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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was ist die Erklärung hinter der Reaktion "Kann kein Blut sehen"?


Lyka
2013-10-16, 17:45:02
als langjähriger Blutspender und 2x DKMS-Adept fand ich das Konzept von Leuten, die ihr Blut nicht sehen können, immer etwas... komisch. Mich hat die ganze Sache immer fasziniert. Es gibt Leute, die hassen es, Spritzen zu sehen, wenn sie eine bekommen, das sehe ich durchaus als Angst an, aber was erklärt mir, dass Leute beim Anblick echten Bluts z.B. sofort umkippen. Dass es Leute gibt, die beim eigenen Blutspenden empfindlich reagieren und sich hinlegen müssen, weil der Kreislauf absackt, habe ich bei Spenden gesehen und mir gesagt, dass diese Leute bis an ihre Grenzen gehen... aber es geht mir tatsächlich um Bewusstlosigkeit beim kleinsten Tropfen echten Bluts. :confused:

EL_Mariachi
2013-10-16, 17:59:09
Belonophobie... Hemaphobie... Was auch immer...

Es ist wie mit fast allen Phobien... die Angst ist irgendwie irrational, dennoch wird man panisch ;)

was willst du da großartig drüber reden? Das ist kein "Konzept" dem diese Personen da folgen...

gnahr
2013-10-16, 19:18:19
müsste sogar eine urangst sein. blut ist lebenssaft, den zu verlieren geht traditionell mit einer verletzung einher und sowas bedeutet schwäche die keiner gern hat.
ich tippe also auf kopfkino, so wie jemand mit nem messer und dem wunsch dir nen finger zu amputieren ne adäquate angst auslösen sollte.

Plutos
2013-10-16, 19:24:36
Das ist doch wie instantan explodierende Autos auf dem Hollywood-Misthaufen gewachsen. Sich davor ekeln oder "nicht hinschauen können" seh' ich ja noch ein, aber es gibt doch nicht wirklich jemanden, der beim Anblick gleich in Ohnmacht fällt? Die würden an einem Knochenbruch oder einer erhaltenen Transfusion dann ja sofort sterben X-D.

sei laut
2013-10-16, 22:26:30
Paradoxerweise habe ich mit meinem Blut kein Problem, wenn andere aber welches verlieren .. liegt aber eher an Empathie. Aber ich rede auch nicht von einem Tropfen - und auch nicht von Blutspenden. (wobei das grenzwertig ist - da weiß mein Verstand, dass es den anderen nicht schadet)

Tesseract
2013-10-16, 22:35:02
Dass es Leute gibt, die beim eigenen Blutspenden empfindlich reagieren und sich hinlegen müssen, weil der Kreislauf absackt, habe ich bei Spenden gesehen und mir gesagt, dass diese Leute bis an ihre Grenzen gehen...

das muss nichtmal an die grenzen sein, bei manchen reagiert der körper einfach stärker auf hypovolämie als bei anderen. ich habe z.B. prinzipiell absolut kein problem damit blut zu sehen oder zu spenden, aber selbst bei kleineren blutabnahmen bekomme ich schnell kreislaufprobleme wie es auch unter extremer körperlicher belastung sonst nicht der fall ist.

Weyoun
2013-10-16, 23:24:06
Blut "nicht sehen" zu können heißt im Grunde eigentlich, das einem schwarz vor Augen wird, wenn man Blut sieht. Liegt daran, dass sich der Herzschlag stark verlangsamt. Deckt sich auch 1:1 mit meinen Erfahrungen/Beobachtungen.

Eine größere Wunde z. B. an meinem Arm mit zuviel Blut und ich kriege folgende Symptome: Extrem langsamer Herzschlag (und Puls fast nicht mehr spürbar), Schweißausbrüche, äußerster Rand des Sichtfeldes wird dunkel/nicht mehr wahrnehmbar und ich muss mich setzen/hinlegen und für 5 Minuten tief durchatmen bis es wieder geht. Vor allem der heißkalte Schweißausbruch, Schwächegefühl und intensive Wahrnehmung der Realität bleiben mir jedes Mal in Erinnerung. Saublödes, äußerst unangenehmes Gefühl.

Es ist ein evolutionär äußerst sinnvoller psychologischer Mechanismus: Niedrigerer Herzschlag => niedrigerer Blutdruck => Blut schießt nicht mehr aus der verletzten Ader. Daraus folgt
a) trocknet leichter die Wunde zu, weil kein Blut mehr nachkommt
b) Risiko an einem Blutverlust innerhalb von Minuten zu sterben ist verringert. Es bleibt mehr Zeit, die Wunde zu verschließen, erhöht die Überlebenschance.

Diejenigen die kein Problem damit haben, wenn ihr eigener Lebenssaft nur so aus ihnen rausspritzt haben einen wichtigen evolutionären Mechanismus entweder verloren oder unterdrücken ihn. Man versucht doch auch nicht die Luft für 5 Minuten anzuhalten und jeden Impuls des Körpers nach Luft zu schnappen zu unterdrücken. Herzrhytmusverlangsamung und die dazugehörigen Symptome bei offensichtlichem Blutverlust sind auch so ein Impuls des Körpers, das eigene Überleben zu sichern.

Aber einige Menschen fallen auch in Ohnmacht, was auch keinen Sinn macht - die Wunde kann nicht versorgt werden wenn man k.o. alleine im Wald liegt. Nachher kommt das Vieh, das dich gebissen hat zurück und knabbert auch noch an dir rum. Vielleicht fehlt in Alltagssituationen des 21ten Jahrhunderts auch eine höhere Adrenalindosis, welche ausgeschüttet wird, wenn du mit einem Wolf kämpfst. Dasselbe Adrenalin, dass dich deine Schmerzen nicht spüren lässt und einen am kämpfen hält. Und manche Menschen brauchen wohl mehr von dem Zeug, weil sonst der Blutdruck zu stark absackt und man weg ist. Das "Blut nicht sehen können" Symptom würde dann im Fall des Überlebenskampfes wohl etwas später auftreten, wenn der Wolf bereits weg ist und der Adrenalinspiegel sinkt.

Aber Achtung: der letzte Teil ist nur meine Vermutung.

gnahr
2013-10-16, 23:30:21
bis zur ohnmacht macht dein post eigentlich sinn.
genau deine symptome sind doch nur die vorstufe vor dem umnachteten ko. also nix da mit großem, evolutionärem vorteil.

ich glaub es schwingt eher auf der allgemeinen un-machts-welle. zart beseitete, keusche frauen schickt ja auch schon ein exibitionist auf die bretter, wie manche leute umkippen wenn sie vom tod der eltern erfahren oder was anderes "extremes" durchmachen. dieser reboot der psyche wenn die eigene realität/matrix neu kalibriert werden muss.

Mosher
2013-10-16, 23:34:02
Eine blutende Wunde zu sehen (fremde oder eigene) stellt für mich absolut kein Problem dar.

Allerdings werde ich bei Blutabnahmen schwach. Ich bilde mir immer ein, einen kleinen Sog spüren zu können, was ein echt ekelhaftes Gefühl hinterlässt.

Spritzen an sich sind mir egal. (Ich habe lang genug selbst Hand angelegt...)


Ich bin jetzt auch nicht einer, der sofort 10 Pflaster auf eine Wunde klebt oder sich minutenlang mit kaltem Wasser abwäscht - im Gegenteil - wenn ich mich mal wieder am Kopf geschnitten habe und das Blut nur so in Strömen über mein Gesicht läuft, fasziniert mich das in irgendeiner Art.
Den Geschmack und Geruch find' ich übrigens auch toll.

Weyoun
2013-10-16, 23:48:28
bis zur ohnmacht macht dein post eigentlich sinn.
genau deine symptome sind doch nur die vorstufe vor dem umnachteten ko. also nix da mit großem, evolutionärem vorteil.

ich glaub es schwingt eher auf der allgemeinen un-machts-welle. zart beseitete, keusche frauen schickt ja auch schon ein exibitionist auf die bretter, wie manche leute umkippen wenn sie vom tod der eltern erfahren oder was anderes "extremes" durchmachen. dieser reboot der psyche wenn die eigene realität/matrix neu kalibriert werden muss.

Hab während deines Beitrages noch ein bischen editiert und nicht gesehen, dass du schon etwas gepostet hast. Ich habe die unangenehme Eigenschaft eines Perfektionisten, meine eigenen Beiträge noch nachträglich zu verbessern, wenn mir noch etwas einfällt. Die Sache mit der Ohnmacht dürfte m. E. am verringerten Adrenalinspiegel liegen.

Käsetoast
2013-10-17, 00:02:40
Ich kann es mir durch eine anerzogene übertriebene Angstreaktion erklären. Was ja noch normales Verhalten darstellt ist, wenn ein Baby sich etwa erstmals verletzt und dann Blut laufen sieht. Das schreit dann direkt immer, selbst wenn die Wunde an sich gar nicht derart schmerzhaft sein kann. Ich denke mit Kombination mit entsprechender Reaktion der Eltern kann das zum Panikfaktor werden. Gibt ja generell Situationen wo zuviel Panik / Stress zu einer Ohnmacht führt - wir alle kennen wahrscheinlich irgendeine Filmszene wo eine Frau wegen irgendwas im Stehen in Ohnmacht fällt - klassischerweise mit einem Handgelenk an die Stirn gelegt. Ich denke mir dasselbe in grün passiert wenn jemand Blut sieht und die antrainierte Panikreaktion schickt einen in die Bewusstlosigkeit...

Was ich übrigens auch habe ist das Problem mit dem Absacken des Kreislaufs wenn's an die Venen geht. Kann ich mir schlichtweg nicht erklären, aber bei den ganzen Geschichten wo nach einer Vene gesucht wird kriege ich Probleme sobald der Einstich erfolgt - danach gibt es nur einen kleinen Zeitraum der zur Verfügung steht (und den ich durch Entspannung versuche auszudehnen) bis alles zu spät ist, wobei durch das Absacken des Kreislaufs natürlich Venen noch schwerer zu treffen sind weswegen alles generell noch länger dauert als eigentlich nötig. Weyoun's Beschreibung passt eigentlich perfekt:
Extrem langsamer Herzschlag (und Puls fast nicht mehr spürbar), Schweißausbrüche, äußerster Rand des Sichtfeldes wird dunkel/nicht mehr wahrnehmbar und ich muss mich setzen/hinlegen und für 5 Minuten tief durchatmen bis es wieder geht. Vor allem der heißkalte Schweißausbruch, Schwächegefühl und intensive Wahrnehmung der Realität bleiben mir jedes Mal in Erinnerung. Saublödes, äußerst unangenehmes Gefühl.
Wobei höchstens der Schweißausbruch fast gar nicht auftritt und ich auch nach den paar Minuten Erholung den Rest des Tages fix und fertig bin. Hat auch nix mit Blut zu tun - ich leide auch beim Legen eines Zugangs darunter. Ich hatte nur einmal die "Freude" dabei auch bewusstlos zu werden (weil's einfach ewig gedauert hat und die Schwester nicht abbrechen wollte, sondern weiter im Arm "rumpulte"). Wie ich danach erfuhr bekam ich im Zuge dessen dann wohl auch irgendwelche Krämpfe und da das ein Zugang für's Kontrastmittel für's MRT war fingen die Ärzte dann schon an zu fragen was für Medis ich nehmen würde - als ob ich unter Epilepsie oder nem Hirntumor leiden würde. Anscheined sind Krämpfe daher bei sowas recht unüblich...

Kann bis heute nur vermuten woher das alles kommt. Ich bin mir keiner Angst vor Spritzen bewusst, wobei ich sie natürlich auch nicht "gerne" bekomme. Kann mich nur erinnern als Kind nach einer OP im Krankenhaus dann den Zugang entfernt zu bekommen und da wurde dann ein gefühlt 30cm langer Metalldraht aus meinem Arm rausgezogen was ich ziemlich krass fand (wobei von Kreislaufzusammenbruch war da keine Rede - da war ich als Kind eher aufgebracht drüber und hab rumgeschrien ;D ). Aber interessant zu sehen, dass es auch hier Leidensgenossen gibt die dasselbe Prozedere kennen... :smile:

Kladderadatsch
2013-10-17, 06:33:56
Es ist ein evolutionär äußerst sinnvoller psychologischer Mechanismus: Niedrigerer Herzschlag => niedrigerer Blutdruck => Blut schießt nicht mehr aus der verletzten Ader. Daraus folgt
a) trocknet leichter die Wunde zu, weil kein Blut mehr nachkommt
b) Risiko an einem Blutverlust innerhalb von Minuten zu sterben ist verringert. Es bleibt mehr Zeit, die Wunde zu verschließen, erhöht die Überlebenschance.

c) die erste wunde im kampf oder einer brenzligen situation führt zum sicheren tod. aber das hast du ja selbst schon geschrieben. "äußerst sinnvoll" finde ich äußerst fragwürdig.;)

kevsti
2013-10-17, 08:35:05
Ich denke auch nicht dass es so von Vorteil ist wenn der Körper so reagiert, mag zwar sein dass das Blutverlust selbst gering wird - aber so wie du das beschreibst, ist man selbst dann auch nicht mehr so gut in der Lage sich um die Wunde zu kümmern. Also ich denke es ist sinnvoller bei vollen Bewusstsein und klaren Verstand zu sein, wenn jemanden so etwas passiert - um möglichst schnell und richtig reagieren zu können.

Ich selber habe übrigens in keiner Beziehung irgend ein Problem mit Blut.
Blutspenden war ich sicher schon um die 20x und es ändert an meinen Gemütszustand überhaupt nichts - ich kann danach auch sofort aufstehen und normal herum laufen als ob nichts gewesen wäre, inkl. Nikotin/Koffein/Alkohol (also danach, in "normalen" Mengen).

Auch mit dem sehen von Blut bei mir selbst oder jemanden anderen, ändert bei mir überhaupt nichts... wenn es sich nicht gerade um 5L Blut handelt, aber dann hat das auch weniger mit dem Blut als damit Zutun dass derjenige wohl schon Tod ist...

gnahr
2013-10-17, 09:05:35
Also ich denke es ist sinnvoller bei vollen Bewusstsein und klaren Verstand zu sein
möp, falsch.
klarer verstand dauert ewig und dann kann man unentschloßen sein oder was anderes wollen. wenn es schnell gehen muss wird nicht das großhirn gefragt, sondern die reaktion direkt im stammhirn abgerufen. du willst ja täglich beim schlafen auch nicht denken müssen "einatmen, halten, ausatmen." (so und rein manipulativ müsste jetzt jeder leser die nächsten 20 sekunden bewusst atmen.)

Dicker Igel
2013-10-17, 15:01:04
c) die erste wunde im kampf oder einer brenzligen situation führt zum sicheren tod. aber das hast du ja selbst schon geschrieben. "äußerst sinnvoll" finde ich äußerst fragwürdig.;)

Was hat das mit seiner - imo sinnvollen - Erläuterung zu tun? Dass eine entsprechende Wunde zum Tod führt ist ja logisch, Götter sind wir nun nicht :tongue: Es wird eine ähnliche Reaktion sein, wie das Zittern bei Kälte, ist es ZU kalt -> Feierabend, zittert man nicht ... :)

Kladderadatsch
2013-10-17, 16:03:52
Was hat das mit seiner - imo sinnvollen - Erläuterung zu tun?
das es aus genanntem grund nicht sinnvoll ist.

Surrogat
2013-10-17, 16:32:02
.. und 2x DKMS-Adept

was kann man darunter verstehen?
Spende? Peripher oder die harte Tour?

Dicker Igel
2013-10-17, 16:34:30
das es aus genanntem grund nicht sinnvoll ist.

Finde ich nicht. Im Kampf merkst Du die Wunden nicht, ist die Wunde zu derb, bist Du so oder so im Arsch ;)

Weyoun
2013-10-18, 15:33:00
Beides imo sogar gleichzeitig richtig. insane war wohl nur logisch pedantischer und wies darauf hin, dass ich nicht alle Eventualitäten abgedeckt habe. Der Mechanismus nützt eben nichts, wenn man eine tödliche Wunde abgekriegt hat. Da ist man dann wirklich so oder so "im Arsch". Für alle anderen Fälle, in denen die Wunde jedoch nicht tödlich verläuft, sollte man durch den Mechanismus eine verbesserte Überlebenschance besitzen.

Ganz bei Bewusstsein und klarem Verstand zu sein und nur mental zu registrieren "Oh, ich blute ja", ohne das irgendwelche körperlichen Reaktionen erfolgen, ist m. E. auch nicht sinnvoll. Mancher Mensch kann zwar bei vollem Bewusstsein sein, aber das heißt nicht zwingend, dass er jemals in seinem Leben bei klarem Verstand gewesen ist. Darwin Award Anwärter zum Beispiel. Ohne entsprechende extreme körperliche Reaktionen neigen manche Menschen, mich manchmal leider eingeschlossen, das weiterzumachen was sie gerade tun. Im Sinne von "Oh ich hab mich ganz verletzt, Blut läuft überall an mir runter - aber wart mal, ich räum noch schnell das Werkzeug weg, wenn ich jetzt sowieso Schluss machen muss".

Der "Körper" sollte bei Eigenblutverlust aus evolutionärer Sicht eine Handlungsweise erzwingen, d.h., das Stammhirn und das lymbische System sollten den Neocortex explizit darauf hinweisen, das gerade etwas ernsthaft falsch läuft und dass er alles stehen und liegenlassen sollte und sich um das Problem der höchsten Priorität kümmern sollte. Wenn z. B. Blut sehe, bin ich ja nicht geistig völlig benebelt - es ist ein äußerst unangenehmes Gefühl, verlangsamter Herzschlag, heißkalter Schweiß etc, mir wird langsam schwarz vor Augen, aber ich kann noch recht gut denken denken, und zwar ausschließlich über meine Verletzung. In so einer Situation denke ich bestimmt nicht daran, was ich morgen alles einkaufen muss oder für wieviele kwh ich laut meiner Stromrechnung schon wieder bezahlen soll. Die Prioritäten sind andere.

Wie gesagt, meine Meinung - weiß nicht obs schon eine Studie dazu gibt - kann mir aber gut vorstellen, dass dies ein Merkmal (Herzrhytmusverlangsamung, veränderte Wahrnehmung bei Eigenblutverlust verbunden mit der psychischen Komponente der Farbe Rot etc.) ist, welches sich durch natürliche Selektion sehr schnell weitervererbt bzw. sich in den Genen sehr schnell durch einige Mutationen realisieren lässt.

Dicker Igel
2013-10-18, 16:34:58
Im Sinne von "Oh ich hab mich ganz verletzt, Blut läuft überall an mir runter - aber wart mal, ich räum noch schnell das Werkzeug weg, wenn ich jetzt sowieso Schluss machen muss".

Sowas kennen sicherlich viele Fahrradfahrer. Man stürzt, verletzt sich, und als Erstes schaut man nach dem geliebten Rad ... :)

Wie gesagt, meine Meinung

Ich kann's nachvollziehen, hab das selbst schon öfters erlebt und es nicht als Phobie wahrgenommen, sondern eher als "Vorsichtsmaßnahme". Wenn jemand anders blutet(auch stark) stört mich das nicht, wäre ja auch kontraproduktiv, da man dann nicht nüchtern helfen kann.

Geldmann3
2013-10-18, 17:27:17
Also, habe auch Probleme in manchen Situationen. Wenn ich eine Spritze bekomme, oder sehe wie jemand eine Injektion bekommt. (Komischerweise nur im Reallife, und nur beim Arzt, im Video oder in Games kann ich mir problemlos alles reinziehen.)

Beim Zahnarzt wird mir durch Spritzen immer total übel, ich fange an zu schwitzen und verliere dann sogar fast das Bewusstsein. Dabei habe ich keine begründete Angst vor Spritzen, bin eigentlich ein sehr logischer Mensch. Ich bin mir nicht sicher, vielleicht hat es auch was mit dem enthaltenen Epinephrin zu tun. Doch dagegen spricht, dass ich einmal das Bewusstsein verloren habe, als ich mir einmal ein paar Minuten eine Blutabnahme bei meiner Mutter angesehen habe.

Die Ärztin fragte mich:,,Macht ihnen das nichts aus? Blut zu sehen?"
Ich:,,Neeeein, überhaupt kein Problem"

Dann wurde mir langsam minimal übel, doch ich dachte mir, das kann doch nicht sein. Habe dann bewusst noch hingesehen, weil ich testen wollte, ob mir so schlecht wird, wie beim Zahnarzt. Überraschenderweise wurde mir nicht viel schlechter, ich habe dann einfach das Bewusstsein verloren.
SCHEISSE!! ICH HASSE SOWAS!! ICH BIN SONST VOLL HART!!

Das nächste, an was ich mich erinnere, ist wie die Leute über mir standen. Bin wohl auf den Kopf aufgeschlagen. Nach ein paar Minuten war ich wieder fit.


Außerhalb von Krankenhäusern oder Arztpraxen passiert das aber komischerweise nicht. Hatte schon Unfälle mit viel Blut, oder in denen eine Stachel durch meine Hand oder ein Nagel durch meinen Fuß gestochen sind. Da ist auch schon mal Blut geflossen, oder Knochen(Arm) gebrochen, das hat mich aber kalt gelassen. Ich bleibe da eigentlich immer sehr cool, denn es würde schließlich keinen Sinn machen, in Panik zu geraten.

rotkäppchen
2013-10-18, 17:36:15
bei mir bringt es der job mit, dass ich es abkönnen "muss".

ich hab bei mir selbst auch keine probleme.
nur beim blutabnehme bei mir selbst kann ich nicht hingucken kurz bevor die nadel reingestochen wird bzw. sie wieder gezogen wird (ebenso die intravenösen zugängen im krankenhaus). während dessen kann ich hingucken und mir mein eigenes blut ansehen usw.

nach "unfällen" kann ich bei mir selbst allerdings auch nicht hingucken und das blut dann sehen, weil mir das zuviel auf einmal wird.
bei anderen wiederrum keine probleme, auch das riechen macht mir nichts aus.

Geldmann3
2013-10-18, 17:43:33
Ich frage mich, ob man sich daran gewöhnen kann? Immerhin ist das ja schon eine kleine Schwachstelle.

Lyka
2013-10-18, 17:43:38
was kann man darunter verstehen?
Spende? Peripher oder die harte Tour?


nee, ich meinte nur, dass ich 2x den Check hatte, dann aber keine Spende benötigt wurde :frown:

rotkäppchen
2013-10-18, 17:55:49
Ich frage mich, ob man sich daran gewöhnen kann? Immerhin ist das ja schon eine kleine Schwachstelle.

kann man, bevor ich meinen jetzigen job gemacht habe, konnte ich keinerlei "innereien" sehen ohne, dass mir komisch wurde.

jetzt macht mir nichts mehr was davon aus. ;D

gnahr
2013-10-18, 18:05:17
Ich frage mich, ob man sich daran gewöhnen kann?
wahrscheinlich nicht. hab meine (aus kindertagen angewöhnte) abneigung gegen impfungen mit aktiver blutspende-tätigkeit für circa 65mal 860ml kuriert, aber wenn jemandem wirklich komplett schlecht oder übel wird...
ich kenns nur vom schwachen kreislauf. einmal beim spenden und einmal nach ner großen op direkt den nächsten morgen aus dem bett geschmissen worden, damit es bezogen werden kann (diese honks wollten, dass ich ne minute stehe). die veränderte wahrnehmung und das zügige schwarzwerden wo man am besten den umstehenden mal kurz bescheid sagt... dagegen kannst nix machen außer trainieren und speck ansetzen um den kreislauf zu puffern.

Kladderadatsch
2013-10-18, 19:30:38
Im Kampf merkst Du die Wunden nicht
es geht ja auch ums sehen.:rolleyes:

Dicker Igel
2013-10-19, 01:33:23
Kampf ist nicht gleich Schießerei und dass es Grenzen gibt ist wie erwähnt logisch. Adrenalin puffert zudem im Kampf 'ne ganze Menge, was man erst danach mitbekommt. Es ist dasselbe wie bei einem Unfall/Sturz, der Schmerz wird einem erst nach einer gewissen Zeitspanne bewußt.

Kladderadatsch
2013-10-19, 07:20:39
das ist die normale reaktion. ohnmachtsgefühle beim anblick von blut sind nicht normal. ich will den widerspruch jetzt nicht noch aufmalen. jedenfalls ging das "evolutions-argument" mmn daneben.

Dicker Igel
2013-10-19, 13:08:17
ohnmachtsgefühle beim anblick von blut sind nicht normal

Ok, das sehe ich auch so. Mir geht es da eher um die "Beruhigung"(wie 'ne leichte "Trance"), keine anbahnende Ohnmacht.

Weyoun
2013-10-19, 22:19:07
Naja, auch wenn ich jetzt gerade wider Willen den Eindruck eines Hardcore-Evolutionstheoretiker von mir gebe:

Wenn man umkippt bei seinem eigenem Blut und dann verblutet kann man sich doch auch gleich erschießen - hätte aus Evolutionsbiologischer Sicht den gleichen Effekt: Die Gene sind ab diesem Zeitpunkt nicht mehr für die weitere Fortpflanzung vorgesehen und nehmen einen zwangsläufig kleineren Anteil im Gesamtgenpool (Summe aller Gene aller Menschen) ein. Gegenüber einem der eben nicht umkippt und sich sofort um seine Verletzung kümmert ist das meines Erachtens nach in den letzten paar Millionen Jahren ein Riesennachteil gewesen. Das wäre im Verlauf der paar Millionen Jahre definitiv ausselektiert worden, wenn "kann kein Blut sehen" keine nennenswerten Vorteile ergeben hätte. Braune vs. schwarze Haare würde sich nicht so gravierend auf den Erfolg der Weitergabe der Gene auswirken wie das umkippen bei fast tödlichen Verletzungen. Jemand der sich heilt kann und dann sich dadurch auch noch weiter fortpflanzen kann, dessen Nachkommen sollten auch diejenigen sein, die wir heute in der Gegenwart gehäuft finden.

Eine andere Möglichkeit wäre natürlich immer noch, dass das ganze psychisch wäre. Dagegen spricht meiner Meinung nach aber allerdings dass zu viele Menschen explizit diesselben Symptome bei exakt denselben Gegebenheiten haben (Hirn erkennt rote Flüssigkeit als Blut + es ist von einem Menschen und/oder es ist von dir selbst -> Symptome) haben. Ich denke, dass es sich in den Bauplan einprogrammiert hat. Genauso wie ein Vogel es ohne dass man es ihm groß erklärt weiß, dass er im Frühling kleine Zweige aufsammelt und sie zu einem schalenförmigen Nest mit einem bestimmten Muster baut. Oder ein männlicher Pfau, der seine Federn zeigt wenn er ein Weibchen sieht. Das hat ihm keiner erklärt. Er sieht nur das Bild des Weibchens auf der Retina seiner Augen und folgert draus durch Prozesse im Hirn, dass er seine Federn aufstellen muss. Genauso der Frosch, der mit seiner Zunge nach einer Fliege fängt, wenn er das Bildmuster + die typischen Bewegungen auf der Augenhaut sieht. Die Kücken, die ihren Schnabel aufmachen und ein Insekt erwarten, wenn sie etwas sehen das wie die Mutter aussieht. Genauso der Mensch, der bestimmte körperliche Verhaltensmuster zeigt, wenn er eine ganz spezifisch dunkelrot gefärbte Flüssigkeit als Blut erkennt.

das ist die normale reaktion. ohnmachtsgefühle beim anblick von blut sind nicht normal.
Eine Möglichkeit auf dieser Argumentationslinie fällt mir noch ein, die mir aber nicht so recht gefällt: Wenn jemand in Ohnmacht fällt wenn er Blut sieht könnte es auch heißen dass er in Ohnmacht fallen SOLL. Damit er nicht vor Schmerz rumschreit und die Familienmitglieder anlockt, die dann z. b. dem attackierendem Wolfsrudel auch noch zum Opfer fallen. Und nur dann kämpft und zur Adrenalinsausschüttung neigt, wenn er auch wirklich eine Überlebenschance sieht.

Was aber alles nicht heißt, dass es nicht auch noch weitere mögliche Erklärungsalternativen gibt, die mit der Evolution rein gar nichts zu tun haben und die richtigen sind. Ich finde nur die Darwin/Dawkinsche Erklärung scheint bislang die plausibelste im Thread genannte zu sein. Vielleicht gibts ja noch was besseres.

Dicker Igel
2013-10-20, 00:14:11
Eine Möglichkeit auf dieser Argumentationslinie fällt mir noch ein, die mir aber nicht so recht gefällt: Wenn jemand in Ohnmacht fällt wenn er Blut sieht könnte es auch heißen dass er in Ohnmacht fallen SOLL. Damit er nicht vor Schmerz rumschreit und die Familienmitglieder anlockt, die dann z. b. dem attackierendem Wolfsrudel auch noch zum Opfer fallen. Und nur dann kämpft und zur Adrenalinsausschüttung neigt, wenn er auch wirklich eine Überlebenschance sieht.

Das gefällt mir auch nicht. Denn der Mensch ist auch Jäger und da würde es ihm zum Verhängnis werden. Allerdings muss man da auch sehen, dass nicht alle Menschen Jäger waren und es in der Hinsicht vermutlich auch Veranlagungen gibt. Aber ich würde das jetzt nicht nur auf die Jäger beziehen, denn die Frauen mußten ja auch mit Wunden umgehen, oder die Beute zubereiten. Vielleicht ist es wirklich nur eine Schwäche, weil man nicht mehr so oft damit in Berührung kommt.