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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Reglementierung vom rezeptfreien Medikamenten - sinnvoll oder nicht?


PHuV
2012-04-25, 11:59:00
Gestern Abend im Fernsehen geschaut:

WDR - Wie gefährlich ist Aspirin? (http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/hintergrund/mythosaspirin107.html)

Dort wurde auch auf diese bezug genommen: Sachverständigenausschuss Verschreibungspflicht (http://www.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/Verschreibungspflicht/Protokolle/ausseroSitzung_110927/TOP3.html?nn=1011772)
Wirbel um rezeptfreie Schmerzmittel (http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/arzneimittelpolitik/article/802495/wirbel-rezeptfreie-schmerzmittel.html)

Hier geht es kurz um eine Initiative, daß bisher rezeptfreie Schmerzmittel wie

Aspirin
Iboprofen
Diclofenac
Paracetamol
Naproxen
Phenazon
Propyphenazon

beschränkt werden, sei daß sie wieder als rezeptpflichtig oder zumindest respeptfrei in den Packungsgrößen verkleinert werden.

Unabhängig davon, daß natürlich Medikamente immer Nebenwirkungen haben und gefährlich sind, kam bei mir unwillkürlich der Gedanken auf, warum? Wenn man rein nach der Gefährlichkeit geht, müßte man nach der Logik folgend ja auch Alkohol, Tabak oder diverse Süßigkeiten verbieten. Wenn man schon bald Drogen in kleinen Mengen freigibt, warum wird nun bei Medikamenten, die seit Jahren bereits im Umlauf sind, so ein Aufhebens gemacht? Zudem man sie ja sich dann einfach im Ausland besorgen könnte.

Erstaunlich fand ich aber, daß 2/3 der befragen Marathonläufer im Bereich vor dem Lauf Schmerzmittel einnehmen. :eek: Auf so eine Idee bin ich ja noch gar nicht gekommen.

Wie seht Ihr das?

Kampf-Sushi
2012-04-25, 12:14:26
Ich finde für sowas sind eigentlich Apotheker da. Im Supermarkt kann man die ja nicht kaufen, genau aus diesem Grund.

Trap
2012-04-25, 12:44:47
Für die Verwendung von Substanzen zur Leistungssteigerung und Vergnügung gibt es sowieso keine konsistente Linie in der Gesellschaft.

Seit die Schmerzmittel immer mehr in den Bereich fallen werden sie von den entsprechenden Interessengruppen anders eingeschätzt. Und die Medikamente werden von Leuten kontrolliert die diese Art Verwendung nicht gut finden (zumindest wenn andere es machen ;)).

x-force
2012-04-25, 13:07:07
weniger regulierung ist mehr,
wer damit nicht umgehen kann ist doch selbst schuld.

für mehr eigenverantwortlichkeit

Monger
2012-04-25, 13:27:33
Ich glaube, die Schäden die durch Medikamentenmißbrauch entstehen, sind kaum abzuschätzen.

Gerade Aspirin hauen sich ja viele Leute rein wie Haribo. Bei Alkohol weiß ich dass er mir schadet, spätestens der Kater am nächsten morgen erinnert mich daran. Die Gewöhnungseffekte durch die ganzen alltäglichen Medikamente sind viel subtiler.

Sobald als Ottonormalverbraucher es mir schwerfällt das gesamtheitliche Risiko abzuschätzen, sollte der Staat eingreifen. Dafür ist er da.

PHuV
2012-04-25, 15:13:13
@Monger

Genau das ist doch die Frage. Können die Leute Tabak und Alkohol genau so einschätzen? In meinen Augen eben nicht, wenn man die Statistiken und Anzahl der alkoholkranken Menschen siehst. Genau so ist es eben auch mit Tabak und mit Nahrung. Es gibt zu viele Menschen, welche an diesen Folgen sterben. Und bei den Medikamenten ist ein dicker Beipackzettel mit allen Nebenwirkungen dabei. Das hat man bei einer Pulle Alk, ner Packung Zigaretten oder einer Tüte Süßes eben nicht. Was ist dann bitteschön bei Medikamenten anders als bei den genannten Sachen? Dann müßte der Staat nach der Logik alles reglementieren!

Trap
2012-04-25, 15:54:22
Was ist dann bitteschön bei Medikamenten anders als bei den genannten Sachen?
Es gibt einen gesellschaftlichen Konsens, dass Medikamente für den Verwender nützlich sein sollen. Zu Alkohol oder Tabak gibt es keinen Konsens.

Es geht also rein um die Betrachtungsweise, inhaltlich muss da kein Unterschied vorhanden sein, damit es unterschiedlich bewertet wird.

Andi_669
2012-04-25, 15:54:56
Und was soll das bringen, muss man dann bei der Apotheke den Ausweis vorzeigen, u. die Daten kommen in eine Datenbank,
alleine bei uns gibt es 4 Apotheken, ca. 10000 Einwohner, da klappern die Leute dann die Apotheken ab, um an die Tabletten zu kommen, :freak:

das ganze ist wider eine gute Möglichkeit die Gewinne der Pharmaunternehmen zu erhöhen denn die günstigen Großpackungen wird es dann nicht mehr geben, :redface:

PHuV
2012-04-25, 18:20:50
Es gibt einen gesellschaftlichen Konsens, dass Medikamente für den Verwender nützlich sein sollen. Zu Alkohol oder Tabak gibt es keinen Konsens.

Und, was hilft es dann, zu reglementieren und den Zugang zu erschweren, nur weil es einige mißbrauchen?

Filp
2012-04-25, 18:39:56
Naja Paracetamol ist nicht ohne bei ner Überdosis und Aspirin als Blutverdünner auch, frag mich eh warum das noch als Schmerzmittel läuft, Wirkungen hat es viele die Schmerzlinderung sieht da eher wie ne Nebenwirkung aus.

x-force
2012-04-25, 18:44:59
niemand wird gezwungen den mist zu nehmen.

wer meint, daß er von den wirkungen/nebenwirkungen profitiert, solls nehmen.
ab 18 ist man zumindest vom gesetz her mündig.
wer probleme mit der unmündigkeit einiger bürger hat, sollte vielleicht an einer anderen stelle ansetzen.

basti333
2012-04-25, 18:51:45
Es gibt jedes jahr in Deutschland mehrere Tausend fälle von überdosierung allein bei PCM. Deswegen wird gerade hier darüber nachgedacht die packungsgrößen zu reduzieren. Es gibt halt genug leute die so dumm sind und isch die ganze packung an einem tag reinpfeifen, was auch sehr schnell tödlich enden kann.

Ich wäre definitiv für kleinere packungsgrößen, viele leute sind einfach zu unbedarft was tabletten angeht. Nebenbei sollte man auch Alkohol zumindest höher besteuern.

Filp
2012-04-25, 18:54:28
Es gibt jedes jahr in Deutschland mehrere Tausend fälle von überdosierung allein bei PCM. Deswegen wird gerade hier darüber nachgedacht die packungsgrößen zu reduzieren. Es gibt halt genug leute die so dumm sind und isch die ganze packung an einem tag reinpfeifen, was auch sehr schnell tödlich enden kann.
Eben und das nichtmal mit der Absicht sich damit zu schaden...

x-force
2012-04-25, 18:56:54
packungsgröße reduzieren... das ist doch eine alberne schnappsidee, als würden die affen nicht einfach ne zweite packung kaufen, wenns immer noch schmerzt.

warum muss das leben in deutschland für den allergrößten dau perfekt und sicher gestaltet werden?
sieht denn niemand die einschränkungen für mündige bürger?

ich seh das ganz nüchtern als natürliche auslese.
gibt doch schon genug idioten hier, ist doch positiv zu sehen, wenn es weniger werden.

#44
2012-04-25, 19:01:11
Sobald als Ottonormalverbraucher es mir schwerfällt das gesamtheitliche Risiko abzuschätzen, sollte der Staat eingreifen. Dafür ist er da.
Nein. Dafür sind Arzt oder Apotheker da. Steht auch so in der Packungsbeilage.

Man muss Bürger nicht wie Kleinkinder behandeln - dann muss man ihnen aber auch klar machen, dass sie im Zweifelsfall selbst Schuld sind. Und über den Umfang der Packungsbeilagen kann man sich ja auch kaum beschweren.

Wer die liest weiß Bescheid, wenn nicht ist er ziemlich sicher einer der Grenzfälle, die sich vom Arzt beraten lassen sollten.


Auf der anderen Seite ließe sich anführen, dass man sowieso zum Arzt sollte, sofern man Schmerzmittel braucht...

Es gibt halt genug leute die so dumm sind und isch die ganze packung an einem tag reinpfeifen, was auch sehr schnell tödlich enden kann.

Ich wäre definitiv für kleinere packungsgrößen, viele leute sind einfach zu unbedarft was tabletten angeht. Nebenbei sollte man auch Alkohol zumindest höher besteuern.
Wenn man zur Annahme gebracht wird, dass sich der Staat schon kümmert wenn es gefährlich wird, ist das doch kein Wunder oder? So erzieht man jedenfalls niemanden zur Mündigkeit.

Simon Moon
2012-04-25, 20:05:03
Ich habe nichts gegen kleinere Packungsgrössen, nur zu. Ich hab hier eine halbe Apotheke an meist wohl schon abgelaufenen Medikamenten.

Yavion
2012-04-25, 20:48:50
packungsgröße reduzieren... das ist doch eine alberne schnappsidee, als würden die affen nicht einfach ne zweite packung kaufen, wenns immer noch schmerzt.

warum muss das leben in deutschland für den allergrößten dau perfekt und sicher gestaltet werden?
sieht denn niemand die einschränkungen für mündige bürger?

ich seh das ganz nüchtern als natürliche auslese.
gibt doch schon genug idioten hier, ist doch positiv zu sehen, wenn es weniger werden.

Das ist ein Problem. Aber bei vielen hört der Freiheitsgedanke spätestens dann auf, wenn man konsequenterweise die Abschaffung der gesetzlichen Krankenversicherungspflicht fordert.

Ich bin mal gespannt, wie sich die Arzneimittelpreise in den USA in den nächsten Jahren nach Einführung der Krankenversicherung entwickeln werden. Eins ist klar: Fallen werden sie nicht. Warum auch: Die Versicherung zahlt ja sowieso.

Monger
2012-04-25, 23:25:09
Was ist dann bitteschön bei Medikamenten anders als bei den genannten Sachen? Dann müßte der Staat nach der Logik alles reglementieren!
Ich denke, im kleineren Maßstab ist das die selbe Frage wie bei Nahrungsmitteln: wozu brauchen wir einen Verbraucherschutz? Sollte doch eigentlich jeder wissen, dass eine Pizza für nen Euro nur Analogkäse und Pressfleisch haben kann, dass Low-Fat Produkte niemanden abnehmen lassen. Oder etwa nicht? Wozu also Nährstoffampel und sonstige Kennzeichnungen?

Als erstes würde ich mal die Grenze zwischen mangelhafter Information und Fehlinformation ziehen. Aspirin wird als nebenwirkungsfreies Medikament gegen beliebige Wehwehchen vermarktet. Das ist in großen Teilen schlicht gelogen: Aspirin weitet die Gefäße, nicht mehr, nicht weniger. Für Leiden die durch hohen Bluthochdruck verursacht werden, kann das hilfreich sein, in allen anderen Fällen eventuell schädlich. Das ist ein Stück weit Etikettenschwindel.

Genauso Zigaretten: jahrzehntelang wurde behauptet, dass da nur parfümierter Tabak drin ist. Das war schlicht gelogen.

Ich finde, das Etikett einer Marke darf nicht irreführend sein. Ein griechischer Käse auf dem ein Schaf abgebildet ist, darf nicht aus Kuhmilch sein. Das ist bewusste Irreführung. Zu sagen dass der Konsument selbst schuld ist wenn er auf ne Lüge hereinfällt, ist in meinen Augen ziemlich zynisch.

ShadowXX
2012-04-26, 00:53:23
Aspirin wird als nebenwirkungsfreies Medikament gegen beliebige Wehwehchen vermarktet.

Jeder Apotheker sagt dir beim Kauf einer Schachtel Aspirin oder Paracetamol das du erstmal nur eine Tablette nehmen solltest, höchstens 2 und wirft dann noch hinterher das man nicht mehr als X pro Tag nehmen soll.
Die meisten sagen dann noch das man den Beipackzettel mal lesen sollte.

Das sollte eigentlich ausreichen.

Falls das eurer Apotheker bzw. deren Angestellte nicht machen wenn Ihr ein Medikament kauft, dann wechselt die Apoteke.

PHuV
2012-04-26, 01:44:43
Nochmals genau, mir geht es allgemein um den Grundgedanken der Regulierung. Ich verstehe sehr gut die Beweggründe der Regulierung. Nur will mir nicht in den Kopf, daß beim einen genau hingeschaut wird, und beim anderen weggeschaut. Wer berurteilt, wo wann genau was gemacht wird. Wer bestimmt, was nun gefährlich ist und was nicht?

Beispiele:

Alkohol, Drogen, Tabak

http://de.wikipedia.org/wiki/Alkoholkrankheit#Verbreitung_und_Ausma.C3.9F_der_Krankheit
Absatz Deutschland

Nach aktuellen Schätzungen gibt es zwischen 1,3 und 2,5 Millionen alkoholabhängige Menschen in Deutschland, davon 30 Prozent Frauen. Etwa 9,5 Millionen Menschen konsumieren Alkohol in riskanter (gesundheitsgefährdender) Weise, nehmen also mehr als 24 g (Männer) bzw. 12 g (Frauen) reinen Alkohol pro Tag zu sich.[7] Etwa 5,9 Millionen Bundesbürger konsumieren mehr als 30 g (Männer) bzw. 20 g (Frauen) täglich.[100]

Quellen beziffern die Zahl der Toten durch Alkoholkonsum unterschiedlich. Das Statistische Bundesamt zählte im Jahr 2000 16.000 Tote durch Alkoholkonsum; dabei trat der Tod in 9550 Fällen durch Leberzirrhose ein. Das Deutsche Rote Kreuz berichtet von 40.000 Todesfällen, davon 17.000 an Leberzirrhose. Der Drogen- und Suchtbericht 2009 der Drogenbeauftragten der deutschen Bundesregierung spricht sogar von mindestens 73.000 Toten als Folge übermäßigen Alkoholkonsums in Deutschland (zum Vergleich: Drogentod durch illegale Drogen = 1477 Fälle, Tod als Folge des Tabakrauchens = 110.000 Fälle).[7]

Nach einer Studie des Krankenhauses »Charité« in Berlin trinken 58 % aller Frauen während der Schwangerschaft Alkohol. 10.000 Kinder kommen alkoholgeschädigt zur Welt, davon 4000 mit dem Vollbild des fetalen Alkoholsyndroms (FAS).[101][102]

Man schätzt, dass etwa 250.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren stark alkoholgefährdet oder schon abhängig sind. Nach einer Befragung aus dem Jahre 2008 konsumieren 6,8 % der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren eine selbst für Erwachsene riskante Alkoholmenge.[103]

Verkehr

http://www.dvr.de/betriebe_bg/daten/unfallstatistiken144.htm

Unfallstatistik aktuell

Straßenverkehrsunfälle in Deutschland

Stand: 23. April 2012

Im Februar 2012 wurden 251 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist dies ein Anstieg um 28,1 Prozent. Die Zahl der Verletzten erhöhte sich um 10,9 Prozent auf knapp 23.900.

Insgesamt registrierte die Polizei rund 185.500 Unfälle im Straßenverkehr und damit einen Zuwachs um 10,8 Prozent. Die Zahl der Sachschadensunfälle erhöhte sich um elf Prozent auf 162.300, die Summe der Unfälle mit Personenschaden stieg um 9,4 Prozent auf 18.100.

Kommentar, viele Unfälle passieren durch nicht angepaßte Geschwindigkeiten und durch Drogen- und Alkoholkonsum am Steuer.


Fettleibigkeit

Mehr Todesfälle bei Kindern durch Fettleibigkeit als durch Unfälle (http://www.sprechzimmer.ch/sprechzimmer/Kinder_Teenager/Mehr_Todesfaelle_bei_Kindern_durch_Fettleibigkeit_als_durch_Unfaelle.php)

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,813165,00.html

Forschern zufolge, lassen sich rund 40 Prozent aller Tumore auf vermeidbare Faktoren im Lebensstil zurückführen (http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,802310,00.html). Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg warnten, dass Übergewicht eine immer größere Rolle bei der Entstehung von Krebs spielt. Die überzähligen Pfunde könnten sogar dem Rauchen den Rang als Risikofaktor Nummer eins ablaufen. "Da die Zahl der übergewichtigen Menschen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat, dürfte die Zahl dieser Krebskranken auch steigen", sagte Hermann Brenner vom DKFZ. Wichtig sei daher mehr Aufklärung.


Dazu sei noch genannt der Drogen und Suchtbericht 2011 (http://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Service/Publikationen/Drogen_und_Suchtbericht_2011_110517_Drogenbeauftragte.pdf)

Das alles gefährlich ist, keine Frage. Jedoch nochmals meine Frage, warum will man nur bei den Medikamenten regulieren, aber bei Alkohol, Tabak, Verkehr (Stichwort Tempolimit, was viele Unfälle verhindern könnte) und Fettleibigkeit wird es nicht getan? Wenn man die Bürger schützen wollte, dann müßte man knallhart bei Alkohol und bei Tabak anfangen, und dann weiter zu Fettleibigkeit, Verkehr und dann an die Medikamente ran. Jedoch wird bei Alkohol, Tabak, Fettleibigkeit und Verkehr die freie Entscheidung des Menschen in Fordergrund ordergrund gestellt, was soll dann bei Medikamenten anders sein? Wie gesagt, immerhin liegen hier die Warnhinweise deutlich sichtbar in der Packungsbeilage bei, und es wird in jedem Werbespot auf die Apotheker verwiesen. Das hat man bei Bierwerbung oder Naschzeugs eben nicht.

Ich habe da schon einen Verdacht, warum ausgerechnet an die Medikamente rangegangen wird.

#44
2012-04-26, 19:11:43
Ich denke, im kleineren Maßstab ist das die selbe Frage wie bei Nahrungsmitteln: wozu brauchen wir einen Verbraucherschutz? Sollte doch eigentlich jeder wissen, dass eine Pizza für nen Euro nur Analogkäse und Pressfleisch haben kann, dass Low-Fat Produkte niemanden abnehmen lassen. Oder etwa nicht? Wozu also Nährstoffampel und sonstige Kennzeichnungen?Das dieser Vergleich hinkt muss dir doch klar sein, oder? Genau so wie auf Lebensmittel Inhaltsstoffe und eine Akkurate Produktbezeichnung stehen, genau so findet sich das auch bei Medikamenten. Und in der Werbung ist das bekannte Sprüchlein auch verpflichtend.

Sogar viel ausführlicher - man denke nur mal, mit wie vielen potenziell tödlichen Stoffen wir würzen... Bei Salz wissen es die Meisten noch, aber schon bei Muskatnuss und Zimt haben viele keine Ahnung mehr. Und Wasser ist die letzten Jahre ja immer mal wieder kurios aufgefallen...
Da steht nirgends eine empfohlene Höchstdosis dabei.

Bleibt nur, dass anscheinend viele Leute bei Medikamenten die selbe Vorsicht walten lassen, wie bei Nahrungsmitteln (bzw. genau so ignorant konsumieren) - was da aber ziemlich unangebracht ist. Die Nebenwirkungen sind da meist gravierender als Übergewicht.

Monger
2012-04-26, 20:01:16
Jeder Apotheker sagt dir beim Kauf einer Schachtel Aspirin oder Paracetamol das du erstmal nur eine Tablette nehmen solltest, höchstens 2 und wirft dann noch hinterher das man nicht mehr als X pro Tag nehmen soll.
Ich rede nicht vom Apotheker, sondern vom Hersteller. Aspirin wird als Heilmittel gegen jegliche Art von Schmerzen beworben, und das ist halt nunmal schlicht gelogen. Allein schon zu sagen dass Aspirin pauschal gegen Kopfschmerzen hilft ist ja bereits quatsch. Kommt nunmal drauf an, was für Kopfschmerzen. Da verwundert es doch nicht, dass es unzählige Fehlanwendungen von Aspirin gibt.

Ist ja auch nicht so, dass der Apotheker dich erst groß über die Wirkung von rezeptfreien Medikamenten berät. Produkte wie Aspirin gehen über die Ladentheke wie wenn es ne Tüte Gummibärchen wäre.

Monger
2012-04-26, 20:25:47
Wenn man die Bürger schützen wollte, dann müßte man knallhart bei Alkohol und bei Tabak anfangen, und dann weiter zu Fettleibigkeit, Verkehr und dann an die Medikamente ran. Jedoch wird bei Alkohol, Tabak, Fettleibigkeit und Verkehr die freie Entscheidung des Menschen in Fordergrund ordergrund gestellt, was soll dann bei Medikamenten anders sein?

Das mag nicht die überzeugendste Argumentationslinie sein, aber ich würde mit einem gewissen Naturrecht argumentieren.

Der Mensch ist evolutionär darauf ausgerichtet, Gefahren in seiner Umwelt wahrzunehmen und entsprechend zu meiden. Wir sind z.B. darauf konditioniert bei blauen Speisen erstmal Ekel zu empfinden, weil das in der freien Natur oftmals auf Verdorbenes hinweist. Andersrum reagieren wir auf rot sehr positiv, weil Früchte oftmals diese Farbe haben.

Davon sind wir halt mittlerweile weit entfernt. Ein guter Teil der Lebensmittelindustrie basiert darauf, uns durch künstliche Farb- und Geschmacksstoffe eine Qualität vorzutäuschen die schlicht nicht existiert. Nichts in der freien Natur ist so süß wie raffinierter Zucker. Kartoffeln bekamen erst durch intensive Züchtung den Stärkegehalt den sie heute haben.
Tabak wurde jahrtausendelang gepafft und gekaut, aber wirklich populär wurde er erst mit Erfindung der parfümierten Filterzigarette.

Und das künstlichste vom künstlichen sind halt Medikamente: geruchlos, geschmacklos, speziell dafür designt möglichst ohne Hindernis den Magen und anschließend die Blutbahnen zu erreichen. Für den Verbraucher ist es praktisch unmöglich für sich selbst zu entscheiden welche Wirkung ein Medikament hat.

Alles was die Menschen Schutzreflexe überbrückt, ist grundsätzlich mal reglementierungsbedürftig.

x-force
2012-04-26, 20:41:45
ich bin ja auch kein freund davon der industrie freien lauf zu lassen,
aber grade was medikamente angeht, sind die so umfassend dokumentiert, daß man da einen guten einblick in die wirkung der substanz bekommt.

@monger
warum willst du reglementieren? das ist doch nur in ausnamefällen wenn überhaupt nötig.
viel besser wäre doch aufklärung und deklaration über inhalt und auswirkung auf den körper/psyche

ich finde bei nahrung, nahrungsergänzung wird viel mehr schindluder getrieben und verschleiert... das sogar mit staatlicher genehmigung.

zum raffinierten süßen zucker... imo ist honig auch sehr süß, da finden sich bestimmt auch noch einige getrocknete früchte und säfte die auch extrem süß sind.

Monger
2012-04-26, 22:39:59
@monger
warum willst du reglementieren? das ist doch nur in ausnamefällen wenn überhaupt nötig.
viel besser wäre doch aufklärung und deklaration über inhalt und auswirkung auf den körper/psyche

Man kann auch von Informationen erschlagen werden. Sieht man ja an der Lebensmittelkennzeichnung: die elends langen Zutatenlisten liest eh keiner, die Nährwertangaben werden nachweislich regelmäßig falsch interpretiert. Auch eine Nährwertampel verschleiert den Fakt, dass ein Lebensmittel halt nicht anhand von ein paar Kenndaten kategorisiert werden kann.

Vieles ist ja auch schlicht unbekannt oder umstritten. Wie stark der Gewöhnungseffekt an Schmerzmittel und andere Medikamente ist, ist ja zum Teil schlicht unerforscht.
Umfasst die persönliche Freiheit auch das Recht, sich selbst unfreiwillig vergiften zu dürfen?


ich finde bei nahrung, nahrungsergänzung wird viel mehr schindluder getrieben und verschleiert... das sogar mit staatlicher genehmigung.

Sehe ich auch so, macht die Medikamentenproblematik aber nicht besser.

x-force
2012-04-27, 05:41:59
Man kann auch von Informationen erschlagen werden. Sieht man ja an der Lebensmittelkennzeichnung: die elends langen Zutatenlisten liest eh keiner, die Nährwertangaben werden nachweislich regelmäßig falsch interpretiert. Auch eine Nährwertampel verschleiert den Fakt, dass ein Lebensmittel halt nicht anhand von ein paar Kenndaten kategorisiert werden kann.

wie gesagt ich finde das problem ist eher, daß einiges nicht oder verschleiert angegeben wird und nicht, daß alles fein säuberlich angegeben wird.

wenn da mehr zutaten drin sind als man überblicken kann, sollte einem das vielleicht auch zu denken geben...


Vieles ist ja auch schlicht unbekannt oder umstritten. Wie stark der Gewöhnungseffekt an Schmerzmittel und andere Medikamente ist, ist ja zum Teil schlicht unerforscht.
Umfasst die persönliche Freiheit auch das Recht, sich selbst unfreiwillig vergiften zu dürfen?


was hat denn der gewöhnungseffekt mit der maximalen dosierung zu tun?
wenn da z.b. maximal 2000mg/tag angegeben sind, sollte man sich da dran halten.
falls es nicht wirkt, ist es wohl nicht der passende schlüssel zum schloß ;)
wenn man sich an die packungsbeilage hält, vergiftet man sich idr nicht selbst. da steht auch, bei anhaltenden beschwerden ist ein arzt aufzusuchen und nicht die dosis ist über das limit zu verdoppeln(sinngemäß).