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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Software zum synchronen Online-Musizieren


BTB
2020-04-19, 12:43:14
Gerade eine kleine Diskussion geführt. Gibt es eine Software die es Musikern erleichtert online zu musizieren? Habe von Jammr gelesen, weiss aber nicht wie gut das funktioniert.

Meine Idee ist es, eine Software die das Streaming erlaubt (eventuell in Anbindung an bestehende Portale wie Youtube), bei der Aufnahme aber ein Metronom vorgibt und das optisch in diesen Stream integriert. Mit diesem optischen "Blink" (Punkt oder Streifen am Bildrand) kann der Gesamtstream dann synchronisiert werden und die Audiospuren wären soweit wieder im Takt.

Gibt es so was?

Asaraki
2020-04-19, 13:25:22
Geht ja alles nicht, kannst es nur so machen wir Jammr aber für mich ist das nichts. Geht aber gut für elektronische oder sonst statische Musik, alles was Loop basiert ist. Aber „jammern“ geht logischerweise nicht

BTB
2020-04-19, 14:45:26
Wenn sich die Musiker nach dem Metronom richten, könnte eine Software mit dieser Taktvorgabe den endgültigen Stream wieder synchronisieren.

Screemer
2020-04-19, 14:52:10
für einen dritten wäre das dann durchaus anhörbar. für die musiker selbst aber als jamsession eher ungut kann ich mir vorstellen. hätte was von alleine spielen und für dritte abmischen.

Opprobrium
2020-04-19, 15:00:57
für einen dritten wäre das dann durchaus anhörbar. für die musiker selbst aber als jamsession eher ungut kann ich mir vorstellen. hätte was von alleine spielen und für dritte abmischen.
Spannendes Konzept eigentlich. Die Musiker könnten definitiv nicht zusammen spielen, aber könnten leicht zeitversetzt trotzdem eine Art Jamsession hinbekommen. Müssten sich dann nur einigen, wer anfängt. Und der, der anfängt hört dann halt nur sich selbst, jeder Nachfolgende dann einen mehr. Müsste sich die Band halt nur auf die Reihenfolge einigen.

Bass
Bass Schlagzeug
Bass Schlagzeug Piano
Bass Schlagzeug Piano Guitarre
Bass Schlagzeug Piano Guitarre Trompete
etc...

Und ein paar Sekunden nach Ende hätte man schon das fertige Werk zur Verfügung.

Trap
2020-04-19, 15:20:54
Bei stabilem niedrigen Ping (15-25 ms) müsste das eigentlich auch ohne speziellen Aufbau machbar sein.

Realtime-Codecs haben nochmal 5-10 ms Aufschlag, dann ist man bei 20-35 ms, was dann der Schalllaufzeit bei 7-12 Meter Abstand entspricht.

Real ist leider die Kombination aus Software+Hardware+Netzwerk meistens nicht gut genug.

BTB
2020-04-19, 15:32:35
Müsste eigentlich recht gleichzeitig gehen, die Synchronisation zum Schluss dann auf dem Server würde dem Zuhörer ein synchronisiertes Ergebnis liefern..

BTB
2020-04-19, 15:40:23
Kann man dann später auch noch pimpen mit einem Echtzeit Autotune ;D

Opprobrium
2020-04-19, 18:18:15
Bei stabilem niedrigen Ping (15-25 ms) müsste das eigentlich auch ohne speziellen Aufbau machbar sein.

Realtime-Codecs haben nochmal 5-10 ms Aufschlag, dann ist man bei 20-35 ms, was dann der Schalllaufzeit bei 7-12 Meter Abstand entspricht.

Real ist leider die Kombination aus Software+Hardware+Netzwerk meistens nicht gut genug.
Nahh, für echtes Jammen ist das zu viel Lag. Musst ja den Ping mal zwei nehmen für Aktion/Reaktion. Und spiel mal ein Musikstück parallel zu sich selbst ab, mit 20-30ms Verzögerung zwischen den Instanzen. Grausam...

Hinzu kommt, daß die Kommunikation der Musiker untereinander bei so einer Jammsession nicht nur akustisch (Schallgeschwindigkeit), sondern auch visuell (Lichtgeschwindigkeit) abläuft.

iuno
2020-04-19, 19:13:22
der, der anfängt hört dann halt nur sich selbst, jeder Nachfolgende dann einen mehr.
Ja, so wuerde das tatsaechlich funktionieren. Ist natuerlich nicht dasselbe und ob es denen, die frueh dran sind, noch so viel Bock macht sei auch mal dahingestellt ;)

Und ob das hinterher noch so gut klingt, wenn das erste Instrument x mal re-encoded wird? Weiss ich wirklich nicht, habe keine Erfahrung damit.

Opprobrium
2020-04-19, 19:23:09
Und ob das hinterher noch so gut klingt, wenn das erste Instrument x mal re-encoded wird? Weiss ich wirklich nicht, habe keine Erfahrung damit.

Naja, das mit dem re-encoding ist ja nur für den Kommunikationsstream. Man könnte ja für das Endprodukt ohne weiteres noch eine unkomprimierte Audiodatei aufzeichnen. Das würde dann allerdings doch eine gewisse Verzögerung bedeuten was das finale Produkt angeht. Da üblicherweise ohnehin immer noch etwas abgemischt/geregelt werden muss ist das letztlich vernachlässigbar.

BTB
2020-04-19, 19:29:02
Ich denke das könnte auch quasi in Echtzeit funktionieren, die Clients müssten alle Streams entgegen nehmen und synchronisiert darstellen. Zum Schluss muss einer dieser Clients auch Server sein und alles zusammenmischen und neu codieren.

Reihenfolge ist aber schon wichtig, denke für ne Session würde es gehen. Na eventuell greift ja jemand die Idee auf.

Asaraki
2020-04-19, 20:05:09
Pi * Daumen ist ab 5ms Einspielen nicht mehr möglich. Ihr redet hier alleine vom Networkdelay, aber da auf jeder Seite selbst bei „risky“ sample size schön 1-2ms dazukommen ist es praktisch unmöglich über größere, nicht per Licht verbundene distanzen.

Eine Session kann man dann genau so gut, ohne Qualitätsverlust nacheinander einspielen.

Screemer
2020-04-19, 20:13:16
Ich denke das könnte auch quasi in Echtzeit funktionieren, die Clients müssten alle Streams entgegen nehmen und synchronisiert darstellen. Zum Schluss muss einer dieser Clients auch Server sein und alles zusammenmischen und neu codieren.

Reihenfolge ist aber schon wichtig, denke für ne Session würde es gehen. Na eventuell greift ja jemand die Idee auf.
wie ungeil ist das denn, wenn ich auf dem monitor den sound mit großem delay höre? stell mir das schrecklich vor.

€dit: asaraki war schneller.

fl_li
2020-04-20, 00:08:19
Wie geht das bei grösseren Orchester? Das muss für die Musiker ja schlimm sein: Die benachbarte Violine höre ich „live“, die gegenüberliegenden Blässer mit 50ms (~17m) Verzögerung.
Ohne optischen Taktgeber (Dirigent) müsste das ja über kurz oder lang im Chaos enden.

Gut, die spielen auch ab Blatt...

Asaraki
2020-04-20, 00:18:18
Wie geht das bei grösseren Orchester? Das muss für die Musiker ja schlimm sein: Die benachbarte Violine höre ich „live“, die gegenüberliegenden Blässer mit 50ms (~17m) Verzögerung.
Ohne optischen Taktgeber (Dirigent) müsste das ja über kurz oder lang im Chaos enden.

Gut, die spielen auch ab Blatt...


Darum müssen die so gut sein. Es gibt wohl wenig, was so unterschätzt wird von den meisten Hörern, wie die Schwierigkeit ein Orchester korrekt spielen zu lassen. Nicht umsonst ist eine so häufige Frage „haha was macht ein Dirigent überhaupt“.

fl_li
2020-04-20, 00:31:58
Darum müssen die so gut sein. Es gibt wohl wenig, was so unterschätzt wird von den meisten Hörern, wie die Schwierigkeit ein Orchester korrekt spielen zu lassen. Nicht umsonst ist eine so häufige Frage „haha was macht ein Dirigent überhaupt“.

Dann müsste es aber zumindest für ein professionelles Orchester mit der hier entwickelten Idee ja möglich sein über das Internet live zusammen zu spielen. Einzig für die live Zuhörer müssten die einzelnen Spuren anhand des Taktgebers synchronisiert werden.

anorakker
2020-04-20, 08:24:29
Das ist die Art und Weise wie heutzutage ja eh schon vielfach musiziert wird: auf Klick. Das ist aber auch meilenweit von einem "Jam" entfernt und weder für den Musiker noch den Zuhörer interessant.

Asaraki
2020-04-20, 08:54:15
Dann müsste es aber zumindest für ein professionelles Orchester mit der hier entwickelten Idee ja möglich sein über das Internet live zusammen zu spielen. Einzig für die live Zuhörer müssten die einzelnen Spuren anhand des Taktgebers synchronisiert werden.

Schwierig zu erklären wie absurd das klingt. Du spielst nicht selber oder? Gerade ein Orchester ist praktisch unmöglich.

Was theoretisch geht: eine 3-5 köpfige Band kann ein fixes Programm abspielen ohne sich zu hören. Aber : nicht anhand eines irgendwie verzögerten syncs sondern einfach „ab Blatt“. Aber auch da fehlt dir dann der auditive Input um Fehler zu vermeiden/korrigieren.

Hat aber keinen Vorteil, so wie ich sehe, gegenüber einfach einspielen und ab Konserve hören. Live ist eben Live weil die Musiker aufeinander Reagieren können/ der Dirigent das Orchester zusammen hält. Will jemand zu schnell werden so verhindert das der Dirigent. Bei all diesen Ideen ist es dafür aber jeweils Schon zu spät

Anderes gesagt : Musik lebt von „Micro Timing“, kleine zeitliche Strukturen kleiner als 1ms. Das verschwindet bei all euren Ideen und nimmt der Musik die Seele

wie ungeil ist das denn, wenn ich auf dem monitor den sound mit großem delay höre? stell mir das schrecklich vor.

€dit: asaraki war schneller.
Extrem ungeil sogar. Jetzt kann man damit je nach Instrument besser leben. Z.B. ein langsames Blasinstrument hat ja weniger einen akkzentuierten Attack als z.B. eine geschlossene Hi-Hat. Kleines Beispiel : In unserem alten Proberaum hatten wir noch ein so altes Gerät, dass alleine der PC so viel Delay hatte, dass ich das Monitoring für die Drums nicht nutzen konnte. Wir reden hier von ganz wenigen MS, die aber für etwas wie Drums dann schon zu viel sind. Eine langsame Akkustikgitarre hätte vielleicht noch geklappt. So als Beispiel. Das heisst ich konnte zwar zum Klick oder schon vorhandenen Spuren spielen (das wird ja vorgebuffert), aber eben ohne "Monitoring" von dem was ich spiele. Macht aber natürlich nicht viel, ich hör mich ja sowieso auch durch die KH :D

iuno
2020-04-20, 12:02:27
Was theoretisch geht: eine 3-5 köpfige Band kann ein fixes Programm abspielen ohne sich zu hören. Aber : nicht anhand eines irgendwie verzögerten syncs sondern einfach „ab Blatt“. Aber auch da fehlt dir dann der auditive Input um Fehler zu vermeiden/korrigieren.

Hat aber keinen Vorteil, so wie ich sehe, gegenüber einfach einspielen und ab Konserve hören.

Bei dem, was Opprobrium beschrieben hat, hoert nur der erste nichts, der spielt nach Metronom. Der Rest spielt immer mit den vorherigen Mitgliedern mit.

Der Vorteil ist, dass das ganze nicht n (Anzahl Mitglieder) * t (Dauer) dauert, sondern nur t + nx (delay). Man kann dadurch ein paar Stuecke hintereinander "alleine zusammen" spielen und kommt einer richtigen session naeher. Das ist u.U. schon ein besserer (dass es kein richtiger Ersatz ist, ist auch voellig klar) Ersatz fuer gemeinsames Musizieren als wenn jeder nacheinander seine Spur einspielt. Dann muesste der erste immer eine Ewigkeit warten oder es passiert generell zu voellig unterschiedlichen Zeiten.

Anderes gesagt : Musik lebt von „Micro Timing“, kleine zeitliche Strukturen kleiner als 1ms. Das verschwindet bei all euren Ideen und nimmt der Musik die Seele
Du ubertreibst, bei microtiming geht es um Groessen von mehreren bis zu zig ms. Ansonsten wuerde ich dich gerne sehen, wie du sowohl motorisch Aktionen mit der Praezision <1ms timen als auch akustisch wahrnehmen kannst. Schall legt in 1ms 34cm zurueck, d.h. danach waere dein microtiming im Prinzip schon dahin wenn du nur den Kopf drehst.
Zumal die Bedeutung des microtimings umstritten ist. Ob man andere Faktoren ohne raeumliche Naehe und direkte Sicht transportieren kann, ist aber natuerlich auch wieder eine ganz andere Frage.

Asaraki
2020-04-20, 13:48:05
Bei dem, was Opprobrium beschrieben hat, hoert nur der erste nichts, der spielt nach Metronom. Der Rest spielt immer mit den vorherigen Mitgliedern mit.

Der Vorteil ist, dass das ganze nicht n (Anzahl Mitglieder) * t (Dauer) dauert, sondern nur t + nx (delay). Man kann dadurch ein paar Stuecke hintereinander "alleine zusammen" spielen und kommt einer richtigen session naeher. Das ist u.U. schon ein besserer (dass es kein richtiger Ersatz ist, ist auch voellig klar) Ersatz fuer gemeinsames Musizieren als wenn jeder nacheinander seine Spur einspielt. Dann muesste der erste immer eine Ewigkeit warten oder es passiert generell zu voellig unterschiedlichen Zeiten.


Du ubertreibst, bei microtiming geht es um Groessen von mehreren bis zu zig ms. Ansonsten wuerde ich dich gerne sehen, wie du sowohl motorisch Aktionen mit der Praezision <1ms timen als auch akustisch wahrnehmen kannst. Schall legt in 1ms 34cm zurueck, d.h. danach waere dein microtiming im Prinzip schon dahin wenn du nur den Kopf drehst.
Zumal die Bedeutung des microtimings umstritten ist. Ob man andere Faktoren ohne raeumliche Naehe und direkte Sicht transportieren kann, ist aber natuerlich auch wieder eine ganz andere Frage.

Umstritten hin oder her, nach vielen Aufnahmen per klick und live kann ich dir zumindest aus eigener Erfahrung sagen, dass in diesen Strukturen etwas passiert. Mag sein, dass das bei Ultraprofis wegfällt, aber ich hab noch keinen guten amateur getrackt, der nicht besser spielte wenn er live spielte. Sieht man das auf dem großen Raster? Ne. Hört man es konkret? Nein. Klingt es besser? Jup

Mit <1ms rede ich von den winzigen verschiebern im Tempo, die von der ganzen Band mitgegangen werden, quasi wie das Tempo live eben lebt und auf klick nicht. nicht von einer laid back kick.

Opprobrium
2020-04-20, 14:24:19
aber ich hab noch keinen guten amateur getrackt, der nicht besser spielte wenn er live spielte. Sieht man das auf dem großen Raster? Ne. Hört man es konkret? Nein. Klingt es besser? Jup

Mit <1ms rede ich von den winzigen verschiebern im Tempo, die von der ganzen Band mitgegangen werden, quasi wie das Tempo live eben lebt und auf klick nicht. nicht von einer laid back kick.

Zustimmung. Hatte ja auch oben geschrieben (oder zumindest angedeutet), daß da auf der Bühne/im Proberaum noch ganz viel Kommunikation stattfindet, die nicht akustisch, sonder visuell abläuft. Blicke, Gesten, Körpersprache.

Das JoIP (Jammen over IP) ist zwar theoretisch interessant, praktisch wird es aber niemals ein vollwertiger Ersatz werden. Zumindest nicht, bis wir nicht Kommunikation über Subspace Holotransmitter entwickeln, wie kurz mal bei DS9 zu sehen ;)

iuno
2020-04-20, 14:54:29
Du redest jetzt von voellig verschiedenen Dingen, "lebendiges Tempo" hat mit Latenzen nichts zu tun. Und ich habe auch nie behauptet, dass das per Aufnahme auch nur annaehernd so gut klappt, da musst du doch gar nicht erst versuchen, mich zu ueberzeugen. Aber warum das nicht klappt, liegt ganz sicher nicht an irgendwelchen Anschlaegen einzelner Noten, die im µs Bereich versetzt sind. Ansonsten wuerde ich gerne eine wissenschaftliche Arbeit darueber sehen.
Wenn du deine Tempoaenderung ueber einen laengeren Zeitraum mittelst, mag als Mittel mal irgendwo <1ms rauskommen, der Wert hat aber effektiv keine Bedeutung.

Sieht man das auf dem großen Raster? Ne. Hört man es konkret? Nein. Klingt es besser? Jup
Das ist genau der Punkt. Man kann in bestehenden Aufnahmen microtimings entsprechend verfaelschen, sodass man "perfekt" (im Rahmen der technischen Moeglichkeiten, also <1 ms Bereich) landet und damit Fehler oder gewollte kuenstlerische Freiheiten raus nimmt und die Leute sagen z.T., dass es "besser" klingt als das Original. Es kommt halt auch (und vermutlich viel mehr) auf Dynamik, Artikulation, Laenge usw. an und nicht auf den Anschlag im Mikrosekundenbereich.
z.B. hier nachzulesen: https://www.nature.com/articles/s41598-019-55981-3/figures/1

Asaraki
2020-04-21, 00:07:08
Du redest jetzt von voellig verschiedenen Dingen, "lebendiges Tempo" hat mit Latenzen nichts zu tun. Und ich habe auch nie behauptet, dass das per Aufnahme auch nur annaehernd so gut klappt, da musst du doch gar nicht erst versuchen, mich zu ueberzeugen. Aber warum das nicht klappt, liegt ganz sicher nicht an irgendwelchen Anschlaegen einzelner Noten, die im µs Bereich versetzt sind. Ansonsten wuerde ich gerne eine wissenschaftliche Arbeit darueber sehen.
Wenn du deine Tempoaenderung ueber einen laengeren Zeitraum mittelst, mag als Mittel mal irgendwo <1ms rauskommen, der Wert hat aber effektiv keine Bedeutung.


Das ist genau der Punkt. Man kann in bestehenden Aufnahmen microtimings entsprechend verfaelschen, sodass man "perfekt" (im Rahmen der technischen Moeglichkeiten, also <1 ms Bereich) landet und damit Fehler oder gewollte kuenstlerische Freiheiten raus nimmt und die Leute sagen z.T., dass es "besser" klingt als das Original. Es kommt halt auch (und vermutlich viel mehr) auf Dynamik, Artikulation, Laenge usw. an und nicht auf den Anschlag im Mikrosekundenbereich.
z.B. hier nachzulesen: https://www.nature.com/articles/s41598-019-55981-3/figures/1

Ne, du redest von was anderem :D
Hier geht's um Aufnehmen und Einspielen. Ich rede von Microtimings beim einspielen, nicht davon ob Leute eine vor- oder nachversetzte Note als besser empfinden (wie in deinem Link).

Ich nahm <1ms als Mass für das, was Musiker intuitiv anpassen können, anhand dessen, was sie hören. Deshalb ist alles, was aufgrund der schieren Grösse (Orchester z.B.) garnicht so aufgenommen werden kann, dass sich alle immer synchron hören, gruuunudsätzlich besser eingespielt, wenn sich eben alle hören.
Dabei ist es aber egal ob <1ms oder <15ms, beides ist bei allen heute technischen Möglichkeiten ausserhalb eines einzelnen Studios unmöglich.

Gibt schon einen Grund warum so viele Bands Experimente mit Liveaufnahmen machten. Binaural von Pearl Jam ist da ein schönes Beispiel, aber eben, es kommt immer mit Abstrichen in der Aufnahmequalität. Vor den 80ern war das nie ein Thema, das kam erst mit dem Qualitätshype der 80er/90er, vorher spielten fast alle live ein. Nicht umsonst klingen deshalb so viele Motown Records heute noch grooviger als alles was rauskommt ;)

In Kurz : Nur Bands/Ensembles die genau so gut auch nach Blatt einspielen können, werden mit solchen leicht versetzten Systemen hörbare Resultate hinkriegen. Aber die können es eben auch gleich blind einspielen. Alle anderen werden damit einfach nie "grosse Musik" machen können, und darum geht es schlussendlich auch bei einer Jam. Dass eben aus dem Moment etwas Grosses entstehen kann. Wenn man dafür von Beginn weg die Möglichkeit nimmt, dann fehlt mir da wirklich der Sinn, ausser eben in Zeiten wie diesen vielleicht ^ ^ Aber wir proben ab nächster Woche wohl wieder, passt schon D:

Kennung Eins
2020-04-21, 12:05:19
Das Fast Music Projekt hat sich damit beschäftigt und coole Ergebnisse produziert:

http://de.fast-zwanzig20.de/konnektivitaet/fast-music/

https://ieeexplore.ieee.org/document/9027818

Bei irgend einer großen Veranstaltung wurde das vor kurzem erst eingesetzt .. Erinnere mich leider nicht, wo genau :(

fl_li
2020-04-21, 13:23:25
Das Fast Music Projekt hat sich damit beschäftigt und coole Ergebnisse produziert:

http://de.fast-zwanzig20.de/konnektivitaet/fast-music/

https://ieeexplore.ieee.org/document/9027818

Bei irgend einer großen Veranstaltung wurde das vor kurzem erst eingesetzt .. Erinnere mich leider nicht, wo genau :(

Vielen Dank für deine Infos! Die dabei gewonnen Erfahrungen fliessen übrigens in das Software https://www.soundjack.eu
Da gibt es auch Videos von der Verwendung der Software (Video mit Jamie Cullum empfohlen) und man kann die Software selber testen.

Meine aktive Musikzeit ist leider schon ein wenig her und das Studio in Kisten auf dem Dachboden. Kann da zur Zeit also nichts aktiv beitragen. :-(

Asaraki
2020-04-21, 13:25:32
Das Fast Music Projekt hat sich damit beschäftigt und coole Ergebnisse produziert:

http://de.fast-zwanzig20.de/konnektivitaet/fast-music/

https://ieeexplore.ieee.org/document/9027818

Bei irgend einer großen Veranstaltung wurde das vor kurzem erst eingesetzt .. Erinnere mich leider nicht, wo genau :(

Die haben genau auch schon bei 128 samples ein Problem, geht über Internet genau sowenig stand heute.

Milchkanne
2020-04-21, 21:54:51
Ein Freund von nem Freund arbeitet Professionell an Effektgeräten. Er war irgendwie bannig stolz, dass sie unter 10ms delay waren. Ich: "Unter 10??? ist das nicht eher viel?" Er geht zwei Schritte zurück: "Das sind 10ms." Wenn ich mich recht erinnere, waren die Linux basiert...

Wer mal 10ms testen will, gibts hier (https://www.audiocheck.net/blindtests_timing_2w.php?time=10).

Asaraki
2020-04-21, 23:41:06
Ein Freund von nem Freund arbeitet Professionell an Effektgeräten. Er war irgendwie bannig stolz, dass sie unter 10ms delay waren. Ich: "Unter 10??? ist das nicht eher viel?" Er geht zwei Schritte zurück: "Das sind 10ms." Wenn ich mich recht erinnere, waren die Linux basiert...

Wer mal 10ms testen will, gibts hier (https://www.audiocheck.net/blindtests_timing_2w.php?time=10).

Ja, denn hier sind die 10ms wieder wichtig. Oder 15, nach vielen Quellen. Aber du vergleichst hier Äpfel mit Birnen. Das Effektgerät ist zwischen Künstler und Verstärker oder per DI und dann über XYZ auf seinen Monitor. Wenn man hier >20ms geht spielt dir keiner mehr was Gutes sein (siehe weiter oben meine Anekdote mit dem langsamen Computer, der seine eigenen 4ms added.... dann hast du die in der Schlaufe zwischen z.B. Gitarre->FX->DI->AD Wandler->Interface->PC->Interface->KH Amp/Monitor Controller->KH->Künstler ;))

Hier reden wir aber über Latenzen die nach dieser Kette erst überhaupt, oder oben im Beispiel nach dem Interface->PC Schritt, vorkommen.

Schlussendlich müsste für "synchron" musizieren eben auf keiner einzelnen Stufe aller Ketten eine grössere Latenz als, grosszügig, 20ms vorkommen. Das ist halt... technisch nicht machbar atm

Screemer
2020-04-22, 00:42:07
Ein Freund von nem Freund arbeitet Professionell an Effektgeräten. Er war irgendwie bannig stolz, dass sie unter 10ms delay waren. Ich: "Unter 10??? ist das nicht eher viel?" Er geht zwei Schritte zurück: "Das sind 10ms." Wenn ich mich recht erinnere, waren die Linux basiert...

Wer mal 10ms testen will, gibts hier (https://www.audiocheck.net/blindtests_timing_2w.php?time=10).

Hab jetzt 20 Mal den blind Test gemacht und mag 19 richtig. 10ms delay hört man imho ganz klar.

Und das ist ein Effektgerät. 4 Musiker die am besten noch mit Server dazwischen jammen? Da muss nur Mal einer nen höheren delay oder paketloss haben und man liegt da um Größenordnungen drüber.

Milchkanne
2020-04-23, 22:25:44
meine Anekdote mit dem langsamen Computer, der seine eigenen 4ms added....

4ms wäre aber nicht wirklich langsam finde ich. Als ich vor 20 Jahren noch im Proberaum stand und der Kumpel uns einzeln aufgenommen hat, war das eher so 50-100ms zwischen abgespieltem und auf genommenem Track. War halt blöd, dass er die Rohdaten gelöscht hatte, bevor er das realisiert bekommen hat.

Schlussendlich müsste für "synchron" musizieren eben auf keiner einzelnen Stufe aller Ketten eine grössere Latenz als, grosszügig, 20ms vorkommen. Das ist halt... technisch nicht machbar atm
Aber so weit sind wir da auch nicht von weg. Ich hab hier nen Ping von ~11, das ist ja schon round trip. Opus geht bis 5ms delay runter, ob das jetzt encode-decode oder nur encode ist, weiß ich leider nicht sicher. Die Frame Size geht runter bis 2.5ms, daher vermute ich encode-decode.

capture:?
encode: 2.5
send: 5
decode: 2.5
playback: ?
capture: ?
encode: 2.5
send: 5
decode: 2.5
playback: ?
Bei nem 10er Ping sind das jetzt ohne die Fragezeichen 20ms. Natürlich unter Idealbedingungen. Ich sag ja nur, sooo weit sind wir davon nicht weg... wenn man sein System ordentlich auf latenz optimiert bekommt. Android hatte ja z.B. ziemlich lange einige Zig ms latenz.

Gab es nicht zur Einführung von WebRTC ne Demo, wo 2 Leute zusammen gejammt haben?


*edit* Die obige Betrachtung ist natürlich nur für Audio...

Opprobrium
2020-12-31, 14:43:48
Ich nekromanitere das mal ein bißchen. Pandemiebedingt wird ja so einiges in den letzten Monaten aus den Nischen gekramt und vom Mainstream aufgegriffen :smile:

https://www.thomann.de/blog/de/online-probe-in-corona-zeiten-tools-fuer-die-musikalische-videokonferenz/