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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bist du ein Schmarotzer und bezahlst deine "kostenlose" Cloud mit Daten von anderen?


Gast
2012-04-22, 16:21:34
Aus der aktuellen c't:

Kommentar: Bezahl, schau womit

Ich nutze einige Dienste von Google, weil ich sie sehr praktisch finde. Dafür habe ich dort ein Konto angelegt und ich weiß, dass Google so einiges darüber erfährt, wie ich das Web nutze und wofür ich mich interessiere. Klar, Google nutzt dieses Wissen, um mit danach ausgerichteter Werbung Geld zu verdienen. Das ist ein Deal, den ich bewusst eingehe. Denn ich weiß, dass kein Unternehmen seine Dienste verschenken kann, ohne früher oder später pleite zu gehen.

[...]

Natürlich habe ich zuvor das Android standardmäßig aktivierte Synchronisieren der Kontakte mit dem Google-Konto abgeschaltet, damit die Daten nicht doch in die Cloud gelangen.

Wenn ich jemanden eine E-Mail schreibe, muss ich dem Betreiber meines Servers dessen Adresse mitteilen. Doch die postalische Anschrift und die Telefonnummer des Empfängers gehen den Mail-Dienstleisters nichts an, ebenso wenig die von mir verfassten Kommentare. Ich installiere daher auch keine Apps, die Zugriff auf das gesamt Adressbuch fordern [Anmerkung: z.B. Whatsapp], ohne klar zu sagen, welche Daten sie wofür verwenden.

Warum ich mir so viel Mühe mache? Weil ich bereit bin, Google mit meinen eigenen Daten zu bezahlen, nicht aber mit denen der Personen in meinem Adressbuch. Denn wer Dienste nutzt und dafür mit fremden Daten bezahlt, ist ein Schmarotzer. Und er muss damit rechnen, dass ein Betroffener juristische Maßnahmen ergreift.
c't 2012, Heft 10, S. 109

Dies gilt prinzipiell für alle Cloud-Dienste. Allerdings ist hier wohl an erster Stelle Google, Facebook & Co zu nennen, also "kostenlose" Dienste. "Kostenlos" sind diese Dienste aber nicht, sondern man bezahlt anstatt mit Geld eben mit Daten. Das ist jedem selber überlassen. Aber das bezahlen mit den Daten anderer???

http://blog.lix.cc/wp-content/uploads/2011/11/datapiggies.jpg

Allerdings unterscheiden sich Apple und Microsoft von Google durch ihr Geschäftsmodell: Sie verdienen Geld mit Hardware und Software; die Cloud-Dienste sind ein Zusatzangebot, das sich Apple teilweise sogar bezahlen lässt. Google hingegen muss die Daten seiner Nutzer auswerten, um seine Umsätze durch Werbung zu steigern. Hier bezahlt man nicht, sondern tauscht Ware, die Google anderen Firmen verkauft, gegen Dienstleistung ein.
c't 2012, Heft 10, S. 109

Wie steht ihr dazu?



Vielleicht ist das Posting in einem anderem Unterforum besser aufgehoben?

eViLsTieFel
2012-05-03, 15:00:19
An sich eine sehr interessante Diskussion, und ich persönlich wäre auch stark daran interessiert, meine Daten in der eigenen Cloud zu synchronisieren (z.B. ownCloud), wenn es denn eine komfortablere Möglichkeit gäbe, dies ins Telefon zu integrieren. Exchange bietet sowas ja in der Windows-Welt (Kontakte, Adressen, eMail, Kalender...) ist aber natürlich weit von kostengünstig entfernt und für Privatanwender eigentlich untauglich.

PDroid (https://play.google.com/store/apps/details?id=com.privacy.pdroid&hl=de)bietet die Möglichkeit, bestimmte Permissions für die Apps zu sperren (Adressbuch…), aber wie immer bei praktischen Android-Features, verliert man bei den Voraussetzungen die Garantie auf sein Gerät und viele Nutzer sind damit (zurecht) nicht einverstanden.

So gesehen bin auch ich ein Datenschmarotzer, aber ohne das ist mein Smartphone auch kaum noch smart.

Wenn man eine Diskussion lostreten will, ist der Grat zwischen Provizieren und Beleidigen mit so einem Threadtitel allerdings ziemlich schmal ;).

mAxmUrdErEr
2012-05-03, 16:24:26
Denn wer Dienste nutzt und dafür mit fremden Daten bezahlt, ist ein Schmarotzer. Und er muss damit rechnen, dass ein Betroffener juristische Maßnahmen ergreift.
Das wäre doch mal eine lohnenswerte Klage. Damit würden alle Benutzer Panik bekommen, die Leute würden sich mit dem Thema auseinandersetzen und die Hersteller müssten sich was überlegen.

Vielleicht könnte man sogar das ganze Modell ins Wanken bringen, zumindest im eigenen Land.

sei laut
2012-05-05, 10:36:50
Viel heftiger fand ich folgenden Sachverhalt, der eigentlich unter "Dreist" fällt.
Facebook meinte, dass Freund x seine Adressbuch Daten hochgeladen hat und es total super wäre, wenn ich das doch auch machen würde. Da ich mir nicht vorstellen konnte, dass derjenige wirklich so dumm ist (besitzt Fachwissen), hab ich diesen daraufhin gleich mal angehauen. Seine Reaktion war ein lautes lachen und ein ernstes "Niemals".
Allerdings fand ichs nicht lustig, wie schon gesagt besitzt er Fachwissen und andere könnten das als Bestätigung sehen "Wenn der das macht, kanns ja nicht schlimm sein". Oder anders formuliert: Sind wir nicht alle potentielle Opfer von sowas? Hätte ich nicht nachgefragt, ich hätte einer Software wie Facebook vertraut, dass die Angaben korrekt sind. ;(

@mAxmUrdErEr: Und woher willst du die Beweise nehmen?

YeahYeah
2012-05-06, 10:45:23
aber ohne das ist mein Smartphone auch kaum noch smart.

Wieso? Funktioniert keine lokale Synchronisation?
Ein iPhone lässt sich mit Adressbuch z.B. Problemlos ohne Cloud synchronisieren.


So gesehen bin auch ich ein Datenschmarotzer,
Ich denke hier kann man noch unterscheiden. Die größten Egoistenschmarotzerschweine sind Google-Nutzer. Google verschlüsselt nichts, wertet aus und verkauft, da sie von den Daten abhängig sind.

Microsoft ist schon deutlich weniger. Die verkaufen reale Produkte und Daten sind eine Zusatzleistung. Bei Apple ebenso und die verschlüsseln sogar die meisten Daten (zwar haben die den Key aber immerhin: http://support.apple.com/kb/HT4865?viewlocale=en_US&locale=en_US ). Daher ist ein iCloud Nutzer bei weitem kein so großer Schmarotzer wie ein Google-User.

Am besten ist wohl so etwas wie ein Hosted Exchange & Co, der auf Firmen ausgelegt ist in Europa.

YeahYeah - That's me.

Acid-Beatz
2012-05-19, 12:47:59
Viel heftiger fand ich folgenden Sachverhalt, der eigentlich unter "Dreist" fällt.
Facebook meinte, dass Freund x seine Adressbuch Daten hochgeladen hat und es total super wäre, wenn ich das doch auch machen würde. Da ich mir nicht vorstellen konnte, dass derjenige wirklich so dumm ist (besitzt Fachwissen), hab ich diesen daraufhin gleich mal angehauen. Seine Reaktion war ein lautes lachen und ein ernstes "Niemals".
Allerdings fand ichs nicht lustig, wie schon gesagt besitzt er Fachwissen und andere könnten das als Bestätigung sehen "Wenn der das macht, kanns ja nicht schlimm sein". Oder anders formuliert: Sind wir nicht alle potentielle Opfer von sowas? Hätte ich nicht nachgefragt, ich hätte einer Software wie Facebook vertraut, dass die Angaben korrekt sind. ;(

Nur noch mal zu meinem Verständnis: Er hat es nicht gemacht und Facebook hat aber angegeben, dass er es gemacht hat und dritte Leute vertrauen quasi auf deinen Freund und folgen ihm dann im Irrglauben?!

Du beziehst dich ja konkret auf die Möglichkeit, dass Facebook auf deine Kontakte (Webmail) zugreifen will um diese abzugleichen und dir dann "neue Freunde" anbietet?
Was mich an dem Gedanken damals viel mehr schockiert hat: Manche leute geben Facebook FREIWILLIG die Zugangsdaten zu ihrem E-Mailpostfach ... :eek:


Greez

sei laut
2012-05-19, 15:29:39
Nur noch mal zu meinem Verständnis: Er hat es nicht gemacht und Facebook hat aber angegeben, dass er es gemacht hat und dritte Leute vertrauen quasi auf deinen Freund und folgen ihm dann im Irrglauben?!
Er bestreitet es zumindest, ja.

Was mich an dem Gedanken damals viel mehr schockiert hat: Manche leute geben Facebook FREIWILLIG die Zugangsdaten zu ihrem E-Mailpostfach ... :eek:

Nein, nicht zum E-Mail-Postfach. Die Kontakte werden afaik z.B. aus dem Kontaktverzeichnis von Windows genommen oder vom E-Mail-Programm, nicht vom E-Mail-Konto. Obs das allerdings besser macht.
(afaik, da selbst nichts ausprobiert, nur gehört :D)

mAxmUrdErEr
2012-05-23, 20:47:32
@mAxmUrdErEr: Und woher willst du die Beweise nehmen?
Bin kein Jurist und weiß auch nicht, wie ich das umsetzen müsste, damit das vor Gericht hält.

Was ich jedoch offensichtlich ist, ist, dass einzelne geschulte Leute sehr viel erreichen können, wenn sie sowas lostreten. Wir haben hier eine Jusstudentin in der Steiermark, die konsequent jeden Verklagt, der ihrem Vater Werbung mit "Sie haben XXX€ gewonnen!" schickt per Post. Sie fährt dann bei den Kaffeefahrten mit, klagt und bekommt (bisher) jedes Mal Recht bzw. kassiert das versprochene Geld auch tatsächlich.
Inzwischen plant sie, den Teilnehmern der Kaffefahrt anzubieten, dass sie ihre Rechte an die Jusstudentin abtreten und sie für alle Teilnehmer der Kaffeefahrt klagt. To be continued...

International haben wir den Max Schrems (http://www.europe-v-facebook.org/DE/de.html), der Facebook klagt und dem Unternehmen einiges an Stress machen würde, wenn er Recht bekommen würde. Ebenfalls to be continued...

kevsti
2012-05-23, 23:50:34
Ich bin auch kein Freund von Daten"spionage". Aber Whatsapp als Teufel an die Wand zu malen...
Man liest auch andauernd im Play Market in den Kommentaren das Nutzer eine App mit nur ein Stern benoten weil bestimmte Rechte (wie z.B. Adressbuch) gefordert werden...

Ja aber nun... eine Funktion von Whatsapp ist eben dass sie schauen welche Personen im Adressbuch auch Whatsapp benutzen und dadurch eine Art Verlinkung herstellen - finde ich extrem praktisch die Funktion.
Damit ist auch logisch Begründet warum dieses Recht verlangt wird... regt mich tierisch auf wenn irgendwelche Idi*ten dann die Apps wegen so etwas negativ bewerten...

Bei Windows stört es doch auch keinen was die Programme so alles machen... da gibt es keine Übersicht über die "Rechte" die das Programm anfordert... will das Programm die Adressbücher auslesen, macht es dass halt... aber keine regt sich auf und dass nur weil - welch Ironie - man nicht drauf hingewiesen wird (d.H. dass eigentlich nützliche Feature von Android mit der Rechteanzeige sollte Google am besten entfernen, die Nutzer würden sich dann weniger Gedanken machen und sich mehr "freuen" ;)).

Was jetzt Facebook angeht... so ist die Funktion mit dem Adressbuch natürlich auch nicht doof... man muss es ja nicht machen.. immer gleich davon aus zugehen dass diese Daten verkauft werden, halte ich für übertrieben.. weil:

1. Wenn das großen Maßen gemacht wird, würde es früher oder später herauskommen und ein Riesen Imageschaden verursachen.

2. Telefonnummer sind kaum was Wert (Marktforschungsunternehmen und Werbefirmen arbeiten dort eher nach dem Zufallsprinzip), eher schon Emailadresse - aber die werden überall verkauft.. der Preis pro Adresse ist extrem Gering - selbst die Masse macht da nicht so viel.

Viel mehr als personalisierte Werbung und "Premium Dienstleistungen" nutzen die "Gratisdienstleister" meiner Meinung nach als Einkommen nicht.
Ich sehe daher keine Bedenken ein App (solang es irgendwo ein Grund für den Zugriff gibt) zugriff auf mein Telefonbuch zu gewähren. Ansonsten gebe ich meine Daten auch nicht freiwillig raus (wenn ich die Wahl dazu habe) - wie bei der Adressbuchfunktion von Facebook