Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ich habe das Gefühl zwei Persönlichkeiten zu besitzen
Hallo,
ich möchte meine Probleme/Gedanken teilen und finde hier ist ein guter Ort dafür.
Mir wurde in den letzten knapp 2 Jahren irgendwie langsam klarer, dass ich oft nicht rational denke. Ich habe oft zwei komplett unterschiedliche Gemütszustände. Weiss nich ob man das so nennen kann.
Es liegt glaube ich unter anderem daran, dass ich jetzt mit Ende 31 erst meinen Master(Ingenieur) abschliesse, bin so 5 Monate vor dem Ende. Von außen sieht alles eigentlich ganz gut aus, bin der fleissige Junge der sich von ganz unten nach fast ganz oben gearbeitet hat, quasi vom niedrigsten Bildungsstand zum extrem hohen Bildungsstand.
Ich bin auch in einer Beziehung, wir hatten aber mal eine Auszeit, wollen aber heiraten nächstes Jahr.
So jetzt kommt aber das Problem was ich habe. Ich habe das Gefühl ich bin zu alt um nochmal im Berufsleben Fuss zu fassen, kriege einfach keine positiven Rückmeldungen. Es gibt Tage da bin ich super motiviert und sehr glücklich und freue mich auf die Zukunft und inbesondere auf Ehe und arbeiten gehen und eine Familie gründen. Dann gibt es aber Tage/Wochen, da bin ich extremst demotivert und habe keine Lust auf die Zukunft, weil ich einfach weiss und das Gefühl habe, es gibt keine Zukunft, so wie ich es mir vorstelle. Ich habe das meiner Freundin nie erzählt, werde ich auch nie machrn, wir hatten dann mal eine Auszeit, weil ich einfach keine Lust mehr auf das ganze hatte, weil ich keinen Sinn sehe.
Jetzt ist es wieder so, die letzten Tage mega glücklich. Jetzt total am Boden und überhaupt keine Lust auf das Leben nach dem Master und allgemein. Klar, ich kann wieder normal in der Fabrik arbeiten gehen, als Leiharbeiter wie früher und dankbar sein, aber wie sollte ich das meiner Freundin vermitteln? Dieses hin und her geht jetzt seit wahrscheinlich einem bis zwei Jahre so, in letzter Zeit denke ich, dass ich zwei Persöhnlichkeiten habe. Manchmal denke ich es sind Anzeichen von Depressionen, weil ich habe Gedanken die sind nicht normal, so nach dem Motto, keine Lust auf diesen ganzen Mist, weil es bringt eh nichts.
Ich finde mich selber unberechenbar irgendwie, mal bin ich so, mal bin ich so. Manchmal wenn ich glücklich und zufrieden bin denke ich: was hast du da für einen Unsinn im Hirn gehabt, sei froh dass du das erlebst. Und manchmal: was gibt es den zu erleben? Nichts! Und es ist alles schwarz und grau, ergibt alles keinen Sinn.
Ich habe an die User hier keine gezielte Frage, es tut aber gerade gut meine Gedanken mal offen zu legen.
Für mich klingt das so als hättest Du leicht depressive Phasen. Da kann man sich gut helfen lassen.
Air Force One
2017-12-16, 08:39:14
Man muss sich auch noch helfen lassen.
Mir geht es ähnlich nur wird man leider überall belächelt wenn man Depression hat.
Meine Versicherung die liebe AOK spielt das runter und die Psychologen sind alle ausgelastet. Entweder bekommt man gar keinen Termin oder wenn dann erst nach über 6 Monaten
Daredevil
2017-12-16, 09:02:54
Solche Phasen sind ja für jede Person immer anders und verschieden intensiv, ich kann mich da aber ein wenig reinfühlen.
Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung nur immer den Tipp geben, sich einmal mehr als zuwenig bei einem Psychotherapeuten zu melden und dort einfach mal ein paar Antworten zu bekommen über einen selbst.
Schreiben ist ein gutes Mittel um mal alles rauszulassen, aber über solche Dinge reden ist nochmal eine ganz andere Sache. Viel persönlicher und in der Situation deutlich intensiver.
Bei meiner individuellen Gesprächstherapie sagt mir mein Arzt nicht, was an mir falsch ist, was ich richtig machen soll oder wo und wie die Probleme sind.
Er hört mir zu und hilft mir dabei, das ich mir selber Fragen Stelle in Momenten im Leben, wo ich Probleme habe mit der Bewältigung dessen. Das hilft mir unheimlich weiter, weil ich "Skills" für mich entdecke, die eben solche dunklen Phasen, wie du sie beschreibst, selbstständig ausmerze.
Diese negativen Gedanken die du hast können einen psychologischen/physischen Grund haben, oder eben auch keinen. Wichtig ist, dass du dir nicht die Frage stellst, wieso du gerade schlecht gelaunt bist, sondern ob dieses Gefühl wirklich rational ist. In guten sowie schlechten Zeiten schreibe ich mir gerne mal in einer "Pro und Contra" Liste auf, wieso gerade alles gut ist bzw. wieso ich gerade alles verteufel und die Hoffnung verliere.
Das wird dir zwar nicht direkt in dem Moment helfen, wo du gerade vielleicht depressiv bist, aber vielleicht erkennst du für dich selber, dass diese Gefühle gerade nicht zu dem Leben passen, wie du es führst und kannst dir so selber klar werden, ob du dieses Problem alleine bewältigen kannst oder auch nicht.
Für mich war es immer wichtig, die Rationalität meines Gefühlwesens zu bewerten und wie wichtig mir Besserung gerade ist und daraus habe ich dann gehandelt. Denn wenn dunkle Gedanken in meinem Kopf waren, war mir eh immer alles egal.
Beispiel:
Sprich eine fremde Frau auf der Straße an, mach ihr ein Kompliment und frag nach ihrer Nummer.
Fühlt sich für manche jetzt nach einer unüberwindbaren Aufgabe an, aber nachdem man seine negativen Gefühle hinterfragt hat und das Pro und Contra abgewägt ist, erscheint einem das vielleicht nicht mehr so schwer wie vorher.
Beispiel2:
Kann ich mit meiner Freundin über meine Gedanken reden und was wieso habe ich Angst davor. Was soll passieren? Was erwarte ich von ihr?
Ich hoffe du weißt, was ich meine.
Hör auf dich und deinen Körper und hab keine scheu davor, dir Hilfe zu holen, wenn du dich in einer Sackgasse befindest. Psychische Krankheiten stehen den physischen Krankheiten in nichts nach, nur das man sie nicht immer offensichtliche sehen kann. Mit jemanden reden macht einem auch nicht gleich zu einem Verrückten. :)
Wenn es dir jetzt schon ein wenig besser geht, hast du ja schon einmal einen wichtigen Schritt getan. :up:
Lowkey
2017-12-16, 11:25:51
Ich sehe da kein Problem. Nahezu bei jedem Menschen kann man diese Phasen beobachten. Es lößt sich wieder auf.
Ein Bekannter hatte vor ein paar Jahren auch diese Krise und die Lösung war bei ihm 2x Sport. Eine Bekannte hat eine Diät angefangen. Das lößte den zweiten Frühling aus. Der dritte Mensch hat nichts gemacht und nun wird er von Jahr zu Jahr körperlich anfälliger für jede Art von Krankheit.
Ich verstehe es auch nicht, warum man an manchen Tagen totglücklich ist und an anderen Tagen nicht. Den Zustand kann man permanent haben. Kaum sind die Verwandten mit der Uni fertig und bekommen den ersten Job, sind sie wie ausgewechselt. Der gesamt Druck der letzten 10-20 Jahre fällt von ihren Schultern.
Und man glaubt nicht was für Probleme Menschen haben, worüber andere nur lachen können.
Dicker Igel
2017-12-16, 11:49:59
Ich bin auch in einer Beziehung, wir hatten aber mal eine Auszeit, wollen aber heiraten nächstes Jahr.
[...]
Es gibt Tage da bin ich super motiviert und sehr glücklich und freue mich auf die Zukunft und inbesondere auf Ehe und arbeiten gehen und eine Familie gründen. Dann gibt es aber Tage/Wochen, da bin ich extremst demotivert und habe keine Lust auf die Zukunft, weil ich einfach weiss und das Gefühl habe, es gibt keine Zukunft, so wie ich es mir vorstelle.
Da liegt wahrscheinlich das Problem. Man sollte sowas schon genau überdenken und dabei kann es nicht schaden, sich einen gewissen, gesunden Egoismus zuzugestehen. Will man das wirklich, möchte man nur jemanden einen Gefallen tun, oder es machen, weil's der allgemeinen Norm entspricht?
Monger
2017-12-16, 23:51:12
Mir wurde in den letzten knapp 2 Jahren irgendwie langsam klarer, dass ich oft nicht rational denke. Ich habe oft zwei komplett unterschiedliche Gemütszustände. Weiss nich ob man das so nennen kann.
Ist das erst seit kurzem so, oder warst du früher anders?
Wenn letzteres, hast du schon in Erwägung gezogen, dass das einfach deine Persönlichkeit ist?
Für die meisten Frauen ist es ziemlich selbstverständlich, von Woche zu Woche sich anders zu fühlen. Bei Männern ist das zumindest nicht so im öffentlichen Bewusstsein, aber eigentlich auch ziemlich normal.
Wenn deine Berge und Täler sehr stark auseinanderdriften, dann kratzt das Tal an der Depression und der Berg am Rausch.
Dann gehst du evtl. Richtung Borderline, und solltest über Hilfe nachdenken.
Wenn nicht, bist du ziemlich normal. Ich hab solche Schwankungen ständig. Wenn man diese Momente bewusst erlebt, werden sie weniger schlimm.
Bei mir hat das oft klare körperliche Ursachen, z.B. wenn ich Atemprobleme habe, werde ich melancholisch und denke an meine verstorbenen Eltern. Jetzt wo ich das weiß, entlaste ich in solchen Situationen meinen Brustkorb, mache z.B. Atemübungen, und meine Gedanken verschwinden.
Manchmal will der Körper einem was sagen, nur man versteht ihn völlig miss. Dann muss man mühsam lernen, solche Signale zu entschlüsseln.
Lowkey
2017-12-17, 00:20:53
Wenn man sich dieser Momente bewußt wird, dann ruft man positive Erinnerungen auf. Das funktioniert bestens laut diversen Mitmenschen, die diesen Tip befolgt haben.
Wenn man die Definitionen von Depression oder Borderline nachschaut, dann fühlt man sich direkt betroffen. Das Problem ist die Grenze. Ab wann braucht man Hilfe? Letztens meinte jemand, dass Diagnosen am Geist schwieriger sind als der Handel mit Aktien an der Börse. Die Chance liegt so bei 50:50.
Daredevil
2017-12-17, 01:04:19
Da stimme ich ebenfalls zu.
Was eine "schlechte Stimmung" oder "Depression" ist, entscheidet jeder für sich selbst. Der eine sieht es als Teil seiner Persönlichkeit, der andere als Herausforderung das zu überstehen und der nächste hinterfragt Rational sein Gefühlsleben und ist komplett verwirrt darüber.
Es gibt aber immer einen Punkt, wo derjenige das nicht mehr als Charakterfestigung oder Herausforderung sieht und da ist eben der Punkt angekommen, wo dieses Problem zu einem Leiden wird und Leiden sollte man bekämpfen. Denn dieses Leid plagt nicht nur einen selber, sondern das komplette Umfeld mit und das möchte man eigentlich nicht. Egal ob man in der Manie ist oder in der Depression, beides kann nicht von Vorteil sein.
Sollte schreibe ich extra, weil manche sich natürlich auch nicht sagen wollen, dass sie krank sind und das ganze einfach so hinnehmen, wie es ist. Auch eine Art damit umzugehen.
Genauso wie es eine subjektive Schmerzskala gibt, gibt es auch für jeden eine Subjektive Stimmungsskala, nur geht die nicht von 0-10, sondern von -10 bis +10.
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