Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vulkanausbruch vs. Atomkrieg
SamLombardo
2017-01-30, 15:55:22
Frage: Ich habe letztens einen interessanten Bericht gelesen über den Tambora Vulkan der 1815 ausgebrochen ist. Es soll der gewaltigste Vulkanausbruch der neueren Geschichte gewesen sein. Der Vulkan sei mit der Kraft von 60.000 Hiroshima Bomben ausgebrochen. Er hat der Welt im Jahr 1815 ein "Jahr ohne Sommer" gebracht, es kam zu Ernteausfällen und Hunger mit ein paar Tausend Toten. Aber ein Jahr später war wieder alles annähernd normal. Der Menschheitsentwicklung hat das Ereignis nicht mal einen Dämpfer versetzt.
Was mich zu der Frage kommen läst: Es gibt laut Wikipedia insgesamt 16.300 Atomsprengköpfe auf der Welt, die selbst bei einem Atomkrieg der Supermächte niemals alle eingesetzt werden. Klar würde ein Atomkrieg verherende Folgen haben, gerade weil die Zerstörung auf bewohntem Gebiet stattfindet, nicht zu vergessen die Radioaktivotät. Aber wie ist der prognostizierte "nukleare Winter" zu erklären, der ja für das Ende der Menschheit verantwortlich sein soll? Wenn der 60.000 Atombomben starke Vulkanausbruch gerade mal ein etwas kälteres Jahr verursacht hat und danach gleich wieder alles normal war? Oder hab ich irgendwo einen Denkfehler?
Danke und Gruß!
Noch ein paar Puzzlestücke:
Durch die Wucht der Explosionen wird eine große Menge Staub in die Atmosphäre geschleudert
Große Flächenbrände werden durch die Hitzeentwicklung entzündet und erzeugen dichten Rauch
Großbrände in den getroffenen Städten verbrennen große Mengen an Öl und Kunststoffen, die einen noch dichteren Rauch erzeugen als Waldbrände
[...]
Die Studie wurde nach den Initialen ihrer Autoren auch als TTAPS-Studie bezeichnet und prägte den Begriff nuklearer Winter (engl. nuclear winter). Sie stellte ein Szenario mit einer mehrwöchigen Abkühlung auf −15 bis −25 Grad Celsius beim Einsatz mehrerer tausend Megatonnen vor.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearer_Winter)
Hiroshima hatte 12kt. Der Vulkan also 720 MT. Das ursprüngliche Szenario geht von min. dem Dreifachen aus.
Der Vulkanausbruch ist außerdem ein lokal sehr begrenztes Ereignis. Bei den Atomexplosionen kann man von einer gewissen räumlichen Verteilung ausgehen.
Am einfachsten wäre es natürlich, sich die Studie durchzulesen. Oder den englischen Wiki-Artikel. Der ist recht umfangreich.
Palpatin
2017-01-30, 16:52:01
Atombome ist halt nicht Atombombe. Von der B53 wurden an die 400 gebaut jede mit 9MT, damit allein hätte man den Vulkan um ein vielfaches übertroffen.
Mit den aktuellen Bomben / Arsenal der USA Russlands, ist ein Nuklares Winter Szenario aber eher unwarscheinlich.
Cyphermaster
2017-01-30, 17:04:59
Atombome ist halt nicht Atombombe.IMO wichtiger Punkt, neben der generell schlechten Abschätzbarkeit der Energiefreisetzung von Vulkanen. Die Auswirkungen der Bomben richten sich nicht ausschließlich nach ihrer Energieleistung, sondern auch z.B. danach, wo/wie sie detonieren.
Der Vergleich zwischen Atombomben und Vulkanausbrüchen ist mehr eine Veranschaulichung der Größenordnung.
BlacKi
2017-01-30, 17:23:35
der nukleare winter entsteht doch durch die asche in der atmosphäre. das mit einem vulkan zu vergleichen, ist wohl kaum möglich. die frage ob es tatsächlich einen nuklearen winter geben würde nach einem atomkrieg, könnte ich nicht mit ja oder nein beantworten. mehrere vulkane können das wetter definitiv beeinflussen.
127.0.0.1
2017-01-30, 17:30:51
Diese Angaben sind so auch nicht vergleichbar. Klar hat der Vulkan möglicherweise die Energie von 60.000 Hiroshima Bomben freigesetzt, aber über welchen Zeitraum verteilt? Die Bomben setzen die gesamte Energiemenge praktisch schlagartig frei, in Bruchteilen von Sekunden... 1 Kilo Heizöl liefert z.B. das mehrfache an Energie als 1 Kilo TNT bei der Detonation, dennoch würde ich lieber das Heizöl in meiner Nähe verbrennen als TNT zur Detonation bringen...
Ich verweise gerne nochmal auf die engl. Wikipedia. Auch zu den Effekten moderneren/kleineren Atombomben gibt es wohl eine (relativ neue) Studie:
the climatic effects of a regional nuclear war in which 100 "small" (15 kt) weapons are detonated over cities. They concluded, in part, that
global ozone losses of 20–50% over populated areas, levels unprecedented in human history, would accompany the coldest average surface temperatures in the last 1000 years. We calculate summer enhancements in UV indices of 30–80% over Mid-Latitudes, suggesting widespread damage to human health, agriculture, and terrestrial and aquatic ecosystems. Killing frosts would reduce growing seasons by 10–40 days per year for 5 years. Surface temperatures would be reduced for more than 25 years (https://en.wikipedia.org/wiki/Nuclear_winter#2014)
Ganon
2017-01-30, 17:36:02
Nebenbei verteilt ein Vulkan mit seiner Asche durchaus Zeug was die Natur düngen kann. Das kann man von radioaktiven Staub von Atombomben + das was sie treffen nicht behaupten.
deekey777
2017-01-30, 17:48:24
Nuklearer Winter diente auch der nuklearen Abschreckung.
Vulkanausbrüche = dumme rohe Gewalt.
Atomwaffen = Höhepunkt der menschlichen Dummheit.
Wozu 15 MT im Stande sind, zeigt Castle Bravo. Die Waffen sind da, um so viel Schaden anzurichten, wie es nur geht. Würden die Sprengköpfe eher über Sibirien, Sahara oder Antarktis exlodieren, gäbe es keinen nuklearen Winter.
Der Tambora war nett, der Ausbruch des Krakatau (https://de.wikipedia.org/wiki/Krakatau#Der_gro.C3.9Fe_Ausbruch_im_August_1883) war auch nicht ohne. Der Ausbruch des Laki-Kraters 1783/1784 (https://de.wikipedia.org/wiki/Laki-Krater#Der_Ausbruch_von_1783_bis_1784) hatte unmittelbare Auswirkungen auf Europa, eine solche Eruption heute könnte es der Menschheit richtig zusetzen. Der Ausbruch des Nyiragongo könnte dazu führen, dass das Methanhydrat im Kiwusee sich spaltet und das geruchslose Methan tausende Menschen tötet.
Sprich: Das, was wird bisher an Vulkanausbrüchen erlebt haben, ist eher "Schwein gehabt". Wenn es richtig und am richtigen Ort knallt, dann kan es die Menschheit in die Steinzeit werfen.
Simon Moon
2017-01-30, 18:30:40
Nebenbei verteilt ein Vulkan mit seiner Asche durchaus Zeug was die Natur düngen kann. Das kann man von radioaktiven Staub von Atombomben + das was sie treffen nicht behaupten.
Düngen vielleicht auf längere Sicht. Im ersten Moment ist das eher ein feiner Staub der zu Erstickung führt.
Generell: Vulkane kommen viel cooler bei einem allfälligen Weltuntergang als Atombomben finde ich. Was in den letzten Jahrhunderten abging, war ja eigentlich eher ein Witz. Der Sibieren-Trapp ist z.b. geil - der 1 - 2 Mio Kubikkilometer Lava rausspuckte - da kann so ne popplige Tsar-Bombe mal ja nicht mal einen Krater bilden, wie der Vulkan gross ist.
SamLombardo
2017-01-30, 18:34:40
Danke schonmal für Eure Antworten. Sieht wohl so aus, als ob der Vergleich doch nicht so einfach ist. Speziell die "Folgerauchentwicklung" durch brennende Städte etc. hatte ich nicht bedacht. Hoffen wir mal, dass wir es nie rausfinden;)
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