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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hausarztvertrag kündigen nach 2 Wochen


Spasstiger
2015-02-28, 03:37:23
Ich bin vor zwei Wochen wegen starker Schmerzen und anderer aus meiner Sicht besorgniserregender Symptome erstmals zu einem Allgemeinmediziner in dem Ort, in dem ich seit November wohne. Dort wollte man mich erst untersuchen, nachdem ich die Teilnahme am Hausarzttarif unterschrieben hatte. Weil ich wegen meiner Symptome zutiefst beunruhigt war, habe ich den Vertrag ohne großes Nachdenken unterschrieben und wurde anschließend auch untersucht.
Der Arzt konnte keine eindeutige Diagnose stellen und stellte mir lediglich Überweisungen zu Fachärzten und Rezepte für Medikamente auf Verdacht aus. Da es Freitag abend war, habe ich keinen Termin mehr beim Facharzt bekommen.
Am nächsten Tag wurden die Schmerzen und Symptome schlimmer und ich bin zur Notaufnahme ins Krankenhaus. Dort hat man eine operationsbedürftigen Notfall festgestellt, der bei weiterem Verzug zu lebensbedrohlichen Komplikationen geführt hätte. Über die Behandlung des Hausarztes am Vortag herrschte in der Klinik einiges Kopfschütteln. Ergo ging es dann weiter mit OP und stationären Aufenthalt im Krankenhaus. Die Nachbetreuung sollte der Hausarzt übernehmen, wo ich mich dann auch den Freitag drauf mit Termin vorgestellt hatte. Der hat lediglich die Medikamentation verlängert und mir eine Überweisung geschrieben, mit der ich mich bei Verschlimmerung übers Wochenende im Krankenhaus begeben sollte.
Ich habe die Medikamente weiter eingenommen und war wegen prinzipiell fortschreitender Heilung nicht zum Arzt. Gestern habe ich mich nochmal wegen zeitweise auftretender Schmerzen und anderer Irregularitäten mit Termin den Arzt aufgesucht. Der hat in meiner Anwesenheit erst eine seiner Assistentinnen zusammengeschissen und anschließend relativ harsch darauf verwiesen, dass er mir nicht helfen könne und ich die Überweisung nutzen solle. Eine Untersuchung hat er nicht durchgeführt, sondern ist weiter zum nächsten Patienten.
Anschließend habe ich noch in der Klinik angerufen, in der ich operiert wurde, die können mich allerdings nur nach Überweisung durch einen niedergelassenen Facharzt untersuchen, wo ich auf die Schnelle natürlich keinen Termin bekommen (habe über 5 Ärzte angerufen).
Jetzt werde ich am Montag wieder arbeiten und bin doch beunruhigt über meinen Gesundheitszustand.

Und ich ärgere mich gerade tierisch, den Hausarztvertrag unterschrieben zu haben. Ich möchte eigentlich den Hausarzt wechseln, weil er zum einen einen lebensgefährlichen Notfall verkannt hat und weil ich mit der Nachsorge nicht zufrieden bin. Kann ich von dem Vertrag noch zurücktreten?

Kladderadatsch
2015-02-28, 05:59:32
Zu diesem Vertrag kann ich dir nichts sagen (was steht da denn drin?), aber bei akuten Beschwerden/Schmerzen kannst du dich SELBSTVERSTÄNDLICH sofort auch ohne Termin zum entsprechenden Arzt begeben. Und wenn er dich abweist, zeigst du ihn bitte an.

Morale
2015-02-28, 07:05:26
Das sollte schon gegen, dazu musst du dich ja an deine KK wenden(?)

ux-3
2015-02-28, 08:05:43
Gibt es da keine Widerspruchsfrist? Vertragslaufzeit? Kündigungsfrist?

Lies doch einfach mal deinen Vertrag.

DonVitoCorleone
2015-02-28, 10:25:51
Hab gerade das erstemal von diesem Hausarztvertrag gehört/gelesen. Klingt ja totaaaal sinnvoll...

Vor allem, dass dir der Arzt sowas vorlegt, wenn du mit starken Schmerzen zu ihm kommst. Sympathisch...

Würde mich direkt an die KK wenden: Zum einen sagen, dass du aus dem Vertrag raus willst, sollte eigentlich kein Problem sein (freie Arztwahl und so!) . Zum anderen würde ich mich über den Hausarzt beschweren.

bleipumpe
2015-02-28, 10:57:21
Welche Kasse? Ansonsten z.B. hier mal reinlesen: http://www.hausaerzteverband.de/cms/Hausarztvertraege.46.0.html

Ansonsten sollte man bei einer Nachhaltigen Störungen des Vetrauensverhältnisses immer aus dem Vertrag kommen. Gilt übrigens für beide Seiten. Ich mag die Dinger übrigens auch nicht und habe faktisch nur Heimpatienten in Hausarztverträgen. Früher hat man ja die 10€ Praxisgebühr gespart - das fällt als Argument derzeit weg.

Spasstiger
2015-02-28, 12:45:13
Ich habe eben nochmal meine Vertragsunterlagen gecheckt und festgestellt, dass mir auch die Datenschutzerklärung nicht ausgehändigt wurde wie es im Vertrag steht. Zudem wurde ich nicht - wie es im Vertrag steht - umfassend über das Hausarztprogramm informiert und mir wurden sogar Versprechungen gemacht (Boni), die nicht haltbar sind.
Habe eben bei meiner Krankenversicherung angerufen (TK) und die Frau am Telefon meinte, dass der Antrag noch gar nicht eingegangen sei (den Antrag reicht der Arzt ein). Sie hat mir den schriftlichen Widerruf empfohlen, der ab Erhalt der Unterlagen durch die Krankenversicherung für zwei Wochen möglich ist.
Und sie hat mir bestätigt, dass ich aktuell nicht an meinen Hausarzt gebunden bin, was mich doch sehr erleichtert.

FeuerHoden
2015-02-28, 13:37:48
Und sie hat mir bestätigt, dass ich aktuell nicht an meinen Hausarzt gebunden bin, was mich doch sehr erleichtert.
Du hast eine mündliche Bestätigung von einer Person die noch nicht alle Unterlagen hat. Ich wäre vorsichtig.

blackbox
2015-02-28, 14:50:35
Sorry, aber was ist das für ein Arzt? Das ist ja unfassbar.
Behandlung erst, nachdem ein Vertrag unterschrieben wurde? Vermutlich falsche Diagnose? Nachuntersuchung verweigert?
Ich würde sofort eine fette Beschwerde schreiben an die Kassenärztliche Vereinigung und an die Krankenkasse.
Und auf keinen Fall mehr zu diesen Arzt gehen.

derpinguin
2015-02-28, 15:07:44
Den Kollegen würde ich auch meiden in Zukunft.
Ich bin froh, dass diese vertragsgeschichte bei uns noch nicht existent ist und es mich in der Klinik ohnehin nicht betrifft.

GBWolf
2015-02-28, 15:10:05
Hör ich zum ersten mal. Du darfst normal jederzeit den Arzt wechseln. Was das fürn Betrugsversuch?

derpinguin
2015-02-28, 15:11:35
In bawü und Bayern hat die aok (und andere?) ein Vertragsarztmodell eingeführt.

Philipus II
2015-02-28, 15:27:19
Und welchen Vorteil bringt das dem Versicherten? Vorteile sehe ich nur für Ärzte und Krankenkasse, aber nicht für den Versicherten.

derpinguin
2015-02-28, 15:58:04
Ich zitiere mal aus wiki
Die Krankenkassen können den Versicherten einen oder mehrere Vorteile gewähren, zum Beispiel reduzierte Zuzahlungen in den Apotheken oder niedrigere Krankenkassenbeiträge. Die Beziehung zum Haus- und Familienarzt wird gestärkt. Der Hausarzt kennt den Patienten seit Jahren, teilweise seit Jahrzehnten. Der „Ärztetourismus“ wird reduziert. Dadurch, dass einfache Behandlungsfälle beim Hausarzt verbleiben (nicht jeder banale Schnupfen muss von einem HNO-Arzt behandelt werden), können sich die Fachärzte auf schwerere Erkrankungen ihres Gebietes konzentrieren. Teilnahmewillige Hausärzte können von den Krankenkassen zur Teilnahme an bestimmten – auch kostenpflichtigen – Weiterbildungsmaßnahmen neben der eigentlichen Weiterbildung verpflichtet werden.

Gut finde ich es aber nicht.

Philipus II
2015-02-28, 16:48:43
Niedrigere Beiträge gibt es in der Praxis nicht. Ich kann zumindest keine Angebote finden, die weniger als 0,4 Prozent Zusatzbeitrag verlangen. Aus Kostensicht besteht daher kein Vorteil für den Beitragszahler bei Auswahl eines derartigen Modells. Inwiefern es reduzierte Zuzahlungen gibt weiß ich aber jetzt auch nicht.

Ich sehe zudem nichts, was mich dran hindert, mit meinem Problem als erstes mal beim Hausarzt vorstellig zu werden, auch wenn ich nicht in einem Hausarztvertrag gebunden bin. Durch den Vertrag gibt man als Patient die Wahlmöglichkeit für die Zukunft auf, unabhängig davon, ob mans ie heute überhaupt nutzt.

bleipumpe
2015-02-28, 17:21:04
Wie gesagt, früher hat man in sehr vielen Fällen die Praxisgebühr eingespart. Ursprünglich war auch einmal ein abgestuftes Beitragssystem vorgesehen, was aber nie umgesetzt wurde.
Bein einigen Kassen, z.B. der TK werden maximale Wartezeiten in der Praxis definiert. Die lassen sich aber sowieso nicht halten. Aus Patientensicht ist der Nutzen in der Tat kaum vorhanden.
Erfahrungsgemäß haben die meisten Patienten auch so einen festen Hausarzt und suchen ihn in vielen Fällen zuerst auf.

Spocks-Brain
2015-02-28, 18:47:22
Niedrigere Beiträge gibt es in der Praxis nicht. Ich kann zumindest keine Angebote finden, die weniger als 0,4 Prozent Zusatzbeitrag verlangen. Aus Kostensicht besteht daher kein Vorteil für den Beitragszahler bei Auswahl eines derartigen Modells. Inwiefern es reduzierte Zuzahlungen gibt weiß ich aber jetzt auch nicht.

Ich sehe zudem nichts, was mich dran hindert, mit meinem Problem als erstes mal beim Hausarzt vorstellig zu werden, auch wenn ich nicht in einem Hausarztvertrag gebunden bin. Durch den Vertrag gibt man als Patient die Wahlmöglichkeit für die Zukunft auf, unabhängig davon, ob mans ie heute überhaupt nutzt.

So ist es! Die meisten Hausärzte sind sowieso inkompetent und brauche ich nur für Krankschreibungen/Überweisungsscheine. Bin schon seit Jahren bei keinem "richtigen" Hausarzt mehr gewesen, sondern besuche das lokale MVZ. Das zählt zwar auch als hausärztliche Versorgung, aber wenigstens gibt es da alles an Spezialisten (Allgemeinärzte, Internisten, Psychiater, Psychotherapeuten, Ernährungsberater, Augenärzte usw.)

Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, zu welchem Arzt ich zu gehen habe. Wahlfreiheit ist geil liberal TOTAL!

@Spasstiger: Was hattest Du denn, dass es so lebensgefährlich gewesen ist. Magst Du uns das verraten? Würde mich interessieren.

Spasstiger
2015-02-28, 21:48:12
Die genaue Krankheit wollte ich eigentlich nicht an die große Glocke hängen, auch wegen der Tracking-Möglichkeiten im Netz. Lebensgefährlich wäre es geworden, wenn ich erst einige Tage zum Facharzt gegangen und die Schmerzen mit Schmerzmitteln unterdrückt hätte. Der Arzt im Krankenhaus war auch sichtlich verärgert, dass ich mich nicht früher vorgestellt hatte und er hatte mich aufs Schlimmste vorbereitet. Für den Arzt war es allerdings ein Routineeingriff (chirugisch).

derpinguin
2015-03-01, 01:37:23
Allso Blinddarm, Galle oder Leistenbruch? ;)
Spielt letztlich auch keine Rolle.
Fazit: widersprich dem Vertrag und such dir für die Nachbehandlung und die Zukunft einen anderen Hausarzt.

Kladderadatsch
2015-03-01, 01:43:29
edit

rotkäppchen
2015-03-11, 18:49:04
Dieses Hausarztmodell gibt es immernoch? :eek: