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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Teilungsartikel in der französischen Sprache


Binaermensch
2012-12-16, 00:26:26
Hallo!

Ich lerne gerade Französisch auf A1. In der letzten Unterrichtsstunde haben wir uns zum ersten Mal mit dem Teilungsartikel beschäftigt.

Dabei gibt's jedoch eine Sache, die ich noch nicht ganz verstehe...
Wir hatten zum Beispiel folgendes Beispiel:

„J'achete du pain.“ entspricht lt. meinem Lehrbuch im Deutschen „Ich kaufe Brot.“ Es wird hier der Teilungsartikel du (= de le) verwendet, weil wir auf Menge und Sorte nicht näher eingehen.

Warum übersetzt man dann jedoch „Ich liebe Schokolade!“ (Menge und Sorte ebenfalls undefiniert) trotzdem mit „J'aime le chocolat!“, anstatt mit „J'aime du chocolat!“?

Es wäre toll, wenn da jemand der auf entsprechendem Französisch-Niveau ist kurz darauf eingehen könnte.


Danke! :)

Speznaz
2012-12-16, 00:56:24
Ich kann zwar kein Französisch, aber ich würde sagen:
"Ich kaufe Brot." Wie Du schon richtig sagst, die Anzahl und Art ist unbekannt. Aber auf Deutsch würde es ~richtiger heißen: "Ich kaufe ein Brot/x Brote."

"Ich liebe Schokolade." Ich liebe jegliche Schokolade. Egal welche.

Quadral
2012-12-16, 02:38:24
Wenn ich mich recht erinnere, kommt es bei Schokolade darauf an was du sagen willst.
J'aime le chocolat -> Ich liebe (genau diese) Schokolade. (J'aime le chocolat que j'ai acheté aujourd'hui = spezifiziert = die ich heute gekauft habe)
J'aime du chocolat -> Ich liebe Schokolade (allgemein).

Ohne Gewähr...

Plutos
2012-12-16, 09:00:13
Im Prinzip ist das einfach eine Ausnahme. Nach bestimmten Verben (man kann sich mal merken: aimer, adorer, détester, préférer), die eine allgemeine Vorliebe oder Abneigung gegenüber etwas zum Ausdruck bringen, steht der bestimmte Artikel.
Wenn ich Schokolade esse, ist das schlicht ein wertungs- und emotionsfreier Vorgang: Je mange du chocolat. Aber wenn ich meine Liebe zu Schokolade wirklich gerne mag: J'aime le chocolat.

Quellen: formal C1-Französisch :freak: und http://www.ecoute.de/files/ecoute/Nosproduits/Magazine/Articles/201209/12-12_Pieges_09-12_2.pdf

Binaermensch
2012-12-16, 10:28:13
Wenn ich mich recht erinnere, kommt es bei Schokolade darauf an was du sagen willst.
J'aime le chocolat -> Ich liebe (genau diese) Schokolade. (J'aime le chocolat que j'ai acheté aujourd'hui = spezifiziert = die ich heute gekauft habe)
J'aime du chocolat -> Ich liebe Schokolade (allgemein).

Ohne Gewähr...Eben. Das ist genau so, wie ich's verstanden hätte.

Und genau deswegen wundert's mich, dass man laut meiner Französischlehrerin genau für jenen Fall, wo man (auch laut deinem Text) den Teilungsartikel benutzen würde, nur den normalen Artikel benutzt.

Also in Klartext: Man müsste es theoretisch auf untere Art und Weise ausdrücken, sagt's aber auf die obere. Und der Grund ist mir schleierhaft.

Binaermensch
2012-12-16, 10:31:07
Im Prinzip ist das einfach eine Ausnahme. Nach bestimmten Verben (man kann sich mal merken: aimer, adorer, détester, préférer), die eine allgemeine Vorliebe oder Abneigung gegenüber etwas zum Ausdruck bringen, steht der bestimmte Artikel.
Wenn ich Schokolade esse, ist das schlicht ein wertungs- und emotionsfreier Vorgang: Je mange du chocolat. Aber wenn ich meine Liebe zu Schokolade wirklich gerne mag: J'aime le chocolat.

Quellen: formal C1-Französisch :freak: und http://www.ecoute.de/files/ecoute/Nosproduits/Magazine/Articles/201209/12-12_Pieges_09-12_2.pdfPerfekt, danke! :D

Dann ist's eine Ausnahme also. Hätte mich zwar gefreut, wenn dieser Ausnahmefall logisch herleitbare Gründe hätte, aber so ist's mir auch recht. Hauptsache ich kann aufhören darüber nachzugrübeln, und Zweifel daran zu haben, ob ich den Teilungsartikel richtig verstanden habe.

Danke nochmal! :)

Plutos
2012-12-16, 20:29:37
Ich habe jetzt einen guten Teil des Tages darüber nachgedacht. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine "richtige" Regel dafür gibt, wann das "de" weggelassen wird. Mir scheint aber richtig zu sein, dass man genau dann "de + ..." verwendet, wenn darauf die Rückfrage "Wieviel davon?" sinnvoll gestellt werden kann.
Und im Gegenzug verzichtet man auf "de", wenn die sinnvolle Gegenfrage "Wie sehr?" lauten würde. An einer besseren Formulierung arbeite ich noch X-D.

Also: Ich esse Brot. Je mange du pain. "Wieviel davon?" - macht Sinn. So und so viel.
Ich liebe Brot. J'aime le pain. "Wieviel davon?" - macht keinen Sinn.

Die Frage mit "wieviel" stellt eben auf die Quantifizierbarkeit ab (eine unbestimmte, aber im Grunde physikalisch messbare Menge, bei Brot z.B. Stück (Laibe), Gewicht...). Wie sehr man Brot liebt, ist zwar auch unbestimmt, aber eben auch nicht in diesem Sinne quantifizierbar.

Ob diese "Regel" jetzt leichter zu merken ist als die Handvoll Ausnahmeverben, das sei mal dahingestellt ;). Aber es hört sich für mich logisch an.

Binaermensch
2012-12-18, 21:58:48
Hi!

Also diese Erklärung klingt mal einleuchtend...! Ich hab mir das eben durch den Kopf gehen lassen (auch im Hinblick darauf was wir heute hinsichtlich der Teilungsartikel gelernt haben), und deine Faustregel scheint tatsächlich aufzugehen.

Mir hilft sie auf jeden Fall massivst weiter! :)

Ich muss nämlich Sachen, damit ich sie auch tatsächlich anwenden kann, zumindest in Grundzügen verstehen. Auswendig lernen geht zwar zur Not auch, ist aber massivst unbefriedigend. Zumindest ich habe dann einfach niemals Sicherheit, sondern bin immer so ein bisschen unsicher ob ich das eh gerade richtig gemacht habe.

Danke vielmals für die Hilfe! Das wird nicht der nächste Thread von mir gewesen sein, ich versprech's. ;)

Binaermensch
2012-12-19, 21:09:07
Okay, hier schon das nächste Problem!

(Es könnte auch was mit dem Teilungsartikel zu tun haben, deswegen poste ich es mal auch hierhin... auch auf die Gefahr hin, dass es OT ist.)

In meinem Unterrichtsbuch findet sich folgendes:

Le goûter, c'est l'heure du sucré: les petits pains au chocolat, les gâteaux, les biscuits, [...]

Ich verstehe in diesem Fall einfach nicht, wo das „du“ (bzw. „de le“) an dieser Stelle her kommt.


Möglichkeit 1:
Es handelt sich um den Teilungsartikel der die unbestimmte Menge des Zuckers ausdrückt, also wie in „Je mange du Pain.“. Dann fehlt mir aber irgendwas, was zwischen „l'heure“ und „sucré“ steht... Weil so habe ich ja quasi zwei Nomen hintereinander. „Es ist die Stunde Zucker“, quasi.

Möglichkeit 2:
Es wird übersetzt mit „Es ist die Stunde des Zuckers“. Dann ist mir aber nicht ganz klar, warum „sucré“ mit dem Artikel geschrieben wird. In vergleichbaren Sätzen wird er nämlich weggelassen: „Je viens de Vienne“, „Je travaille dans ingénieur de développment de logiciels“, „Une rondelle de citron“.

Plutos, übernehmen Sie! :D


P.S.: Im Zuge der Recherche für diesen Beitrag ist mir aufgefallen, dass es beim vormaligen franz. Namen des Eurovisionssongcontestes scheinbar genauso ist: „Grand Prix Eurovision de la Chanson“!

Mikhal
2012-12-19, 21:32:11
Ich bin kontextbedingt für Möglichkeit 2.

Deine Beispiele sind für mich als Analoga nicht einleuchtend. Der erste Satz ist eine Ortsangabe, der zweite eine Tätigkeitsbeschreibung und der dritte eine Objektbeschreibung. Bei deinem oben angeführten Satz handelt es sich -meiner Meinung nach- um eine relative Zeitangabe: "Stunde des Zuckers".
Ich würde es als gewöhnlichen Genitiv klassifizieren bei dem kein Grund besteht den bestimmten Artikel wegzulassen.

Zudem ist die Menge des Zuckers unbestimmt. :)