Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unterschiede zwischen katholischer und evangelischer Kirche?
Was sind die markantesten Unterschiede?
Was sind nennenswerte Gemeinsamkeiten?
Was ist typisch katholisch, was typisch evangelisch?
Wird eine Wiedervereinigung beider Glaubensgruppen angestrebt?
Und wo wir schon dabei sind: Orthodox... was macht die Orthodoxen aus? Wie unterscheiden sich die Orthodoxen von den anderen beiden Gruppen?
Erklärt es bitte einem ahnungslosen Agnostiker :wink:
Danke! :smile:
GSXR-1000
2018-10-07, 20:10:47
Was sind die markantesten Unterschiede?
Was sind nennenswerte Gemeinsamkeiten?
Was ist typisch katholisch, was typisch evangelisch?
Wird eine Wiedervereinigung beider Glaubensgruppen angestrebt?
Und wo wir schon dabei sind: Orthodox... was macht die Orthodoxen aus? Wie unterscheiden sich die Orthodoxen von den anderen beiden Gruppen?
Erklärt es bitte einem ahnungslosen Agnostiker :wink:
Danke! :smile:
Wesentliche Unterschiede sind zum Beispiel:
Evangelen glauben nicht an den Teufen / die Hölle im katholischen Sinne
Evangelen erkennen den Papst nicht als Nachfolger Petri an und verneinen seine Unfehlbarkeit.
Evangelen glauben nicht an die "unbefleckte" empfängnis, sie kennen auch keine Heiligen im katholischen Sinne, somit ist auch Maria nicht heilig.
Insgesamt, grob gesagt, ist die evangelische Glaubensrichtung etwas moderner, weniger mystisch und weniger volktümlich. Auch sind die Dogmen etwas liberaler (Frauen im Priesteramt, kein Zölibat). Wenn du dir die entstehungsgeschichte des Protestantismus und dessen Ursachen anschaust, ergeben sich die meisten Unterschiede von selbst.
Grundsätzlich könnte man sagen, ketzerisch: beim Protestantismus steht mehr der Glaube im Vordergrund, beim Katholizismus eher die Kirche. Das war schon für Luther der Hauptkritikpunkt.
Die Ökomene (sprich die annaeherung beider Gruppen) hat in den letzten Jahrzehnten Fahrt aufgenommen, eine Vereinigung ist aber nicht in sicht. Warum sollte Sie auch stattfinden? Solange man sich auf die gleichen christlichen Grundwerte bezieht, brauch man doch nicht zwingend Brauchtümer oder Zeremonien anzugleichen.
Monger
2018-10-07, 20:38:21
Ich denke, es lohnt sich kurz auf die Reformation zu gucken:
Martin Luther war der Überzeugung, dass Gott sich jedem offenbart der es zulässt. Weder ist dazu eine Kirche notwendig, noch Priester die Gottes Wort deuten. Deshalb hielt er es für zwingend, dass jeder Gottes Wort selbst lesen und deuten kann - was dann die deutsche Bibelübersetzung notwendig machte.
Seitdem hat sich in beiden Konfessionen viel getan, aber ich denke im Kern sind die Unterschiede erhalten geblieben: Die Katholiken haben einen wesentlich stärker ritualisierten Zugang zur Religion, der viel Wert auf Tradition und Strukturen legt. Die Protestanten sehen das nicht so eng, und flirten immer wieder mal mit anderen Philosophien und Ritualen.
Meine Mutter hat es so formuliert: "Der Protestantismus ist der halbe Weg zur Gottlosigkeit."
Mitgliedschaft kostet beide male das Gleiche. Doch die Katholiken haben die bessere Grafik: Mehr Effekte, Glanz und natürlich den Papst.
Monger
2018-10-07, 23:22:04
Was die Wiedervereinigung angeht: Nahezu ausgeschlossen.
Luther wollte selbst ja gar keine Kirchenspaltung, und im Sinne der Ökumene haben die Protestanten eher wenig Probleme damit, wenn Gottes Wort auf unterschiedlichen Wegen verbreitet wird...
Die katholische Kirche aber eben doch. Abweichler würden die Autorität des Papstes in Frage stellen. Eher friert die Hölle zu, als dass es ne katholische Kirche ohne Papst gibt.
Colin MacLaren
2018-10-08, 08:27:58
Ihr Heiden solltet diesen Punkt nicht unterschätzen, den halte ich für sehr wesentlich. Der macht auch gemeinsame Abhaltung des Ganzen so schwierig.
Brot und Wein erinnern an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Bei den protestantischen Kirchen gibt es unterschiedliche Auffassungen, ob Christus bei der Feier des Abendmahls mit Brot und Wein real gegenwärtig ist oder ob das eher als Symbol verstanden wird. Katholiken glauben, dass Hostien und Messwein in der Eucharistiefeier zu Leib und Blut Christi gewandelt werden und dass Jesus in ihnen tatsächlich präsent ist. Aus katholischer Sicht kann nur ein geweihter Priester die Eucharistie gültig feiern.
x-force
2018-10-08, 09:03:57
was aus katholischer oder evangelischer sicht wichtig ist, ist nur für die leute wichtig, die dem entsprechendem glauben anhaften.
aus katholischer sicht kannst du auch nicht aus der kirche austreten.
am ende sind es details, weil sich beide religionen auf das gleiche buch, welches aus profit und machtpolitischen überlegungen mehrfach umgeschrieben wurde, berufen und es kein grund (mehr) ist krieg zu führen ;)
beim Protestantismus steht mehr der Glaube im Vordergrund, beim Katholizismus eher die Kirche
wenn das wirklich so wäre, wäre es ja klasse.
ich finde es an dieser stelle absolut wichtig grundsätzlich ein wenig über glauben und kirche zu reflektieren.
die unterscheidung ist enorm wichtig: glauben ist individuell und sollte respektiert und geschützt werden, eine kirche - insbesondere im öffentlichen raum und als rechtssubjekt- gründet man um macht auszuüben. wer es bei den anerkannten kirchen nicht sehen kann, oder möchte, werfe bitte den blick kurz auf die scientology-kirche ;)
etymologisch betrachtet bedeutet orthodox, rechtgläubig. ein adjektiv, das so gut wie alle institutionalisierten religionen und leider auch viele gläubige für sich in anspruch nehmen.
edit: erinnert sich noch jemand an abdul alhazred?
zu seiner zeit war imo die hochzeit dieses unterforums
Monger
2018-10-08, 17:20:04
Ich bin als Protestant aufgewachsen, deshalb waren mir die Katholiken mit ihrem Machtanspruch immer suspekt. Der örtliche Pfarrer hat doch erstaunlichen Einfluss, kann z.B. taufen, verheiraten, die Beichte abnehmen etc. . Bei den Protestanten ist der Pfarrer ein Laie, d.h. theoretisch könnte sich jeder aus der Gemeinde da hin stellen.
Andersrum ist es aber tierisch nervig, dass die Protestanten sich auf so gar nichts einigen können, und beliebige Widersprüche klaglos akzeptieren. Gott ist allgegenwärtig und körperlich zugleich. Christus ist Christus, aber auch zugleich Gott. Die Welt geht unter, aber eher so metaphorisch. Das Böse ist in uns allen, aber existiert auch in physischer Form. Wiedergeburt ist real, aber eher erst in der Unendlichkeit... Würg. Die Katholiken haben wenigstens ne Meinung. Mit der kann man einverstanden sein oder nicht, aber wenigstens steht da eine gewisse Vorstellung im Raum.
Opprobrium
2018-10-08, 17:42:30
Was ist typisch katholisch, was typisch evangelisch?
Wird eine Wiedervereinigung beider Glaubensgruppen angestrebt?
Und wo wir schon dabei sind: Orthodox... was macht die Orthodoxen aus? Wie unterscheiden sich die Orthodoxen von den anderen beiden Gruppen?
Es ist noch viiiel komplizierter. Hier gibt es eine Liste der christlichen Konfessionen: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_christlicher_Konfessionen.
Ich denke, es lohnt sich kurz auf die Reformation zu gucken:
Martin Luther war der Überzeugung, dass Gott sich jedem offenbart der es zulässt. Weder ist dazu eine Kirche notwendig, noch Priester die Gottes Wort deuten. Deshalb hielt er es für zwingend, dass jeder Gottes Wort selbst lesen und deuten kann - was dann die deutsche Bibelübersetzung notwendig machte.
Man kann theoretisch noch weiter zurück, direkt zu Jesus. Dieser hat ja unter anderem mal die Priester aus dem Tempel geworfen. Er war nämlich (das ist meine Deutung) letztendlich purer Humanist, der Gott/das Göttliche schlicht in jedem Menschen sah und schon ein sehr sehr modernes Verständnis von Freiheit, Menschenrechten und persönlicher Verantwortung hatte. Man könnte auch sagen, daß dort die Idee des Heiligen Geistes herkommt: Bewußtsein, Vernunft, Geist, whatever.
Jesus hat sich selbst auch nie als Sohn Gottes bezeichnet, das wurde ihm alles nachträglich angedichtet. Er wäre vermutlich nicht begeistert wenn er wüsste, was im Laufe der letzten 2000 Jahre in seinem Namen so alles angestellt wurde. Ist aber vermutlich gut, daß er den (salopp gesagt) Hype und die Fans (Fanatiker) die er nach sich gezogen hat nicht mitbekommen hat, ihm wurde ja schon zu Lebzeiten recht übel mitgespielt.
Das ist ja gerade der Witz, und der Grund, warum die katholische Kirche über Jahrhunderte nichts daran auszusetzen hatte, daß das einfache Volk nicht lesen und schreiben konnte, und schon gar nicht die lateinsche Sprache in der die katholische Bibel lange exklusiv vorlag.
Und die evangelischen Gottesdienste zitieren ja auch nur die immergleichen Textpassagen und schwafeln dann viel umher, ohne wirklich aufh Inhalte einzugehen.
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