch bleiben. Gegebenenfalls werden sich Lebensmittel allgemein leicht verteuern, das sollte aber kein allzu großes Problem darstellen.
-huha
anddill
2010-05-30, 15:23:58
Ich seh das recht entspannt. Ölmangel wird den Globalisierungsirrsinn endlich beenden. Es werden keine Blumen oder Tropenfrüchte mehr per Lastflugzeug eingeflogen werden. Schiffe werden wieder verstärkt Segel, Flettner-Rotoren oder Kites zum Antrieb nutzen.
Der Fernverkehr wird sich verringern und auf Schiene und Wasser verlagern. Individualverkehr wird mit Hilfe kleiner, leichter Kurzstrecken-E-Autos oder E-Bikes stattfinden. Oder Schwungräder werden als Energiespeicher genutzt, falls die Rohstoffe für Batterien knapp sein sollten.
Das Netz, Heimarbeit und Telepräsenz werden Pendelverkehr deutlich verringern. Lokale Produzenten werden Heimvorteil haben.
Landmaschinen werden mit lokal erzeugtem Biogas oder Biosprit betrieben werden. Problematisch wird die Versorgung mit Düngemitteln. Weniger genügsame Pflanzen werden wahrscheinlich verstärkt in Hydrokultur wachsen.
Gerade in den schrumpfenden Städten Deutschlands könnte es sich vielleicht rentieren, Leerstände für vertikale Landwirtschaft zu nutzen, vor allem für verderbliche Früchte.
Insgesamt bin ich der Meinung, daß es endlich Zeit wird, daß das Öl knapp wird. Öl macht es uns einfach zu leicht. Sinnvoller wäre es, den Hahn jetzt zuzudrehen und das noch vorhandene Öl zu strecken. Aber das wird nicht passieren. Menschen nehmen nun mal immer den momentan einfacher und billiger erscheinenden Weg.
Philipus II
2010-05-30, 15:44:39
Ich rechne eigentlich nicht mit einem Ende unseres Lebensstils.
In einigen Ländern ist die Kernkraft bereits wieder auf dem Vormarsch.
Mit reduzierten Sicherheitsstandarts und Atommüllexport ist elektrische Energie und Wärme preiswert machbar, auch wenn die Umstellung auf erneuerbare Energien nicht klappen sollte.
Mit der effizienten Urannutzung durch schnelle Brüter und der Nutzung alternativer spaltbarer Stoffe sollten einige Jahrhunderte überdauerbar sein.
Züge und notfalls grosse Schiffe lassen sich durch Kernkraft antreiben.
Wird es dem einzelnen Bürger zu teuer, wirft er eher seine hohen moralischen Standarts weg.
Ein Teil des Spritbedarfs kann ja auch aus Biosgas, Biosprit und synthetischem Sprit gedeckt werden.
Dass die Menschheit extrem wächst, ist weniger ein Problem.
Die Wachstumsraten in den sich entwickelnden Ländern brechen massiv ein.
Nur in dahinsiechenden Ländern werden weiterhin übermässig viele Kinder geboren.
Diese sind jedoch kaum fähig, die Preise für Energie zu beeinflussen.
Zudem lässt das Umfeld und die Gewaltbereitschaft des Menschen nur eine gewisse Zahl an Individuen dort zu. Die Menge regelt sich also wohl selbst...
Ich rechne mit steigenden Nahrungsmittelpreisen, ja. Doch selbst wenn die Preise sich verdoppeln, betrifft das einen Menschen in einem wohlhabdenden Land kaum.
Monger
2010-05-30, 16:09:25
Ich habe das hier ganz bewusst als Worst-Case Szenario aufgesetzt. Nicht weil ich den Teufel an die Wand malen will, sondern damit man sich mal bewusst darüber wird, was für Veränderungen denn einen schlimmstenfalls erwarten könnten. Ich finde, das macht die Problematik einfach greifbarer, und weniger emotional.
Natürlich kann alles viel besser kommen. Vielleicht gibt es ja in den nächsten Jahren irgendwelche unerwarteten Durchbrüche bei der Energieerzeugung und beim Automobilbau, so dass sich überhaupt gar nichts ändert.
Für allzu wahrscheinlich halte ich es allerdings nicht: von einer billigen Synthetisierung sind wir selbst in der Theorie noch einige Jahre weit weg. Selbst wenn wir mit alternativen Energiequellen und Kernenergie massiv aufstocken, werden wir kaum dem steigenden Bedarf hinterher kommen. Effiziente, günstige Energieträger sind noch lange nicht in Sicht. Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass selbst in 20, 30 Jahren das Elektroauto immer noch ein Exot sein wird.
Wir müssen zumindest in Erwägung ziehen, dass mittelfristig der Individualverkehr nicht für jedermann mehr erschwinglich sein könnte.
Wir müssen zumindest in Erwägung ziehen, dass mittelfristig der Individualverkehr nicht für jedermann mehr erschwinglich sein könnte.
Ist es doch schon heute nicht, wenn man alle Länder betrachtet und nicht nur die reichsten 10%.
Andererseits gibt es keine technischen Gründe gegen 100 km/h Fahrzeuge mit deutlich unter 1l Benzin Energieäquivalent Verbrauch auf 100 km, man müsste nur Fahrzeuge bauen die darauf ausgelegt sind, statt fahrende Kombinationen aus Büro und Panzer zu entwickeln.
Monger
2010-05-30, 17:02:48
Andererseits gibt es keine technischen Gründe gegen 100 km/h Fahrzeuge mit deutlich unter 1l Benzin Energieäquivalent Verbrauch auf 100 km, man müsste nur Fahrzeuge bauen die darauf ausgelegt sind, statt fahrende Kombinationen aus Büro und Panzer zu entwickeln.
Zumindest in großem Maßstab ist das nicht so einfach. Ein Problem ist: die Materialien die in aktuellen Akkus verbaut werden, sind sehr selten. Zumindest die derzeit bekannten Lithium Vorräte würden wahrscheinlich gar nicht für einen vollständigen Umstieg reichen. Da müssen Alternativkonzepte her, zu denen es aktuell aber eben nichtmal Ansätze gibt.
Und so seltsam es klingt: auch Kupfer ist eine knappe Resource. Jeder Elektromotor braucht eine Menge davon, und die Kupferpreise sind schon die letzten Jahre massiv in die Höhe geschnellt.
Und für echte Leichtbauweise brauchst du moderne Materialien, wie z.B. Aluminum - was in der Herstellung ungeheuer energieintensiv ist. Das wird also wohl auch kaum billiger werden.
Ich sage ja nur: man sollte nicht so selbstverständlich annehmen, dass wir in absehbarer Zeit wirklich eine vollwertige Alternative zum Otto-Motor haben. Bis dahin ist noch ein langer, steiniger Weg. Wenn alles glatt läuft, sind wir in fünfzehn Jahren da - wenn es schlecht läuft, möglicherweise erst weit in der Zukunft.
Dicker Igel
2010-05-30, 17:05:02
Der Fernverkehr wird sich verringern und auf Schiene und Wasser verlagern.
Das ist aber auch Sache der Wirtschaft.
Ich bin bspw. mit dem LKW Verpackungen nach England gefahren und hab' sie bedruckt wieder zurückgekarrt ...
Solange sich die Wirtschaft nicht dreht, passiert mMn gar nix.
Zur Frage aus dem ersten Post:
Back to the Roots, Großstädte müssen verschwinden - eher kleine Städte etc
Dann sollte alles langsamer laufen, der Stress heutzutage kann gar nicht "gesund" sein, oder machen.
anddill
2010-05-30, 17:21:49
Die Wirtschaft wird sich drehen, wenn es fast zu spät ist. Keine Minute eher. Aber sie wird.
Nochmal zu den Batterien: Es gab vor Jahren, bevor es brauchbare Batterien gab Experimente mit Schwungrädern. Leichte Schwungräder aus hochzugfesten Materialien können bei hohen Drehzahlen erstaunliche Energiemengen speichern. Ein Russe hatte da mal ein Auto mit im Vakuum laufendem Schwungrad, hydraulischem Antrieb und elektrischem "Aufzug" gebaut, das 3 Monate in der Garage stehen konnte und dann immernoch 50% seiner Reichweite von 120km hatte.
Ein Problem ist: die Materialien die in aktuellen Akkus verbaut werden, sind sehr selten. Zumindest die derzeit bekannten Lithium Vorräte würden wahrscheinlich gar nicht für einen vollständigen Umstieg reichen. Da müssen Alternativkonzepte her, zu denen es aktuell aber eben nichtmal Ansätze gibt.
Lithium ist so selten nicht, meine Tante arbeitet zufällig bei der derzeit einzigen Firma die Lithium abbaut und die haben bisher keine Bedenken, dass es in vorhersehbaren Zeiträumen auch nur schwieriger abzubauen wird, von Knappheit ist es weit entfernt.
Und so seltsam es klingt: auch Kupfer ist eine knappe Resource. Jeder Elektromotor braucht eine Menge davon, und die Kupferpreise sind schon die letzten Jahre massiv in die Höhe geschnellt.
Und für echte Leichtbauweise brauchst du moderne Materialien, wie z.B. Aluminum - was in der Herstellung ungeheuer energieintensiv ist. Das wird also wohl auch kaum billiger werden.
Das meiste Gewicht spart man nicht durch die verwendeten Materialien, sondern durch ein zur Aufgabe passendes Konzept. Wenn man sich auf möglichst niedrigen Energieverbrauch konzentriert nimmt man eben eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h, 1-2 Personen hintereinander, da reichen 2-3 kW Motorleistung. Den Rest an die geringe Höchstgeschwindigkeit und Leistung anpassen, schon wiegt es viel viel weniger als man mit Leichtbau an einem normalen Auto erreichen könnte.
Man kann auch einfach weiter Verbrennungsmotoren nehmen, wenn man entsprechende Treibstoffe dazu herstellt.
PatkIllA
2010-05-30, 17:50:08
Das meiste an Gewichtszuwachs geht ja auf Kosten von Komfort und Sicherheit.
dreamweaver
2010-05-30, 17:50:22
Wie wird ein Elektroauto im Winter eigentlich beheizt, also der Innenraum (Scheiben beheizen etc.)?
Wo soll da die Wärme herkommen?
PatkIllA
2010-05-30, 17:53:37
Wie wird ein Elektroauto im Winter eigentlich beheizt, also der Innenraum (Scheiben beheizen etc.)?
Wo soll da die Wärme herkommen?
wahrscheinlich elektrisch :)
Für die Frontscheibe würde sich aber wohl eine elektrisch bezeihbare Scheibe anbieten. Das gibt es ja heute schon und das geht deutlich schneller als wenn der Verbrennungsmotor erst Kühlwasser erwärmen muss, was dann wiederum die Luft erwärmt.
Problem ist ja auch, dass die Akkus so richtige Minustemperaturen nicht mögen.
Lithium ist so selten nicht
Hab mal einen Link rausgesucht: http://www.chemetalllithium.com/index.php?id=56
Bei den angegebenen Zahlen reicht das Lithium für 30 Mrd Autos.
anddill
2010-05-30, 18:09:20
http://www.udo-leuschner.de/rezensionen/rh9211gulia.htm
Das ist das Buch. Steht bei mir irgendwo im Regal. Druckluft eignet sich übrigens auch als Energiespeicher.
Schwungräder in Autos sind sehr, sehr problematisch. Im Grunde genommen eine schöne Idee, aber nicht leicht umzusetzen, da sie veritable Kreisel darstellen und sich daher gegen Richtungs- und Lageänderungen zur Wehr setzen. Das geht auf die Lager, verursacht Energieverluste und erschwert die Steuerung des Fahrzeugs. Man kann durch kardanische Aufhängungen, geschickte Einbaupositionen etc. versuchen, etwas dagegen zu tun, aber gerade in Autos ist das IMHO keine allzu gute Idee.
Die lustige Sache ist eben, daß Benzin ein wirklich phantastischer Treibstoff ist. Die Energiedichte ist ausgesprochen hoch, der Transport und die Lagerung sind einigermaßen unproblematisch und es ist nicht hochgradig gefährlich, wenn es nach einem Unfall brennt.
Es würde mich nicht wundern, wenn wir daher unsere Bemühungen ausbauen würden, einfach organische Treibstoffe geschickt zu synthetisieren, da deren Eigenschaften eigentlich ziemlich gut sind.
Die Zersiedlung ist kein Lösungsvorschlag, sondern macht alles noch schlimmer. Niemand will auf Produkte verzichten, die nicht nur absolut lokal hergestellt werden. Mit kleinen Städten würde man die unglaublichen Einsparpotentiale von Großstädten aufgeben, die sich einfach durch Synergieeffekte ergeben. Energie-, Wasser-, Abwasser-, Müll- und Gesundheitsversorgung lassen sich in einer Großstadt einfach wesentlich besser und effizienter organisieren als in kleinen Dörfern oder selbst mittleren Städten.
-huha
Geächteter
2010-05-30, 19:02:29
Hab mal einen Link rausgesucht: http://www.chemetalllithium.com/index.php?id=56
Bei den angegebenen Zahlen reicht das Lithium für 30 Mrd Autos.
Um die Menge mach ich mir bei Lithium auch weniger Sorgen. Allerdings will es das Zeug erstmal energieaufwändig gefördert und transportiert werden. Und ohne fossile Brennstoffe wird dies viel, viel schwerer. Es gibt zudem wichtige Metalle, die viel knapper sind. Weiteres ganz großes Problem ist, dass fast alles "Wichtige" nicht bei uns liegt. Sprich wir müssen uns militärisch in Zukunft stäker organsieren und engagieren, damit wir uns unsere Ansprüche sichern können, gerade wenn es wirklich knapp und teuer wird.
Die USA sind in dieser Disziplin absolut vorbildlich.
Nightspider
2010-05-30, 19:35:17
Wie stehen denn die Chancen, vor allem neue chemische Energieträger zu entwickeln.
Von wegen sowas wie Brennstoffzellen mit anderen Chemiekalien, die deutlich mehr Energie tragen können?
An Batterien wird ja auch ununterbrochen geforscht. Kleine Durchbrüche sind ja öfters zu lesen aber auf dem Markt ist auch noch nichts angekommen.
Ich setze ja noch viel Hoffnung in Solartechnik.
Wenn wir irgendwann in der Lage sind, vllt mit Chlorophyl oder effizienten Silizium/oranischen Solarzellen einen Wirkungsgrad zwischen 60 und 80 % zu erreichen, könnten man auf jedes Auto das Dacht voller Solarzellen packen. Dann könnte man zumindest die Auto-Akkus stark unterstützen und auch so Städte mit neuen effizienteren Solarkraftwerken mit Energie versorgen.
Und wie siehts mit einer Alternative zu Lithium aus? Ist da was in Aussicht?
Ich wette das wir neue Stoffe / -Verbindungen / Möglichkeiten finden werden, bevor uns das Lithium ausgeht...
Annator
2010-05-30, 19:40:08
Es gibt kein Energie Problem auf dieser Welt es gibt einfach nur zuviele Menschen. Wenn das Öl langsam zuneige geht und es keine andere Energiequelle geben wird um das Öl zu ersetzen wird die Menschheit wieder auf eine normale Anzahl zusammenschrumpfen.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/8/8a/World-pop-hist-de-2.png
Monger
2010-05-30, 19:58:24
Lithium ist so selten nicht, meine Tante arbeitet zufällig bei der derzeit einzigen Firma die Lithium abbaut und die haben bisher keine Bedenken, dass es in vorhersehbaren Zeiträumen auch nur schwieriger abzubauen wird, von Knappheit ist es weit entfernt.
Es gibt eine Menge Lithium auf der Erde - aber nur wenige Stellen, wo Lithium so hoch konzentriert vorliegt, dass es technisch nutzbar ist. Das sind derzeit vorallem Salzseen, in denen das Lithium aus Vulkangestein ausgewaschen wurde. Alles Lithium was derzeit industriell verarbeitet wird, stammt nur aus einer Hand voll Salzseen. Siehe hierzu auch Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Lithium#Vorkommen_auf_der_Erde):
Derzeit wird Lithium vor allem in Chile (Salar de Atacama), Argentinien (Salar de Hombre Muerto), USA (Silver Peak, NV) und China (Zhabuye Lake, Tibet; Taijinaier Lake, Qinghai) gewonnen. Es gibt weitere lithiumhaltige Salzseen, die derzeit noch nicht abgebaut werden. So z.B. in China, Argentinien und vor allem Bolivien, das mit dem Salar de Uyuni den Salzsee mit den möglicherweise größten Reserven von geschätzt 5,4 Millionen Tonnen Lithium [14] beherbergt. Lithiummineralien werden vor allem in Australien abgebaut, aber auch in China und Kanada. Europa besitzt keine wirtschaftlich abbaubaren Lithiumlagerstätten.
Ich finde den SPON Artikel nicht mehr, aber soweit ich gelesen habe, ist die Raffination von Lithium äußerst kompliziert. Für Hochleistungszellen braucht es eine hohe, möglichst reine Lithiumkonzentration.
Da Lithium zu den Stoffen gehört die wirklich mit allem reagieren (wer sich an die Chemie Stunde erinnert: da wurde Lithium nur in Öl gelagert aufbewahrt), gibt es derzeit nur ein paar Lagerstätten, die als Quelle für Hochleistungsakkus überhaupt in Frage kommen.
Mag natürlich sein, dass die Chemie Branche da mittlerweile einfach weiter ist. Vielleicht geht da inzwischen mehr. Möglicherweise ist das - wie immer - auch nur wieder eine Preisfrage.
Nightspider
2010-05-30, 19:59:16
Wieso sollte sich die Anzahl der Menschen verringern wenn uns das Öl ausgeht?
Es wird nur viel mehr Leuten richtig dreckig gehen. Mehr Arbeitslose, mehr Obdachlose und geringere Lebensqualität selbst für die reichere Bevölerungsschicht!
dreamweaver
2010-05-30, 21:16:52
wahrscheinlich elektrisch :)
Für die Frontscheibe würde sich aber wohl eine elektrisch bezeihbare Scheibe anbieten. Das gibt es ja heute schon und das geht deutlich schneller als wenn der Verbrennungsmotor erst Kühlwasser erwärmen muss, was dann wiederum die Luft erwärmt.
Problem ist ja auch, dass die Akkus so richtige Minustemperaturen nicht mögen.
Ja, für die Scheibe (zum antauen und freipusten) mag das noch reichen.
Aber für den gesamten Innenraum? Wieviel Watt sollen dabei draufgehen und woher kommen die?
anddill
2010-05-30, 21:39:06
Heutige Autos sind ja nicht wärmeisoliert. Wozu auch, es steht ja genug Abwärme zur Verfügung. E-Autos könnte man mit Wärmedämmung und einem Luft-Luft Wärmetauscher für die Zu- und Abluft ausstatten. Wenn man es dann während des Ladevorgangs mit der Abwärme vorheizt, braucht man während der Fahrt nur noch wenig zuheizen. Evtl. reicht dann schon die Abwärme von Elektronik, Akkus, Motor und nicht zu vergessen: Die Passagiere.
dreamweaver
2010-05-30, 22:11:56
Heutige Autos sind ja nicht wärmeisoliert. Wozu auch, es steht ja genug Abwärme zur Verfügung. E-Autos könnte man mit Wärmedämmung und einem Luft-Luft Wärmetauscher für die Zu- und Abluft ausstatten. Wenn man es dann während des Ladevorgangs mit der Abwärme vorheizt, braucht man während der Fahrt nur noch wenig zuheizen. Evtl. reicht dann schon die Abwärme von Elektronik, Akkus, Motor und nicht zu vergessen: Die Passagiere.
Und wie lange hält ein E-Auto im Winter warm, wenn man mal liegenbleibt oder auf der Autobahn im Stau steht? Also wie lange reicht der Akku im Stand ohne Brems- oder sonstige Bewegungsenergie durch Fahrt? Ich weiß, das sind alles so Kleinigkeiten. Aber Ziel sollte es ja sein, ein E-Auto genauso nutzbar zu machen, wie ein herkömmliches KFZ.
BTW, Isolierung des Autos = Zusätzliches Gewicht?
Der Verbrennungsmotor ist im Winter schon ne feine Sache. Antriebsmaschine und Heizkraftwerk in einem.
Beim Heizen ist der Wirkungsgradvorteil elektrisch gegenüber chemisch viel kleiner.
Bei gleicher Reichweite pro "Tankfüllung" dürfte der Benzinmotor vielleicht 3 mal so lange heizen, realistisch ist im Moment aber wohl eher 1/5 der Reichweite, also 1/15 mal so lange heizen können. Also in Richtung eine Nacht statt einer Woche.
Die_Allianz
2010-05-30, 22:35:03
Aber Ziel sollte es ja sein, ein E-Auto genauso nutzbar zu machen, wie ein herkömmliches KFZ.
davon sollten sich die Leute endlich mal verabschieden! Wenn das möglich wäre, gäbe es diese Autos schon lange, damit ließe sich Geld verdienen.
Elektroautos/Hybird-Krüppel haben gegenüber 'echten' Autos viele Nachteile (für den Nutzer) und sind teurer! Wer ein grünes Gewissen haben möchte, muss verzichten oder blechen. punkt
Seit Jahren das Gejammer und sogar Verschwörungstheorien, die Automobilbauer wollen keine sparsamen/E-Autos bauen. Natürlich wollen die, aber keiner kauft das Zeug
Wenn ein Elektroauto im Stau steht, dann muß keine Energie aufgewendet werden, um den Motor zu betreiben und sinnlos Sachen rumzudrehen. Heißt konkret: Für dieselbe Menge an Energie kann man mit einem Elektroauto wesentlich länger im Stand heizen als mit einem Benzinauto.
Beim Benziner wird mit dem Wärmeverlust im Motor geheizt (was natürlich doof ist, weil man auch im Stand den Motor laufen lassen muß, um heizen zu können), bei einem Elektroauto kann man direkt elektrisch heizen.
-huha
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