Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pharmariese Novartis verliert Patentstreit in Indien
uweskw
2013-04-01, 18:01:50
Wirklich eine gute Nachricht. Jedes Jahr sterben hunderttausende weil sich die Pharmaindustrie ihre Investitionen hundertfach zurück zahlen lassen will. Ich hoffe das Beispiel macht Schule.
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/novartis120.html
Bevor jetzt irgendwelche obrigkeitshörigen Idioten kommen und vom Schutz und Sinn von Investitionen faseln:
Die wollten sich dieses Krebsmittel nochmal für 20 Jahre schützen lassen lassen, mit der Begründung dass man es jetzt auch als Pille nehmen kann. Das Original Medikament kostete Indien pro behandelter Person 3124 € im Monat. Ein gleichwertiges Generika 60 €.
Greetz
U.S.
xxMuahdibxx
2013-04-01, 19:02:52
Falls du mal 30 % deiner Einnahmen wieder in die Forschung stecken musst kannst weiterreden .
Sicher ist es nicht schön das die Preisspanne so gross ist da geb ich dir 100 % recht aber ne gewisse Gewinnspanne und auch einen akzeptablen Patentschutz brauchts schon .
Und manch ein Generika möcht ich dann doch nicht nutzen weil die Versuchsreihen nicht so komplex sind .
Knuddelbearli
2013-04-01, 19:59:03
Das Medikament war 20 Jahre geschützt und damit wurde beim R+D auch gerechnet wieso sollte jetzt also nochmal 20 Jahre gegeben werden?
uweskw
2013-04-01, 20:17:22
Klar, blöd sind die auch nicht. Man kann es jetzt als Pille einnehmen. Wenn es das weiterhin als Tropfen oder Infusion gibt für 60 €, dann dürfen die für Ihre Scheißpillen auch 10.000 € verlangen. Kein Problem damit
Greetz
U.S.
Skusi
2013-04-01, 20:53:03
Falls du mal 30 % deiner Einnahmen wieder in die Forschung stecken musst kannst weiterreden .
Sicher ist es nicht schön das die Preisspanne so gross ist da geb ich dir 100 % recht aber ne gewisse Gewinnspanne und auch einen akzeptablen Patentschutz brauchts schon .
Und manch ein Generika möcht ich dann doch nicht nutzen weil die Versuchsreihen nicht so komplex sind .
Wenn du vor der Wahl stehst Generica oder sterben, stellt sich die Frage wohl nicht.
Wirklich eine gute Nachricht. Jedes Jahr sterben hunderttausende weil sich die Pharmaindustrie ihre Investitionen hundertfach zurück zahlen lassen will. Ich hoffe das Beispiel macht Schule.
und jedes Jahr müssen ungezählte Patienten leiden oder gar sterben, weil niemand ein (spezielles) Medikament für ihre (seltene) Krankheit entwickelt.
So lange es sich für die Pharmariesen trotz dieses Gerichtsentscheids lohnt neue Medikamente zu entwickeln, schön für uns alle. Wenn sie hingegen ihre Entwicklungskosten nicht mehr hineinbekommen, dann gute Nacht...
Im konkreten Fall, ohne genau zu wissen was das "neue" Medikament vom "Alten" unterscheidet, kann man nicht beurteilen ob das Patent zu Recht abgelehnt wurde oder nicht.
Wenn ich das so weit richtig verstehe, ist es der gleiche Wirkstoff, nun aber als Tabletten zum Einnehmen. Bislang war es flüssig, wie es verabreicht wurde weiss ich nicht.
Aber unabhängig vom konkreten Fall, jeder Wirkstoff ist anders und kann je nachdem nicht einfach so von einer Flüssigkeit zum Schlucken in eine Tablette zum Schlucken "umverpackt" werden, oder umgekehrt. Noch schwieriger wird es, wenn ein Medikament intravenös gegeben wird und dann zur Oralen Einnahme umfunktioniert werden soll.
Kladderadatsch
2013-04-01, 21:06:48
der ts hat offenkundig auch nicht die leiseste ahnung von den paranoiden sicherheitsvorkehrungen, die ein unternehmen wie novartis im gegensatz zu indischen herstellern einhalten muss/will. sonst würde er nicht die preise gegenüberstellen und behaupten, das sei alles dasselbe und abzocke.
Falls du mal 30 % deiner Einnahmen wieder in die Forschung stecken musst kannst weiterreden .
Sicher ist es nicht schön das die Preisspanne so gross ist da geb ich dir 100 % recht aber ne gewisse Gewinnspanne und auch einen akzeptablen Patentschutz brauchts schon .
Und manch ein Generika möcht ich dann doch nicht nutzen weil die Versuchsreihen nicht so komplex sind .
Ich denke das gerade bei Pharmazeutischen Erzeugnissen der Patentschutz verändert werden muss. Vor allem wenn es um Menschenleben geht. Keine Gewinnspanne der Welt sollte wertvoll genug sein, um es mit Lebensqualität oder Lebenserhaltung aufwiegen zu können.
Klar kosten Medikamente Unsummen. Ebenso klar ist aber, daß ein Patentschutz der Dekaden andauert ethisch in keiner Weise haltbar ist.
Warum nicht ein Patentsystem machen wo das Patent dann verfällt, wenn das Medikament 5 Jahre auf dem Markt ist oder das doppelte oder dreifache der Forschungskosten wieder eingefahren hat?
Es muss ja einen gesunden Mittelweg geben wie beide Seiten mit leben können.
klutob
2013-04-01, 21:36:48
Ich wäre ja dafür die Pharmakologie als Grundlagenforschung anzulegen/fördern (WHO), dürfte besser für die Patienten und dem Forschungsfortschritt weltweit sein.
Herr Doktor Klöbner
2013-04-01, 21:39:42
In Afrika sterben jedes Jahr mehrere Millionen Menschen an AIDS, die Antiviralen Mittel, die diese Krankheit in den westlichen Industrieländern unter Kontrolle halten lassen sich für lächerliche Beträge herstellen.
In Indien sollen Krebskranke die eine 50/50 Chance haben elenig verecken, damit Novartis seinen Aktionären 5 Milliarden Dividende mehr ausschütten darf ?
SAGT MAL HACKT ES ?????
Mein Vater und mein Großvater sind elendig an Krebs krepiert, ich mußte zusehen wie diese Krankheit sie bei lebendigen Leibe aufraß, aber sie hatten immerhin die Chance die jeder Mensch in einem westlichen Industriestaat hat, oder besser gesagt hatte, das ist angesicht des Amoklaufenden Turbokapitalismus bald auch vorbei.
Nur der absolute, neoliberale Abschaum, den ich ganz Gewiss nicht mit dem Begriff " Mensch " adeln werde, findet diese Entschheidung der Inder schlecht.
Patentschutz in diesem Zusammenhang ist staatlich legitimierter Massenmord, die absolute Perversion eines irrsinnigen Wirtschaftssystems.
Amarok
2013-04-01, 21:44:29
Bevor jetzt irgendwelche obrigkeitshörigen Idioten kommen und vom Schutz und Sinn von Investitionen faseln:
Die wollten sich dieses Krebsmittel nochmal für 20 Jahre schützen lassen lassen, mit der Begründung dass man es jetzt auch als Pille nehmen kann. Das Original Medikament kostete Indien pro behandelter Person 3124 € im Monat. Ein gleichwertiges Generika 60 €.
Greetz
U.S.
An den Threadersteller:
Wie wurde es vorher verwendet? Nicht als Pille? Als Infusion? Welche war es denn?
Wo wird Imatinib eingesetzt?
Wie lange gibt es Imatinib/Glivec?
Windi
2013-04-01, 21:47:39
Das Problem ist halt, das das neue Patent das Alte regelrecht verlängert hätte. Was natürlich nicht das Sinn des Patentsystems ist. Jemand der etwas entwickelt, soll dafür einmalig eine Schutzzeit zugesprochen bekommen, sie aber nicht laufend verlängern können.
Keine Ahnung ob es nicht möglich ist, den Schritt zu patentieren, mit dem man den Wirkstoff in eine Tabletten taugliche Form bringt. Das wäre für mich patentierungswürdig. Der neue Wirkstoff der fast Baugleich zu dem alten ist, und damit auch dessen Nachbau verhindert hätte, ist für mich nicht patentierungswürdig.
Oder es ist doch möglich und Novartis hat das nur gemacht weil es bis jetzt immer gut gegangen ist. Und man damit natürlich das alte Patent verlängert hätte.
lassen sich für lächerliche Beträge herstellen.
Du, alles was man irgendwo kaufen kann, kostet rein in der Produktion meist extrem wenig. Die im Vergleich zu den Produktionskosten höheren Verkaufskosten kommen daher, dass die Entwicklung ja auch irgendwie finanziert werden muss.
Das ist bei allen, bei wirklich allen kaufbaren Produkten so!
Warum nicht ein Patentsystem machen wo das Patent dann verfällt, wenn das ... doppelte oder dreifache der Forschungskosten wieder eingefahren hat?
Es muss ja einen gesunden Mittelweg geben wie beide Seiten mit leben können.
ja, irgendwie sowas. Da kann der Patentinhaber dann selber entscheiden ob er das Produkt "billig" aber dafür länger verkaufen kann oder ob er es lieber kurz und teuer vermarkten mag.
Das Problem ist halt, das das neue Patent das Alte regelrecht verlängert hätte.
ja, das ist auch noch so eine ungeklärte Detailfrage.
Angenommen das alte Medikament mit dem Wirkstoff abc ist flüssig und das neue mit dem Wirkstoff abc ist fest, dann kann IMHO die Kombination fest + abc neu patentiert werden, das alte Patent mit flüssig + abc ist aber abgelaufen.
Meine Patentrechtsvorlesung ist aber mittlerweile viel zu lange her, aber IIRC gibt es durchaus die Möglichkeit ein bestehendes Patent zu verlängern, wenn eine "marginale Veränderung" vorgenommen wird (zum Aspirin noch Vitamin C beimischen o.ä.).
xxMuahdibxx
2013-04-02, 11:43:00
Was viele nicht bedenken oder wissen ist das eine Infusion meistens teurer ist mehr Platz wegnimmt als eine Tablette .
Patentrechtsfragen ... man hat 20 Jahre Patent auf ein Medikament ... und die fangen nicht an mit dem Verkauf sondern mit der Forschung wenn man merkt das könnte was werden .
Am Ende forscht ein Unternehmen ca. 10 Jahre lang und muss Ausgaben tätigen um dann das ganze in den nächsten 10 Jahren wieder reinzuholen .
Wenn ihr wüsstet wieviele Kontrollen und klinische Studien dafür nötig sind um speziel die Food & Drug Administration und auch die deutschen Behörden zu zeigen das das Medikament besser als alles bisherige ist oder auch das erfüllt was machen soll .
Aber das muss man bei Generica ja gar nicht ... da muss man einfach nur billig ein Molekül herstellen ... die Reinheit muss gar nicht so gut sein und getestet wirds auch nicht ... wow ...
Was auch nicht geschrieben wird ist das die Medikamentenpreise sich nach dem Einkommen der Bevölkerung des Landes richtet . Daher zahlen wir in Deutschland extrem viel für Medikamente so das sich sogar der EU Re-Import lohnt . In Entwicklungsländer geben viele Pharmafirmen ihr Medikament für den Umkostenpreis ab was leider auch nicht erwähnt wird .
Falls natürlich Generica ganz wichtig sind für alle ... denkt einfach mal drüber nach warum es diese geben kann ... falls niemand mehr Forscht wirds auch keine weiteren Generica geben ...
Ist ja auch bestimmt ganz wichtig das das so kommt ... viel Spass mit der neuen Grippewelle wenn sie mal wieder wie die Spanische Grippe wird ( RIP ) .
Gipsel
2013-04-02, 11:58:59
Aber das muss man bei Generica ja gar nicht ... da muss man einfach nur billig ein Molekül herstellen ... die Reinheit muss gar nicht so gut sein und getestet wirds auch nicht ... wow ... Die Anforderungen an die Reinheit sind absolut identisch, egal ob Generika oder Original.
Cyphermaster
2013-04-02, 12:04:38
Der einzig relevante Punkt für mich ist: Ist die Schöpfungshöhe hinter dem Unterschied Pille vs. vorheriger Darreichungsform wirklich so groß, daß es die Verlängerung des Patentschutzes rechtfertigt?
Wenn ich nur marginale, eher "kosmetische" Veränderungen vornehme, dann hat das für mich keinen Erfindungscharakter, und ist daher auch nicht patentfähig; ähnlich wie die Idee, sich Gensequenzen bei Zuchttieren oder Saatgut schützen zu lassen. Am Ende trage ich zufällig so eine Gensequenz, und plötzlich gehört mein Arsch und der meiner Kinder Monsanto?
Schiller
2013-04-02, 14:18:53
In Afrika sterben jedes Jahr mehrere Millionen Menschen an AIDS, die Antiviralen Mittel, die diese Krankheit in den westlichen Industrieländern unter Kontrolle halten lassen sich für lächerliche Beträge herstellen.
In Indien sollen Krebskranke die eine 50/50 Chance haben elenig verecken, damit Novartis seinen Aktionären 5 Milliarden Dividende mehr ausschütten darf ?
SAGT MAL HACKT ES ?????
Mein Vater und mein Großvater sind elendig an Krebs krepiert, ich mußte zusehen wie diese Krankheit sie bei lebendigen Leibe aufraß, aber sie hatten immerhin die Chance die jeder Mensch in einem westlichen Industriestaat hat, oder besser gesagt hatte, das ist angesicht des Amoklaufenden Turbokapitalismus bald auch vorbei.
Nur der absolute, neoliberale Abschaum, den ich ganz Gewiss nicht mit dem Begriff " Mensch " adeln werde, findet diese Entschheidung der Inder schlecht.
Patentschutz in diesem Zusammenhang ist staatlich legitimierter Massenmord, die absolute Perversion eines irrsinnigen Wirtschaftssystems.
+1
Aber Leuten, die solche Leiden nicht in ihrem nahen Umkreis erlebt haben, die sie wirklich persönlich und emotional tief berührten, kannst du das nicht erklären.
Insbesondere den neoliberalen Arschgeigen, die sich für unsterblich halten...
In Afrika sterben jedes Jahr mehrere Millionen Menschen an AIDS, die Antiviralen Mittel, die diese Krankheit in den westlichen Industrieländern unter Kontrolle halten lassen sich für lächerliche Beträge herstellen.
(...)
Patentschutz in diesem Zusammenhang ist staatlich legitimierter Massenmord, die absolute Perversion eines irrsinnigen Wirtschaftssystems.
(y)
Cyphermaster
2013-04-02, 14:46:51
Demnach muß Novartis jetzt zum Wohle der Menschheit für lau entwickeln, also nur ehrenamtliche Mitarbeiter haben? :rolleyes:
Klar, der Patentschutz dient wirtschaftlichen Interessen. Ohne solch ein Schutzsystem gäbe es aber wahrscheinlich vielfach viel weniger Forschung und damit Fortschritt, weil das Risiko hohen Forschungsaufwandes verglichen mit den möglicherweise nur geringen Verkäufen bis zur Überschwemmung des Marktes mit billigeren Nachahmungen einfach zu groß wäre. Dann sterben nicht weniger Leute. Geldschneiderei wird es erst da, wo Dinge, die keine wirklichen Neuerungen sind, den Patentschutz (ungerechtfertigt) bekommen.
+1
Aber Leuten, die solche Leiden nicht in ihrem nahen Umkreis erlebt haben, die sie wirklich persönlich und emotional tief berührten, kannst du das nicht erklären.
Insbesondere den neoliberalen Arschgeigen, die sich für unsterblich halten...
Insbesondere sind es diese Leute, bei denen sich bei diesem Thema nicht ein blutroter Schleier der Wut vor die Augen legt. Manchen von diesen Leuten haben vielleicht einen dollargrüner Schleier vor den Augen, andere dagegen keinen.
Leider kann man durch keinen der beiden Schleier die Situation sinnvoll bewerten und diskutieren.
Wie Cypher schon schrieb, ist Wirtschaftlichkeit ein wichtiges Motiv für Forschung. Und ohne Wirtschaftlichkeit bzw. wirtschaftliche Sicherheit (->Patentrecht) gäbe es keine private Forschung in diesem Sektor.
Wirtschaftlichkeit ist aber nicht das einzige Motiv, durch öffentliche Forschung (inkl. Finanzierung der Studien) könnten auch sehr viele sinnvolle, aber unwirtschaftliche Medikamente (zB für nicht-chronische Krankheiten) entwickelt werden.
Leider scheitert das eben an der Bereitschaft, dieses riesige finanzielle Risiko einzugehen.
Windi
2013-04-02, 16:00:28
Novartis hat ja das Patent auf den Wirkstoff bekommen. Sie haben es nur nicht geschafft fast den gleichen Wirkstoff noch ein zweites mal patentiert zu bekommen. Dieses Evergreening muss einfach unterbunden werden, ansonsten könnte man ein Patent unendlich oft verlängern lassen. Erst gibt es das Medikament als Infusion, dann als Tablette, dann als Pflaster und später mit Erdbeergeschmack damit Kinder es lieber nehmen:freak:
Falls nicht genug Geld in die Forschung fließt, dann muss der Staat/Weltgemeinschaft etwas tun.
-mehr staatliche Forschung
-mehr Subventionen für die private Forschung
-verlängerter Patentschutz für neue Wirkstoffe
-.....
Es kann aber nicht sein, das man Patente beliebig verlängert.
Novartis hat ja das Patent auf den Wirkstoff bekommen. Sie haben es nur nicht geschafft fast den gleichen Wirkstoff noch ein zweites mal patentiert zu bekommen.
was genau wollten sie jetzt im konkreten Fall patentieren, den Wirkstoff nochmal (geht nur unter sehr bestimmten Bedingungen) oder die Darreichungsform ?
Windi
2013-04-02, 16:40:13
was genau wollten sie jetzt im konkreten Fall patentieren, den Wirkstoff nochmal (geht nur unter sehr bestimmten Bedingungen) oder die Darreichungsform ?
Der Wirkstoff musste leicht verändert werden, damit man ihn in Tablettenform verabreichen kann. Er muss halt die Magensäure und Enzyme im Darm überstehen. Hätte man diesen neuen Wirkstoff sein Patent zugestanden, dann wären davon auch alle Medikamente darunter gefallen die den alten Wirkstoff basieren. Weil beide Wirkstoffe halt fast gleich sind und sich kaum unterscheiden.
uweskw
2013-04-02, 20:10:11
....
Wie Cypher schon schrieb, ist Wirtschaftlichkeit ein wichtiges Motiv für Forschung. Und ohne Wirtschaftlichkeit bzw. wirtschaftliche Sicherheit (->Patentrecht) gäbe es keine private Forschung in diesem Sektor.
Wirtschaftlichkeit.....
Richtig, es muss sich für die Pharmaindustrie lohnen zu forschen und zu investieren. Die können mit einem solch Medikament vom mir aus auch hunderte Millionen verdienen. Schließlich haben sie geforscht und sich ein Risiko eingegangen. Nur irgendwo gibt es Grenzen. Medizin und medizinische Forschung hat auch immer etwas mit Verantwortung für die Patienten zu tun. Hier darf Gewinnstreben nicht die einzige Maxime sein. Denn unterm Strich lässt man Millionen Menschen sterben nur um seinen Gewinn zu steigern.
Und genau hier sind wir an dem Punkt wo die freie Marktwirtschaft Grenzen braucht. Kein Unternehmen wird freiwillig darauf verzichten zusätzliche Milliardengewinne einzufahren.
Greetz
U.S.
Der Wirkstoff musste leicht verändert werden
Unterschätze dieses leicht verändern mal nicht. Ein Proton durch eine Methylgruppe zu ersetzen kann erheblichste Auswirkungen auf die Wirkung (und Nebenwirkungen) des Wirkstoffs haben. Auch was die Synthese des Wirkstoffs angeht, so eine leichte Veränderung kann zur Folge haben, dass man eine komplett neue Syntheseroute entwickeln muss. etc.
Unterschätze dieses leicht verändern mal nicht. Ein Proton durch eine Methylgruppe zu ersetzen kann erheblichste Auswirkungen auf die Wirkung (und Nebenwirkungen) des Wirkstoffs haben. Auch was die Synthese des Wirkstoffs angeht, so eine leichte Veränderung kann zur Folge haben, dass man eine komplett neue Syntheseroute entwickeln muss. etc.
Auch wenn du mich nicht damit angesprochen/-schrieben hast, kann ich sehr gut nachvollziehen, dass man sich einen veränderten Wirkstoff, der für eine neue (bessere!) Dareichungsform notwendig wurde, eben genau aus solchen Gründen patentieren lässt.
Aber es will in meinen Kopf nicht rein, was das bitte für Folgen für das Patent des ursprünglichen Wirkstoffs haben soll.
Neues Patent für neuen Wirkstoff: ja klar, verständlich (wirtschaftlich und auch moralisch)!
Dadurch Verlängerung des alten Patentes: Hä?
...
Aber es will in meinen Kopf nicht rein, was das bitte für Folgen für das Patent des ursprünglichen Wirkstoffs haben soll.
Neues Patent für neuen Wirkstoff: ja klar, verständlich (wirtschaftlich und auch moralisch)!
Dadurch Verlängerung des alten Patentes: Hä?
wie gesagt, ich weiss auch nicht was konkret geändert wurde und was genau patentiert werden sollte. Wie ich weiter oben schon schrieb
Angenommen das alte Medikament mit dem Wirkstoff abc ist flüssig und das neue mit dem Wirkstoff abc ist fest, dann kann IMHO die Kombination fest + abc neu patentiert werden, das alte Patent mit flüssig + abc ist aber abgelaufen.
Meine Patentrechtsvorlesung ist aber mittlerweile viel zu lange her, aber IIRC gibt es durchaus die Möglichkeit ein bestehendes Patent zu verlängern, wenn eine "marginale Veränderung" vorgenommen wird (zum Aspirin noch Vitamin C beimischen o.ä.).
Amarok
2013-04-03, 19:15:06
Ich weiß es ist ein schwieriges Thema:
Ein paar Infos:
Imatinib gibt es schon etwas länger, das stimmt, auch gab es eine Infusion die aber meines Wissens nie auf den Markt kam.
Imatinib gilt als Meilenstein in der Geschichte in der zielgerichteten Therapie. Die FDA hatte noch nie so schnell eine Genehmigung erteilt (und das heißt was). Mittlerweile gibt es sogar andere TKIs die bei gewissen Mutationen besser wirken (Die ganze Wirkungsweise usw. ist etwas kompliziert, ihr könnt aber gerne bei Wiki nachsehen, da steht es ganz gut drinnen)
Mit den neuen Substanzen spricht man nun schon von Heilung einer CML, so etwas war vor gar nicht so kurzer Zeit undenkbar.
Imatinib wird übrigens auch bei einem seltenen Tumor, dem GIST eingesetzt, ebenfalls mit einer tollen Ansprechrate, bei gewissen Formen der ALL sowie der MDS wird es ebenfalls eingesetzt.
Zum Patent: Ist zu akzeptieren, aber man muss die Kirche auch mal im Dorf lassen. Es geht hier um das Imatinib-Mesylat, vorher gab es auch als Base.
Wenn ich mir hier so manche Kommentare durchlese muss Imatinib ja ein Universalprodukt sein. In Wirklichkeit erkranken so an die 170 Menschen in Österreich pro Jahr an einer CML, in Indien wären das dann so an die 19.000, also in der Gesamtheit sehr wenig Menschen. (Mit dem GIST kommen noch einige dazu).
Es ist, und das ist objektiv, ein Produkt für Minderheiten (der natürlich die Therapie nicht vorenthalten werden soll!)
Und was die Kosten betrifft: Beim z.B. multiplen Myelom gibt es mehr als doppelt soviel Erkrankungen, die Kosten dort sind noch viel höher (Revlimid kostet pro Monat so an die 10.000 Euro), vom Melanom rede ich gar nicht...
Die Masse machen dann aber die häufigen Tumor aus: Brustkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs... Das geht wirklich ins Geld...
Und zu den Patenten allgemein, es wurde schon genannt: Bis die ganzen Studien durch sind (Phase III meistens zwingend) sind schon so viele Jahre vergangen, dass nur mehr paar Jahre das Patent gilt.
Und die Kosten für die Entwicklung liegen so an die 1 Milliarde...
@ Threadstarter: Wenn man Imatinib hernimmt sterben nicht Millionen Menschen wenn sie es nicht erhalten, aber an schmutzigem Wasser, HIV usw. sehr wohl. Imatinib ist da nur eine "Nebenschauplatz"...
Noch schnell zu den Änderungen der Darreichungsform eine Frage:
Ist es legitim ein Patent für ein Medikament zu verlangen, das man nun statt mindesten 3 Stunde geben muss durch eine kurze Injektion unter die Haut ersetzt?
uweskw
2013-04-04, 01:16:38
....
Es ist, und das ist objektiv, ein Produkt für Minderheiten (der natürlich die Therapie nicht vorenthalten werden soll!)
.....
Und was die Kosten betrifft: Beim z.B. multiplen Myelom gibt es mehr als doppelt soviel Erkrankungen, die Kosten dort sind noch viel höher (Revlimid kostet pro Monat so an die 10.000 Eurro)
Die Masse machen dann aber die häufigen Tumor aus: Brustkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs... Das geht wirklich ins Geld...
......
Also wenn man deinen Beitrag so liest meint man ja fast Imatinib wäre ja preisgünstiges Wundermedikament und wird aufgrund des kleinen Marktes dem Patienten nur deswegen nicht vorenthalten weil Novartis so Verantwortungsbewust ist.
Zitat Wiki:
Es gilt als eines der teuersten Medikamente auf dem deutschen Markt.[2] Im Oktober 2012 hat der Ausschuss für Humanarzneimittel eine Empfehlung zur Zulassung eines Nachahmerproduktes des israelischen Generika-Unternehmen Teva abgegeben
http://de.wikipedia.org/wiki/Imatinib
Imatinib wird als Leukämie Medikament auch unter dem Namen Glivec vertrieben. Ich habe keine Zahlen gefunden die direkten Aufschluss über die Anzahl der Patienten weltweit geben. Aber es wird in zig tausenden von Foren - Beiträgen erwähnt. Das klingt eigentlich nicht wirklich nach so geringer Verbreitung.
Ich frage mich warum es in allen Bereichen immer mehr Leute gibt die Pharmaindustrie, Energiekonzerne oder Banken verteidigen. Oft mit einer gefälligen Mischung aus vernünftigen Hintergrundinformationen einerseits und verschweigen/Falschdarstellungen andererseits. Weil man "dazugehören" will???:freak:
Und wie schon erwähnt: Von mir aus können die für ihre neue Darreichungsform gerne 10.000 € verlangen, solange sie zulassen dass die alte Darreichungsform für 60 € verkauft wird.
Greetz
U.S.
mofhou
2013-04-04, 02:14:34
Wenn ich mir hier so manche Kommentare durchlese muss Imatinib ja ein Universalprodukt sein. In Wirklichkeit erkranken so an die 170 Menschen in Österreich pro Jahr an einer CML, in Indien wären das dann so an die 19.000, also in der Gesamtheit sehr wenig Menschen.
Die Entscheidung betrifft ja nicht nur Indien, die indischen Pharmaerzeugnisse werden ja auch in alle Welt exportiert (Entwicklungsländer und "Schwarzmarkt" in den Industrieländern bzw Schwarzmarkt generell).
Sind natürlich trotzdem nicht viele Menschen, aber den Exportfaktor sollte man auch nicht unterschätzen.
xxMuahdibxx
2013-04-04, 09:12:26
Normalerweise kann man ein Patent auf einen Wirkstoff und seine Herstellung nur einmal verlängern lassen .
http://de.wikipedia.org/wiki/Originalpr%C3%A4parat
vielleicht informiert ihr euch erstmal hier und auch bei anderen Quellen was möglich ist ..
Denn auch der Staat selber kann einen Patentschutz aufheben wenn das wohl der Allgemeinheit damit einhergeht und halt Generika wichtig für die Bevölkerung sind .
Amarok
2013-04-04, 20:14:26
Also wenn man deinen Beitrag so liest meint man ja fast Imatinib wäre ja preisgünstiges Wundermedikament und wird aufgrund des kleinen Marktes dem Patienten nur deswegen nicht vorenthalten weil Novartis so Verantwortungsbewust ist.
Preis"günstig", nein, Wundermedikament, ja. (obwohl ich den Ausdruck gar nicht mag...)
Es war ein Durchbruch in der Therapie der CML. Und was die osten betrifft: Nochmals: verglichen mit anderen Medikamenten ist es was die Kosten/Nutzen-Rechnung betrifft eines der besten was wir haben. Das willst du vielleicht nicht glauben, ist aber so. Jedes Statin ist da viel teurer...
Zitat Wiki:
http://de.wikipedia.org/wiki/Imatinib
Wiki ist Wiki...
Imatinib wird als Leukämie Medikament auch unter dem Namen Glivec vertrieben. Ich habe keine Zahlen gefunden die direkten Aufschluss über die Anzahl der Patienten weltweit geben. Aber es wird in zig tausenden von Foren - Beiträgen erwähnt. Das klingt eigentlich nicht wirklich nach so geringer Verbreitung.
Junge, ich verschreibe das Zeug...glaub mir, da kenne ich mich aus...;) Lies einmal nach unter CML, GIST und ALL, dann siehst du selbst wie häufig diese Erkrankungen sind...Es wird aber derzeit noch bei anderen Erkrankungen untersucht...
Und es wird nicht "auch" als Glivec vertrieben, es ist Glivec...
Und noch ein Vergleich:
Jeder metastasierter Brustkrebspatient kostet mehr...(Perjeta, Taxol, Tyverb, Avastin, ....
Jeder metastasierter Melanompatient kostet mehr...(Ipilimumab)
usw.
Ich frage mich warum es in allen Bereichen immer mehr Leute gibt die Pharmaindustrie, Energiekonzerne oder Banken verteidigen. Oft mit einer gefälligen Mischung aus vernünftigen Hintergrundinformationen einerseits und verschweigen/Falschdarstellungen andererseits. Weil man "dazugehören" will???:freak:
Ich verteidige nicht, ich stelle hier nur Fakten fest. Nochmals um es zu untermauern: Die Kosten/Nutzenrechnung ist hier den meisten anderen Medikamenten überlegen. Selbst eine Transplantation kommt, gesamt gesehen, teurer und ist auch nicht mehr State of the Art.
Nur zur Info: Es gibt auch schon Nachfolgeprodukte von Glivec (Nilotinib, Dasatinib usw.) die bei bestimmten Resistenzen (nicht zu verwechseln mit unserer Resi) eingesetzt werden. Die sind aber noch teurer.
Und wie schon erwähnt: Von mir aus können die für ihre neue Darreichungsform gerne 10.000 € verlangen, solange sie zulassen dass die alte Darreichungsform für 60 € verkauft wird.
Welche Darreichungsform meinst du genau?
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