Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Interplanetare Kontamination - eine "Risikoabwägung"?
Cyphermaster
2012-09-12, 12:18:37
Nachdem heute ja bekannt wurde, daß "Curiosity" entgegen den geltenden Vorschriften der NASA einen nicht sterilisierten Bohrer nicht nur mit auf den Mars mitgenommen hat, sondern sogar auf dessen Einsatz nicht verzichtet werden soll, stellt sich mir die Frage:
Ist eine "Risikoabwägung" des Risikos einer interplanetaren Kontaminierung gegenüber möglichen wissenschaftlichen Erkenntnissen (respektive deren Beschleunigung/Verbilligung gegenüber der Alternative einer eventuellen Folgemission zur Gewinnung der Daten) überhaupt für solche Fälle zu rechtfertigen?
Avalox
2012-09-12, 12:33:29
Nachdem heute ja bekannt wurde, daß "Curiosity" entgegen den geltenden Vorschriften der NASA einen nicht sterilisierten Bohrer nicht nur mit auf den Mars mitgenommen hat, sondern sogar auf dessen Einsatz nicht verzichtet werden soll, stellt sich mir die Frage:
Ist eine "Risikoabwägung" des Risikos einer interplanetaren Kontaminierung gegenüber möglichen wissenschaftlichen Erkenntnissen (respektive deren Beschleunigung/Verbilligung gegenüber der Alternative einer eventuellen Folgemission zur Gewinnung der Daten) überhaupt für solche Fälle zu rechtfertigen?
Nach offizieller Meinung lebt auf dem Mars nichts. Der Grund weshalb Curiosity auch keine Tests zum Nachweis von Leben mit sich trägt.
Ich finde es deshalb überhaupt erstaunlich, weshalb der Rover zur größten Teil unter sterilen Bedingungen zusammen gesetzt wurde. Vielleicht eine Maßnahme der allgemeinen Qualitätssicherung. Zudem ja auch sterile Bedinungen keine Keimzahl 0 bieten können. Das Risiko wird immer in Kauf genommen. Da werden vermutlich verschiedene Gruppen um ihre Position schachern.
Spasstiger
2012-09-12, 12:42:42
Curiosity trägt auch irdische Gesteinsproben als Referenz für den Hand Lens Imager (Makrokamera am Arm).
/EDIT: Fotos von den Referenzproben und Targets, die Curiosity auf dem Mars spazieren fährt:
Organik:
http://www.abload.de/img/pia16135_modest5ef7t.jpg
Gestein:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpegMod/PIA16136_modest.jpg
U.S.-Penny:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpegMod/PIA16131_modest.jpg
Quelle und große Bilder: http://photojournal.jpl.nasa.gov/targetFamily/Mars?subselect=Instrument:Mars+Hand+Lens+Imager+(MAHLI):
Chemiker
2012-09-12, 12:44:35
Auf dem Mars könnte es in ein paar Nieschen primitives Leben geben.
Letztlich dürfte auch so schon Material von der Erde auf dem Mars gelandet sein, lange bevor es die Menschheit gab. Somit ist das sicher nicht optimal gelaufen, aber imho sollte man so wie geplant weiterarbeiten. Sollte man Wasser finden, will man den Bohrer ja von diesem fernhalten.
5tyle
2012-09-12, 13:39:10
Wäre nicht auszudenken was passiert, wenn sich aus den Mikroben in ein paar Millionen Jahren Menschen entwickeln. Dann wird man erst erkennen, was man angerichtet hat ;)
Surrogat
2012-09-12, 13:44:49
Letztlich dürfte auch so schon Material von der Erde auf dem Mars gelandet sein, lange bevor es die Menschheit gab.
meinst du damit eventuelle Gesteinsbrocken die durch Asteroideneinschlag aufgewirbelt und bis zum Mars geschleudert wurden?
Ist es überhaupt so einfach möglich einen Gesteinsbrocken derart mit Energie zu versehen das er das Schwerefeld der Erde verlassen kann und wäre es nicht enormer Zufall wenn das mal passieren würde und der ausgerechnet auf dem Mars landet?
Umgekehrt kann ich es mir wegen der geringeren Schwerkraft des Mars schon eher vorstellen und tatsächlich gibts es ja auch Marsmeteoriten auf der Erde...
Ist es überhaupt so einfach möglich einen Gesteinsbrocken derart mit Energie zu versehen das er das Schwerefeld der Erde verlassen kann und wäre es nicht enormer Zufall wenn das mal passieren würde und der ausgerechnet auf dem Mars landet?
Wenn man bedenkt, was für enorme Energien bei einem Asteroideneinschlag freiwerden, sicherlich.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fragment der Erde auf den Mars gelangt, ist relativ gering, aber auch die Entstehung des Lebens auf der Erde ist eine Verkettung von enormen Zufällen.
alkorithmus
2012-09-12, 16:24:26
Ich dachte der strahlt sowieso schon wie ein Weihnachtsbaum, seines Akkus wegen ;(
Spasstiger
2012-09-12, 16:54:22
Ich dachte der strahlt sowieso schon wie ein Weihnachtsbaum, seines Akkus wegen ;(
Die Radionuklidbatterie erzeugt Alpha-Teilchen und deren Energie wird noch in der Batterie fast vollständig in Wärme umgewandelt, mit der dann wiederum elektrischer Strom generiert wird. Der Rest der Alphateilchen bleibt in der Abschirmung hängen und generiert dabei auch ein bischen Wärme. Zudem gibt es auf dem Mars eine beträchtliche radioaktive Hintergrundstrahlung (nach irdischen Maßstäben lebensfeindlich), so dass ein möglicher Einfluß des RTGs völlig im Rauschen untergeht.
Mit Kontamination hat das außerdem nix zu tun, vor allem nicht im Sinne des Threads. Hier geht es um eine mögliche biologische oder geologische Kontamination, die Messungen verfälschen und zu falschen Schlüssen über die Vergangenheit des Mars (oder anderer Himmelskörper) führen könnten. Und es geht darum, dass wir bei der Suche nach Leben auf anderen Planeten überhaupt erst Leben hinbringen, was nicht abschätzbare Folgen für die Zukunft haben könnte. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das sehr ärgerlich.
FlashBFE
2012-09-13, 14:55:51
Vermutlich tötet die Hintergrundstrahlung auf dem Mars sowieso alles ab, was von der Erde mitgekommen wäre. Es ist also äußerst unwahrscheinlich, dass der Mars mit Lebewesen kontaminiert wird. Blöd wäre es nur, wenn bei einer Probe für den Gasspektrographen Reste von z.B. DNA-Bausteinen nachgewiesen würden. Dann wüsste man nicht, ob man jetzt was entdeckt hat oder es nur eingeschleppter Dreck ist.
Cyphermaster
2012-09-13, 16:39:33
Ich finde, es ist nicht tragbar, eine möglicherweise irreversible Kontamination eines kompletten Planeten einfach gegenüber Kosten/Aufwand abzuwägen. Es ist nicht so, daß durch so etwas nur ein paar wissenschaftliche Ergebnisse versaut werden könnten! Wie wesentlich sich die Einschleppung von Fremdorganismen auf einen Lebensraum auswirken kann, wissen wir aufgrund unserer Erfahrungen auf der Erde (z.B. Australien). Eine solche Beeinflussung eines ganzen Planeten einfach "auf Verdacht" zu riskieren, halte ich für extrem fahrlässig.
Wir wissen überhaupt nicht, was dadurch passieren könnte. Vernichten wir damit evtl. bereits vorhandenes Leben? Beeinflussen/vermischen wir evtl. bereits vorhandenes Leben? Sorgen wir für eine ungeplante Transformation des Planeten? Bringen später vielleicht andere Sonden Mikroben vom Mars zurück, die veränderte Ableger der ursprünglichen Kontaminanten sind? Wenn das so ist - welche Eigenschaften hätten diese? Die (immens teure!) Sterilisation solcher Sonden und ihrer Bauteile wird ja nicht einfach nur zum Spaß gemacht.
Sicher ist ein solcher Sorgfaltsfehler ggf. teuer und kostet Zeit; aber ich bin nicht bereit, Abwägungen von Risiken mit möglicherweise globaler oder gar interplanetarer Tragweite einer handvoll NASA-Leuten bzw. deren Finanziers zu übertragen. Umso weniger, als auch solche Risiken offensichtlich nur buchhalterisch verrechnet werden.
Hayab
2012-09-14, 09:58:29
Frueher oder spaeter wird irgend ein Mensch auf dem Mars landen und es so oder so mit seinen Microorganismen verseuchen.
vBulletin®, Copyright ©2000-2024, Jelsoft Enterprises Ltd.