aths
2015-07-19, 00:10:53
Meine hemdtaschentaugliche Kompaktkamera (Coolpix P340, rund 260 Euro) ist zur richtigen Arbeitsmaschine geworden. Die Bildqualität ist natürlich nicht auf dem Niveau eines großen Fotoapparats. Trotzdem sinkt meine Lust, in absehbarer Zukunft was Größeres zu kaufen.
Optik
Das fest eingebaute Objektiv leidet bei kleiner Blendenöffnung unter Lichtbeugung, was für unsaubere Konstraste sorgt und generell Unschärfe bringt. Zudem kämpfe ich mit Streulicht: Ein sehr helles Objekt hat auf dem Bild einen Halo. In der Weitwinkel-Einstellung (entspricht 24 mm) lässt die Bildschärfe in den Ecken sichtlich nach.
Im Zoo wünsche ich mir oft mehr Zoom als meine umgerechneten 120 mm. Eine Alltags-Kompaktkamera unterhalb 200 Gramm ist eben kein Tele-Spezialist. Wenn ich allerdings sehe, dass für größere Fotoapparate ein Zoomobjektiv schon mehr wiegt als meine komplette Fotoausrüstung inklusive Tasche, Ersatzakku und Mini-Tischstativ, nehme ich auch einige Optikschwächen in Kauf. Das heißt dann zum Beispiel, in Lightroom erst mal den lila Farbsaum wegrechnen zu lassen. Wenn dabei Artefakte auftreten, muss man manuell die Bereiche festlegen in denen die Saum-Entfernung nicht wirken soll.
Sensorqualität
Der Sensor mit 9,3 mm Diagonale bringt zwar 4000 x 3000 Pixel, doch die 4000 Pixel in der Breite wirken oft wie gefühlte 3300 - 3500 Pixel Informationsgehalt. Trotzdem ist die 1:1-Pixeldarstellung noch verwendbar. Indem man vom Bild nur einen Ausschnitt nutzt, lässt sich der eingeschränkte Objektiv-Zoombereich indirekt erweitern.
Im Vergleich zum APS-C-Sensor rauschen die Bilder bei mir mehr, auch bei Iso 80 auf beiden Vergleichsgeräten. Harte Kontraste werden ebenfalls bei mir nicht der Klarheit eines APS-C-Sensors wiedergegeben. Ein Vollformat-Sensor bringt dann noch mal spürbar mehr, selbst bei Iso 3200 kommen da brauchbare Bilder raus. Ich muss bei mir versuchen, unter 400 zu bleiben, Iso 800 wird dann schon grenzwertig sofern man die Schatten anheben möchte. 1600 ist verwendbar solange ich das Bild verkleinere.
Allerdings fotografiere ich fast immer unter Lichtverhältnissen, wo meine Kompaktkamera schon überdimensioniert ist. Ingesamt liefert das Gerät ein schön detailreiches Bild. Baumgeäst oder kleine Ziegelsteine werden recht gut aufgelöst.
Raw und Jpeg, Bildschirm versus Abzug
Will ich Fotos zum Vorzeigen haben, nutze ich Raw und nehme mir dann in Lightroom Zeit. Will ich Fotos einfach weitergeben, sind die Jpegs gut genug. Die kamera-interne Jpeg-Bildschärfung habe ich allerdings reduziert.
In Lightroom habe ich für Jpeg einen Standard definiert, der Schatten ordentlich hoch- und Lichter etwas runterregelt. Das ist ein Kompromiss: Aus dem Raw bekommt man doch sichtlich schönere Bilder mit mehr Klarheit und besseren Farben. Stattdessen einfach das Jpeg noch etwas nachzuregeln, spart dafür viel Zeit. Will ich direkt im 3:2-Bildformat (statt 4:3) aufnehmen um mir den nachträglichen Zuschnitt zu sparen, steht ohnehin nur Jpeg zur Verfügung.
Für die Foto-Präsentation auf einem Smart-TV muss man daran denken, beim Fernseher die Schärfe herunterzuregeln.
Für Abzüge nutze ich einen Fotodrucker von Canon. Die Fotos sind nicht perfekt, keine "Laborqualität" wie im Werbetext, aber brauchbar. Direkt nach dem Fotografieren lässt sich die Speicherkarte in den Drucker stecken. Bilder gewinnen jedoch, wenn man sie in manuell korrigiert (und dann bequemerweise via WLAN druckt.) Die Größe von rund 10x15 Zentimetern erlaubt den einfachen Versand per Brief.
Bildqualität tagsüber
Ich will an keiner Stelle zulaufendes Weiß bekommen, aber natürlich ingesamt so hell wie möglich fotografieren, damit der Iso-Wert schön klein bleiben kann. Während mir früher entweder der Himmel weiß zugelaufen ist, oder viel im Schatten absoff, bekomme ich jetzt bessere Bilder hin. Dabei drehe ich am Apparat an kleinen Rädchen, anstatt schöne griffige Objektiv-Ringe oder Drehknöpfe anzufassen. Ich kann auch nicht durch einen Sucher schauen – es ist keiner dran. Das ist dem Bedien-Gefühl abträglich.
Auch mit gut gewählten Einstellungen bleibt Bedarf nach digitaler Nachbearbeitung, schon weil sich der Weißabgleich manchmal verschätzt. Wenn es an das Entrauschen geht, habe ich mir angewöhnt, lieber etwas Körnung drinzulassen als ein zu glattes Bild zu bekommen. Die Farbe entrausche ich in Lightroom immer, in der Regel mit 15% im Raw, mit 5% im Jpeg. In der Helligkeit reduziere ich das Rauschen nach Bedarf.
Tagsüber und bis in die beginnende Dämmerung lassen sich Belichtungszeiten von 1/2000 Sekunde sinnvoll verwenden, damit kann man aus Fahrzeugen heraus fotografieren. Wenn die Sonne richtig herunterknallt und man die Blendenöffnung nicht zu klein machen möchte, lässt sich ein eingebauter Graufilter zuschalten. Der senkt die Helligkeit um ungefähr drei Beleuchtungsstärken.
Einsatz bei wenig Licht
Dank optischer Stabilisation ist die Kompaktkamera bis in die fortgeschrittene Dämmerung ohne Stativ verwendbar. Nachts bei Straßenbeleuchtung ist das Fotografieren nur noch im Weitwinkel sinnvoll möglich. Beim Zoom sinkt die Lichtstärke zu sehr, um das noch ruhig halten zu können. Neben dem Rauschen durch hohe Iso-Werte kämpft man mit gelegentlichen Lens-Flares. Häufig zeigen Lichtquellen einen blau-violetten Saum. Der Belichtungsmesser gerät an seine Grenzen: Bunte Leuchtreklame erscheint oft weiß. Spot-Belichtungsmessung kann etwas helfen. Für ordentliche Ergebnisse bleibt nur Bracket-HDR am PC.
Mehrfach habe ich Abends und in der Nacht innerhalb von Räumen bei Kunstlicht fotografiert. Hat man etwas Erfahrung mit dem eingebauten Blitzlicht gesammelt, lassen sich auch gute hochauflösende Ergebnisse erzielen. Ohne Blitz hat man die Wahl zwischen verwackeltem Bild und starkem Rauschen. Wählt man Iso 3200, bei mir also krasses Rauschen, ist das Ergebnis bei zusätzlicher Bildverkleinerung meistens halbwegs zufriedenstellend.
Gebrauchswert und Fazit
Der Appetit kommt beim Essen. Einige Wochen nach dem Kauf der P340 ärgerte ich mich. Es hätte Alternativen gegeben mit mehr Licht, mehr Zoom, sinnvollen Anschlüssen. Stattdessen hatte ich eine gute Point-and-Shoot gekauft, aber für optimale Ergebnisse kann man den Apparat nicht einfach als Point-and-Shoot-Kamera verwenden, schon weil der Standard-Autofokus nicht immer das gewünschte Ergebnis liefert. Dann packte mich der Ehrgeiz – was kann ich aus der Kiste mit halbmanueller Einstellung rausholen?
Wenn die Bilder nach Lightroom import sind, sehe ich natürlich die Nachteile der Sensorgröße und der Optik einer Kompaktkamera. Doch bin Amateur der Erinnerungsfotos schießt und kein Berufsfotograf, der technische Brillanz abliefern muss. Sofern man bei der Aufnahme keine Bedienfehler macht, sind die Fotos für meine Begriffe komplett ausreichend. Von den Fotos habe ich bisher rund 4000 aufgehoben. Darunter gibt es vielleicht fünf bis acht Situationen, wo ich wirklich mehr Weitwinkel oder mehr Zoom hätte gebrauchen können.
Bei einigen kleinen Stürzen hat das Gehäuse schon Kratzer und Schlagstellen bekommen, zum Glück hat es bisher nie die Optik getroffen. Selbst das wäre beim Anschaffungspreis von 260 Euro zu verkraften. Die Bedienung ist etwas fummelig, dafür fuchtelt man bei einem gesellschafltichem Anlass den Leuten nicht die ganze Zeit mit einem großen Objektiv vor der Nase herum.
Egal ob Familie oder Klassentreffen – am Ende reißen sich alle um meine Fotos. Weil ich überhaupt welche gemacht habe.
Optik
Das fest eingebaute Objektiv leidet bei kleiner Blendenöffnung unter Lichtbeugung, was für unsaubere Konstraste sorgt und generell Unschärfe bringt. Zudem kämpfe ich mit Streulicht: Ein sehr helles Objekt hat auf dem Bild einen Halo. In der Weitwinkel-Einstellung (entspricht 24 mm) lässt die Bildschärfe in den Ecken sichtlich nach.
Im Zoo wünsche ich mir oft mehr Zoom als meine umgerechneten 120 mm. Eine Alltags-Kompaktkamera unterhalb 200 Gramm ist eben kein Tele-Spezialist. Wenn ich allerdings sehe, dass für größere Fotoapparate ein Zoomobjektiv schon mehr wiegt als meine komplette Fotoausrüstung inklusive Tasche, Ersatzakku und Mini-Tischstativ, nehme ich auch einige Optikschwächen in Kauf. Das heißt dann zum Beispiel, in Lightroom erst mal den lila Farbsaum wegrechnen zu lassen. Wenn dabei Artefakte auftreten, muss man manuell die Bereiche festlegen in denen die Saum-Entfernung nicht wirken soll.
Sensorqualität
Der Sensor mit 9,3 mm Diagonale bringt zwar 4000 x 3000 Pixel, doch die 4000 Pixel in der Breite wirken oft wie gefühlte 3300 - 3500 Pixel Informationsgehalt. Trotzdem ist die 1:1-Pixeldarstellung noch verwendbar. Indem man vom Bild nur einen Ausschnitt nutzt, lässt sich der eingeschränkte Objektiv-Zoombereich indirekt erweitern.
Im Vergleich zum APS-C-Sensor rauschen die Bilder bei mir mehr, auch bei Iso 80 auf beiden Vergleichsgeräten. Harte Kontraste werden ebenfalls bei mir nicht der Klarheit eines APS-C-Sensors wiedergegeben. Ein Vollformat-Sensor bringt dann noch mal spürbar mehr, selbst bei Iso 3200 kommen da brauchbare Bilder raus. Ich muss bei mir versuchen, unter 400 zu bleiben, Iso 800 wird dann schon grenzwertig sofern man die Schatten anheben möchte. 1600 ist verwendbar solange ich das Bild verkleinere.
Allerdings fotografiere ich fast immer unter Lichtverhältnissen, wo meine Kompaktkamera schon überdimensioniert ist. Ingesamt liefert das Gerät ein schön detailreiches Bild. Baumgeäst oder kleine Ziegelsteine werden recht gut aufgelöst.
Raw und Jpeg, Bildschirm versus Abzug
Will ich Fotos zum Vorzeigen haben, nutze ich Raw und nehme mir dann in Lightroom Zeit. Will ich Fotos einfach weitergeben, sind die Jpegs gut genug. Die kamera-interne Jpeg-Bildschärfung habe ich allerdings reduziert.
In Lightroom habe ich für Jpeg einen Standard definiert, der Schatten ordentlich hoch- und Lichter etwas runterregelt. Das ist ein Kompromiss: Aus dem Raw bekommt man doch sichtlich schönere Bilder mit mehr Klarheit und besseren Farben. Stattdessen einfach das Jpeg noch etwas nachzuregeln, spart dafür viel Zeit. Will ich direkt im 3:2-Bildformat (statt 4:3) aufnehmen um mir den nachträglichen Zuschnitt zu sparen, steht ohnehin nur Jpeg zur Verfügung.
Für die Foto-Präsentation auf einem Smart-TV muss man daran denken, beim Fernseher die Schärfe herunterzuregeln.
Für Abzüge nutze ich einen Fotodrucker von Canon. Die Fotos sind nicht perfekt, keine "Laborqualität" wie im Werbetext, aber brauchbar. Direkt nach dem Fotografieren lässt sich die Speicherkarte in den Drucker stecken. Bilder gewinnen jedoch, wenn man sie in manuell korrigiert (und dann bequemerweise via WLAN druckt.) Die Größe von rund 10x15 Zentimetern erlaubt den einfachen Versand per Brief.
Bildqualität tagsüber
Ich will an keiner Stelle zulaufendes Weiß bekommen, aber natürlich ingesamt so hell wie möglich fotografieren, damit der Iso-Wert schön klein bleiben kann. Während mir früher entweder der Himmel weiß zugelaufen ist, oder viel im Schatten absoff, bekomme ich jetzt bessere Bilder hin. Dabei drehe ich am Apparat an kleinen Rädchen, anstatt schöne griffige Objektiv-Ringe oder Drehknöpfe anzufassen. Ich kann auch nicht durch einen Sucher schauen – es ist keiner dran. Das ist dem Bedien-Gefühl abträglich.
Auch mit gut gewählten Einstellungen bleibt Bedarf nach digitaler Nachbearbeitung, schon weil sich der Weißabgleich manchmal verschätzt. Wenn es an das Entrauschen geht, habe ich mir angewöhnt, lieber etwas Körnung drinzulassen als ein zu glattes Bild zu bekommen. Die Farbe entrausche ich in Lightroom immer, in der Regel mit 15% im Raw, mit 5% im Jpeg. In der Helligkeit reduziere ich das Rauschen nach Bedarf.
Tagsüber und bis in die beginnende Dämmerung lassen sich Belichtungszeiten von 1/2000 Sekunde sinnvoll verwenden, damit kann man aus Fahrzeugen heraus fotografieren. Wenn die Sonne richtig herunterknallt und man die Blendenöffnung nicht zu klein machen möchte, lässt sich ein eingebauter Graufilter zuschalten. Der senkt die Helligkeit um ungefähr drei Beleuchtungsstärken.
Einsatz bei wenig Licht
Dank optischer Stabilisation ist die Kompaktkamera bis in die fortgeschrittene Dämmerung ohne Stativ verwendbar. Nachts bei Straßenbeleuchtung ist das Fotografieren nur noch im Weitwinkel sinnvoll möglich. Beim Zoom sinkt die Lichtstärke zu sehr, um das noch ruhig halten zu können. Neben dem Rauschen durch hohe Iso-Werte kämpft man mit gelegentlichen Lens-Flares. Häufig zeigen Lichtquellen einen blau-violetten Saum. Der Belichtungsmesser gerät an seine Grenzen: Bunte Leuchtreklame erscheint oft weiß. Spot-Belichtungsmessung kann etwas helfen. Für ordentliche Ergebnisse bleibt nur Bracket-HDR am PC.
Mehrfach habe ich Abends und in der Nacht innerhalb von Räumen bei Kunstlicht fotografiert. Hat man etwas Erfahrung mit dem eingebauten Blitzlicht gesammelt, lassen sich auch gute hochauflösende Ergebnisse erzielen. Ohne Blitz hat man die Wahl zwischen verwackeltem Bild und starkem Rauschen. Wählt man Iso 3200, bei mir also krasses Rauschen, ist das Ergebnis bei zusätzlicher Bildverkleinerung meistens halbwegs zufriedenstellend.
Gebrauchswert und Fazit
Der Appetit kommt beim Essen. Einige Wochen nach dem Kauf der P340 ärgerte ich mich. Es hätte Alternativen gegeben mit mehr Licht, mehr Zoom, sinnvollen Anschlüssen. Stattdessen hatte ich eine gute Point-and-Shoot gekauft, aber für optimale Ergebnisse kann man den Apparat nicht einfach als Point-and-Shoot-Kamera verwenden, schon weil der Standard-Autofokus nicht immer das gewünschte Ergebnis liefert. Dann packte mich der Ehrgeiz – was kann ich aus der Kiste mit halbmanueller Einstellung rausholen?
Wenn die Bilder nach Lightroom import sind, sehe ich natürlich die Nachteile der Sensorgröße und der Optik einer Kompaktkamera. Doch bin Amateur der Erinnerungsfotos schießt und kein Berufsfotograf, der technische Brillanz abliefern muss. Sofern man bei der Aufnahme keine Bedienfehler macht, sind die Fotos für meine Begriffe komplett ausreichend. Von den Fotos habe ich bisher rund 4000 aufgehoben. Darunter gibt es vielleicht fünf bis acht Situationen, wo ich wirklich mehr Weitwinkel oder mehr Zoom hätte gebrauchen können.
Bei einigen kleinen Stürzen hat das Gehäuse schon Kratzer und Schlagstellen bekommen, zum Glück hat es bisher nie die Optik getroffen. Selbst das wäre beim Anschaffungspreis von 260 Euro zu verkraften. Die Bedienung ist etwas fummelig, dafür fuchtelt man bei einem gesellschafltichem Anlass den Leuten nicht die ganze Zeit mit einem großen Objektiv vor der Nase herum.
Egal ob Familie oder Klassentreffen – am Ende reißen sich alle um meine Fotos. Weil ich überhaupt welche gemacht habe.