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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : FTTH Ausbau Erfahrungen? Topologie, GPON vs. PtP


iuno
2019-11-22, 18:51:51
Hallo zusammen,

hier in der Naehe gibt es eine Buergerinitiative, die sich in Kooperation mit einem Provider um FTTH Ausbau kuemmert. Mich persoenlich betrifft das nicht, ich bin zu weit weg, aber interessieren tut es mich halt dennoch. Und vielleicht wird es ja einmal Thema ;)

So wie ich das jetzt verstanden habe, traegt die BI bzw. die betroffenen Anwohner die vollen Kosten fuer die Erdarbeiten. Der Provider verlegt dann "nur" die Fasern in die Leerrohre, stellt ggf. Verteiler auf und nimmt die Hausanschluesse vor.

Die Preise des regionalen Providers kann ich schlecht vergleichen. Ich wuerde mal sagen sie sind im Rahmen. Es geht los mit 50/5 Mb/s (down/up), kostet 27€. Bei den teureren Tarifen ist TV dabei, das man eigentlich nicht haben will, aber was solls. Was mich eher stutzig gemacht hat ist, dass eigentlich nur Tarife im Leistungsbereich von (V)DSL angeboten werden. Man kann im downstream max. 200 Mb/s buchen, up sind es sogar nur 20 Mb/s. Da bietet ja selbst die Telekom mehr als das doppelte an Upstream bei ihrem 100er Tarif.

Ich habe mal aus Jux und Interesse beim Provider nachgefragt, warum z.B. kein Gigabit oder mehr upstream angeboten wird. Antwort war, dass man mal mehr upstream gehabt habe, das aber unwirtschaftlich sei, allgemein wenig nachgefragt werde und man in der Vergangenheit Probleme gehabt habe mit Leuten, die den gebuchten Upstream dann "ausgenutzt" haben. :freak: Ansonsten wurde auf die Angebote fuer Geschaeftskunden verwiesen, wo es nichtmal Angebote gibt sondern man nochmal individuelles anfragen muss.

Ich habe mir gedacht, das kann ja kaum sein und mich etwas umgeschaut. Deutsche Glasfaser taucht haeufiger in den Medien als FTTH-Provider auf. Dort wird dann auch 1000/500 angeboten, das stelle ich mir schon eher unter einem Glasfaseranschluss vor.

Mir geht es jetzt gar nicht um den konkreten, sofortigen Bedarf an Gigabit, aber dass es gar nicht erst angeboten wird, hat mich halt gewundert. Jetzt habe ich etwas geschaut und es ist wohl so, dass die meisten regionalen Anbieter GPON Netze aufbauen. Sprich man legt erstmal eine Faser, verteilt dann passiv auf bis zu 128 Teilnehmer und hat dafuer insgesamt fuer alle Teilnehmer 2,5/1,25 Gb/s zur Verfuegung, also shared medium. Laut ein paar Kommentaren im Netz baut DG tatsaechlich PtP Netze auf, also vom "grossen" Verteiler eine Faser pro Teilnehmer. Ansonsten habe ich nicht viel zu einzelnen Anbietern gefunden.

Hat jemand Erfahrung mit FTTH Ausbau? Ist das denn normal, wird das tatsaechlich mehrheitlich so gemacht?

Das faende ich nun schon etwas absurd, weil man eh ueberall alles aufgraebt und die ganze Infrastruktur neu aufbauen muss und dabei wieder derartige Flaschenhaelse schafft. Ich meine, klar koennte man bis zum passiven Verteiler Fasern nachschieben, oder nach GPON kommt meinetwegen 10GPON, aber das ist auf dem Land, da passiert eh wieder auf Jahre nichts. Zumal die Leute ja selbst den Ausbau finanzieren und dann nichtmal zukunftsafehige Technologie untergeschoben bekommen.
Nach meinem Verstaendnis funktioniert die Uebertragung ja auch auf viele Kilometer ohne aktive Verteiler. Technisch sollte es also weniger ein Problem sein, viele kleine Teilorte ueber einen Verteiler anzubinden.

Wie seht ihr das? Ist das angemessener, nachhaltiger Ausbau oder sind meine Vorstellungen hier einfach nur voellig verkehrt?


Ausserdem interessiert mich, wie solche lokalen Provider selbst angebunden sind. Die werden ja nicht alle selbst zu einem groesseren CIX kommen. Bindet die Telekom z.B. dann solche Provider an?
Ansonsten hoert man ja z.B. immer mal Geschichten von der Telekom, die Peering-Probleme haben soll. Gibt es da die Moeglichkeit irgendwie an Infos zu kommen, abgesehen von negativen Erfahrungsberichten der Nutzer (die ja an allem moeglichen liegen kann)?

Corny
2019-11-22, 21:06:59
Ausserdem interessiert mich, wie solche lokalen Provider selbst angebunden sind. Die werden ja nicht alle selbst zu einem groesseren CIX kommen. Bindet die Telekom z.B. dann solche Provider an?
Ansonsten hoert man ja z.B. immer mal Geschichten von der Telekom, die Peering-Probleme haben soll. Gibt es da die Moeglichkeit irgendwie an Infos zu kommen, abgesehen von negativen Erfahrungsberichten der Nutzer (die ja an allem moeglichen liegen kann)?


Die kleinen Anbieter peeren oft über die größeren, kaufen also entsprechende Produkte bei Telekom, Vodafone usw. ein. Im Idealfall hat man auch mehrere Peerings, Redundanz und so.

Birdman
2019-11-23, 12:19:53
Jetzt habe ich etwas geschaut und es ist wohl so, dass die meisten regionalen Anbieter GPON Netze aufbauen. Sprich man legt erstmal eine Faser, verteilt dann passiv auf bis zu 128 Teilnehmer und hat dafuer insgesamt fuer alle Teilnehmer 2,5/1,25 Gb/s zur Verfuegung, also shared medium. Laut ein paar Kommentaren im Netz baut DG tatsaechlich PtP Netze auf, also vom "grossen" Verteiler eine Faser pro Teilnehmer. Ansonsten habe ich nicht viel zu einzelnen Anbietern gefunden.
Man verlegt für PtP und GPON/XGSPON genau gleich viele Fasern, der Ausbau ist daher auch gleich teuer.
Sparen tut man bei PON Anschlüssen nur im PoP an den Switch-Ports. (dafür sind dann halt die Kundengeräte/Router teurer, zumindest bei XGSPON)

iuno
2019-11-23, 14:02:00
Danke fuer die Antworten.

@Birdman: das verstehe ich jetzt nicht. Ist doch gerade der Unterschied zw. PtP und PTMP dass ein Signal passiv auf mehrere Signale gesplittet wird. D.h. man hat am letzten "Kaesten" ein 1:n Verhaeltnis an Fasern die rein/raus gehen, wohingegen es bei PtP 1:1 ist.

Dass es irgendwo zusammenlaufen muss, ist mir voellig klar. Aber bei PON ist dieser Ort halt nach meinem Verstaendnis einen Schritt naeher beim Kunden, also ein zusaetzlicher Flaschenhals. Oder wo fehlt's gerade bei mir?



Also mal angenommen ich wuerde mit meinem Verstaendnis niedrig besiedeltes Gebiet ausbauen wollen. Dann haette ich z.B. pro Gemeinde, oder sogar Gemeindeuebergreifend nur eine "Vermittlungsstelle", denn das Signal geht ja eh ueber mehrere Kilometer.

Jetzt ist klar, dass jedes Haus/Wohnung eine Faser braucht. Das steht schonmal fest. Die Frage ist nur, was dazwischen passiert.

Diese ganzen Teilorte, die idR. aus wenigen Haeusern bestehen, koennte man durch GPON mit jeweils nur einer oder eben sehr wenigen (m) Fasern anbinden. Im Ort selbst wird dann der Splitter aufgebaut, von wo aus m*128 Haeuser angebunden werden koennen.

Oder man faehrt eben den Teilort direkt mit so vielen Fasern an, wie viele Wohnungen es dort gibt. Dann braucht man zwar auch so eine Art Verteiler (das was bei Kupfer der KVz war), der aus dem Buendel einzelne Fasern den einzelnen Anschluessen zufuehrt, aber eben keinen Splitter.

Birdman
2019-11-23, 15:11:18
Natürlich kann man das OLT (Splitter) auch irgendwo in der Pampa zwischen dem Kunden und dem POP platzieren und allenfalls wurde das bei GPON auch mal gemacht, bei XGSPON macht das aber kaum Sinn.
Das teure sind nicht die Glasfaserkabel oder das Splicing von diesen, sondern die 10GBps Switches/Ports.

Wie Du bereits gesagt hast, die Kabel müssen eh verlegt werden und es spielt preislich quasi keine Rolle, ob ich da nun ein Kabel mit wenigen oder vielen Fasern drin verlege. (die kleinste Einheit wird ja eh sowas wie 48 Fasern sein)

Bei allen GPON/XGSOPON Netzen die ich kennen sind jedenfalls die Splitter im POP und erlauben bei Bedarf dann auch das umpatchen auf einen PtP Anschluss.

iuno
2019-11-23, 16:01:16
OK, dann ist es klar. Ich danke dir. Mein Problem war, dass ich dachte, die Splitter wuerden in die Teilorte gebaut.

Mot
2019-11-26, 08:15:32
Die Telekom baut übrigens bei FTTH auch GPON mit 1:32 Koppler auf 2,5Gbit.
Im Vergleich mit anderen Technologien ist das Überbuchungsverhältnis trotzdem sehr gut und lässt sich, wie du schon richtig sagtest, durch Austausch der aktiven Komponenten beim Kunden/im POP ohne weiteren Tiefbau steigern.