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Gast
2016-08-07, 21:51:54
Hallo,

ich habe mich abgemeldet um das Thema anonym zu halten.

Und zwar beschäftigt mich gerade ein Thema, bzw. bringt es mich etwas zur Verzweiflung und ich würde gern wissen, wie andere darüber denken auch wenn es evenuell 50/50 mit den Meinungen steht.

Und zwar geht es um mein Berufsleben.

Ich arbeite seit 6 Jahren in der Firma in der ich meine Ausbildung gemacht habe.
Es ist ein Betrieb mit 80 Mitarbeitern, wo jedoch in den nächsten 1-4 Jahren 1/3 der Mitarbeiter in Rente geht und bisher eher wenig nachkommt und wenn dann nur der heutige verzogene Nachwuchs, der einfach nichtmehr richtig arbeiten kann.....
Wir arbeiten für die großen deutschen Automobilhersteller, hauptsächlich Porsche, BMW und Daimler.

Die Ausbildung habe ich von 3,5 auf 2 Jahre verkürzt, das erste Jahr durch meine vorherige Ausbildung und das letzte halbe durch gute Leistungen.
Ich bin Kammersieger, Landessieger und 2. Bundessieger geworden.

Nach der unterzeichnung eines unbefristeten Arbeitsvertrages ging es in der Firma für mich nach der Ausbildung steil nach oben. Das lag/liegt daran, dass mir die Arbeit einfach Spaß macht, ich immerschon ein 100% Typ bin und war, der kaum Fehler macht und ich aus meinen Hobbys usw. viel Wissen, Fertigkeiten und co mit einbringen kann.
Die Meißter im Betrieb reißen sich immer um mich, wenn es um die Mitarbeiterverteilung auf die einzelnen Projekte geht.
Das Feedback was ich bekomme ist immer sehr positiv mit Sätzen wie, bei dir weis man einfaach, dass man es so bekommt wie man es sich vorgestellt hat oder auf dich muss man nicht aufpassen usw.
In vielen Fällen werde ich um Rat gebeten, sei es bei Meißtern, was die Projektdruchführung betrifft oder von älteren Mitarbeitern die etwas wissen möchten.

Bitte das ganze jetzt nicht überheblich sehen, Eigenlob stinkt, ich weis, aber ich schreib das jetzt so dazu.

Im Betrieb bilde ich aktuell aus einem Meißter und meinem Kollegen, der auch mein bester Kumpel ist eine kleine Abteilung mit einer Produktrichtung. Auch die Beziehung zum Meißter ist mehr als Kumpelhaft und er ist von der Einstellung her genau so drauf wie wir und schätzt uns sehr, da es im ganzen Betrieb keine vergleichbaren Mitarbeiter gibt.

Meißt schaffen wir es zu zweit, die Arbeit zu erledigen, wenn es aber vom Liefertermin her nicht machbar ist, kommen andere Mitarbeiter mit ins Team. Hier sind wir beide dann auch zuständig für die Teamleitung.

Mein Kollege ist 3 Jahre jünger als ich, da er keine andere Ausbildung vorher gemacht hat. Er ist qualitativ und von der Art her mein Ebenbild. Wir verstehen uns blind und ergänzen uns, wenn wir arbeiten muss kein Meißter nach uns schauen wie bei anderen, alles wird pünktlich fertig usw. Der Arbeitstag ist so wie ein Besuch bei nem Freund in der Freizeit.

Zudem haben wir uns einen Stand erarbeitet durch unsere durchgehend sehr guten Leistungen die auch bei der Betriebsversammlung immer erwähnt werden, dass wir einfach alles bekommen, sprich Betriebsmittel, Maschinen, usw. was bei anderen nicht der Fall ist.

Wir sind immer bestrebt, etwas zu verändern und nicht auf der Stelle stehen zu bleiben oder rückwärts zu rudern oder mit geschlossenen Augen durch den Betrieb zu laufen mit einer scheiß egal Einstellung wie manch anderer.

Ich bin auch kein Typ, der irgendwie und wo versucht Zeit tot zu schlagen, ich muss immer was tun und machen.

Da wir bisher keine richtige Abteilung im Firmengebäude haben entsteht in den nächsten 2 Jahren ein extra Anbau nur für uns, wo wir uns breit machen können und alles so einrichten wie wir wollen und können dann endlich richtig durchstarten, durch kürzere Wege, schnellere Abläufe und komplett saubere Umgebung.

Zudem kann ich im Betrieb viel Privat arbeiten, alle Mittel, Materialien usw. nutzen, was mir bei meinen Hobbys sehr entgegen kommt und somit Dinge möglich sind, die ich sonst nicht durchführen könnte.

Auch Geldmäßig kann ich mich nicht beschweren. Mein Lohn steigt 2x im Jahr um eine gute Summe.

Mein Arbeitsweg ist für die Gegend(Staugebiet Nummer 1 in Deutschland) wo ich mich befinde auch als sehr gut zu Bezeichnen, da ich gegen den Strom fahre.

Also kurz gesagt, ich bin eigentlich sehr zufrieden und bin einerseits gespannt, was so passiert, wenn der Schwung älterer in Rente get und vorallem auf den Anbau und unseren neuen Abschnitt.



Nun werdet ihr denken, was will ich von euch nach diesem Text, der ist doch mehr als glücklich aktuell..... doch das kommt jetzt....



Und zwar wird jetzt in einer der oben genanten Firmen für die ich hauptsächlich und vorallem sehr wichtige Projekte in meinem Betrieb jetzt fertige jemand gesucht, der 1:1 mir und meinen Fertigkeiten entspricht. Einige Leute in dieser großen Firma kennen mich, da man oft eng zusammenarbeitet.
Da wie erwähnt mein Berufsfeld recht speziell und eher Nieschenmäßig ist, gibt es wie bei anderen Berufen schonmal viel weniger die in frage kommen und somit eher weniger Bewerber(weis ich) und ich rechne mir gute Chancen aus.
Tja, eigentlich wäre diese Firma auch "die" Firma überhaupt und an Nummer 1 in Deutschland für mich.

Als ich jetzt am Freitag über die Stellenanzeige stolperte fing ich gleich an, einen Lebenslauf in aktueller Anordnung anzuferteigen(ich musste noch nie außer Übungsweise in der Schule damals) eine Bewerbung schreiben...

Doch mittendrin überkam mich dann das Gefühl, ob es das richtige ist was ich gerade tue.
Mit der Bewerbung bringe ich mit großer Wahrscheinlichkeit etwas ins rollen was ich nacher nichtmehr stoppen kann und wenn ja, mir eventuell für später etwas verbaue.

Einerseits ist es der in meinen Vorstellungen stehende Arbeitgeber Nummer 1, andererseits würde ich auch gern in der auktuellen Firma das bisher geschaffene weiter ausbauen.

Ich schätze im aktuellen Betrieb das Familiäre lockere sehr. Wenn ich in den großen Betrieben bin, macht sich immer etwas erdrückendes unpersönliches breit.

Zudem weis ich auch aus Erzählungen von anderen, dass man als 100% Schaffer in den großen Betrieben von den dort arbeitenden schlecht angesehen wird. Grund ist einfach, und das sehe ich auch wenn ich vor Ort bin, dass man generell entspannter schafft und somit arg aus der Reihe fällt wenn man nach 8 Stunden mehr getan hat als andere...

Überheblich gesagt, im aktuellen Betrieb bin ich unter den top 5 und im neuen bin ich, zumindest stelle ich mir das so vor, nur ein kleiner Stern am Himmel.

Klar kann ich jetzt einfach eine Bewerbung hinschicken und am Ende bekomme ich doch unverhofft eine Absage und alles hier geschriebene inklusive der Gedanken war umsonst.
Doch falls es doch dazu kommen sollte und ich sage anschließend ab, sieht es sicher schlecht aus, wenn ich mich in 4 oder 6 Jahre z.B. nochmal bewerben möchte weil es im aktuellen Betrieb doch nicht so geworden ist wie ich mir ausgemalt habe.

Und nun sitz ich da, hab das Anschreiben der Bewerbung noch nicht formuliert und weis nicht was ich machen soll.

Zum neuen Betrieb würde dann auch ein Umzug anstehen, Vorteil wäre dort, bessere Altersvorsorge, sicher auch mehr Lohn und einige Sonderzahlungen usw.

Doch alles ist nichts wert, wenn man sich am Ende nicht wohlfühlt.

Timolol
2016-08-07, 22:37:00
Glückwunsch du hast meinen Traumjob. Schreibe bitte nie mehr "Meißter" das hat mich beim lesen verrückt gemacht!

In großen Betrieben ist "Arbeitseinsatz" wie du ihn kennst in der Tat nicht gerne gesehen. Eher wie man alle an der Nase herumführen und möglichst elegant verarschen kann.

Willst du tauschen? :biggrin:


Warum musst du Anonym bleiben? Zu so einer Entscheidung kannst du doch stehen oder?

Morale
2016-08-07, 22:46:25
Schon eine schwierige Situation.
Ich kann mal zu ein paar Punkten meinen Senf dazu geben.

Ich schätze im aktuellen Betrieb das Familiäre lockere sehr. Wenn ich in den großen Betrieben bin, macht sich immer etwas erdrückendes unpersönliches breit.
Klar, dass man jeden mit Vornamen kennt ist dann vorbei, wenn man von 80 Leute auf mehrere 10.000 wechselt. Aber innerhalb einer Abteilung oder Team bleibt ja alles ähnlich.

Zudem weis ich auch aus Erzählungen von anderen, dass man als 100% Schaffer in den großen Betrieben von den dort arbeitenden schlecht angesehen wird. Grund ist einfach, und das sehe ich auch wenn ich vor Ort bin, dass man generell entspannter schafft und somit arg aus der Reihe fällt wenn man nach 8 Stunden mehr getan hat als andere...
So 100% stimmt das nicht, was in den großen Konzernen halt fehlt ist "Druck und Angst" von oben. Man kann die Arbeit natürlich schon etwas entspannter angehen als woanders, kann aber auch "ackern" und Leistung zeigen. Wie das aufgenommen wird hängt dann von den Kollegen ab. Pauschal zu sagen, dass so jemand immer negativ auffällt stimmt so nicht.
Ich selber nehme Arbeit ab und an auch mit nach Hause (natürlich kommen die Stunden aufs GLZ Konto, so ist es nicht). Meine Chefs danken es mir. Meine beiden Kollegen würden sowas nicht tun. Negative Auswirkungen auf die hat das nicht, daher werden sie nicht ausfallend oder so, aber ziehen mich ab und an damit auf. Allerdings sind die beiden auch ü60.

Doch alles ist nichts wert, wenn man sich am Ende nicht wohlfühlt.
Ich denke dass ist der Knackpunkt und auch zum Teil einfach Glücksspiel.
Du hast jetzt (genaue Zahlen kenne ich ja nicht) einen Job der mehr oder wenig gut bezahlt ist, dir Spaß macht und einen super Teamkollegen.
Der neue Job wäre deutlich besser bezahlt (?), Spaß wohl ähnlich (gleiche Aufgaben). Nur die Teamsache ist in der Schwebe.
Ich selber hatte vor meinem jetzigen Job mit den beiden ü60 "Grantlern" einen Job mit echt guten Kollegen, wo wir uns heute noch privat treffen. Von der Seite habe ich leider massiv verloren. Gehalt hat sich zwar auf lange Sicht fast verdoppelt, Aufgaben sind auch besser, aber beim Team weine ich schon ab und an eine Träne dem vergangenen hinter her.

Gast
2016-08-07, 22:49:22
danke dir,

ich wollte das gern ohne meinen bekanten Namen machen, da ich mich viel selbst gelobt habe im Text, obwohl ich so(mit dem selbstloben) nicht bin in echt, es aber zum Text und der Situation gehört.

ich habe mich ja bisher nicht entschieden, eher hänge ich mittendrin und dachte, mir schreibt jemand, wie er entscheiden würde und warum.

In meiner Familie sagte man mir, mach es auf jedenfall, mit meinem Kollegen habe ich bisher nur spaßeshalber in der Vergangenheit drüber geredet und dann haben wir auch nur abgewogen was besser ist und schlechter hier und wo anders und welche Freiheiten wir jetzt haben.

Timolol
2016-08-07, 23:05:41
Ich kann dir da eh nicht folgen. Du bist zufrieden, kannst aufsteigen, das Arbeitsumfeld ist super und du verdienst gut mit Chancen auf mehr. Und das willst du aufgeben? Warum?

Bei uns in der Firma gibt es sogenannte "Karrieresprungbretter". Wenn du so einen Posten bekommst wirst du unabhängig deiner Kompetenzen befördert. Landest du aber nur auf einem "Springbock" kann der Weg gar nicht nach oben gehen, völlig egal wie du zappelst. Evtl. wird dir das sogar zum Verhängniss.

Aus meiner Sicht hast du nen super Job...

mii
2016-08-08, 00:27:46
Wenn du in deiner Komfortzone bleibst, entgehen dir wahrscheinlich bestimmte Erfahrungen.
Andererseits wenn es sicher ist und dennoch luft nach oben ist, bleib da.

Ansonsten kann es nie verkehrt sein seinen Marktwert in Erfahrung zu bringen unabhängig davon ob man das Angebot annimmt oder nicht.

Hamster
2016-08-08, 00:50:53
Kurz und bündig: Du scheinst einen super Job in einem tollen Umfeld zu haben. Das nicht selbstverständlich! Wenn es nichts gibt, was dich aktuell so richtig stört, warum dann kündigen?
Und bedenke: große Konzerne neigen dazu straff rationalisiert und durchorganisiert zu sein. Das kann eine kühle Arbeitsatmosphäre schaffen. Augenscheinlich genau das Gegenteil von dem was du jetzt hast.
Musst du wissen.

Andererseits kannst du dich ja dennoch bewerben. Bewerben heißt ja nicht gleich kündigen.
Geschickt agiert, bekommt dein aktueller Arbeitgeber auch nichts davon mit.
Sollte es zu einer Zusage kommen, kann man sich immer noch den Kopf zermartern ob man das Angebot annimmt oder auch nicht. Dann hast du auch harte Fakten (Gehalt + sonstige Annehmlichkeiten).
Vielleicht ist es sogar besser sich zu bewerben als sich hinterher den Vorwurf zu machen, warum man sich nicht beworben hat, wenn es doch DIE Stelle ist.

Und selbst wenn man hinterher absagt, so ist dies kein Beinbruch. Das erleben Personaler jeden Tag.
Wenn man überzeugen konnte und eine saubere Begründung hat, so verschließt einem das nicht die Türen für die Zukunft. Da brauchst du dir keine Sorgen machen.

Und noch was: hast du denn Ambitionen selbst deinen Meißster zu machen? Falls ja, Frage dich wer dich dabei aktiv unterstützen würde? Dein derzeitiger AG oder dein potentiell zukünftiger AG? Dies würde ich entscheidend mit in die Betrachtung einbeziehen. (Hint: wäre übrigens auch ein akzeptierter Grund falls man ein Angebot ausschlagen würde - man kann sich ja nach der Meisterprüfung wieder melden ;))


(P.S. Wenn man schon etwas länger im Forum ist, weiß man genau wer du bist ;) Aber pssst, ich verrate nichts :))

Oid
2016-08-08, 00:56:05
Das einzige, was mich abschrecken würde, wäre der ganze Großkonzern-Mist, den ich bei unseren Kunden so mitbekomme: Viel Bürokratie, Verantwortungsgeschacher, Sprungbrettmentalität und so weiter und so fort.

Ansonsten kenne ich niemanden (mich eingeschlossen), der eine berufliche Veränderung bereut hätte, als sich die Gelegenheit ergab und man zunächst lange hin- und her überlegt hat. Derjenige war dann aber entweder fachlich oder zwischenmenschlich mit der bisherigen Stelle unzufrieden. An deiner Stelle würde ich mir also ganz genau überlegen, ob ich das aufgeben würde. Wenn es menschlich und fachlich passt, würde ich bleiben. Und für Gehaltsverhandlungen scheint dein Standing ja auch nicht das schlechteste zu sein.

Rooter
2016-08-08, 01:14:16
Es ist ein Betrieb mit 80 Mitarbeitern, wo jedoch in den nächsten 1-4 Jahren 1/3 der Mitarbeiter in Rente geht und bisher eher wenig nachkommt und wenn dann nur der heutige verzogene Nachwuchs, der einfach nichtmehr richtig arbeiten kann.....Die gehen in Rente. Werden deren Stellen etwa nicht neu besetzt? Falls nicht: Warum nicht? In dem Fall würde ich mir mal Gedanken machen, nicht nur weil an dir zukünftig damit sicher viel mehr Arbeit = viel mehr Stress hängen bleiben wird.

Einerseits ist es der in meinen Vorstellungen stehende Arbeitgeber Nummer 1, andererseits würde ich auch gern in der auktuellen Firma das bisher geschaffene weiter ausbauen.

Ich schätze im aktuellen Betrieb das Familiäre lockere sehr. Wenn ich in den großen Betrieben bin, macht sich immer etwas erdrückendes unpersönliches breit.

...

Überheblich gesagt, im aktuellen Betrieb bin ich unter den top 5 und im neuen bin ich, zumindest stelle ich mir das so vor, nur ein kleiner Stern am Himmel.Bedenke: Im aktuellen Betrieb wirst du immer "der Azubi, der 2. Bundessieger war" sein. In neuen Betrieb aber "der neue Geselle, der 2. Bundessieger war".

Doch alles ist nichts wert, wenn man sich am Ende nicht wohlfühlt.SEHR wichtiger Punkt! Das Problem dabei: Das weiß man vorher nicht.

Schreibe bitte nie mehr "Meißter" das hat mich beim lesen verrückt gemacht!+1 X-(

MfG
Rooter

JaniC
2016-08-08, 02:48:33
Meine Idee ist, dass du mit dem Stellenangebot zu deinem jetzigen Chef gehen kannst und mit ihm einfach ganz offen genau das besprichst.
Wenn du wirklich (und ich glaube dir das) das beschriebene Standing in deiner Firma hast, dann wird er dir da schon irgendwas anbieten.
Sowas klingt in der Theorie immer bedrohlicher als es ist, aber wenn er sieht, dass du erstens ehrlich bist und zweitens die Möglichkeit hättest, zu wechseln, dann wird er von sich aus mit einem Angebot kommen.
Ob das nun mehr Geld oder was anderes ist, weiss ich nicht. Wenn ihr da jetzt sogar euren eigenen Bereich bekommt usw., dann scheint er ja jetzt schon alles zu tun, um dich und deinen fähigen Kollegen zu halten.

Aber dieses "Ich bewerb mich da, das kriegt ja eh keiner mit bei mir im Betrieb" finde ich immer ganz gefährlich.. die Welt ist klein, erst recht so eine Nieschenbranche. Nachher ist der Personaler bei der #1 der Schwager von der Sekretärin deines Chefs oder so, sowas weiss man nie. Ehrlich ist immer am besten.

TL; DR: Wenn du wirklich dieses gute Verhältnis zu deinem jetzigen Chef hast, geh hin und erzähl ihm genau das, was du uns erzählt hast.

Korfox
2016-08-08, 06:58:35
Das Gespräch mit dem Chef empfinde ich auch als sinnvollste Lösung, aus der Beschreibung.
Trotzdem:
- Wie lange ist das Projekt angelegt, auf das du dich bewerben würdest (denke daran, dass du 6 Monate Problezeit hast)?
- Ist es eine finanzielle Weiterentwicklung (wirst du erst im bewerbungsverfahren wissen)
- Wenn du selbst absagst ist das kein Beinbruch für die Zukunft. Bei Porsche meine ich mich z.B. zu erinnern: Bei nicht-erfolgreichem Bewerbungsverfahren (egal, wer absagt) gibt es eine 5 jährige Bewerbungssperre, in der man sofort aussortiert wird, und dann stehen die Karten wieder auf 0. Andere handeln das ähnlich oder haben garkeine Sperre
- Wenn du an dem Verfahren teilnimmst hast du potentiell natürlich etwas in der Hand für die nächste Gehaltsverhandlung ;)
- In den großen Konzernen im Automotive ist erfahrungsgemäß die Druckverteilung etwas anders. Du wirst meistens solange zugeladen, bis du eben deine Kapazität reißt (egal, ob das 50% mehr ist, als das, was andere tun), und dann bekommst du Termindruck von oben. Klingt schlimmer, als es ist, aber ob man es mag, ständig unter Druck zu stehen... muss man selbst wissen...

Cubitus
2016-08-08, 07:39:47
Wenn einer euer Auftraggeber so eine Stelle die deiner Fähigkeiten entspricht schafft,
gibt es entweder noch mehr Arbeit welche man intern vergeben kann.
Oder das Unternehmen möchte diesen Bereich ins Haus holen, um dabei nicht mehr auf die verlängerte Werkbank angewiesen zu sein.
Was natürlich die Auftragslage verändern könnte.

Würde mir alle Punkte aufzählen und diese gegen stellen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass weniger manchmal mehr ist.
Und einen Job zu haben wo man vielleicht ein etwas geringeres Gehalt bekommt, aber es im Gesamtbild besser auszuhalten ist, doch die bessere Wahl darstellt. Das Seelenheil und die Gesundheit werden von Jahr zu Jahr wichtiger im Arbeitsleben.

Gent Leman
2016-08-08, 11:29:22
Frag dich mal, ob die gesamte Situation in deiner jetzigen Firma dem entspricht, was du willst, incl. der Kumpelatmosphäre und Wohlfühlfaktor.
Kannst du nur "Leistung" unter solchen Bedingungen, dann bist du dort bestens platziert und deine Aufstiegspotential
knüpft sich an die Verrentung deiner Vorgänger und bleibt begrenzt auf diese lokale Firma.

Beachte wirklich den Hinweis "der Azubi, der 2. Bundessieger war". Bei den Alten wirst du das bleiben, so lange du dort arbeitest.
Wirst du denen doch, auf Grund deiner Fähigkeiten, vorgesetzt, dann ändert sich dieses Kumpelding ganz schnell
und du brauchst die Qualitäten, die dich auch beim BigPlayer klar kommen lassen.

Willst du die Chance auf das wirklich Große, fightest du gern auf dem Egolevel, dann mußt du in so eine Menschmaschine.

PatkIllA
2016-08-08, 15:24:30
Andererseits kannst du dich ja dennoch bewerben. Bewerben heißt ja nicht gleich kündigen.
Geschickt agiert, bekommt dein aktueller Arbeitgeber auch nichts davon mit.
Sollte es zu einer Zusage kommen, kann man sich immer noch den Kopf zermartern ob man das Angebot annimmt oder auch nicht. Dann hast du auch harte Fakten (Gehalt + sonstige Annehmlichkeiten).
Vielleicht ist es sogar besser sich zu bewerben als sich hinterher den Vorwurf zu machen, warum man sich nicht beworben hat, wenn es doch DIE Stelle ist.Ich würde mich auch bewerben. Mit Zusage ist es alles viel konkreter und evtl. lasst dein jetziger Chef auch noch mal was springen, wenn du darüber mit ihm sprichst. Außerdem nimmt er dich dann nicht als selbstverständlich an.

Gast
2016-08-08, 22:25:23
danke für eure Antworten.

also was das Geld betrifft aktuell kann ich mich wie gesagt nicht beklagen. Es handelt sich ja nur um einen Ausbildungsberuf ohne Zusatz und wenn ich mich mit Freunden vergleiche, bekomme ich mehr als ein Kumpel der Industriemeißter(hups, ich hab Meißter geschrieben) ist oder ein Elektroingenieur im gleichen Alter wie ich(ohne genaue Angaben zu machen jetzt).

Ich habe auch schon überlegt, eine Weiterbildung als Technicker oder "Meißter" zu machen, doch wenn ich sehe, dass jeder der das gemacht hat danach nurnoch den ganzen Tag am PC hängt und unter 10 Stunden/Tag nichtmehr aus der Firma läuft, dann ist das absolut nichts für mich.
Zudem kommt ja noch der Lohnausfall für 2 Jahre hinzu, da mir so eine Aktion für 4 Jahre nebenher und dem Stress absolut keine Option wäre.
Und das ganze dann für einen Haufen mehr Verantwortung, mehr Stress und Arbeitszeit um am Ende mit 500-800€ mehr Netto nach Hasue zu gehen, nein danke, da ist mir die Freizeit mehr wert.

Zudem habe ich mit meinen Freiheiten und der Leitung des Teams schon annähernd eine leitende Funktion die andere nicht haben ohne die gerade genanten Probleme.

Und was den Punkt Azubi betrifft, da fühle ich mich und werde auch so behandelt als hätte ich dort keine Ausbildung gemacht sondern hätte einfach so angefangen. Keiner sieht mich als Azubi oder kleinen Schnösel an, was aber schon in der Ausbildung der Fall war.
Liegt eventuell aber auch mit daran, dass ich vorher schon eine handwerkliche Ausbildung in einem Teilbereich des aktuellen Jobs gemacht habe und somit kein ahnungsloser Depp war.
Wie gesagt bitten mich und meinen Kollegen eigentlich alle im Betrieb um Rat wenn es was gibt, da wir immer viel testen und versuchen, wie was schneller oder besser geht, probieren neue Produkte aus usw., somit sind wir halt in der Position gefragt zu werden bzw dass wir den anderen mitteilen was geht und was nicht.


Um noch kurz etwas zu erzählen... letztes Jahr gab es einen unabhängigen Zufall, den keiner glaubt nach der Erzählung wenn er es hört aber es hat sich so zugetragen....

Ich habe mir unglücklicherweise das Handgelenk gebrochen und viel dadurch 8 Wochen aus.
2 Wochen später bricht sich mein Kollege die Mittelhand und fällt 6 Wochen aus. Wir beide fingen am selben Tag wieder an, doch in den 6 Wochen wo keiner von uns da war, mussten einige Aufträge abgesagt werden.
Unser Vorgesetzter(darf das andere Wort ja nichtmehr schreiben) rief uns in der Zeit mehrfach an mit der Bitte uns doch mit dem Taxi in die Firma bringen zu lassen(durften und konten kein Auto fahren) um den anderen Mitarbeitern Infos zu geben und nach dem Rechten zu schauen weil alles was wir sonst managen mit auf ihn abgefallen ist.

Das haben wir zwar nicht gemacht, aber dies zeigte und eigentlich mal wieder, dass ohne uns eigentlich nicht viel läuft.


Durch die in Rente gehenden fällt der alte Schlag weg, dem man schlecht Neuerungen in der Arbeitsweise beibringen konnte und die viel Geld kosten und zu langsam sind. Klingt hart, ist aber so.
Leider ist die heutige Jugend wie sicher einige selbst erfahren im Betriebe, einfach nichtmehr belastbar und hat den Hang sich an was festzubeißen und Lestung zu bringen(außer am Handy und PC/TV)

Darum ist es auch schwer, ordentliche Azubis zu finden, aber ein Paar Lichtblicke gibt es trotzdem.


Im neuen Job würde das verdiente "mehr" Geld direkt in die teurere Wohngegend verfließen.

Aber der Tipp mit dem trotzdem einfach bewerben, ich habe ja nichts zu verlieren, ist eigentlich nicht schlecht.

Denn ich befinde mich ja in keiner Notsituation und habe in dem Sinn auch nichts zu verlieren.

Zu meinem Chef würde ich jetzt nicht extra rennen und da ich mit der Lohnsituation zufrieden bin, würde ich aktuell auch nicht zu ihm gehen und um mehr Geld bitten, da es eh 2x im Jahr mehr gibt mit der Info, für Ihre konstant guten Leistungen.....

Spasstiger
2016-08-09, 22:34:13
Das Wort heißt "Meister" und nicht "Meißter". ;)
Bewerben und zum Vorstellungsgespräch gehen schadet nicht. Im Gegenteil - es hilft dir, deinen Marktwert zu erfahren. Wenn dein Chef doch was spitz bekommt, wird er wohl um deine Qualitäten wissen und dir das nicht übel nehmen. Er rechnet ja sogar damit, dass du abgeworben werden könntest, daher die 2-malige Gehaltserhöhung pro Jahr.

Und deine Ablehnung gegenüber einer weiteren Fortbildung zum Techniker oder Meister würde ich nochmal überdenken. Es verschafft dir besonders für die Zukunft, wenn es dein Unternehmen vielleicht gar nicht mehr in der aktuellen Form gibt, die bessere Verhandlungsposition. Als Meister könntest du dich irgendwann mit einem Meisterbetrieb selbstständig machen. Mehr Verantwortung scheint sowieso auf dich zuzukommen. Und vielleicht würde dir dein aktueller Chef auch bei deiner weiteren Ausbildung unter die Arme greifen, z.B. indem er die Kursgebühren bezahlt und dir Freistellungen gewährt. Dies könnte für deinen Chef auf jeden Fall interessant sein, um in die Zukunft die frei werdenden Stellen adäquat besetzen zu können.

Wechseln würde ich deiner Beschreibung nach aktuell eher nicht,

Morale
2016-08-09, 23:03:29
Irgendwie ist der zweite Post doch etwas widersprüchlich zum ersten.
Im ersten schreibst du du willst nicht zum Konzern, bzw du hat Angst, dass da jeder nur seine 7h macht und dann den Hammer fallen lässt und man angeschissen wird wenn man mehr leistet, jetzt schreibst du deine Freizeit ist dir viel wert und du hast keinen Bock auf eine Fortbildung, weil dann Stress, Verantwortung und Überstunden warten.

Ansonsten:
alte Mitarbeiter scheiße, weil für die Internet Neuland ist und noch die Wählscheibe am Telefon nutzen
neue Mitarbeiter dumm, weil nur Eier kraulen und Pokemon Go spielen

Zum Gehalt, keine Ahnung, das kennst nur du, 80 Mann ZuLi zahlt normalerweise nicht sooo prall. Wenn du mehr als ein Ing. verdienst, dann ist der vermutlich im öD oder hat sich abzocken lassen. Oder doch wieder erwarten zahlt der ZuLi gut.

Was für die Zukunft, wenn die deutsche Autoindustrie Schluckauf bekommt, wer wird wohl als erstes ausgepresst? Ich würde jetzt nicht planen bis zur Rente da zu verweilen, bei Daimler oder Porsche könnte man das vermutlich eher.

Gast
2016-08-10, 17:05:49
jetzt merk ich auch euer Problem mit dem Meister, tut mir leid XD

Problem mit der Weiterbildung ist halt einfach, dass ich eigentlich gern handwerklich weiterarbeiten möchte und das leider nichtmehr der Fall wäre.

Blicke ich zurück, sitzt der eine Technicker nun im CAD, ein Meister macht Work NC Programierung, der 2. ist Teamleiter und kalkuliert und Plant nurnoch und bestellt Betriebsmittel und der 3. ist Zuständig für einen Bereich im CAD und kalkuliert auch fast nurnoch.

Sowas möchte ich halt nicht und die Weiterbildung machen und nacher zu sagen ich arbeitwe weiter wie jetzt ist 1. verschwendete Zeit und Geld und 2. bringt es mir für später so auch nichts, wenn ich dann sagen muss, ich hab die letzten 10 Jahre nicht als Meister gearbeitet....



Das mit der Freizeit ist bezogen auf meine normalen 8 stunden Arbeitszeit wo diverse Meister bei uns eben manchmal dauerhaft nach 11 oder 12 Stunden am Tag rauslaufen weil sie kalkulieren und Sachen bestellen, nach den Leuten gucken und co.

Problem in unserem Betrieb ist halt, dass vor einigen Jahrzehnten eben sehr viele im gleichen alter eingestellt wurden und somit die Anzahl der Mitarbeiter ausreichte, aber eben eine riesen Lücke besteht.

Als Beispiel grob gesagt, 2/3 sind über 45, 1/3 ist 55-63
Abwärts geschaut ist zwischen 45 und 29 Jahren niemand und dann kommen zwischen 18 und 30 grob 8 Leute.

Und klar ist an beim Zulieferer immer abhängig von dem, was die großen rausgeben. Der Markt ist hart und somit ein großer Preiskampf bei den Projektvergaben unter den Firmen.

Was mich halt an der Vorstellung eines Firmenwechsels in z.B. diesem Jahr noch stören würde wäre, dass ich in der jetzigen Firma nichts vom Anbau gehabt hab.

Somit wäre es mir am liebsten, zu warten, wie sich das ganze entwickelt, auch weil in dem Zeitraum des Einzugs einige in Rente gehen.

Hamster
2016-10-03, 23:37:10
Knappe zwei Monate später... gibts was neues zu berichten?
Wie hast du dich entschieden, was hast du gemacht?