Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nordpolarmeer fast eisfrei
Spasstiger
2012-08-28, 16:52:58
Der Großteil des Nordpolarmeers ist mittlerweile im Sommer eisfrei und aktuell sind offenbar sowohl die Nordostpassage (http://de.wikipedia.org/wiki/Nordostpassage) als auch die Nordwestpassage (http://de.wikipedia.org/wiki/Nordwestpassage) mit Frachtschiffen befahrbar. Die Nasa hat dieses Bild von der arktischen Eisbedeckung veröffentlicht:
http://www.abload.de/img/npseaice_ssi_20122399vzbc.png
Quelle: http://earthobservatory.nasa.gov/IOTD/view.php?id=78994
Die gelbe Linie zeigt die typische minimale Ausbreitung des Polareises in den Sommern zwischen 1979 und 2000. Nirgendwo ist die klimatische Änderung so offensichtlich wie im Nordpolarmeer.
Für die Schifffahrt und den Warentransport zwischen Südostasien und Europa oder der US-Ostküste hat das natürlich etwas Gutes, da die Routen über das Nordpolarmeer mehrere tausend Kilometer kürzer sind als die heute genutzten Routen über den Suez-Kanal und den Panama-Kanal.
Andererseits bedeutet weniger Eis, dass auch weniger Sonnenstrahlung reflektiert wird und somit die Erderwärmung weiter angetrieben wird.
Fraglich ist, ob wir überhaupt was gegen den Eisrückgang unternehmen können. Wenn wir nichts dagegen unternehmen können, sollten wir die Entwicklungen vielleicht wirklich als Chance für den Welthandel begreifen. Kürzere Routen bedeuten ja auch letztlich weniger Umweltbelastung. Oder findet ihr es nicht korrekt, im Rückgang des Polareises auch etwas Gutes zu sehen?
dreamweaver
2012-08-28, 17:36:59
'Inevitable death'
Walt Meier, from the National Snow and Ice Data Center that collaborates in the measurements, said: "In the context of what's happened in the last several years and throughout the satellite record, it's an indication that the Arctic sea ice cover is fundamentally changing."
Professor Peter Wadhams, from Cambridge University, told BBC News: "A number of scientists who have actually been working with sea ice measurement had predicted some years ago that the retreat would accelerate and that the summer Arctic would become ice-free by 2015 or 2016.
"I was one of those scientists - and of course bore my share of ridicule for daring to make such an alarmist prediction."
But Prof Wadhams said the prediction was now coming true, and the ice had become so thin that it would inevitably disappear.
"Measurements from submarines have shown that it has lost at least 40% of its thickness since the 1980s, and if you consider the shrinkage as well it means that the summer ice volume is now only 30% of what it was in the 1980s," he added.
"This means an inevitable death for the ice cover, because the summer retreat is now accelerated by the fact that the huge areas of open water already generated allow storms to generate big waves which break up the remaining ice and accelerate its melt.
"Implications are serious: the increased open water lowers the average albedo [reflectivity] of the planet, accelerating global warming; and we are also finding the open water causing seabed permafrost to melt, releasing large amounts of methane, a powerful greenhouse gas, to the atmosphere."
http://www.bbc.co.uk/news/science-environment-19393075
Da wird wohl nichts mehr zu machen sein. Ist nur noch eine Frage der Zeit.
M4xw0lf
2012-08-28, 17:52:36
Ich sollte mir schonmal ein Stück Land auf Grönland sichern, um einen Alterssitz in mildem Klima zu haben :freak:
Vågal
2012-08-28, 18:01:57
Mit den Vorhersagen für die Schmelzraten hat man sich ja ohnehin bereits vertan, und das Eis schmilzt noch deutlich schneller als vorher befürchtet.
Was mich besonders interessieren würde, inwieweit nun selbstbeschleunigende Effekte auftreten und wie sie zusammenspielen.
Nicht nur die bekannten Effekte wie Eis-Albedo-Rückkopplung oder die Wasserdampf-Rückkopplung sondern auch inwieweit andere Effekte das Potential zur Selbstbeschleunigung haben und wie es sich auswirkt.
Der Gedanke liegt ja zumindest nahe, dass man das Potential von anderen Vorgängen ebenfalls unterschätzt hat.
Heeragon
2012-08-28, 18:57:07
Wenn das Eis da wirklich so schnell schmilzt wie behauptet warum is dann Holland noch nicht abgesoffen?
Vågal
2012-08-28, 19:13:18
Wenn das Eis da wirklich so schnell schmilzt wie behauptet warum is dann Holland noch nicht abgesoffen?
Weil das Eis am Nordpol schon immer schwimmendes Eis war.
Eis hat zudem (logischerweise) ein höheres Volumen als die gleiche Masse Wasser.
Der Meeresspiegelanstieg ist dadurch nur gering, selbst wenn das Eis am Nordpol komplett schmelzen sollte.
Naitsabes
2012-08-28, 19:14:30
Weil das Eis auf dem Wasser schwimmt. Wenn es schmilzt verändert sich der Wasserstand kaum, denn es hat ja schon im gefrorenem Zustand Wasser mit der gleichen Masse verdrängt ;)
M4xw0lf
2012-08-28, 19:34:56
Weil das Eis auf dem Wasser schwimmt. Wenn es schmilzt verändert sich der Wasserstand kaum, denn es hat ja schon im gefrorenem Zustand Wasser mit der gleichen Masse verdrängt ;)
Was anderes ist es mit den Eismassen an Land wie auf Grönland und dem Südkontinent...
Vågal
2012-08-28, 19:37:42
Was anderes ist es mit den Eismassen an Land wie auf Grönland und dem Südkontinent...
Exakt.
Dort befindet sich das Eis ja über der Wasseroberfläche.
Darum:
Nordpol eisfrei = eine Nuance höherer Wasserspiegel
Südpol eisfrei = Holland existiert nicht mehr
(mal ganz arg vereinfach gesagt)
Eigentlich sollte sich der Wasserspiegel gar nicht ändern, wenn schwimmendes Eis schmilzt.
Monger
2012-08-28, 21:06:46
Wenn die Arktis taut, ist das ja erstmal noch nicht so dramatisch. Das einzige was sich erstmal ändert ist halt dass die ökologische Nische des Packeismeeres ausstirbt (und mit ihr u.a. der Eisbär).
Viel kritischer ist die Frage, was denn mit Grönland und der Tundra außenrum passiert, wenn über mehrere Monate da oben warmes Wasser zirkuliert.
Ich halt mich jetzt mal mit Spekulationen zurück. 2016 ist ja nicht so lang hin, wir werden es also bald erfahren.
Eigentlich sollte sich der Wasserspiegel gar nicht ändern, wenn schwimmendes Eis schmilzt.
Warmes Wasser hat eine geringere Dichte als kaltes Wasser. Das wird zwar im Schulunterricht nur stiefmütterlich behandelt, aber global gesehen macht das eben doch was aus, wenn auch nicht viel.
dreamweaver
2012-08-28, 21:10:52
Vielleicht noch ganz passend dazu:
Unprecedented snow melt and heat in the European Alps
The recent heat wave in Europe has especially been anomalous at higher altitudes resulting in some of the highest Alpine peaks in Europe being snow-free for the first time on record including the iconic peak Matterhorn.
...
For the first time in memory many of the highest Alpine peaks, including the iconic Matterhorn, have lost their entire snow cover (aside from glaciers). Sonnblick Observatory in Austria (located at 3030 m/9,940’) had its earliest snow melt on record this summer when the last of the winter snow disappeared by July 31st. The previous earliest snow melt (since records began here in 1886) was August 12th, 2003, the year of the famous European heat wave.
It has been widely recognized (and researched) that most of Europe’s Alpine glaciers have been in retreat for the past 60 years or so. How much of this is due to solar radiation and how much to Global Climate Change remains a center of debate although it would seem that the two are related. An article in Geophysical Research Letters (Vol. 36, 2009) by M. Huss et al studied a 94-year time series of annual glacier melt at four high elevation sites in the Alps and found that the first massive melt off occurred in the late 1940s when “global shortwave radiation over the summer months was 8% above the long-term average and significantly higher than today”. Dimming of solar radiation from the 1950s until the 1980s reduced glacial melt rates. In the 1990s to the current time solar radiation has increased again but this time (since 2000) has also been accompanied by warmer summertime surface temperatures. Thus the glacial melt rates have exponentially increased in the past decade.
http://www.wunderground.com/blog/weatherhistorian/comment.html?entrynum=87
Hayab
2012-08-28, 21:11:12
Oh mein Gott wir weden alle sterben.:biggrin:
dreamweaver
2012-08-28, 21:42:09
Wenn die Arktis taut, ist das ja erstmal noch nicht so dramatisch. Das einzige was sich erstmal ändert ist halt dass die ökologische Nische des Packeismeeres ausstirbt (und mit ihr u.a. der Eisbär).
Viel kritischer ist die Frage, was denn mit Grönland und der Tundra außenrum passiert, wenn über mehrere Monate da oben warmes Wasser zirkuliert.
Ich halt mich jetzt mal mit Spekulationen zurück. 2016 ist ja nicht so lang hin, wir werden es also bald erfahren.
Was das für Folgen haben kann, steht hier in Nevens Arctic Sea Ice blog. (Kennst du aber wahrscheinlich schon)
http://neven1.typepad.com/blog/2012/08/wasislac.html#more
Kurz gesagt:
- Weniger reflektierendes Eis, mehr Aufheizung des Wassers an der Stelle
- Rückkopplungseffekt
- Jet Stream könnte gestört werden > Extremere Wetter auf der Nordhalbkugel
- Grönlands Gletscher und der Kanadisch-arktische Archipel drohen zu schmelzen
- Einfluss auf den Permafrost > Permafrost enthält CO2
- Gebundenes Methan im Meeresboden der Arktis könnte freiwerden
Spasstiger
2012-08-28, 21:57:46
Warmes Wasser hat eine geringere Dichte als kaltes Wasser.
Der Effekt sollte aber nur minimalst sein, denn Meereswasser hat wegen der Anomalie von Wasser eine Durchschnittstemperatur von rund 4°C. Die isolierten tiefen Meeresschichten haben alle mehr oder weniger diese Temperatur. Das verdrängte Meerwasser neben dem Eis hat vermutlich um die 0°C, eventuell auch etwas weniger (Salzwasser gefriert erst bei unter 0°C).
Wenn also Eis schmilzt und sich als Wasser in den Weltmeeren verteilt, nimmt das Wasservolumen aus dem geschmolzenen Eis nur um den Dichteunterschied zwischen 0°C kaltem und 4°C kaltem Wasser zu, rund 0,013%. *)
Die Ausbreitung von Meereis unterliegt sowieso immer einem Jahreszyklus mit riesigen Unterschieden zwischen Winter und Sommer und das Ausbleiben von Überschwemmungen der Küsten im Sommer zeigt ja, dass der Meeresspiegelanstieg durch das Schmelzen von Meereis nicht ins Gewicht fällt.
*) Hab mal noch weitergerechnet. Durchschnittliche Meereisdicke = 0,9 m (Quelle (http://www.klimaretter.info/forschung/nachricht/9325-arktis-vor-neuem-schmelzrekord)) + verbleibende Polareisfläche = 4,1 Mio. km² => Verbleibendes Polareisvolumen = 3690 km³ => Anstieg des Meeresvolumen beim Abschmelzen ungefähr 0,5 km³ => Anstieg des Meeresspiegels rund 1,3 µm. :freak: Das geht bei jeder Messung ganz tief im Rauschen unter.
mAxmUrdErEr
2012-08-28, 22:45:38
Inwiefern ist das mit der zusätzlichen Sonnenstrahlung relevant? Ist ja nicht so, als ob dort überhaupt Licht da ist das halbe Jahr und in der anderen Hälfte ist so wenig Sonne da, dass ees immer noch beschissen kalt ist.
Vågal
2012-08-28, 23:18:10
Die Ausbreitung von Meereis unterliegt sowieso immer einem Jahreszyklus mit riesigen Unterschieden zwischen Winter und Sommer und das Ausbleiben von Überschwemmungen der Küsten im Sommer zeigt ja, dass der Meeresspiegelanstieg durch das Schmelzen von Meereis nicht ins Gewicht fällt.
*) Hab mal noch weitergerechnet. Durchschnittliche Meereisdicke = 0,9 m (Quelle (http://www.klimaretter.info/forschung/nachricht/9325-arktis-vor-neuem-schmelzrekord)) + verbleibende Polareisfläche = 4,1 Mio. km² => Verbleibendes Polareisvolumen = 3690 km³ => Anstieg des Meeresvolumen beim Abschmelzen ungefähr 0,5 km³ => Anstieg des Meeresspiegels rund 1,3 µm. :freak: Das geht bei jeder Messung ganz tief im Rauschen unter.
Stimmt, das geht ganz tief in der Messvariation unter.
Ich hätte vielleicht besser "Furz" statt "Nuance" schreiben sollen :biggrin:
Leider kann man den Effekt nicht isoliert betrachten, wenn es um globale Zusammenhänge geht. Und die hat man ja schon deutlich unterschätzt.
Das komplette Schmelzen des Nordpoleises wäre für sich genommen natürlich kein Drama.
Wenn ich Deine Eingangsfrage nur in Bezug auf das Schmelzen des Nordpoleises beantworten müsste:
Ich hätte kein moralisches Problem damit zu sagen, dass dies wegen der kürzeren Routen dann AUCH seine guten Seiten hätte. Die hätte es zweifellos.
Aber zum einen kann man die Schmelze des Nordpoleises nicht isoliert betrachten, wenn es um die globalen Zusammenhänge geht.
Und zum anderen würden die negativen Seiten die positiven Seiten nicht aufwiegen.
VooDoo7mx
2012-08-28, 23:50:55
http://arctic.atmos.uiuc.edu/cryosphere/deetest/deetmp.24422.png
University of Illinois (http://igloo.atmos.uiuc.edu/cgi-bin/test/print.sh?fm=03&fd=17&fy=1995&sm=03&sd=17&sy=2012)
Irgendwer lügt da.
Spasstiger
2012-08-29, 00:06:45
Irgendwer lügt da.
Inwiefern? Deine Bilder zeigen ja ebenfalls einen Rückgang des Meereises, wenn auch nicht so drastisch im März. August-Vergleiche sind dann doch sehr deutlich:
http://www.abload.de/img/ice_august9akft.jpg
Die weißen Flächen an Land solltest du übrigens ignorieren:
Snow cover data is displayed only for most recent dates.
Rincewind
2012-08-29, 09:03:17
Was mich viel mehr interessiert, welche Konsequenzen hat denn der Eisrückgang Auswirkungen auf den Golfstrom? So wie ich das mal gelesen habe ist ja gerade der kalte Punkt oben im Norden der Motor für den Golfstrom, wenn das warme Wasser nach unten gesogen wird.
(del676)
2012-08-29, 09:37:11
Na wird doch Zeit. Greenland sollte endlich wieder gruen und fruchbar werden, wie zu Zeiten der Wikinger auch schon.
Monger
2012-08-29, 11:01:10
Na wird doch Zeit. Greenland sollte endlich wieder gruen und fruchbar werden, wie zu Zeiten der Wikinger auch schon.
Das ist ein Mythos. Eisfrei war Grönland auch bei den Wikingern höchstens an einigen wenigen Stellen an der Küste - so wie heute.
Was mich viel mehr interessiert, welche Konsequenzen hat denn der Eisrückgang Auswirkungen auf den Golfstrom?
Soweit ich weiß, ist das sehr umstritten. Hab auch schon Artikel gelesen, die den Golfstrom für stabiler halten als gedacht.
Schlammsau
2012-08-29, 11:26:32
Das ist ein Mythos. Eisfrei war Grönland auch bei den Wikingern höchstens an einigen wenigen Stellen an der Küste - so wie heute.
Jupp, hab ich auch gelesen. So oder so, wir sind Mitten in einer heftigen Veränderung des Weltklimas, die von uns vielleicht nicht ausgelöst aber beschleunigt wird bzw. wurde.
Hoffen wir das beste, um unser aller willen! :frown:
G A S T
2012-08-29, 11:55:37
Na wird doch Zeit. Greenland sollte endlich wieder gruen und fruchbar werden, wie zu Zeiten der Wikinger auch schon.
Genau! Ich sollte mir große Ländereien auf Grönland und im Nordpolarmeer kaufen.
Wenn die Wüste in 50 Jährchen übers Mittelmeer bis nach Südtirol reicht, dann hab ich dort einen gemütlichen Alterssitz.
Schaut mal nach Südspanien. Da fängt's schon an. Ob und wie lange der ganze Gewächshausirrsinn dort noch anhält ist spannend.
Oh mein Gott wir weden alle sterben.
Ihr vielleicht. Ich nicht. :wink:
:D
@ Monger:
Das ist auch nicht richtig. Komplett Eisfrei war Grönland nie, das stimmt,
doch das Klima war lange Zeit wesentlich milder als heute.
Und das trotz "Eis und Schnee".
Günstigere Winde und Strömungen des Meeres machten es möglich.
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