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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vaters Tod


rokko
2015-06-21, 21:52:09
Ich nehms wieder raus.

Trifft mich eben selbst beim lesen noch ziemlich.
Bedanke mich bei euch fürs lesen.
Hat aber geholfen sich den Rotz mal rauszuschreiben. Das musste eben mal raus.

Also Danke nochmal.

Mosher
2015-06-21, 22:00:51
Bitte gehe ein mal hin und bleibe dort eine Weile. Egal was war, es ist jetzt vorbei und spielt keine Rolle mehr. Beweise Dir, dass es so ist, indem du hingehst.

Rockhount
2015-06-21, 22:03:08
Ich wünsch Dir weiterhin viel Kraft und Zuversicht.
Geliebte Menschen zu verlieren tut immer weh und hinterlässt Lücken, die eigentlich nicht zu schließen sind. Die Zeit hilft da, aber eine gewisse Leere wird immer bleiben. Nur schmerzt sie irgendwann nicht mehr so sehr.

Ich denke, und das ist so etwas was ich hier herauslese, dass Du Dir, ob des einen Jahres seit dem Tod, innerlich selbst Druck machst. Frei nach dem Motto: "Das ist ein Jahr her und Du kommst immer noch nicht drüber hinweg...".
Auch wenn es leichter gesagt ist als getan: Lass das! Nimm Dir die Zeit zum Verarbeiten und akzeptiere, dass es dafür keinen festen Zeitrahmen gibt. Gib Dir die Zeit! :)

Und das Wichtigste: Bleib nicht alleine mit Deiner Trauer, Deinen Gefühlen.

Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass es sehr befreiend sein kann, sich von der Scham und dem gesellschaftlichen Druck "stark sein zu müssen" frei macht und für sich einsteht, das tut, was Dir selber gut tut. Fällt am Anfang schwer, aber letzten Endes bist Du Dir selbst gegenüber verantwortlich und niemandem sonst Rechenschaft schuldig. Soll heissen:
Seelsorge, Selbsthilfegruppen etc. können Dir helfen, nur fällt es nicht jedem leicht, diese auch anzunehmen. Ich hab mich auch immer für "stark" gehalten, aber seitdem ich mir diese "Schwäche" eingestanden habe und den Teil von mir auch akzeptiere, geht es mir deutlich besser.

Ich drück Dir die Daumen, dass Du das alles "unter die Füße" bekommst!

:)

Topha
2015-06-21, 22:07:22
Du warst bis zuletzt bei ihm. Das war viel schwerer (und nicht selbstverständlich) als ein Besuch jetzt es je sein könnte. Vielleicht ja mit Deiner Schwester?

KinGGoliAth
2015-06-21, 22:09:54
sowas zu verarbeiten dauert einfach eine ganze weile. bei manchen geht es schneller, bei anderen langsamer. aber früher oder später wird es (und muss es auch) verarbeitet werden. ein gang zum friedhof ist da sicherlich auch ein wichtiger schritt. nimm doch jemanden mit als begleitung. guter freund, familie, etc.
ein jahr ist aber ja nun auch kein zu langer zeitraum, besonders wenn es um den verlust einer so wichtigen person geht.

im zweifelsfall hat PHuV vielleicht einen rat, er scheint im bereich der "problembewältigung" im weitesten sinne tätig zu sein wenn ich mich richtig erinner.

Gast
2015-06-21, 22:22:38
Ein Psychotherapeut, der darauf spezialisiert ist, kann manchmal helfen!

Filp
2015-06-21, 23:22:32
Mein Vater ist Ende letzten Jahres plötzlich verstorben. War sportlich, hat sich gesund ernährt, top fit und hat sich nie Gedanken über Alter etc gemacht. Er war ja noch jung (61) und fühlte sich noch jünger, hatte als Arzt seine Gesundheit eh immer im Blick und hat mit seinen 6 Enkelkindern im Garten gespielt (gut das Jüngste war da gerade 7 Tage auf der Welt...).
Von dem Aneurysma im Kopf wußte er leider nichts und ich war es, den meine Mutter am späten Abend anrief, als er plötzlich im Bad umfiel (wohne direkt in der Nachbarschaft).
3 Tage später wurde er für Tod erklärt, ich werde die Bilder von dem Abend und seinen letzten Tage nicht mehr los und komme überhaupt nicht zurecht.
Beerdigt ist er in einem Friedwald, das geht noch, da war ich seit dem 3 mal mit der Familie, ist eine etwas entspanntere Atmosphäre, da kann ich mich ablenken. Wenn ich Fotos von ihm sehe oder meine Kinder mal wieder erzählen wie toll dies und das mit Opa war (sie sind 2 mal im Jahr mit ihm Kurzurlaub machen gewesen), muss ich mich zusammenreißen.
Ich komme absolut nicht klar mit seinem Tod und verdränge es so gut es geht.
Hab mir letztendlich vor nem Monat nen Psychologen gesucht und hoffe da irgendwie das ganze zu bewältigen. Ist mir nicht leicht gefallen die Entscheidung, ich hätte lieber weiter verdrängt, aber für mich war das auf Dauer keine Lösung.

BlacKi
2015-06-21, 23:34:18
Danke euch fürs lesen.
Keine Ursache.(y)

MadManniMan
2015-06-21, 23:35:52
Natürlich bin ich nicht du, aber ich habe meinen Vater vor knapp 4 Jahren auch am Sterbebett begleitet.

Ich für meinen Teil bin ebenfalls kein Grabgänger, mir bedeuten Friedhöfe nur so viel, dass ich mich freuen kann, dass sie anderen helfen. Ich für meinen Teil habe sein Grab glaube ich seit anderthalb Jahren nicht mehr besucht, bekomme dafür öfters von anderen gesagt, dass sie dort waren und Zeugs drauf gestellt haben.

Dafür habe ich gerade letzte Nacht mal wieder von ihm geträumt - er war einfach da und es war schön.

Was ich sagen will: es KANN sein, dass Du einfach nur keine Lust auf Gräber hast. Mir jedenfalls ist es Wurscht, dass seine Asche an einem bestimmten Ort vergraben liegt.

Argo Zero
2015-06-22, 01:37:58
Auf dem Friedhof war ich auch nur zu seiner Beerdigung anwesend, vor 1,5 Jahren. Da ich damit keine Erinnerungen verbinde, sehe ich auch keinen Grund dort hin zu gehen. Lieber gehe ich ein 1-2x im Jahr in sein Stamm-Restaurant und "fluche" über die hinterlassenen Baustellen.
Da muss aber jeder seinen eigenen Weg finden um damit klar zu kommen.

MadManniMan
2015-06-22, 02:09:31
In meiner Familie gibt es einen nicht unbeträchtlichen Anteil mehr oder weniger ausgeprägten Katholizismus - und die sind es dann auch, die recht regelmäßig auf dem Friedhof sind. Von den Nichtreligiösen ist tatsächlich keiner dabei, der da von allein hin gehen würden. Ich selbst habe zwar der Grabstein und seine Inschrift gestaltet, aber ich habe das auch eher als einen meiner normalen Aufträge (war zu der Zeit noch Mediengestalter) betrachtet. Hm.

Wer tatsächlich an den Kram glaubt, kann der Idee mit dem Gottesacker ja vielleicht wirklich etwas Tröstliches abgewinnen.

Wenn ich irgendwann mit meinem Bruder und meiner Mutter mal zu Ehren meines Vaters zusammen kommen sollte (Todestag, Begräbnistag oder auch nur Geburtstag eines Verstorbenen interessieren mich eigentlich nicht), würde ich auch eher irgendwas unternehmen, was mit seinem leben zu tun hatte - und weniger mit dem Aufbewahrungsort seiner Überrest.

Aber rokko, wie ist es bei Dir? Gläubig oder Atheist? Kein Grabgänger, weil kein Bedarf - oder weil Du Dich dem Stress nicht aussetzen möchtest?

rokko
2015-06-22, 06:08:11
Bin eigentlich Atheist.

Aber bei solchen Dingen schwanke ich da hin und her.
Früher fand ich Friedhöfe relativ normal. Also wegen der Parkanlagen und so.
Im Moment kann ich da nicht drauf.

Mosher
2015-06-22, 08:09:53
@MadManniMann:
Das hat nichts mit "an den Kram glauben" zu tun. Ich gehe da nicht hin, weil ich an irgendeine christliche Todesvorstellung glaube, oder irgendeine Erlösung. Aber ich weiß, dass ihre sehr realen Überreste eben dort liegen und es fällt mir leichter, bestimmte Erinnerungen dort zu visualisieren, als wo anders. Genausogut könnte der Friedhof auch eine weltliche Einrichtung sein, ich würde trotzdem hingehen. Es ist ruhig dort, man kann seinen Gedanken nachgehen und spazieren gehen. Man kann traurig aussehen, ohne Gefahr zu laufen, von anderen bemitleidet oder komisch angesprochen zu werden, da jeder aus dem gleichen Grund dort ist.

Ich kenne eigentlich niemanden, der wirklich religiös ist und trotzdem gehen viele auf den Friedhof. Kein Grund, diese Menschen gleich als Gläubige abzutun - mit diesem spottenden Unterton -
Das gehört sich bei Trauernden mMn jetzt wirklich nicht.


Ob gläubig oder nicht sollte eigentlich keine Rolle spielen. Trauern ist ein psychischer Prozess und keine Erfindung irgendeiner Kirche. Wie du es tust, bleibt Dir selbst überlassen und niemand kann dich dafür verurteilen.
Manche tun sich leichter, in der Gruppe zu trauern, manche sind lieber allein.
Manche brechen beim Begräbnis zusammen, während andere keinen einzigen Laut von sich geben.
Trauer lässt sich nicht messen oder vergleichen, sie ist eine sehr persönliche und individuelle Angelegenheit.

Meiner Meinung nach sollte man jedoch die Trauer zulassen und nicht wegsperren, aber es ist klar, dass das den Menschen aus unterschiedlichen Gründen unterschiedlich schwer fällt.

Ich wünsche Dir, dass Du einen Weg findest, damit umzugehen.

ux-3
2015-06-22, 08:41:22
Besteht die Möglichkeit, dass Du Dir schlagartig Deiner eigenen (jederzeitigen) Sterblichkeit bewust wurdest?

drdope
2015-06-22, 09:11:37
@rokko
Ist einfach eine beschissene Situation.
Leider gehört der Tod zum Leben dazu, auch wenn wir das (als Gesellschaft) das Sterben aus unserem alltäglichen Leben erfolgreich verdrängt haben, solange es uns nicht direkt oder indirekt selbst betrifft und einen dann deswegen emotional überfährt.
:(

Ich bin z.B. nicht von ungefähr beruflich in der Krankenpflege und speziell im Onkologie/Palliativbereich gelandet; im August '89 (da war ich 13) wurde bei meiner Mutter (33 Jahre) ein Gebärmutterhalskarzinom diagnostiziert; am 25.12.89 ist sie verstoben (frohe Weihnachten!).

Meine Großeltern haben (gefühlt) versucht mich davon fernzuhalten ("Alles wird gut" - glaubt man als Kind dummer Weise; speziell wenn man den Menschen, die dies sagen, vertraut).
Rational kann ich inzwischen klar sagen, das meine Großeltern das damals selbst geglaubt haben/glauben wollten (weil sie ihr Kind geliebt haben) und mich nicht absichtlich belogen haben, was ich damals dachte.

Emotional habe ich immer noch Probleme Menschen so nah an mich ran zu lassen, das sie mich potentiell verletzten könnten (ein ziemlicher Beziehungskiller - bin mal wieder Single), auch wen ich es rational für mich aufgearbeitet habe.

Was ich für mich aus privaten und beruflichen Erfahrungen gelernt habe:
-> Lebe dein Leben (du hast nur eins); verschiebe nichts auf morgen (evtl. gibt es das nicht)
-> scheiß drauf was Andere über dich denken, wenn sie nicht zu zu deinem engsten Freundeskreis zählen.
-> tue was dir Freude bereitet.
-> es ist besser Dinge zu bereuen die man gemacht hat (man lernt aus Erfahrungen), als später zu bereuen etwas nicht gemacht zu haben.

Man sollte sich grundsätzlich immer die Frage stellen "Was mache ich nicht? Worauf verzichte ich?".
Als Mensch, an der Gesamtheit der Weltbevölkerung gemessen, hast du hier zu Lande das Privileg dies in die eigene Hände zu nehmen, während das Gro der Menschheit damit beschäftigt ist, sich selbst und die eigene Familie - mit geringen Erfolgt - "am kacken" zu halten.

Jedes Jahr sterben auf der Welt > 6 Millionen Kinder (https://de.wikipedia.org/wiki/Kindersterblichkeit#Kindersterblichkeit_weltweit) an medizinischer Unterversorgung, obwohl wir als Menschheit da gegen steuern könnten, wenn wir denn wollten und es bewußt nicht tun.

Da kann man schon fast die Nazi-Keule rausholen; die haben in 12 Jahren durch kranken Aktionismus auch nicht mehr Menschen getötet, als "wir" heutzutage durch "nichts tuen".
:(

Was sagt das über uns aus, wenn wir persönliches Leid mit anderen Maßstäben behandeln wie fremdes Leid?

Watson007
2015-06-22, 09:21:32
Respekt dass du deinen Vater bis zuletzt begleitet hast, das kann nicht jeder.
Das ist auch das Entscheidende.

Lawmachine79
2015-07-11, 17:30:58
Mein Beileid.

Labberlippe
2015-07-31, 13:45:56
Zu

Letzte Woche ist auch mein Vater mit 64 Jahren an Krebs gestorben. Wir haben ibn auch am Sterbebett begleitet. Keine leichte Sache. Der Trauer und Schock sitzt tief aber der Gedanke tröstet das er es hinter sich hat und Gott sei dank das ganze sich nicht wochenlang hingezogen hat.
Ich denke viel Rat kann man leider nicht geben. uns ist es wichtig das es der Mutter gut geht und wir das alle verarbeiten.

LG labberlippe

Gast
2015-08-13, 18:38:06
Mein Herzliches Beileid.

Mein Vater ist letztes Jahr gestorben... Im Delirium an Demenz..
Da ich mit knappen 30 Jahren auch noch relativ jung bin, war ich mit der Situation überfordert, Demanz dafuq:

Die Erkenntnis jeder muß wirklich den Löffel abgeben, shice auf Status und Geld das Wichtigste auf der Welt ist die eigne Gesundheit!

rokko
2015-09-10, 22:47:41
Hallo nochmals,

es ist immer mehr Zeit verstrichen und der Alltag schluckt so viel Zeit und Aufmerksamkeit das vieles andere schon drunter leidet.
Frau Kind / hobby kommen bischen kurz ist nicht gut das weiß ich aber im Moment hilft es mir sehr gut. Blos keine Pausen und ruhige Minuten.
Mir geht es seelisch schon viel besser.
Allerdings gehe ich seit einiger Zeit nicht mehr auf den Friedhof. Teilweise habe ich wirklich nicht die Zeit (besser die Ruhe) dazu andererseits hat sich meine Trauer auch verlagert. Vom realen Ort auf dem Friedhof ...auf eine eher gedankliche Art der Trauer.
Trauer ist nichtmal das richtige Wort. Eher die Art damit umzugehen.



Es ist vielleicht auch die gesellschaftliche Erziehung den Tod/das sterben an sich als eine sonderbare Sache darzustellen. Eine Sache die ja eigentlich allgegenwärtig ist.

DinosaurusRex
2015-09-12, 12:25:56
Es gibt eine wichtige Grundregel im Leben. Die Frage nach dem "Warum" sollte man nicht stellen. Sie führt ins Unglück, da sie immer mehr Probleme aufwirft und immer mehr "Warums" generiert. [Wird übrigens in unvergleichlicher Brillianz bei Goethes Faust thematisiert] Und ganz gleich ob du eine Situation verstehst oder nicht, es ändert ja sowieso nichts an der Situation.

Anstatt zu fragen, warum etwas ist, sollte man lieber fragen "wozu führt etwas?" Diese Frage führt zum Glück, denn sie zeigt zwangsläufig auf, dass ausnahmslos alles im Leben positive und negative Aspekte hat.

Gast
2015-09-12, 15:52:30
Mein papa ist am 23.06 gestorben und für mich ist es auch einfach unfassbar beschissen...

Aber mein einziger Rat ist, hör nicht auf DinosaurX bla, was der Typ über Atheisten abläst, was du ja auch bist @ Threadstarter, ist so Krank das glaubst du nicht, also kann man all die restlichen Gedanken von ihm getrost in die Tonne kloppen.

Knuddelbearli
2015-09-12, 16:19:20
kann DinosaurusRex nur zustimmen mein Vater ist ja auch letztes Jahr bei der Arbeit tödlich verunglückt. Ich bin Gott sei Dank nicht so der Emotionale Mensch aber trotzdem am besten gar nicht mit sowas Anfangen.

Leider geht die Westliche Kultur mit dem Tod nicht wirklich gut um sondern ignoriert ihn einfach ...