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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : HiFi - Vernüftiger Plattenspieler für Einsteiger


Mega-Zord
2020-09-07, 10:26:14
Hallo,
ich höre Musik eigentlich nur noch über Spotify und sitze dabei selten im Klangdreieck meiner nuWave 110. Ich habe also wirklich keine High-End-Ambitionen.

Was kann man klanglich von einen Plattenspieler für um die 300 EUR mit integriertem Pre-Amp erwarten. Die Pro-Ject Essential- oder Debut-Plattenspieler haben ja immerhin auch ein Ortofon-Tonabnehmer, auch wenn es ein günstiger ist.

Was kann man bei integriertem Pre-Amp noch tunen? Bringt es bei so einem System überhaupt etwas, später einen besseren Tonabnehmer zu verbauen?

Mein Vater ist da leider keine Hilf. Wenn da der Plattenspieler nicht mehrere tausend Euro kostet, ist der schrott.

Ach ja, ich will damit Hip-Hop und Metal hören.

Grüße
Florian

Korfox
2020-09-07, 14:08:58
Wie ist denn der Wunsch nach Voll-/Halbautomaten?
Ich selbst habe sehr bewusst nach Vollautomaten geguckt, da ich mir zutraue, beim Plattehören einzuschlafen und vor allem den Kindern zutraue, die Platte am Ende einfach kreiseln zu lassen (und das Nadel per Hand aufsetzen ist auch nicht das, was ich liebe).

Der Plattenspieler selbst ist in meinen Augen vergleichsweise wummpe. Das ist n Motor mit entweder Zahnrad-, Riemen- oder Reibscheibenantrieb. Solange er ruhig läuft läuft er ruhig. Fertig.
Interessanter ist es, wie du schon richtig feststellst, welche Tonabnehmersysteme passen. Halbzoll dürfte hier im großen und ganzen Standard sein, aber Ortofon 2M sind z.B. IIRC recht schwer, wodurch sich nicht jeder Tonarm eignet. Grob gleichwertig zum Ortofon Red (der dürfte den Pro-Ject beiliegen) ist der Audio Technica VM95E (sieht aber dafür nicht so scharf aus). Durch Austauschen der Nadel kann man die Tonköpfe herstellertreu auch aufwerten. Ich behaupte: den größten Schritt macht der Sprung von Rundnadel auf einen elliptischen Schliff (auch wieder herstellertreu - es gibt katastrophale elliptische und es gibt großartige Rundschliffe, tendentiell ist meines Erachtens der elliptische Schliff aber feiner auflösend, da er tiefer in die Rille greift). Darüber wird es dann langsam viel geld für Wenig Effekt.
die Ortofon 2M Blue kostet grob das Doppelte der 2M Red und bringt dank des nackten Diamanten nochmal was nach, aber zum Bronze oder Black ist der Aufpreis dann schon wirklich gewaltig und für wirklich viele Menschen nicht gerechtfertigt. Man kann auch einfach mit dem Red anfangen und dann halt Mal eine Blue Nadel einsetzen. Entweder bleibt man dann dabei, oder man hat 40€ Zusatzlehrgeld für 300h Musik verbucht. Finde ich absolut angemessen und ok. 600€ für einen Black sind dann schon 2h/Stunde. Da sollte man vorher dann auch entsprechend etwas Zeit investiert haben, Anti-Steering, Azimuth und Eintauchwinkel (teilweise nach den eigenen Bedürfnissen) exakt abzustimmen. Meines Erachtens lohnt die Investition in Tonkopfwaage, eine Tonabnehmer-Einstellehre und eine Test-Platte zumindest am Anfang deutlich mehr und ist viel niedriger.
Und: Ja, der Tonabnehmer mach die Musik. Natürlich bringt es etwas, einen "besseren" zu verbauen.

Ich würde aber empfehlen, davon abzusehen, einen integrierten PreAmp zu verwenden. So kannst du nie den PreAmp auf die restliche Kette abstimmen und auch, wenn du ihn abschaltest, hast du einen verfälschenden Signalweg. Eher jetzt 50€ in einen kleinen externen PreAmp investieren und 20-30 Euro mehr in den TA investieren können und dann in einem halben oder ganzen Jahr den PreAmp aufrüsten (oder gleich den Vollverstärker).

Mega-Zord
2020-09-07, 14:40:18
Cool, danke für die Tipps. Dann werde ich wohl mal hören, wie gut der Phono-Vorverstärler in meinem Yamaha AX-497 klingt.

Auf jeden Fall interessiert mich dann das Gerät aus Suits, das in Harvey Specters Eckbüro steht:
https://geizhals.de/pro-ject-rpm-1-3-genie-weiss-mit-tonabnehmer-ortofon-2m-red-a1087762.html?hloc=at&hloc=de

Das ist ein 2M Red drin, welches man sich ja erstmal anhören könnte. Spätter ggf. gegen ein Blue rauschen oder die Blue-Nadel einbauen.

Korfox
2020-09-07, 14:52:13
Es gibt ja böse Zungen, die behaupten, die Bayern können nur Holz in Form schneiden und bunt anmalen. ;)
Aber wie gesagt bin ich der Meinung, dass der Dreher selbst (und auch der Tonarm als solcher) sehr wenig zum Klang beitragen. Ich selbst habe mir vor kurzem einen Dual CS 435-1 (der seit 1995 nicht weiterentwickelt wurde und im Vergleich zum Vorgänger starken Sparmaßnahmen zum Opfer fiel) mit VM95E geholt, die ich recht einfach noch durch eine VM95EN ersetzen kann - oder eben das System gegen ein Ortofon Vinyl Master White tauschen. Letzendlich hatte ich mich entschieden, dass die Ortofon 2M zwar wirklich steil aussehen, aber das einfach nicht das endgültige Kaufargument für den Dreher sein kann (der Tonarm ist für Abnehmer bis 5g ausgelegt und der 2M wiegt >7g). Wahrscheinlich sind 2g die hübsche bunte Plastikkappe :D.

Gäbe es von Pro-Ject Automaten wäre es bei mir wahrscheinlich auch einer geworden, da sie auch sehr zusagen (wobei sie glaub großteils auch keine Staubschutzhaube haben und das bei Katz und Kindern unpraktisch ist).
Der 2M Red ist jedenfalls eine sehr gute Klasse für den Einstieg, wenn man sich für Musik als solche interessiert und seine Platten nicht übermäßig abnutzen möchte.

Gast
2020-09-07, 17:45:09
Bei Plattenspielern würde ich immer nach Gebrauchtgeräten schauen, z.B. bei Audiomarkt. (https://www.audio-markt.de/market/start/?page_filter_field_auction_number=&page_filter_field_category_id=275&page_filter_field_usage_state=0&page_filter_field_manufacturer_id=&page_filter_field_auction_type=&page_filter_field_title=&page_filter_field_user_type=&page_filter_field_price_from=10&page_filter_field_price_to=500&page_filter_field_country_id=&page_filter_field_zip=&filter_submitted=1)

Wenn du keinen Vollautomaten möchtest, gibt es Tonarmlifte, die bei Erreichen der Auslaufrille den Arm abheben. Die sind rein mechanisch, man muss sie jedes Mal vorspannen.

Korfox
2020-09-08, 15:18:07
Dem ist natürlich auch zuzustimmen. Wenn kein zwingender Wunsch nach Neuware besteht ist der Gebrauchtmarkt (spätestens mit einem Minimum an Fingergeschick) deutlich effektiver. 200€+Neuer Riemen+Neuer Abnehmer+5h auf dem Gebrauchtmarkt zu investieren führt zu einem Plattenspieler der 500-800€-(Neu-)Klasse.

derpinguin
2020-09-08, 16:33:44
Würde bei dem eng gesteckten Budget auch eher nach einem gebrauchten Spieler aus den 70ern oder 80ern gucken. Wenn die Geräte einmal wieder auf Vordermann gebracht sind spielen sie die meisten modernen Dreher an die wand.
Heute ist halt wirklich das Problem, dass es billigschrott gibt, der auf der retrowelle mitschwimmt und die guten Modelle eher im hohen dreistelligen Bereich anfangen.

Bei mir läuft ein Rega RP3 mit transrotor uccello Abnehmer und GramAmp2 Preamp. Das wäre ein ganz brauchbares Einsteiger/Mittelklasse Setup, kostet aber über 1000€ neu.

kmf
2020-09-08, 21:43:58
...
Mein Vater ist da leider keine Hilf. Wenn da der Plattenspieler nicht mehrere tausend Euro kostet, ist der schrott.

da hat dein Dad aber Recht :smile:

Mega-Zord
2020-09-10, 09:14:49
Ich habe überhaupt keine Ahnung von Plattenspielern, daher werde ich mich nicht auf dem Gebrauchtmarkt rumtreiben. Mit würden ja sogar die Finger dafür fehlen. Da brauchen wir nicht von Fingerspitzengefühl reden. :D

Ich habe aktuell auch keine 10 Platten. daher würde ich mal davon absehen, für über 300 EUR einen Plattenspieler zu kaufen. Es ist ja nicht so, dass man den nach ein paar Jahren gegen was besseres ersetzen kann, wenn man auf den Geschmack gekommen ist.

Korfox
2020-09-10, 10:51:29
Wenn ich mich richtig erinnere ist das hier eine recht gute Videosammlung:
https://www.plattenspieler-guru.de/plattenspieler-richtig-einstellen/

Damit hast du 90% aus dem Plattenspieler ohne teure Hilfswerkzeuge rausgeholt. AM kompliziertesten ist hier eigentlich der Nadel-Azimut, bei dem man oft noch einen Handspiegel zu Hilfe nimmt. Wenn die Nadel auf dem Spiegel steht muss sie von vorne betrachtet genau mit dem Spiegelbild fluchten.
Aber ohne Scheiß: Fingerspitzengefühl brauchst du beim Plattenspieler so oder so, weil du zumindest Kröpfung, Eintauchwinkel, Auflagegewicht und Antisteering einstellen musst. Im Bereich von +/-0,3g kann man hier dann noch von "persönlicher Geschmack" reden, da der Klang sich verändert, aber du arbeitest in Einstellbereichen um 2 Gramm. Und es ist nicht hilfreich, wenn dir beim Justieren die Nadel runterknallt.

Das Fingergeschick bezog sich tatsächlich eher aufs Gröbere. Man muss Geschick darin haben, technische Dokumentationen im Internet zu finden und Explosionszeichnungen zu interpretieren und eben fähig sein, Schrauben zu lösen und Mal einen Riemen auszutauschen.
Aber ich kann dich auch verstehen. Ich habe mich ja schließlich auch für einen Neukauf entschieden, weil es mir zu viel Stress war und irgendwann auch das Verständnis aufhört (mein Dual 3040 skated immernoch durch die Einlaufspur und ich weiß nicht, woran es liegt).

Mega-Zord
2020-09-10, 15:04:58
Das Fingerspitzengefühl war auf den Gebrauchtmarkt bezogen und nicht auf meine Fähigkeiten. Da haben wir uns missverstanden.

Ich wollte eigentlich nur wissen, was für Geräte man bis 300 EUR kaufen kann. Macht man mit Pro-Ject grundsätzlich was falsch?

Korfox
2020-09-10, 15:22:46
Absolut nicht. Hatte ich oben ja so geschrieben: Als Neugerät ist das eine sehr solide Basis. Klar wird der Ortofon Red im Vergleich zum OM5 o.ä. irgendwo dazu führen, dass 30€ am Holz gespart wurden, aber dafür weißt du, dass die Ortofon 2M-Serie passt und musst nicht als erste Amtshandlung ein neues Abnehmersystem kaufen (einen OM5 würde ich an keine meiner Platten ranlassen... nichtmal aus 20cm Entfernung).

Mega-Zord
2020-09-10, 15:34:32
Beim RPM 1.3 haben sie ne ganze Menge Holz gespart, würde ich sagen. :D

Mega-Zord
2021-10-15, 22:59:59
Es ist ein Essential III in weiß geworden. :)

Ich habe den heute eingerichtet und erst mal bei meinem Vater an einer wirklich guten Anlage getestet. Da steht ein Accuphase Amp mit Phono-Add-In-Karte und ein Paar NuVero 110.

Die Auflagekraft haben wir mit einer Wage eingestellt und bemerkt, dass die Skala am Gegengewicht nicht wirklich stimmt. Das vorhanden Ortofon OM10 haben wir erst mal nicht umgebaut, obwohl mein Vater noch ein 2M Blue über hat. Wir wollten wissen, was der Essential III out of the box taugt.

Wir haben die Test-LP von Nubert verwendet, welche mit 45 rpm gespielt wird. Die Songs hatten wir größten Teils auch of CD. so dass man immer vergleichen kann. Es war von Anfang an kaum ein Unterschied zwischen der CD und der LP zu hören. Die Höhen der CD waren ein µ klarer.
Wir haben am Schluss noch einmal die Unterlage getauscht. Statt dem Filz haben wir die Vinyl Matte von seinem Perpetuum Ebner PE 2525 verwendet. Die Höhen waren dann deutlich klarer.

Das ein Plattenspieler mit einem 50€-Abtastsystem so gut klingen kann hätte mein Vater nicht gedacht. Sein PE 2525 hat mit 2M Black mehr als das zehnfache gekostet. :D

Aber das ist alles egal, denn der Yamaha AX-497 in meiner Wonung ist kein Accuphase. Ich plane aber eh einen neuen Amp und werde erst mal schauen, was der neue integrierte Entzerrvorverstärker taugt, bevor ich mir so eine zusätzliche Box in das Regal stelle.

Den Essential III kann man also nur empfehlen, selbst mit dem OM10.

Badesalz
2021-11-05, 10:33:21
Bei Auflagen kann man sich halt gut austoben und ich würde schon empfehlen da immer was zu tun, wenn man noch keine Vinyl/Leder hat.
https://www.hifi-phono-house.de/phono-zubehoer/plattenteller-matten/

Plattenspieler ist eh so ein Teufelszeug, was allerlei Upgrades angeht und da finde ich den 2M Blue einen exzellenten Seelenfried der das Thema gut beenden kann. Was ein OM10 ja noch nicht tut.
Du weißt, daß es noch und nöcher für Nuancen besser geht, du weißt mit dem Blue aber auch, daß es bereits ausreicht =) und du dir ne ganze Weile eher um die Elektronik dahinter und die Boxen Gedanken machen könntest statt um die Abnahme. Schöne Sache sowas :tongue:

Mega-Zord
2021-11-08, 10:09:48
Jo, ich habe die Filzunterlage durch eine aus Vinyl getauscht. Vielleicht tausche ich später noch den MDF-Teller gegen einen aus Acryl aus.

Bevor ich an das OM10 ran gehe, werde ich das Thema Phono-Vorverstärker angehen. Ich werde mal schauen, was ein neuer Receiver bringt. Der aktuelle im Yamaha AX-497 rauscht etwas. Aber bei modernen Geräten in entsprechenden Preisklassen wird ja wieder Wert auf einen brauchbaren Phono-Eingang gelegt.

Badesalz
2021-11-08, 12:53:39
Das schöne bei den Vorverstärkern ist, daß man bereits mit einem Rega Fono MM mk3 direkt in der Oberliga ist.
Und mit einem Cambridge Duo MC/MM am engen Ende jener.

Da ist man quasi aus allen Gelüsten direkt wieder raus. Wie mit dem Blue =) Mit dem Cambridge ist man, vielleicht eines Tages, direkt auch für MC gerüstet.

p.s.:
Ich bin trotzdem froh, daß ich da nicht mehr aktiv bei bin :wink: Ich halte das schon länger eher wie Nubert :tongue:

Kartenlehrling
2021-11-12, 11:53:09
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https://www.likehifi.de/news/audio-test-ausgabe-8-21-die-besten-plattenspieler-2021-im-test/