Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gesetze als JSON formulieren
Simon Moon
2021-12-18, 19:04:35
Hi
Ich ueberlege mir grad, das Gesetze sich doch eigentlich sehr gut eignen wuerden um als Objekte in JSON (oder yaml oder xml oder so) formuliert zu werden. Den Vorteil saehe ich darin, dass man damit eine praezise Formulierung hat wie und wo die Gesetze gelten. Auch koennte man so neue Gesetze einfacher in den bestehenden Katalog einpflegen und generell komplexere Konstrukte ermoeglichen. Auf der anderen Seite koennte somit auch ein Laie einfacher abfragen, welches Gesetz nun gilt, indem er einfach die entsprechenden Attribute in die Datanbank eingibt und die spuckt dann ein Resultat aus.
Gibts dazu evtl schon andere Ueberlegungen?
Gruss
Simon Moon
Monger
2021-12-18, 19:14:53
Erfahrungsgemäß gibt es absolut kein Schema, was man nicht auch verkacken kann. Was dann so schrecklich zu bedienen ist, dass man sich lieber durch den Plain text durchwühlt.
Was konkret schwebt dir denn vor? Und wozu?
Mit der Blockchain ist ja auch der Gedanke populär geworden, Verträge etc. so stark zu formalisieren, dass z.B. Zahlungen von der Einhaltung bestimmter Kriterien abhängig gemacht werden können. Steckt aber noch in den Kinderschuhen.
Iscaran
2021-12-18, 19:46:48
Was ist bitte ist in "Deutsch" weniger eindeutig formuliert als in JSON oder yaml?
Opprobrium
2021-12-18, 20:07:00
[...]
Viel Spaß. Am besten fängst Du mit Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes an.
Das Attribut "Würde" sollte schnell definiert sein :smile:
In Artikel 2 geh es dann direkt weiter, mit Freiheit. Auch schnell und einfach definiert.
Ein gutes Nachschlagewerk wäre wohl das hier (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Historisches_W%C3%B6rterbuch_der_Philosophie)
Später wirds dann etwas komplizierter, steht doch bspw. Art. 12a in direktem Widerspruch zu Art. 3, aber da kann man bestimmt eine Ausnahme definieren.
Etc. pp.
Auf der anderen Seite koennte somit auch ein Laie einfacher abfragen, welches Gesetz nun gilt, indem er einfach die entsprechenden Attribute in die Datanbank eingibt und die spuckt dann ein Resultat aus.
Allein dafür müssten die Suchalgorithmen dermaßen gut und "intelligent" sein...
Simon Moon
2021-12-18, 20:20:22
Erfahrungsgemäß gibt es absolut kein Schema, was man nicht auch verkacken kann. Was dann so schrecklich zu bedienen ist, dass man sich lieber durch den Plain text durchwühlt.
Was konkret schwebt dir denn vor? Und wozu?
Mit der Blockchain ist ja auch der Gedanke populär geworden, Verträge etc. so stark zu formalisieren, dass z.B. Zahlungen von der Einhaltung bestimmter Kriterien abhängig gemacht werden können. Steckt aber noch in den Kinderschuhen.
Mir geht es ja weniger darum den Entscheidungsprozess zu automatisieren und in eine Blockchain zu packen, als die Formulierung der Gesetze zu optimieren. Gerade im Steuerrecht koennte man damit wohl besser Schlupfloecher entdecken bzw. diese eben vermeiden. Soweit ich das sehe, sind die Gesetze ja eigentlich schon so formuliert, nur die Notation ist umstaendlich und wenn man jetzt eine neues Gesetz einfuehrt oder ein anderes anpasst, dann sind die Folgen daraus kaum abzusehen. Das sieht man dann erst, wenn ein entsprechender Fall sich ergibt - wenn das als Object notiert wuerde, koennte man da einfach mal alle kombinationen durchprobieren.
Klar kann man das auch verbocken, aber schlimmer als aktuell kanns doch auch nicht mehr werden. Ich mein, wenn man ein Studium braucht um ueberhaupt zu verstehen wie die Regeln der Gesellschaft sind, ist doch irgendwie das denkbar schlechteste Szenario.
Gerade aus gegebenem Anlass sieht man doch, dass so einen Quellcode am Ende auch keiner mehr versteht...
Monger
2021-12-18, 20:51:49
Ich mein, wenn man ein Studium braucht um ueberhaupt zu verstehen wie die Regeln der Gesellschaft sind, ist doch irgendwie das denkbar schlechteste Szenario.
If Tat == Mord then 30 Jahre Knast?
Unsere Gesetzesgebung ist ja sehr aktionsgetrieben. Es ist weniger relevant wieviel Geld jemand hat, aber sehr wohl wie er zu dem Geld kam. Bin kein Jurist, aber Gesetze sind mMn im wesentlichen an Handlungen orientiert: wenn du ne rote Ampel überfahren hast, gibts Bußgeld und Punkte. Wenn du jemand auf die Fresse gehauen hast, gibts Geldstrafe. Dafür ist der aktuelle Zustand des Opfers eher irrelevant, sehr wohl aber wie es zu der Situation kam.
Ergo, wenn du ne formalere Sprache haben willst, dann muss das mMn prozedurale Sprache sein, und keine Zustandsbeschreibung.
Es gibt Ausnahmen. Die Steuergesetzgebung ist wahrscheinlich eine. Da vergleichst du all deine Vermögenswerte zu einem bestimmten Zeitpunkt mit einem Satz an Regeln, und daraus berechnet sich ne Zahl. Da könnte man mit Digitalisierung sicherlich besser werden. Ich gehe davon aus, dass wenn der Staat bestimmte Steueränderungen plant, er diese im Modell auch durchrechnet. Würde man dieses offen legen, könnten erstens mehr Leute Exploits darin offen legen, und zweitens könnte man aus diesen Modellen dann genau das bauen was ne automatisierte Versteuerung erleichtert. Ist n bissl gemein dass Wiso & Co. immer erst eigene Anwälte bemühen muss um zu entschlüsseln was andere Anwälte anhand der Modelle verschlüsselt haben.
Das tut der Staat tatsächlich. Es gibt im BMF eine ganze Abteilung für die Abschätzung der Steuergesetze. Das Problem sind aber hier die Ausweichhandlungen, die man gänzlich schwer erfassen kann.
Monger
2021-12-18, 21:16:25
Das tut der Staat tatsächlich. Es gibt im BMF eine ganze Abteilung für die Abschätzung der Steuergesetze. Das Problem sind aber hier die Ausweichhandlungen, die man gänzlich schwer erfassen kann.
Testen ist immer hart. Aber Security by obscurity ist halt Mist. Wäre doch spannend die Öffentlichkeit an der Arbeit zu beteiligen, um Lücken zu finden bevor sie Gesetz werden.
Grendizer
2021-12-18, 21:17:44
Das Problem sind zu ungenaue formulierungen. Diese müssen dann erst durch Gerichte präzisiert werden.
Unbestimmte Rechtsbegriffe. Du müssten aber sein, da man nicht jeden Fall (auch in der Zukunft) präzise abdecken kann
MD_Enigma
2021-12-18, 21:32:25
https://openlegaldata.io/
Ich ueberlege mir grad, das Gesetze sich doch eigentlich sehr gut eignen wuerden um als Objekte in JSON (oder yaml oder xml oder so) formuliert zu werden.
So?
{
"Art1":[
"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.",
//...
]
}
:tongue:
Ernsthafte Antwort: Interpretationsspielraum von Gesetzestexten und eine nicht-automatisierte Anwendung sind ein Feature.
Simon Moon
2021-12-19, 00:27:30
So?
{
"Art1":[
"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.",
//...
]
}
:tongue:
Ernsthafte Antwort: Interpretationsspielraum von Gesetzestexten und eine nicht-automatisierte Anwendung sind ein Feature.
Eine Verfassung ist per se kein Gesetz sondern prinzipiell Allgemein gefasst. Die Gesetze setzen diese dann um. Daher: Nein, nicht so. Die Gesetze dann haben auch keinen Interpretationsspielraum, sondern allenfalls einen Ermessensspielraum - der liegt dann im Strafmass. Aber du kannst z.b. nicht intepretieren, dass in deinem Fall die 10km/h zuviel auf dem Tacho eben anders zu interpretieren sind als in einem anderen Fall.
Und zuletzt, ich spreche nicht von der Automatisierung - das sollen nach wie vor Richter entscheiden - ich spreche von der Formulierung / Strukturierung.
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