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Monger
2018-06-11, 16:38:07
Inspiriert durch ein Comic was ich gerade lese, stelle ich die Frage mal weiter...
Wie denkt ihr denn so? Visuell? Audio? Abstrakt? Konkret?
Wenn ich euch das Wort "Banane" hinwerfe, seht ihr dann die Banane? Oder riecht sie?
Surrogat
2018-06-11, 16:40:06
das kommt bei mir ganz drauf an wie ausgelastet mein Gehirn gerade ist, je weniger Stress, dest mehr Dimensionen werden spontan aktiviert, jetzt gerade habe ich daher lediglich das Wort Banane vor Augen, nichtmal ne Farbe oder Form
ich denke meist an Musik. Oder an Erinnerungen aus alten Zeiten (Filme und Bücher)
Du sagst Banane
ich denke an
7_-X_NkSufY
Wolfram
2018-06-11, 16:43:04
Inspiriert durch ein Comic was ich gerade lese, stelle ich die Frage mal weiter...
Wie denkt ihr denn so? Visuell? Audio? Abstrakt? Konkret?
Wenn ich euch das Wort "Banane" hinwerfe, seht ihr dann die Banane? Oder riecht sie?
Ich habe sie gesehen. Und direkt danach die Velvet-Underground-Banane.
Was ich nie sehe, sind Menschen (Romanfiguren). Die bleiben bei mir immer abstrakt, mögen Personenbeschreibungen noch so ausufern. Ich sehe dann immer nur den Namen (geschrieben).
Was ist das für ein Comic, Mathieu?
das ist interessant. ich sehe beim Lesen niemals Personen. Selbst als Autor weiß ich seltenst, wie meine Charaktere aussehen, deshalb beschreibe ich sie auch (nie, kaum)
Wolfram
2018-06-11, 16:46:32
das ist interessant. ich sehe beim Lesen niemals Personen. Selbst als Autor weiß ich seltenst, wie meine Charaktere aussehen, deshalb beschreibe ich sie auch (nie, kaum)
Das dürften andere aber wenig zufriedenstellend finden. Die meisten, die ich kenne, stellen sich Personen bildlich vor. Andererseits tun sie das wahrscheinlich auch ohne Beschreibung.
Du kennst ganz schön schreckliche Musik, wenn ich das mal sagen darf...:biggrin:
ich mag Mathcore, die ist so unberechenbar. Ich suche auch immer neue Musik, die mein "Hirn zum Schmelzen" bringt.
Beim Personen beschreiben sehe ich das so: Die meisten meiner Geschichten sind aus First-Person-Sicht geschildert und Personen beschreibe ich eher über das, was sie tun. sowas wie "Er zerrte an seiner Krawatte, die mich an Weihnachten erinnerte, und steckte sie wieder in seinen Laborkittel. 'Hättest ihn waschen können', meinte ich. Er grinste. 'Nikotin ist auch eine Farbe'"
Ich glaube, dass viele Leser es schätzen, mit mehr Fantasie ranzugehen. Wenn ich den Namen "Claudia" schreibe, dann hat jeder Leser sein eigenes Bild aus den Erinnerungen. Damit wird Claudia zum Symbol und verknüpft mit den Emotionen von früher. (Sei es Ex-Freundin, Tante, Krankenschwester...)
Monger
2018-06-11, 17:01:51
Was ist das für ein Comic, Mathieu?
Understanding Comics: The Invisible Art
von Scott McCloud.
Geht dann u.a. darum wie unser Gehirn lückenhafte Informationen interpretiert. Und in einem Panel steht dann: "Hörst du was ich sage? Wenn ja, dann geh zum Arzt, weil niemand hat irgendwas gesagt."
Mosher
2018-06-11, 17:09:15
Ich glaube, dass viele Leser es schätzen, mit mehr Fantasie ranzugehen. Wenn ich den Namen "Claudia" schreibe, dann hat jeder Leser sein eigenes Bild aus den Erinnerungen. Damit wird Claudia zum Symbol und verknüpft mit den Emotionen von früher. (Sei es Ex-Freundin, Tante, Krankenschwester...)
Kann ich bestätigen.
Ich mag es nicht, wenn Charaktere in Büchern zu genau beschrieben werden, meiner Vorstellungskraft sozusagen etwas Fremdes übergestülpt wird.
Ebenso verspüre ich keinen Triumph dabei, wenn meine Vorstellung eines Charakters, der erst später im Buch genauer beschrieben wird, dann der des Autors recht genau entspricht.
Eher bin ich dann darüber enttäuscht, dass wir beide wohl an das gleiche Klischee, das wir vielleicht auch nur beiläufig irgendwo aufgeschnappt haben, gedacht haben.
@Topic: Fremde, aber vertraute Stimme.
Sir Silence
2018-06-11, 17:13:55
geistiges auge.
eigene stimme nur absichtlich, wenn ich selbst geschriebene texte korrigiere.
Monger
2018-06-11, 17:21:20
Bei mir hat sich mit dem Alter tatsächlich verändert.
Als Kind und Jugendlicher war es so, dass wenn ich Text gehört habe, der quasi wie Untertitel vor mir frei in der Luft stand. Auch wenn ich gelesen habe, habe ich den Text innerlich nochmal stehen gehabt.
Personen die ich mir vorgestellt habe, konnte ich mit offenen Augen in meine Umgebung integrieren.
Heute bin ich viel mehr auf Audio getrimmt, ich höre meine eigenen Gedanken im wesentlichen, in aller Regel mit wechselnden Sprechern. Visuelle Bilder sind immer schwächer geworden. Code visualisiere ich mir aber immer noch regelmäßig bildlich.
Korfox
2018-06-12, 07:29:42
Ich glaube, dass viele Leser es schätzen, mit mehr Fantasie ranzugehen. Wenn ich den Namen "Claudia" schreibe, dann hat jeder Leser sein eigenes Bild aus den Erinnerungen. Damit wird Claudia zum Symbol und verknüpft mit den Emotionen von früher. (Sei es Ex-Freundin, Tante, Krankenschwester...)
Ich schließe mich da grundsätzlich Mosher an, wennauch aus anderen Gründen.
Landschafts- und Personenbeschreibungen nerven mich oft, weil sie langweilig sind. Klar, da darf mal stehen, dass der räudige Hund mit dem Messer eine Narbe im Gesicht hat - aber es sollten keine seitenweisen Abhandlungen über jedes einzelne Häärchen sein.
Meine Vorstellung bleibt von gelesenem oft sehr unberührt. Es kommt durchaus vor, dass ich lese, komplett ohne etwas zu sehen/hören/riechen - das schaffen nur sehr wenige Bücher. Meistens fehlt da einfach die Immersion (gibt es das Wort im deutschen?).
Oft lese ich und mache nebenher im Kopf etwas anderes... denke über bestimmte Dinge nach (wie z.B. wie ich genau ein Problem auf Arbeit am sinnvollsten angehe oder so). Das führt nicht dazu, dass ich das gelesene nicht ablege und nicht wahrnehme.
Wie die Personen aussehen weiß ich meistens erst, wenn die Bücher so gut sind, dass ich davon träume.
Lyka macht das in meinen Augen in den Büchern, die ich bisher kenne, sehr gut ;). Wobei für mich die Protagonisten lustiger Weise bisher oft ihm selbst ähneln.
MadManniMan
2018-06-12, 08:34:08
Habe "fremde Stimme" geklickt, aber eigentlich stimmt das nicht ... Weil sie stumm ist.
Ich "höre" gerade nebenbei in Dauerschleife dem Refrain eines furchtbaren Popsongs. Was ich lese, kommt mir zwar auch eher akustisch vor, aber diese vertraute Vorleserstimme hat keine Klangfarbe. Sie ist nicht laut und nicht leise, selbst wenn sie flüstert oder schreit. Sie ist sowohl androgyn als auch geschlechtlich bestimmt. Sie ist nicht hoch und nicht tief und passt auf jeden und niemanden.
Und: selbst wenn ich ihr nur zuhöre, lese ich sie auch. Es ist schon verrückt.
Hades11
2018-06-15, 23:06:21
Bei Sachlichen und kurzen Texten sehe ich noch die Buchstaben. Bei Unterhaltungsliteratur (Hohlbein,Hennen,Stroud,...) Dauert es knapp eine halbe seite und ich sehe alles wie einen Film vor meinem geistigen Auge. Etwas anders als im Film weis ich dennoch Dinge die nicht sichtbar aber im Text erwähnt sind. Dafür bekomme ich absolut nichts mehr von meiner Umwelt mit, weder das automatisierte Umblättern der Seiten, noch Hell/Dunkel Warm/Kalt Nass/Trocken. Alle paar Stunden erwache ich kurz aus dieser Trance und kann mich dann entscheiden aufzuhören, bewusst herbeiführen kann ich das aber nicht. Manchmal ist es in der zwischenzeit so Dunkel geworden dass ich nach erwachen keinen einzigen Satz lesen konnte, keine Ahnung wie ich das davor hinbekommen habe. Erwähnenswert ist auch dass mein Zeitgefühl vollkommen restlos abgeschaltet wird. Einmal hatte ich auf den (dämlichen) tipp gehört lesen als hilfe zum Einschlafen zu verwenden. Ein besonders fesselndes Buch von Bernhard Hennen war dafür wohl nicht die richtige wahl. ~700 Seiten später hatte ich das Ende des Buches erreicht und mein Bewusstsein zwängte sich mühsam wieder in den Vordergrund als ich feststellte dass mein Wecker rappelte. Ich hätte vor 10 Minuten aufstehen müssen.
Schwierig ist es auch wenn andere mit mir reden möchten während ich lese, angeblich soll ich Antworten gegeben haben, kann mich aber selbst nichtmal daran erinnern dass jemand da war. Brüllen, schütteln und ähnliches reicht nicht aus um micht zu wecken, das einzig zuverlässige Mittel dazu ist meinen Sichtkontakt zum Buch zu unterbrechen.
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