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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : „Deutschland unter Druck“ – Dazu beginnt heute eine Dokumentationsreihe im Ersten. Em


Premium
2011-02-14, 16:39:17
Gelegentlich begegnen uns in den öffentlich-rechtlichen Medien Redakteure, die fundiert recherchieren und kritische Filme machen. Einer davon ist Johannes Edelhoff. Er zeichnete verantwortlich für den Film “Der Drückerkönig und die Politik”, hier übrigens zu sehen (http://www.youtube.com/watch?v=WawoCouV-mY); Edelhoff verantwortet jetzt zusammen mit einem Kollegen den zweiten Teil der anlaufenden Dokumentationsreihe „Deutschland unter Druck“ Albrecht Müller.

Der 1. Teil handelt davon, wie Schüler heute unter Druck stehen, der 2. Teil von der Arbeitswelt, der 3. Teil von Rentnern (Nein, es geht nicht um die Rentenlücke, sondern eher darum, dass Rentner oft als “überflüssiger, weil unproduktiver Teil der Gesellschaft gesehen werden).
Bei der Arbeitswelt geht es um viele Themen, mit denen sich auch die NachDenkSeiten schon oft beschäftigt haben. Die Fragestellung ist die: Die Zahl der Erwerbstätigen ist so hoch wie noch nie, aber was für Jobs sind das eigentlich?
Die Filmemacher begleiten einen Leiharbeiter über 6 Monate und erleben dort vor allem mit, was es heißt, in ständiger Unsicherheit zu leben. Was es bedeutet, keinen Planungshorizont mehr zu haben, weil man nicht weiß wie die Zukunft aussieht.
Dazu begleiten wir einen Soloselbstständigen (ein Unternehmer ohne Angestellte). Bei uns ein Handwerker, der oft 12 bis 14 Stunden arbeitet, um über die Runden zu kommen. Die Zahl der Soloselbstständigen ist extrem gestiegen. Auf mittlerweile fast 2,5 Mio.
Andere Protagonisten sind ein Unternehmensberater, der ein Seminar anbietet: Strategische Kriegsführung für Manager. Sein Motto: Wachse oder Weiche. Dann ein Student an einer Privatuni, der sein komplettes Studium (mehr als 50.000 Euro) auf Pump finanziert. Und eine Anwältin mit eigener Kanzlei, die sich überarbeitet hat und in einer Klinik gelandet ist.
Hier die Links:

Teil 1: Die Kinder: Heute 21.00 Uhr (http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,carxagesoravdxc7~cm.asp)
Teil 2: Die Erwachsenen: Mittwoch 23.30 Uhr (http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,ov648zp23nbrth4k~cm.asp)
Teil 3: Die Alten: Donnerstag 23.30 Uhr (http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,aor4ypxgwem4xjt2~cm.asp)

MarcWessels
2011-02-15, 16:07:16
Werden wohl viel zu wenig Menschen gesehen haben. Die Sendezeit heute und morgen ist natürlich auch wieder ein schlechter Witz.

vad4r
2011-02-15, 16:16:04
Ich werd´s mir noch über die Mediathek reinziehen...

Premium
2011-02-15, 16:38:25
+ In der Mediathek von ARD noch nachsehbar!

+ Wenn es bitte wer in Youtupe zusätzlich reinstellen könnte?



Danke

PS: Der erste Teil war interessant. Wie die Wirtschaft es geschafft hat, die Eltern dazu zu drillen Ihre Kinder zu drillen und auch noch zu glauben, dass diese zum Besten des Kindes wäre und nicht nur zum Besten für die Firmen, Pervers. Kinder die vor lauter Bauchweh nicht mehr in die Schule können. Nur noch Selektion und Leistungsdruck im Hamsterkäfig.

MarcWessels
2011-02-15, 16:54:46
Dieser olle Unternehmensberater war ja besonders "sympathisch". :rolleyes:

Rogue
2011-02-15, 17:00:53
Kinder die vor lauter Bauchweh nicht mehr in die Schule können. Nur noch Selektion und Leistungsdruck im Hamsterkäfig.
Wie kommt es denn dazu?
Soweit ich weiss ist der Schulalltag seit meiner Schulzeit in den 80ern immer softer geworden.
Mein Patenkind erlebt die Grundschule in ungefähr so wie ich mir eine relaxte Spielgruppe vorstelle.
Was da allein Deutschunterricht in den ersten beiden Schuljahren in Punkto Rechtschreibung noch als "richtig" anerkannt wird (aus Gewöhnungsgründen) lassen den Eltern und mir die Nackenhaare zu berge stehen.


Von Selektion keine Spur. Da wo früher Leistungsgerecht in Gymansium, Real- und Hauptschule sortiert wurde, stehen heute Gesamtschulen.
Real- und Hauptschulen werden gerade auch massig zusammengefasst. Alles wird gleichgemacht. Jeder Mist noch als postiver Beitrag gewertet. Das die Bildungsqualität im freien Fall ist bemängelt ja jeder. Nicht bloß die böse Industrie (die übrigens massiv nachschulen müssen um überhaupt nochwas mit den Absolventen anfangen zu können), sondern auch der kleine Handwerker.
Wenn neun von zehn Bewerbern zum Bäckerlehrling nicht mal ansatzweise per Dreisatz berechnen können wieviel Material sie für 10 Brötchen brauchen, dann ist das ein Zustand an dem es nichts mehr schönzureden gibt.

Das ist wohl kaum das Ergebnis horrender Überbeanspruch von Schülern.
Ich bin , sobald es verlinkt wurde, sehr auf dieses Beispiel der ARD gespannt.

Dieser Trend ist in Schulen überall zu beobachten.
Wie kanns es denn sein uns sowas früher nicht zu seelischen Krüppeln gemacht hat, die wesentlich laschere Praxis heute aber schon als geradezu perverse Überanspruchung wahrgenommen wird?

Das Selbstständige sich selbst zum Krüppel ackern ist jedoch nichts neues.
Zumindest in meinem Umfeld.

Übrigens ist dieser fiese Trend in Richtung Befristung -> keine Planungssicherheit etwas das sich durch alle Schichten bis oben durchzieht. Selbst fertig studierte mit tollen Abschlüssen leiden darunter. Also keineswegs ein Problem das nur der kleine Leiharbeiter hat.

Premium
2011-02-16, 17:20:24
Heute kommt Teil 2.

Premium
2011-02-17, 18:24:57
Teil 2 habe ich selbst verpasst....aber hier:

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=6501152

Mylene
2011-02-17, 20:31:52
@Rogue:

Ich denke, das Problem liegt eher woanders begraben. Wenn man einem Kind Dauerpredigten hält, dass es dieses und jenes perfekt können muss, um in unserer Gesellschaft überhaupt überleben zu können, ist es kein Wunder, wenn Trotzreaktionen (Abblocken) entstehen. Es gab vor nicht allzu langer Zeit auch mal eine interessante Reportage (ZDF oder ARD? Kann mich nicht mehr erinnern), in welcher über eine längere Zeit Kinder begleitet wurden, die von ihren Eltern unterrichtet wurden. Der "einzige" Unterschied lag darin, dass bei diesen Kindern keine Leistung abgefragt wurde, sondern sie zu Leistungen motiviert wurden. Keine Klassenarbeiten, nichts. Nur Lernen anhand der Praxis, und anhand der Interessenslage. Diese Kinder mussten natürlich trotzdem einen Schulabschluss machen. Ergebnis: Bestnoten.
Natürlich ist es nicht möglich, in einer Schule so intensiv auf einzelne Schüler einzugehen, eine gewisse Struktur braucht es. Aber der Haken - meiner Meinung nach - liegt einzig und allein darin begraben, dass von Anfang an eine Erwartungshaltung und Angstmacherei gegenüber den Kindern an den Tag gelegt wird, anstatt ihnen Spaß am Wissen nahezubringen.

medi
2011-02-17, 20:51:22
@Rogue:

Ich denke, das Problem liegt eher woanders begraben. Wenn man einem Kind Dauerpredigten hält, dass es dieses und jenes perfekt können muss, um in unserer Gesellschaft überhaupt überleben zu können, ist es kein Wunder, wenn Trotzreaktionen (Abblocken) entstehen. Es gab vor nicht allzu langer Zeit auch mal eine interessante Reportage (ZDF oder ARD? Kann mich nicht mehr erinnern), in welcher über eine längere Zeit Kinder begleitet wurden, die von ihren Eltern unterrichtet wurden. Der "einzige" Unterschied lag darin, dass bei diesen Kindern keine Leistung abgefragt wurde, sondern sie zu Leistungen motiviert wurden. Keine Klassenarbeiten, nichts. Nur Lernen anhand der Praxis, und anhand der Interessenslage. Diese Kinder mussten natürlich trotzdem einen Schulabschluss machen. Ergebnis: Bestnoten.
Natürlich ist es nicht möglich, in einer Schule so intensiv auf einzelne Schüler einzugehen, eine gewisse Struktur braucht es. Aber der Haken - meiner Meinung nach - liegt einzig und allein darin begraben, dass von Anfang an eine Erwartungshaltung und Angstmacherei gegenüber den Kindern an den Tag gelegt wird, anstatt ihnen Spaß am Wissen nahezubringen.

Ich denke es sind mehrere Faktoren die den Kindern heutzutage Probleme bereiten: Aber als größten Störfaktor würde ich die Unterhaltungsindustrie einstufen. Die Kiddis werden doch massivst von der Schule abgelenkt. Interessen werden gar nicht erst geweckt. Alles ist spannender und einfacher als sich mit Dingen, die in der Schule trocken gelehrt werden auseinander zu setzen. Hinzu kommt der Gruppenzwang und/oder Lemmingfaktor.
Die Kinder, die von ihren Eltern erzogen werden haben diese Ablenkung nicht. Sie werden wohl auch plastisch und erlebnisreich an den Lehrstoff herangeführt. So weckt man ihre Interessen und so lernt es sich tausend mal einfacher als unter Zwang und nur mit dem Gedanken ans Fernsehprogramm oder den nachmittaglichen Facebookchat.

Timolol
2011-02-17, 20:53:46
@Rogue:
in welcher über eine längere Zeit Kinder begleitet wurden, die von ihren Eltern unterrichtet wurden. Der "einzige" Unterschied lag darin, dass bei diesen Kindern keine Leistung abgefragt wurde, sondern sie zu Leistungen motiviert wurden. Keine Klassenarbeiten, nichts. Nur Lernen anhand der Praxis, und anhand der Interessenslage. Diese Kinder mussten natürlich trotzdem einen Schulabschluss machen. Ergebnis: Bestnoten.
Natürlich ist es nicht möglich, in einer Schule so intensiv auf einzelne Schüler einzugehen, eine gewisse Struktur braucht es. Aber der Haken - meiner Meinung nach - liegt einzig und allein darin begraben, dass von Anfang an eine Erwartungshaltung und Angstmacherei gegenüber den Kindern an den Tag gelegt wird, anstatt ihnen Spaß am Wissen nahezubringen.

Das merk ich manchmal schon extrem. Bei Dingen die mich einfach nicht die Bohne interessieren Sie aber unter Nachdruck unbedingt erledigen muss ist ein absolutes Nogo und ich mach es nicht, schieb es vor mir her oder erledige es einfach sowas von Grottenschlecht da ich meinen Rechner im Kopf nur auf 10% (wenns hochkommt) laufen lasse wird das so nix. Egal was es ist selbst wenns schon in die Interessensrichtung geht die man hat aber schon Gewisse Vorgaben bekommt die unbedingt einzuhalten sind fährt mein Rechenknecht auch nur mit angezogener Handbremse.
Man ist in der Lage auf Gewissen Gebieten wirklich Erstaunliche Ergebnisse zu erzielen, kommt aber in Schule und Beruf gar nicht dazu diese Fähigkeiten einsetzen zu können sondern wird gewissermaßen in Situationen gezwungen wo man seine Leistung nicht gebrauchen kann und man jedem mehr schadet als man nutzt.
Schulnoten und irgendwelchen Prüfergebnisse sind in meinen Augen fast völlig nutzlos und man hat schnell ein falsches Bild einer Person.
Wenn ich überlege das jeder seine Fähigkeiten so einfach weiterbilden und verbessern könnte ohne unter Druck zu stehen... Viele Leute sind in der Lage großartiges zu leisten kommen aber im Beruf oder sonstwo gar nicht dazu sondern können es nur "Hobbymäßig" bis zu einem gewissen Maß nutzen.

Ansich ist das ganze "System" völlig falsch ausgelegt.

Sicher gibt es in der Schule (und im Beruf) irgendwelchen "Arbeits-Lerntiere" die das Wissen mit Gewalt in sich hineinprügeln was zwar funktionieren mag, man damit aber nicht unbedingt besser sein muss. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall da diese Leute im Alltag oft ziemlich Hilflos und unselbständig wirken.

Weis nciht wie das bei euch ist wenn man unter Druck steht und gezwungen ist etwas zu tun was einem im Ablauf so ganz und gar nicht passt und es gerne selbst anders machen würde. Übt man bei mir Druck aus kommt meist richtig Scheiße raus.


Keine Ahnung ob das nun 100% aufs Thema passt aber nun schau ich mir mal die Links da oben an...

Mylene
2011-02-17, 22:23:12
[...]Aber als größten Störfaktor würde ich die Unterhaltungsindustrie einstufen. [...]
Sehe ich nicht so. Es gibt immer zwei Seiten. Der, der stört, und der, der sich stören lässt.

[...]Ansich ist das ganze "System" völlig falsch ausgelegt.[...]
Das sehe ich auch so. Wobei es natürlich auch ebenso stark darauf ankommt, inwiefern man seine Grenzen setzt, und diese dem Gegenüber auch vermittelt. Allerdings habe ich den Eindruck, dass das etwas ist, was nicht mehr "beigebracht" wird, so dass viele deswegen scheitern, sich überladen und auch überschätzen.

Premium
2011-02-17, 23:29:40
so jetzt Teil 3...