Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Richard Stallman: "Lunduke Hour" (english @ YouTube)
Ein tolles Interview-Video mit Richard Stallman von Bryan Lunduke:
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Für diejenigen, die rms nicht so kennen ( :freak: )
- von https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Stallman:
Richard Matthew Stallman (* 16. März 1953 in Manhattan, auch unter den Initialen rms bekannt) ist ein US-amerikanischer Aktivist und Programmierer. Er setzt sich für Freiheiten von Software-Endnutzern ein: die Freiheiten der Kontrolle und Kollaboration sollen den Nutzern nicht entzogen werden. Software soll so verbreitet werden, dass Nutzer beim Empfang der Software gleichzeitig die Freiheiten mitempfangen, die Software ausführen, analysieren, verbreiten und abändern zu dürfen. Software, welche diese Freiheiten sicherstellt, als Freiheits-Rechte, die zusammen mit dem Empfang der Software mitempfangen (gewährt) werden, nennt Stallman „Freie Software“. Für Stallman ist dies eine ethische Notwendigkeit.
Durch die Gründung des GNU-Projekts und die Entwicklung des GNU C Compilers, des GNU Debuggers, verschiedener Werkzeuge der GNU coreutils und des Editors GNU Emacs galt er als einer der einflussreichsten und produktivsten Programmierer. Seit 2008 trägt er nicht mehr aktiv zur Programmierung von Software-Projekten bei, sondern ist mehr als Befürworter und Verfechter rund um Freiheitsrechte bei Software involviert (durch Präsentationen, Kampagnen usw.).
Warum poste ich das Video?
Post-Snowden. Nun Vault 7. Merkels "Unter Freunden geht das gar nicht!" und "Ja, es geht immer noch und ist mittlerweile Standard geworden!". Dem Friedensnobelpreisträger Obama, unter dem das erste Mal die USA im Dauerkrieg war! Was oder wem traut man noch?
Windows 10 Daten-Sammel-Wut und Microsofts Friss-oder-Stirb-Mentalität. Wem gehört dein PC oder deine Software? Wem gehören die Informationen, die du im Auto oder Internet hinterlässt?
Ist Software nicht zu wichtig? Und zwar auf allen Ebenen - von der Regierung bis zu jedem einzelnen User?
Wer kann noch sagen, rms hat nicht recht?
lumines
2017-04-17, 22:35:23
Eine ethische Notwendigkeit kann es nicht sein, höchstens eine moralische.
Ich muss sagen, dass ich freie Software gut finde, weil sie überhaupt anerkennt, dass Software eine Moral besitzen kann. Open Source versucht das ja zu ignorieren und ist dadurch natürlich sehr viel erfolgreicher. Andererseits kann ich aber auch nachvollziehen, warum man vielleicht diese spezielle Definition von Freiheit in freier Software ablehnt.
Auch proprietäre Software kann eine gewisse Freiheit ermöglichen, nämlich dass ich alle Entscheidungen an den Hersteller delegiere. Das wird selten als Freiheit anerkannt, aber ich denke, dass das auch eine legitime Form von Freiheit ist.
Man sollte auch nicht vergessen, für wessen Freiheit freie Software steht, nämlich die der Nutzer. Als Entwickler muss ich sogar einige meiner Freiheiten für freie Software aufgeben. Es ist kein Zufall, dass viele Unternehmen wie Apple, Nintendo oder Sony ganz stark zu BSD-basierten Betriebssystemen und Software tendieren.
rms, guter Mann :up:
Die "Freiheit", seine eigene Freiheit an andere abzugeben als solche zu bezeichnen, ist schon etwas absurd. Haben die Tuerken ihre Freiheit bekundet, indem sie sich fuer eine Autokratie entschieden und ihre Gewalt an einen Unterdruecker abgeben? Das hat imho weniger mit Freiheit zu tun als mit mangelnder Selbstbestimmungs- und auch Reflexionsfaehigkeit. Viele sind ueberhaupt nicht in der Lage, die Situation zu beurteilen und sich keiner Folgen bewusst. Dann zu delegieren kann man zwar machen, ist aber fuer mich kein Freiheits- sondern ein Verzweiflungsakt.
Und anders als du bin ich auch der Meinung, dass freie Software dem Entwickler Freiheit zusichert.
Wenn ich als Angestellter proprietaere Software entwickle, leiste ich dort meine Arbeit ab, verkauft wird das Zeug wie ein Industriegut, an dem ich keine Rechte habe. Softwareentwicklung ist aber imho keine reine Industrie, da kein physisches Produkt entsteht, sondern ein virtuelles und vor allem auch Wissen gewonnen wird. Wenn ich das spaeter fuer mich oder eine andere Firma wiederverwenden will, kann ich das nicht ohne weiteres machen.
Wenn ich jedoch dafuer bezahlt werde, an freier Software zu arbeiten, ist das eher eine Dienstleistung und weniger ein Job am Fliessband. Ich kann dann noch mit einer Copyleft Lizenz sicherstellen, dass jede Verbesserung, die irgendwer im Nachhinein vornimmt auch wieder ihren Weg zurueck zu mir findet. Das ist bei prop. SW eher nicht der Fall.
Dafuer ist man selbstverstaendlich aber auch immer darauf angewiesen, dass die Freiheit auch von anderen wahrgenommen und respektiert wird.
lumines
2017-04-21, 13:58:59
Die "Freiheit", seine eigene Freiheit an andere abzugeben als solche zu bezeichnen, ist schon etwas absurd. Haben die Tuerken ihre Freiheit bekundet, indem sie sich fuer eine Autokratie entschieden und ihre Gewalt an einen Unterdruecker abgeben? Das hat imho weniger mit Freiheit zu tun als mit mangelnder Selbstbestimmungs- und auch Reflexionsfaehigkeit.
Vielleicht ändert das deine Meinung: https://swiftonsecurity.tumblr.com/post/98675308034/a-story-about-jessica
Welche Freiheit kann freie Software Jessica in ihrer Situation bieten?
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Versteh mich nicht falsch, ich bin sehr für freie Software und bin mir auch sicher, dass in gewissen Bereichen (öffentlicher Dienst, kritische Infrastruktur etc.) freie Software sogar notwendig sein muss. Das sind Dinge, von der die Öffentlichkeit nicht ausgeschlossen werden sollte. Ich glaube nur nicht, dass die Freiheit von freier Software in allen Bereichen so direkt von Bedeutung ist.
Wenn du dir die GPL einmal ansiehst, dann wird dir sicher auch irgendwann klar, dass die heute nicht mehr wirklich dem entspricht, wie wir Rechner benutzen und diverse Schlupflöcher hat. Ist kein Zufall, dass RMS heute so viel über JavaScript redet. Seine Einstellung zu Hardware wird dich sicher auch überraschen. Das ganze Konstrukt von freier Software basiert ja darauf, dass es eine strikte Trennung zwischen Hard- und Software gibt. RMS macht immer ganz klar, dass er sich nur auf die Software bezieht. Wenn man Windows in Hardware gießen würde, wäre das für ihn vollkommen in Ordnung und mit freier Software vereinbar. Für geschlossene Hardware empfiehlt er daher, dass an Schulen Reverse Engineering gelehrt werden sollte.
Ich bin mir da einfach nicht sicher, ob das die Art von Freiheit ist, die wir wirklich wollen. Sollte man wirklich programmieren oder Reverse Engineering können müssen, um die Freiheit von freier Software wahrnehmen zu können? RMS sagt nein, es reicht aus sich anders zu beteiligen. Das ist aus RMS's Sicht auch nicht schlimm, weil immer noch genug Leute die Software überprüfen werden. Das stimmt auch, aber die Frage ist, wer diese Leute genau sein werden und bis zu welcher Art von Software das skaliert. Ich könnte z.B. mit trivialen Sachen in OpenSSL etwas anfangen, aber die konkreten Implementierungen der Ciphers würde ich niemals anrühren. Da ist es vollkommen egal, ob ich den Code habe oder nicht. Dafür reicht mein Background bei Krypto-Kram bei weitem nicht aus.
Meine Behauptung: Je weiter man sich von trivialem Code entfernt, desto weniger Freiheit liefert freie Software. Natürlich ist offener Code bei OpenSSL besser als geschlossener und ich würde es als freie Software bevorzugen, aber wie viel freier ist es dadurch wirklich? Nach RMS ist OpenSSL genau so frei wie ein triviales Programm, das einfach nur unabhängig der Eingabe ein „Hello World“ ausgibt.
Was mich bei RMS auch irritiert: Wenn ich sowieso in Hardware Reverse Engineering fit sein sollte, welche Bedeutung hat dann überhaupt noch der Unterschied zwischen proprietärer und freier Software für mich? Am Ende ist alles Maschinencode und wenn ich den deuten kann, ist der Unterschied nur noch ideologisch. Führt er seine gesamte Bewegung damit nicht ad absurdum, indem er dadurch den technischen Unterschied zwischen Soft- und Hardware aufhebt?
Ein Beispiel dafür wäre auch TweetNaCl (https://tweetnacl.cr.yp.to/). Es ist eine unglaublich kompakte Crypto-Library. Liegt da der eigentliche Nutzen in der offenen Implementierung oder in den Papern und Beweisen von Daniel J. Bernstein? Eine offene Implementierung ist nett, keine Frage, aber welchen Nutzen hätte hier die Implementierung ohne die entsprechenden Beweise? Welchen Nutzen hätten die Beweise ohne die Implementierung? Und welchen Nutzen hätte ich, wenn ich die Paper hätte, eine proprietäre Implementierung besäße und Maschinencode lesen kann?
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Und dann stellt sich wieder die Frage: Was hat Jessica davon? Ist die Freiheit von freier Software in ihrer persönlichen Situation nicht ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn ihr ganz andere Freiheiten fehlen?
EDIT: Sorry für den langen Edit.
Nein, wieso sollte es?
Ich verstehe nicht, welchen Zusammenhang du mir vermitteln willst. Spielt es fuer Jessica eine Rolle, ob software frei ist oder nicht? Nein. Haette es ihr irgendwie geholfen, wenn es keine freie Software gaebe? Nein. Haette ihr die geringste, oberflaechliche Ahnung darueber, was in ihrem Computer passiert, weitergeholfen? Vermutlich ja.
Das Beispiel mit der Tuerkei war natuerlich auch weit hergeholt und etwas extrem. Delegation ist per se nichts schlechtes, man kann nicht ueber alle Lebensbereiche ueber alles den totalen Ueberblick haben und das vergessen manche in der Branche auch haeufig. Wir leben deshalb in einer repraesentativen Demokratie, deshalb wird generell delegiert und werden Experten herangezogen. Trotzdem muss ein Grundverstaendnis da sein. Auch wenn ich keine Ahnung vom Maschinenbau habe, weiss ich, dass ich das Auto stehen lasse, wenn der Keilriemen gerissen ist. Oder wenn die Bremsen defekt sind, weil es mich und andere gefaehrden wuerde. Auch wenn ich kein Elektrotechniker bin, weiss ich, dass ich nicht mit einer Schere in die Steckdose fassen sollte. Ich finde es schon absurd, dass die Allgemeinheit so wenig Kenntnis darueber hat, wie die grundlegensten Dinge in der IT funktionieren, obwohl es massgeblich ihren Alltag bestimmt. Manche Leute wissen vielleicht mehr darueber, wie ein Flugzeug fliegt, obwohl sie vielleicht im Schnitt 2x pro Jahr fliegen aber gleichzeitig jeden Tag etliche Stunden im Netz verbringen.
Das ist ja keine Kritik an der Lizenzierung von Software, sondern am oeffentlichen Umgang mit der Technologie. Aber erst die grundlegende, grobe Ahnung darueber gibt mir ueberhaupt erst die Freiheit, sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Eben, welcher Instanz oder Software ich vertrauen kann und wo ich die Finger lieber weglasse. Ich bin auch der Meinung, dass die Usabiltiy besser werden muss. Aber wer nicht weiss wie man lenkt kann man auch kein Fahrzeug mit Automatikgetriebe fahren und vollautonome gibt es halt noch nicht.
Es stimmt, dass komplexe Software schwerer zu warten und auch schwerer zu verstehen ist. Das hat aber doch ueberhaupt nichts mit der Lizenz zu tun. Waere heute fast alles was frei ist geschlossen, wuerde das auch nicht gegen solche Bugs helfen. Zumal die meisten Probleme trivialer Natur sind (Pufferueberlaeufe usw.), die man auch als "Laie" nachvollziehen kann. Wirklich raffinierte Angriffe auf durch das Design bedingte Fehler (edit: die lassen sich teilweise ja sogar beweisbar vermeiden, s. der Punkt zu der Wissenschaft unten) oder tiefgreifend fehlerhafte Implementierung von komplexer Funktionalitaet findet doch eher selten statt.
Ich kenne nicht jede Aussage von rms im Wortlaut. Ich bin auch keiner, der sich lange um seine Person befasst hat, aber ich weiss, dass er etwa unfreie Firmware genauso vermeidet wie sonstige Software. Wenn er wirklich der Meinung ist, dass das Hardware keine Rolle spielt, widerspreche ich selbstverstaendlich. Idealerweise waeren natuerlich sowohl Hardware auch Software komplett frei. Da das aber nicht passieren wird und die Software eben die flexible Komponente ist, ist es immerhin etwas. Und letztendlich unterscheidet es sich doch nicht - du kannst weder Hardware reverse engineeren, noch die Chiffrierungsfunktionen in OpenSSL bewerten. Es gibt aber hoffentlich immer noch genuegend viele, die dazu imstande sind.
Die GPL(v2) ist ja auch nicht die einzige Lizenz, die von der FSF anerkannt wird. Natuerlich muss man sich auch von dieser Seite dem Wandel anpassen, das widerspricht dann aber nicht den Grundsaetzen der FSF.
Bzgl. Paper vs. freie Implementierung:
Alles zusammen bringt grossen Nutzen, aber auch jedes einzelne fuer sich. Aus einer freien Implementierung kann ich einen Standard schaffen, der weitere, unabhaengige (ggf. auch geschlossene) Implementierungen ermoeglicht/vereinfacht. Aus den wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich freie Implementierungen erstellen. Ich sehe da keinen Widerspruch jedweder Art. Vielmehr profitiert die Oeffentlichkeit/Wissenschaft von Erkenntnissen aus so einer freien Implementierung. Andererseits ist es aber natuerlich auch unerlaesslich, dass es theoretische, formal beweisbare/bewiesene Grundbausteine gibt, wenn man sich etwa auf einen neuen und eben nicht nur vermeintlich besseren Standard einigen will.
Jetzt habe ich auch ein paar edits gebraucht, hoffentlich passt es noch einigermassen zusammen :D
lumines
2017-04-22, 01:05:23
Ich verstehe nicht, welchen Zusammenhang du mir vermitteln willst. Spielt es fuer Jessica eine Rolle, ob software frei ist oder nicht? Nein. Haette es ihr irgendwie geholfen, wenn es keine freie Software gaebe? Nein. Haette ihr die geringste, oberflaechliche Ahnung darueber, was in ihrem Computer passiert, weitergeholfen? Vermutlich ja.
Wahrscheinlich. Aber will man das voraussetzen? Im Moment sieht es nicht so aus, als ob sich unsere Gesellschaft in die Richtung entwickelt. Mittlerweile würde ich sogar wetten, dass das Wissen darüber insgesamt sogar stark abnehmen wird.
Aber erst die grundlegende, grobe Ahnung darueber gibt mir ueberhaupt erst die Freiheit, sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Eben, welcher Instanz oder Software ich vertrauen kann und wo ich die Finger lieber weglasse.
Na ja, selbst hier im Forum ist das vielen nicht so klar. Für viele ist Chip.de (natürlich für proprietäre Software) eine vertrauenswürdige Quelle. Für andere sind die Updates-Packs von Winfuture (natürlich für ihr proprietäres Windows) eine seriöse Quelle. Ich würde behaupten, dass hier die meisten auch ein gewisses technisches Verständnis haben. Warum also will niemand diese Freiheit von freier Software wahrnehmen, obwohl viele davon schon einmal entfernt gehört und eine gewisse Vorstellung davon haben? So richtig ablehnen würde freie Software vermutlich niemand von uns.
Ich glaube, dass es da Parallelen zum Klimawandel gibt. Wir wissen zwar, dass er menschengemacht ist (von Leuten mal abgesehen, die das leugnen), aber wir können die Ausmaße irgendwie geistig nicht fassen und entsprechend handeln. Irgendetwas hindert uns daran, entsprechende Konsequenzen zu ziehen.
Vielleicht geht es uns ganz tief im Innern am Arsch vorbei, wenn die Welt irgendwann untergeht. Genau so wie es uns am Arsch vorbeigeht, wenn wir diese Freiheit von freier Software nicht haben, obwohl mittlerweile alles in unserem Leben mit Computern und Software ausgestattet ist. Wir wissen, dass das irgendwie nicht richtig ist, aber die Konsequenzen daraus sind so weitreichend, dass wir damit nicht klarkommen. Die Dimensionen sind da zu groß.
Am Ende macht es für Jessica keinen Unterschied, dass sie ihren Müll trennt und freie Software benutzt, wenn die Welt um sie herum das nicht auch macht. Im kleinen Stil, ja, aber damit wird sich nichts signifikant in eine andere Richtung bewegen (oder nur für einen kleinen Personenkreis). Und die eingeschlagene Richtung ist in beiden Fällen ziemlich klar.
Im einen Fall schielen wir auf den Mars und im anderen wollen wir einfach nur möglichst effizient Alltagsaufgaben bewältigen.
Und wie gesagt, damit meine ich wirklich nicht, dass freie Software gut oder schlecht ist. Ich behaupte nur, dass ihre Eigenschaften in manchen Fällen einfach keinen Unterschied machen und man da nach anderen Gesichtspunkten entscheiden sollte. Wir vergleichen hier ja implizit zwei gleiche Programme in proprietär und einmal in frei. Da würde natürlich wohl jeder immer die freie Wahl nehmen, aber das ist ja praktisch nicht der Fall. Es macht einen praktischen Unterschied, ob Jessica ein gNewSense oder ein Chromebook benutzt. Vielleicht wäre die höhere Sicherheit beim Chromebook für ihre finanzielle Sicherheit und Freiheit besser als ein gNewSense mit einem total veralteten IceCat, das bei ihrem Onlinebanking dazwischenfunkt? Ich weiß, etwas weit hergeholt, aber ich wollte mich auf das Beispiel von SwiftOnSecurity beziehen.
Für dich und für mich vielleicht weniger ein Problem, weil wir das als Problem erkennen und vielleicht entweder fixen oder umgehen (vielleicht mit einem anderen, freien Browser), für Jessica aber schon. Nur weil sie freie Software benutzt, wird sie dadurch nicht zu einem Computer-Pr0. Sie hat auch ganz andere Probleme.
Es gibt aber hoffentlich immer noch genuegend viele, die dazu imstande sind.
Mir ist da freie Software auch immer lieber als unfreie, aber ich glaube, man darf sich da keine Illusionen machen. Natürlich gibt es von OpenSSL Forks und da pumpen auch immer mal wieder Unternehmen Geld und Mannstunden rein, aber es ist eben nicht die Welt von Jessica. Für Jessica macht es keinen Unterschied, ob OpenSSL in einem ganz demokratischen Prozess von Männern mit Bärten bei selbstgebrautem Bier gecodet wird oder proprietär von Microsoft kommt. Das macht für dich und mich vielleicht noch einen Unterschied, aber nicht für sie.
Ja, ich weiß, das hört sich von mir seltsam an. Wir reden da aber von Leuten, die nicht einmal wissen, was eine URL ist. Die Einstiegshürde, um freie Software überhaupt zu verstehen, ist sicher nicht hoch, aber sie ist da. Und ja, man kann auch passiv von freier Software profitieren. Schon allein diese ganzen Empfehlungen zu Reverse Engineering in Schulen und so finde ich aber schon ziemlich deutlich: RMS wäre es am liebsten, wenn alle zu diesem privilegierten Kreis gehören, der den Code auch verstehen kann. Dass dieser Kreis eher kleiner wird, schränkt den Nutzen freier Software immer weiter ein. Wenn sich die Menge aus Entwicklern und Nutzern dann irgendwann praktisch nicht mehr schneidet, macht es auch keinen Unterschied mehr, ob jetzt die vier Freiheiten gewahrt werden oder nicht.
Natürlich gibt es da auch viele Zwischenstufen. Man muss aber auch die Extreme betrachten.
Die GPL(v2) ist ja auch nicht die einzige Lizenz, die von der FSF anerkannt wird. Natuerlich muss man sich auch von dieser Seite dem Wandel anpassen, das widerspricht dann aber nicht den Grundsaetzen der FSF.
Ich meinte auch generell die vier Freiheiten, welche die voraussetzen. Und ja, die FSF erkennt auch andere an, aber einige sind doch merkbar lascher als andere. Die GPL ist eben so das, was sich die FSF ziemlich konkret vorstellt und die restlichen Lizenzen sind zwar auch frei, aber entsprechen eventuell nicht so ganz der ursprünglichen Vision, auch wenn sie heute wahrscheinlich besser zur momentanen Softwarenutzung passen als die GPL. Die Apache 2.0 wäre da wohl so der offensichtlichste Fall. Jedenfalls fühlt sich das aus meiner Sicht so an, ich kann da natürlich auch total falsch liegen. Ich verfolge das auch nur aus einer gewissen Distanz. Ich finde es aber schon bezeichnend, dass die FSF offenbar bei größeren Projekten eher die Apache 2.0 empfiehlt als ihre eigene Lizenz.
Und zur Firmware: Für RMS ist glaube ich alles Software, was einen „Update“-Button hat. Darunter fällt dann auch Firmware. Ich meine schon wirklich in Hardware gegossen und unveränderlich.
Bzgl. Paper vs. freie Implementierung:
Alles zusammen bringt grossen Nutzen, aber auch jedes einzelne fuer sich. Aus einer freien Implementierung kann ich einen Standard schaffen, der weitere, unabhaengige (ggf. auch geschlossene) Implementierungen ermoeglicht/vereinfacht. Aus den wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich freie Implementierungen erstellen. Ich sehe da keinen Widerspruch jedweder Art. Vielmehr profitiert die Oeffentlichkeit/Wissenschaft von Erkenntnissen aus so einer freien Implementierung. Andererseits ist es aber natuerlich auch unerlaesslich, dass es theoretische, formal beweisbare/bewiesene Grundbausteine gibt, wenn man sich etwa auf einen neuen und eben nicht nur vermeintlich besseren Standard einigen will.
Ist eben die Frage. Ohne die Paper sieht man da im Code nur ein paar total obskure Aneinanderreihungen der Grundrechenarten. Wer da nicht einen etwas formaleren Background hat, für den ist das praktisch eine genau so große Blackbox wie proprietärer Code. Und „frei“ heißt in den USA ja z.B. nicht frei von Patenten. Muss man auch einmal sagen, auch wenn das hier anders ist.
Selbst wenn das nur proprietär im Maschinencode vorläge, könnte man das mit Wissen über die Paper vermutlich problemlos nachvollziehen und nicht viel schwieriger verstehen als im originalen Quellcode. Gerade weil die Implementierungen sich aus Performancegründen praktisch auf Grundrechenarten beschränken, ist das IMHO ein ganz gutes Beispiel.
Eventuell interessiert dich dazu auch die Meinung von Thomas Ptáček. Er redet da auch von komplexeren Programmen: https://news.ycombinator.com/item?id=13395186
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