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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Power to Gas - Größte Methanerzeugungsanlage geht in Testbetrieb


FeuerHoden
2012-10-30, 19:19:53
Hallo,

lief auf 3sat bei nano und jetzt nochmal in den Nachrichten auf 3sat (gekaufte Berichterstattung?).
http://www.zsw-bw.de/infoportal/presseinformationen/presse-detail/weltweit-groesste-power-to-gas-anlage-zur-methan-erzeugung-geht-in-betrieb.html Von 40% Wirkungsgrad wird gesprochen, es handelt sich um eine 250kWh Anlage welche das hochskalieren der Systemrelevanten 1 - 20 Megawatt Anlagen erleichtern soll.

Interessant ist dass aus den Überschüssen regenerativer Energieerzeuger Methan erzeugt wird. Dieses Methan kann man dann entweder direkt verheizen wenns gebraucht wird, oder zur Betankung von Autos genutzt werden.

Ist da jetzt irgendwas neu als bei bisherigen Anlagen oder ist das jetzt einfach nur die größte?



MfG
FeuerHoden

Finch
2012-10-30, 19:44:18
nice :) als Student im Bereich Energiewirtschaft ist Power to Gas ein sehr interessantes Thema.

Freue mich auf mehr Informationen :)

Cyphermaster
2012-10-30, 22:40:33
Ist da jetzt irgendwas neu als bei bisherigen Anlagen oder ist das jetzt einfach nur die größte?Na ja, das Prinzip ist definitiv nicht neu (wurde ja auch schon im "Welcher Energieträger soll erforscht werden"-Thread angesprochen); kann also höchstens nur die Umsetzung sein, bei denen Details neu sind. Oder eben die Größe, was ich eher glaube.

Wurde auch Zeit, daß sich da mal was tut, imho.

Finch
2012-10-30, 23:26:35
Das wurde es in der Tat. Speicher dieser Art helfen die Kurve zu glätten.

Cyphermaster
2012-10-31, 08:55:40
Es geht nicht nur um Puffer-Kapazitäten, imho. Methan kann auch von den vielen dezentralen Biogasanlagen eingespeist werden, komprimiert als Treibstoff für Verbrennungsmotoren dienen (in dieser Form kann es auch per Tanker z.B. von Solarkraftwerken in Äquatornähe transportiert werden, ohne daß man riesige Stromtrassen braucht), und als Grundbaustein für die chemische Industrie. Durch diese Vielseitigkeit und die Nutzbarkeit in erprobten, vorhandenen Infrastrukturen als "drop-in"-Ersatz lohnt die Intensivierung der Forschung und Anwendung auf diesem Gebiet in meinen Augen sehr. Umso mehr, als dafür im Gegensatz zu e-Mobility und anderen Techniken weit weniger seltene Erden oder andere, aufwendige bzw. schädliche Stoffe verwendet werden müssen.

Steffko
2012-10-31, 13:19:30
Ist das nun effektiv Erdgas oder fehlt da noch was? Sprich kann man das (theoretisch, praktisch?) in die vorhandenen Erdgasreservoirs leiten? Ich hatte damal vor ein, zwei Jahren was vom Fraunhofer gelesen, die über diesen Weg (überschüssigen Strom in Erdgas umwandeln) das ganze "Problem" mit der schwankenden Ökostromproduktion doch deutlich abschwächen (bzw. eliminieren, weil jegliche Überproduktion bei dem entsprechenden Wirkungsgrad der Anlagen vollständig genutzt werden kann) wollten.

Cyphermaster
2012-10-31, 13:40:39
Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas, ja. Daher auch die weitgehend gleichen Eigenschaften. Man kann es also wie CNG auch in Fahrzeugen nutzen. LPG oder "Autogas" ist hingegen hauptsächlich Propan/Butan, das ist bissl anders, aber nicht wesentlich.

Bevor wieder jemand denkt, daß das eine "Wundertechnik" sei:
Eine "vollständige" Nutzung wirds nicht sein können, da jedesmal Umwandlungsverluste anfallen. Fiktives Beispiel: Erzeugung von Methan aus Strom mit Wirkungsgrad 40% => 60% Verlust. Danach Methan über Rohrleitungsnetz in ein GuD-Kraftwerk leiten, 5% Verlust. Verstromen im Kraftwerk mit Wirkungsgrad 50% => 50% Verlust. Endergebnis: Nur 19% des Überstroms werden regeneriert über den Erdgaspuffer /edit: Man geht im Idealfall und ohne Leitungsverluste wohl von 36% Wirkungsgrad Strom-zu-Strom aus.
Es wird also weiterhin interessant bleiben, möglichst wenige Schwankungen in der regenerativen Energieversorgung zu haben, die man puffern muß. Der effizienteste und billigste Puffer ist immer der, den man nicht bauen muß.

Der große Vorteil des Ganzen besteht eher in der Universalität/Transportabilität des Energieträgers im Vergleich zu z.B. Pumpspeicherkraftwerken. Ne Gasbuddel kannst du überall mit hin nehmen, und auch für so ziemlich alles gebrauchen, vom Schweißgerät über den Herd und den Autotank bis hin zur Stromerzeugung, ein paar Kubikmeter Speichersee oder 500kg Lithium-Ionen-Akku eher nicht.

Botcruscher
2012-10-31, 15:19:59
Es gibt keinen Energieverlust.;) Irgendwo muss die Energie hin. Da man immer bei Wärme landet könnte man die Anlagen auch als eine Art "Blockheizkraftwerk" in die Haushalte stellen. Gasanschluss liegt ja meistens eh.
PS: Wie schon richtig angemerkt könnte Biomethan als Rohstoff für die ganze Petrochemie herhalten.

Cyphermaster
2012-10-31, 16:47:54
Da man immer bei Wärme landet könnte man die Anlagen auch als eine Art "Blockheizkraftwerk" in die Haushalte stellen.Du meinst die Gaserzeugung? Das halte ich als flächendeckende Lösung für illusorisch - da dürfte der nötige Aufwand (Ressourcen, Kosten, Fachpersonal für Betrieb und Wartung, Anschluß an die Regelungssysteme von Strom- und Gasnetz,...) den möglichen Nutzen bei Weitem übersteigen. Man macht ja auch nicht aus einem kleinen 4-Personen-Komposthaufen eine Biogasanlage.

Knuddelbearli
2012-11-04, 13:26:54
naja wie ist da aber die umweltbilanz?
bei der Umwandlung in Gas fällt doch sicher nicht nur wärme als abfall an?!?
ebenso danach bei der Verbrennung

Cyphermaster
2012-11-04, 13:47:31
Die Grundgleichungen:

http://www.powertogas.info/typo3temp/pics/078a60d4b6.jpg

Im Endeffekt nix Wildes, und Schadstoffe würden im Wesentlichen (also außerhalb der Erzeugung und Verwertung von Katalysatoren usw.) nur bei der Verbrennung des Gases entstehen (CO und NOx). Bekanntermaßen hält sich das aber bei gut geregelten Gas-Aggregaten in minimalem Umfang.
Die Frage einer geregelten Zuführung von CO2 als Ausgangsstoff halte ich eher für wichtig. Aus der Luft abscheiden wäre zwar das Beste, das frißt aber auch wieder Energie...

RavenTS
2012-11-04, 13:53:26
...
Die Frage einer geregelten Zuführung von CO2 als Ausgangsstoff halte ich eher für wichtig. Aus der Luft abscheiden wäre zwar das Beste, das frißt aber auch wieder Energie...

Dafür wäre dann vielleicht doch etwas CO2-Abscheidung aus nem ollen Kohlekraftwerk sinnvoll.?! Oder entsteht das da in einer eher unbrauchbaren Form?!

Avalox
2012-11-04, 14:37:46
Es gibt keinen Energieverlust.;) Irgendwo muss die Energie hin. Da man immer bei Wärme landet könnte man die Anlagen auch als eine Art "Blockheizkraftwerk" in die Haushalte stellen. Gasanschluss liegt ja meistens eh.
PS: Wie schon richtig angemerkt könnte Biomethan als Rohstoff für die ganze Petrochemie herhalten.


Dann kannst du doch gleich elektrisch heizen, dann bräuchtest du gar nicht erst das ganze äusserst verlustreiche Umwandlungsgedöns durchführen. Gut isolierte Häuser halten die Wärme vernümftig lange.

Ich denke eh, dass elektrische Heizungen wieder ihren Aufstieg haben werden. Ist ja auch ein sehr schönes Prinzip.

Cyphermaster
2012-11-05, 13:42:40
Dafür wäre dann vielleicht doch etwas CO2-Abscheidung aus nem ollen Kohlekraftwerk sinnvoll.?! Oder entsteht das da in einer eher unbrauchbaren Form?!Bezüglich der Brauchbarkeit wären Abgase fossil befeuerter Kraftwerke natürlich ideal - dann hat man diese aber nicht "entsorgt", sondern lediglich deren Abgabe bis zur Nutzung des Methans verzögert. Besser im Hinblick auf das langfristige Ziel, fossile Energiegewinnung möglichst komplett zu vermeiden, wäre es, man könnte das CO2 aus anderen Kreisprozessen gewinnen, die nicht wie Kohlekraftwerke netto zusätzliche CO2-Emissionen bedingen.

Denkbar als "hochprozentige" CO2-Quelle wären beispielsweise Gaskraftwerke (da geht das Methan dann sowieso hin) oder Müllverbrennungsanlagen, in deren Nähe die P2G-Konverter dann installiert werden, um nicht ein CO2-Pipelinenetz zusätzlich hochziehen zu müssen.

Knuddelbearli
2012-11-05, 18:54:30
naja durch die räumliche nähe wird das prinzip aber auch teilweise ad absurdum geführt

Fusion_Power
2012-11-06, 01:47:59
Dass man sowas nicht schon ehr realisiert hat. Gas als Energiespeicher ist genial, wir haben ja in D ein dichtes Erdgasnetz, da kann man dann einspeisen oder eben in Gastanks das Zeuch lagern. Da es bei uns ja nun offenbar massig überschüssigen Strom gibt, den man sonst nirgendwo speichern kann, ist so eine Methanerzeugungsanlage echt was sinnvolles. genug davon und wir hätten neben dem Strom auch noch massig billiges Erdgas, das freut sicher alle - außer Gasprom vielleicht. :D

Windi
2012-11-06, 19:00:28
Es gibt anscheinend auch Pläne dieses "Power to Gas" mit Biogas zu kombinieren.
Biogas besteht halt nicht nur aus Methan, sondern zu einem Drittel auch aus Kohlenstoffdioxid.
Um Biogas ins Erdgasnetz einspeisen zu dürfen, muss der Kohlenstoffdioxidanteil eh gesenkt werden. Anstatt es herauszufiltern würde man es so halt einfach in nützliches Methan umwandeln.

Keine Ahnung wie teuer das ganze allerdings ist.


Das wichtigste sind wohl eher die Bau- und Betriebskosten. Heutige "Power to Gas"-Anlagen müssen das ganze Jahr durchlaufen und können kaum auf die Strompreisschwankungen reagieren, da sie im Bau viel zu teuer waren um sie zu "pausieren" zu lassen.
Eine Anlage die man still stehen lassen könnte und nur dann anlaufen lässt wenn der Strompreis gerade billig ist, wäre schon ein riesiger Fortschritt.