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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fühle mich sozial überfordert


Gast
2013-12-22, 02:22:51
Schon seit Jahren habe ich depressive Episoden (mit entsprechender
psychopharmaka-"behandlung") und habe mich nach und nach immer weiter
zurückgezogen von Familie und Freunden. Mir war bis vor kurzem nicht
bewusst, wie es zu diesem "Lebenswandel" kam, aber durch einen
familiären Streit ausgelöst habe ich viel über meine Situation
nachgedacht und festgestellt. Dass mein Rückzug vor einigen Jahren
etwa in der Pubertät began als ich eben anfing wie alle anderen
Jugendlichen auch mich mit meiner Sexualität zu beschäftigen und sich
irgendwie seit dem bis heute meine Neigung zu BDSM entwickelt
hat. Darüber gesprochen habe ich nie. Tatsache ist, dass ich heute zum
aller-aller-ersten mal überhaupt das irgendwem mitteile. Ich hatte nie
(und werde von heute aus gesehen auch nie) eine aktive Sexualität,
also zusammen mit PartnerIn, sondern nur passiv, also Fantasie und
Pornokonsum. Daher weiß das auch niemand. Jedenfalls ist mir bis vor
kurzem nie klar geworden, dass mein starker Drang meine Sexualität zu
verheimlichen

(weil ich WEISS, dass praktisch niemand in meinem Umfeld, Eltern und
Geschwister eingeschlossen, das akzeptieren würde. Meine Mutter
kommentiert jedes Auftreten von Bondage, SM / BDSM in ihrem Sichtfeld
(durch Krimis, TV-Filme etc.) abfällig bzw. wie pervers sie das
findet. Von meinem Vater weiß ich definitiv, dass er die gleiche
Meinung vertritt und mich mit Sicherheit rausschmeißt / verstößt
sollte ich mich "outen". Von meinem weiteren Verwandtenkreis aus
... naja, der eine Teil der Familie ist erz-katholisch, dort würde das
niemand akzeptieren ; ich bräuchte die auf der Straße nicht mehr
grüßen, würden dann eh wegschauen. Der andere Teil ist zwar nicht so
schlimm, aber Sexualität wird in der gesamten Familie sehr stark
tabuisiert und ist um keinen Preis ein Gesprächsthema. Hier kann ich
ebenfalls auf keinen Rückhalt zählen)

mir doch extrem viel Kraft raubt. Ich muss praktisch die Rolle des
jungfräulichen Typen vor jedem perfekt spielen und natürlich immer bei
Verurteilungen von Bondage/SM/BDSM-Abbildungen brav mitspielen und
wenn je über Sex gesprochen wird, was selten passiert, die Klappe
halten und mich ruhig verhalten und einfach so lange irgendwie in
irgendeine Ecke des Raumes starren bis der Moment vorrüber ist.

Wenn ich drüber nachdenke, habe ich wohl einfach große Angst bei der
Kontaktaufnahme mit Menschen, dass mir einer in die Augen schaut und
sieht wer ich wirklich bin. Diese zwei Welten meine innere und meine
Gefühle und meine Neigungen und was ich mag und die äußere, mein
Umfeld, was die als gut festlegen, was die für pervers halten und
verurteilen (wozu MEINE innere Welt auch gehört)... das zerreißt mich
irgendwie und ich habe langsam das Gefühl, dass ich das einfach nicht
mehr lange durchhalte. Ich bin jetzt etwa 20 und mache das seit acht,
neun Jahren "so" und habe fast alle sozialen Kontakte in der Zeit
verloren und NIE mit jemanden darüber gesprochen, mich ausgesprochen,
mal mein wahres ich offenbart und irgendein Teil von mir fühlt sich
auch unglaublich schuldig und voller Scham für die "Schande" die ich
quasi meiner Familie bereite, weil ein Teil von mir glaubt was ich
sage und nicht was ich denke und fühle und irgendwie keine Ahnung kann
es so ja nicht weitergehen, nicht für immer aber ich habe natürlich
die bei meiner familie absolut berechtigte angst, dass wenn ich sage
"So Leute, so bin ich in wahrheit!" ich vom einen Augenblick zum
nächsten ganz alleine dastehe und zu niemanden kann, nichts mehr habe
und alles verliere außer vielleicht mein echtes Gesicht.

Entschuldigt bitte diese "wall of text" aber das musste einfach mal
raus und ja vielleicht kennt jemand diese situation und kann tipps
geben, was ich vielleicht tun kann.

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maximAL
2013-12-23, 02:05:30
Wieso meinst du, dich mit deiner BDSM-Neigung outen zu müssen oder "erwischt" zu werden? Im Gegensatz zu bspw. Homosexualität kann man das doch wunderbar in den eigenen vier Wänden lassen. Die meisten Menschen tragen doch ihre sexuellen Präferenzen nicht offen zur Schau und den meisten BDSM-Jüngern wird man ihre Neigungen wohl auch nicht ansehen :wink:
Warum meinst du das in deiner Familie thematisieren zu müssen? Sexualität ist doch das letzte, dass man mit der buckligen Verwandtschaft diskutiert.

mironicus
2013-12-23, 17:20:42
Zieh einfach aus der Wohnung deiner Eltern so bald wie möglich aus und lass dann die Sau raus. :)

Rooter
2013-12-24, 01:11:12
Kann mich den Vorrednern nur anschliessen, warum glaubst du dich mit deiner sexuellen Präferenz bei deinen Eltern oder sonst jemand outen zu müssen? Wer macht sowas überhaupt!?
Wie maximAL schon schrieb wird gerade BDSM doch praktisch nie öffentlich gelebt sondern fast nur hinter verschlossener Tür. Wenn das deine Tür sein soll wirst du dafür aber wohl in eine eigene Wohnung ziehen müssen.

Rein aus Neugier, bist du Dom oder Sub?

MfG
Rooter