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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fritzbox + Repeater: Mesh Wlan oder Bridge für IPTV


ollix
2017-07-02, 22:15:46
Hallo,

momentan habe ich als Router eine fritzbox 7490 im Einsatz. Um unser Haus mit WiFi zu versorgen, möchte ich dies mittels einigen Fritz 1750E Repeatern erweitern um im ganzen Haus 2.4/5GHz sowie 802.11N+AC zu haben. Das Haus ist recht groß, weswegen ich es aktuell mit vier Repeatern probieren würde, wovon aber drei auch über GbE am Hausnetz angeschlossen wären (also eher als AP). Ich überlege nun ob ich das gesamte Netz als Mesh WLAN konfiguriere (mit den neuen AVM Laborversionen) oder einen Repeater im Spitzboden als WLAN Bridge einsetze.

Denn ich möchte vom Spitzboden aus einen Sat>IP Server im Netz bereitstellen. Kann jemand beurteilen, ob es Sinn macht dafür das Mesh aufzulösen und eine Punkt zu Punkt Verbindung über WLAN zu konfigurieren?

Ich kann schlecht abschätzen, wie gut sich das IPTV Streaming hinsichtlich QOS und Multicast im Mesh WiFi verhält. Hat schon Mal jemand eine AVM WiFi Bridge für SAT>IP und Multicast IPTV eingesetzt und kann berichten?

Die Sat>IP WiFi Verbindung muss dabei lediglich 5m Luftlinie durch eine 120 Jahre alte Holzdecke zurücklegen.

Danke und Gruß!

lumines
2017-07-02, 22:27:02
Nicht benutzt, aber AVM bietet in den WLAN-Optionen eine „Optimierung“ für Multicast an. Reine Spekulation meinerseits, aber ich vermute mal, dass das eine Konvertierung von Multicast zu Unicast ist. Man muss nämlich wissen, dass Multicast immer im WLAN mit der niedrigsten Datenrate übertragen wird, also z.B. 1 MBit/s, 6 MBit/s oder 11 MBit/s. Wahrscheinlich eher die ersten beiden. Mit so einer Konvertierung kann man dann die volle Datenrate fahren. Wenn so eine Option bei den Repeatern vorhanden ist, könnte man das einmal testweise mit einem Multicast-Stream z.B. per VLC ausprobieren.

QoS ist meistens beim WLAN eher so lolwas. Man verändert damit die Wahrscheinlichkeit des Zugriffs auf das Medium für bestimmten Klassen von Traffic. Leider sind die meisten WLAN-Chipsätze ziemlich unoptimiert und verhalten sich unter hoher Last sowieso schon unbenutzbar. Da bringt QoS dann leider nicht mehr viel. Am Ende sollte man einfach darauf achten, dass man per WLAN insgesamt genug Bandbreite bereitstellen kann. Viel mehr kann man da nicht machen.

Warum überhaupt AVM, wenn du sowieso per Ethernet verkabeln willst? Ubiquiti bietet hervorragende APs (Unifi AC Lite) zum kleinen Preis an mit Band Steering und Airtime Fairness. Letzteres ist enorm hilfreich, weil es verhindert, dass Geräte mit niedriger Datenrate überproportional lange senden dürfen. Ein YouTube-streamendes Smartphone mit schlechtem Empfang stört so nicht die restlichen Clients.

Vier Repeater als Mesh schreit übrigens nur so nach Problemen. Du musst wissen, dass 802.11 WLAN ein kollisionsvermeindendes Protokoll ist. Auf der jeweiligen Frequenz kann immer nur ein Gerät zu einem bestimmten Zeitpunkt senden. Wenn alles über 5 GHz läuft, also sowohl das Mesh als auch die Clients sich auf der gleichen Frequenz verbinden, dann bleibt von der Bandbreite am Ende nicht mehr viel übrig, weil jedes Gerät ewig warten muss, bis es einmal senden darf. Bei verlorenen Paketen und Co. dauert das dann entsprechend lange. Das dürfte die Latenz auch stark negativ beeinflussen. Ich habe absolut keine Erfahrung mit 802.11ac in Kombination mit einem Mesh, aber wenn du sowieso viel mit Ethernet verkabeln kannst, dann würde ich das auf jeden Fall bevorzugen. Das spart dir sehr viele Nerven und du bekommst die maximale Bandbreite.

Die Sachen von AVM haben auch ein paar Eigenheiten, die nicht unbedingt förderlich in großen Netzen sind. Ich habe z.B. in aktuellen Firmwares keine Option gefunden, um 5 GHz auf 20 MHz breite Kanäle zu beschränken. Das Minimum scheint 40 MHz zu sein. Bei >= 3 APs kann es nämlich schon Sinn machen, eher auf schmale Kanäle zu setzen, damit sich die Frequenzen nie in die Quere kommen. Auf die höheren Kanäle, die DFS voraussetzen, will man eigentlich nicht ausweichen, weil das nicht alle Clients können und jeder Reboot mit einer minutenlangen Funkstille durch den Radarscan begleitet wird. 20-MHz-Kanäle (von Kanal 36 bis 48) liefern dir dagegen eine sehr viel konstantere Bandbreite und weniger Interferenzen. Mit allen 3 APs die vollen 80 MHz bei den unteren 5-GHz-Kanälen zu fahren, wäre jedenfalls eher kontraproduktiv. Die vollen 80 MHz machen eher Sinn, wenn man nur einen einzigen AP benutzt oder man auch Kanäle benutzen will / kann, die DFS voraussetzen.

robbitop
2017-07-04, 14:16:26
Wie funktioniert eigentlich die Koordinierung der Ubiquiti APs? Gibt es da eine zentrale Box, die alles verwaltet? Wann welches WLAN Gerät auf welchen AP umspringt etc?

lumines
2017-07-04, 14:29:52
Roaming ist normalerweise komplett von den Clients abhängig. Man kann das höchstens mit gewissen Parametern begünstigen (niedrige Datenraten verbieten, Sendeleistung runterschrauben, Clients bei schlechter Verbindungsqualität kicken). Eine richtige Koordinierung gibt es da nicht. Das ist aber auch nicht so wahnsinnig schlimm, weil die meisten halbwegs modernen Geräte schon relativ intelligent roamen. Nur für 5 GHz muss man manchmal ein bisschen mit Band Steering nachhelfen. Mindestens Android bevorzugt allerdings auch so schon 5 GHz sehr stark.

Die Unifi-APs kann man mit einem zentralen Controller (Software) einstellen. Es gibt aber auch so eine dedizierte Box, macht aber auch nix anderes als die Software. Ich meine aber, dass es mittlerweile auch eine iOS-App gibt. Bei Android bin ich mir nicht sicher.

robbitop
2017-07-04, 14:55:44
Der Clou ist bei Meshes und den Unify IIRC dass man das Roaming (welches auch noch nahezu verzögerungsfrei ist) nicht mehr den Geräten, sondern einem Controller überlässt.
Auf youtube gab es mal ein Video dazu, wo ein Network Specialist moderne Wifi Meshes getestet hat und ein Tool für sein Notebook geschrieben hat, was einen Sound ausgibt, sobald das Gerät den AP wechselt. Und da gab es deutliche Unterschiede bei den Meshprodukten. Plume und Ubiquity waren da wohl am besten. Er sagte, dass er durch das Haus gelaufen ist und von Raum zu Raum es ständig "pling" machte (also AP Wechsel).

Klassisch (mehre APs - also Nicht-Mesh-Lösungen oder Nicht-Controller Lösungen) sind was Roaming angeht wohl richtig schlecht, weil die meisten Geräte relativ unschlau entscheiden welches WLAN.

Das kenne ich aus der Praxis aus dem Haus meiner Eltern. Im 1.OG der Router und per DLAN ein AP im EG. Die Geräte schalten relativ unschlau hin und her. Und das Roaming führt auch zu einem merkbaren Abbruch der Verbindung.

lumines
2017-07-04, 17:47:08
Ubiquiti hatte auch etwas, das sich Zero Handoff nennt. Allerdings haben die das mit ihren neueren APs begraben, weil es auch massive Nachteile hat. Praktisch müssen damit alle APs auf exakt dem gleichen Kanal senden.

Es gibt zwar auch noch 802.11r, aber das können nur sehr wenige Geräte. Ubiquiti scheint da etwas eigenes zu haben: https://help.ubnt.com/hc/en-us/articles/115004662107-UniFi-Fast-Roaming

Wusste ich nicht, klingt auf jeden Fall interessant für ältere Clients mit „dummen“ Treibern. Hatte bisher beim Romaing mit iOS, Android und macOS aber auch nie Probleme.