Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : WLAN für ein Studentenheim
Hellstaff
2022-06-06, 13:21:11
Hallo Leute!
In einem Studentenheim mit 150 Bewohnern soll in jedes Zimmer ein Router installiert werden.
Die derzeitige Standardverbindung ist LAN (über PPPoE) und viele Zimmer sind bereits einem WLAN Router ausgestattet, allerdings wurden sie privat von Studenten installiert. Die Signalqualität in den Zimmern ist gut, Störungen im WLAN Netz treten nicht auf.
Voraussichtlich wird für jedes Zimmer ein TP Link TL-WR841N https://geizhals.at/tp-link-tl-wr841n-a340658.html?hloc=at gekauft. Optional soll auch eine Verbindung über LAN möglich sein. Die bisherigen Erfahrungen sind gut und insgesamt ist es günstig.
Lösungen mit wenigen aber zentral aufgestellten Routern scheinen deutlich teurer und auch nicht so gut in der Signalqualität zu sein.
Jetzt meine Frage: Wie zukunftssicher ist diese Lösung hinsichtlich des WIFI Standards? Der vorgeschlagene Router ist günstig und hat WIFI 4, allerdings stellt sich mir die Frage, wie lange der Standard von Geräten (Handy, Tablet, Laptop, ...) unterstützt wird?
Gibt es sonstige Vorschläge oder Bedenken an diesem Konzept.
LG
Hellstaff
lumines
2022-06-06, 13:58:31
Über die Unterstützung der WLAN-Standards würde ich mir keine Sorgen machen. Bis jetzt waren alle Standards zu 100% abwärtskompatibel.
Problematisch wird eher 2,4 GHz sein. Mit so vielen Teilnehmern und Geräten kann es sehr gut sein, dass die Verbindung einfach nicht stabil laufen wird. Meiner Erfahrung nach kann man 2,4 GHz auf so engem Raum praktisch vergessen. Alles, was irgendwie interaktiv ist (Videocalls, Telefonate etc.), wird sehr stark darunter leiden.
Aus meiner eigenen Erfahrung in einem Studentenwohnheim kann ich dir sagen, dass ich schon damals 2,4 GHz einfach komplett deaktiviert habe, weil es nicht sinnvoll nutzbar war (extrem lahm, ständige Disconnects etc.). Und das war eine Zeit vor Videocalls und Seminarstreams. In dem Fall gab es ein paar "abgesegnete" Modelle, zu denen Anleitungen für die Einrichtung bereitgestellt wurden, aber es wurde kein spezielles Gerät vorgeschrieben. Die Authentifizierung lief auch per PPPoE ab. Das fand ich eigentlich ziemlich in Ordnung.
Sogar wenn es einen gewissen Aufpreis bedeutet (ein TP-Link Archer C6 mit 2x2 MIMO 5 GHz WLAN kostet auf Amazon aktuell 39 Euro), macht die Investition aus meiner Sicht definitiv Sinn. Durchgängiges 5-GHz-WLAN sollte gerade in einem Studentenwohnheim verfügbar sein. Das kann den Unterschied zwischen einer sehr guten Benutzererfahrung und purem Frust ausmachen.
Man sollte sich auch nichts vormachen. 802.11n / Wifi 4 ist ein bald 15 Jahre alter Standard. Auch wenn die Geräte spottbillig sind, sollte man sich wirklich fragen, ob man damit nicht einfach nur Elektroschrott produziert, weil die Studenten sie vermutlich sowieso gegen ein Gerät mit 5 GHz austauschen werden. Weniger technisch versierte Nutzer werden dagegen einfach unter extrem suboptimalen Netzwerkbedingungen leiden, weil sie den Zusammenhang zwischen der Hardware und WLAN-Performance vermutlich nicht selbst herstellen können. Ich würde daher mindestens eine starke Empfehlung für ein 5-GHz-Modell aussprechen.
Da bin ich ja gespannt was hier noch an Kommentaren dazu kommt und ein paar Leute mit Erfahrung in dem Bereich wird es wohl geben. Was mir als Laie dazu zumindest einfällt ist natürlich auch der Stromverbrauch von vielen Routern gegenüber einer möglichen Mesh Lösung, aber mit einem Heimsystem wird man bei 150 Wohnungen und möglichen 300+ Endgerät im WLAN wohl nicht hinkommen. Bei Routern in jedem Zimmer würde ich die Sendeleistung soweit runterdrehen das es sich kaum über 2 Zimmer erstreckt und auch die Kanäle manuell entsprechend anpassen. Den Studenten würde ich dann aber private WLAN's untersagen bzw. genau festlegen auf welchen Kanälen und Frequenzen es erlaubt ist. Ich habe in einem ähnlichen Szenario quasi kein WLAN Enpfang gehabt (trotz guter Signalstärke) weil meine lieben Nachbarn neben unter unter mir mit ihren GigaCube's meinten ein eigens WLAN aufmachen zu müssen. Für sie selbst mit 2m Abstand war alles chic, aber das Gebäude-Wlan war nicht mehr zu gebrauchen. Das lag einerseits am unflexibelen Gebäude-Wlan und anderseits daran das sich jeder einzelne einen Scheiß um den Nachbarn gekümmert hat und schön im 2.4Ghz Band auf Kanal 6 funkte. Auch wenn Einschränkungen sicher nicht immer gut ankommen so würde ich zumindest darüber nachdenken ob man nicht Frequenzbänder (z.B. 5 und 6Ghz) und Kanäle dafür freigibt bzw. festlegt.
lumines
2022-06-06, 14:39:01
Was genau soll hier ein Mesh bringen? Wenn ich das richtig verstehe, sind in den Wohnungen schon LAN-Anschlüsse vorhanden, von daher wäre ein Mesh verschenkte Bandbreite und nur unnötiger Aufwand. Zumal Roaming zwischen den Wohnungen vermutlich explizit nicht gewollt ist. Wir reden hier ja von Wohnungen und nicht von einem öffentlichen Raum. Warum sollte ich wollen, dass jemand per AirPlay ein Video auf meinem Fernseher abspielen kann? Das wäre schon sehr skurril.
Also wie gesagt, 2,4 GHz würde ich einmal komplett ignorieren. Das wird so oder so nicht sinnvoll funktionieren, auch wenn man es zentral managet.
Ich sehe das nicht so pessimistisch. 802.11ac / Wifi 5 kann auf 5 GHz dynamisch die Kanalbreite anpassen. Wenn die Kanäle entsprechend frei sind, kann man die vollen 80 / 160 MHz nutzen, aber die Access Points können dynamisch auf bis zu 20 MHz Kanalbreite runtergehen. Das ist ein enormer Vorteil verglichen mit 802.11n, was auch auf 5 GHz nur statische Kanalbreiten konnte. Wohlgemerkt kann das jeder Wifi-5-kompatibler Router, es wird nur nicht so aggressiv beworben wie die potenzielle Bandbreite.
Ich hatte jedenfalls noch nie größere Probleme mit 5 GHz. Klar, ein hart gemanagetes Netz kann potenziell noch besser funktionieren, aber ich würde mir da jetzt keine größeren Sorgen machen.
PatkIllA
2022-06-06, 14:45:06
Ich habe in einem privaten Studentenheim für 40 Leute und so 150 Geräten sowas aufgebaut/betrieben.
Wir haben dafür Ubiquiti UniFi AC PRO verwendet nachdem so einfache günstige Router als APs überhaupt nicht mehr zu administrieren und vor allem bei Problem zu analysieren waren.
Wir waren über jedes Gerät froh was per LAN verbunden war oder zumindest 5GHz WiFi nutzen konnte.
Auf 2.4 Ghz waren unsere 10 APs und noch so 40 andere WLAN aus der nachbarschaft. Da kannst du alles Bandbreiten intensive vergessen und zocken ist da auch kein Vergnügen.
Zumal Roaming zwischen den Wohnungen vermutlich explizit nicht gewollt ist. Wir reden hier ja von Wohnungen und nicht von einem öffentlichen Raum. Warum sollte ich wollen, dass jemand per AirPlay ein Video auf meinem Fernseher abspielen kann? Das wäre schon sehr skurril.
Bei uns war das so :) Allerdings war das überwiegend WG und da ist man auch mal in der Küche/Klo oder beim Mitbewohner und will da natürlich auch WLAN haben
Milchkanne
2022-06-06, 15:02:38
Ich plädiere auch auf jeden Fall für 5GHz AC Hardware.
Wenn du auf günstige Consumer Hardware setzen willst, dann würde ich gucken ob OpenWRT da gut drauf läuft. Die kann man zwar auch nicht zentral über ein Webinterface managen, aber man kann eine Config basteln und die dann per SSH mit einem simplen Script an 50 Clients ausliefern. Und Updates gibt es im zweifelsfall noch die nächsten 10 Jahre.
Wenn jedes Zimmer nen eigenen AP bekommen soll, nicht vergessen die Sendeleistung runter zu stellen.
lumines
2022-06-06, 15:14:51
Wenn du auf günstige Consumer Hardware setzen willst, dann würde ich gucken ob OpenWRT da gut drauf läuft. Die kann man zwar auch nicht zentral über ein Webinterface managen, aber man kann eine Config basteln und die dann per SSH mit einem simplen Script an 50 Clients ausliefern. Und Updates gibt es im zweifelsfall noch die nächsten 10 Jahre.
Leider gibt es nicht viele gut unterstützte 802.11ac-Chipsätze, die OSS-Treiber mit gut funktionierendem Stationmode haben. Bei so einem Konstrukt wäre OpenWRT tatsächlich nicht meine erste Wahl.
Managementtechnisch wäre es natürlich optimal, da stimme ich zu.
Bei uns war das so :) Allerdings war das überwiegend WG und da ist man auch mal in der Küche/Klo oder beim Mitbewohner und will da natürlich auch WLAN haben
Ok, das ist natürlich etwas anderes.
Hellstaff
2022-06-06, 15:35:34
Wow das sind ja schon einmal sehr interessante Antworten :)
Fangen wir einmal mit dem Stromverbrauch an: Wie viel kWh frisst so ein Router aufs Jahr gerechnet?
An ein 5 GHz wurde auch gedacht, allerdings frage ich mich, ob das auch ältere Laptops unterstützen? Ich denke dass das 2,4 GHz schon in Ordnung ist - das WLAN Netzwerk wird auf drei Gebäude und mehrere Etagen aufgeteilt. Selbst innerhalb der einer WG mit 7 Leuten hat man in jedem Zimmer vollen Empfang.
EDIT: Bei 15W Dauerlast kommen wird aufs Jahr gerechnet auf rund 130kWh, also über 30€. Die Frage ist, wie groß der idle-Verbrauch von so einem Router ist.
PatkIllA
2022-06-06, 15:41:26
An ein 5 GHz wurde auch gedacht, allerdings frage ich mich, ob das auch ältere Laptops unterstützen? Das schließt sich ja nicht aus. Nur 5 GHz wird in der Tat nicht gehen, da einige Hardware das nicht unterstützt. Das ist heute aber mehr so Embedded Zeugs mit WLAN.
Etagen aufgeteilt. Selbst innerhalb der einer WG mit 7 Leuten hat man in jedem Zimmer vollen Empfang.Ist das in Japan mit Pappwänden? :)
5GHz wird durch Wände allerdings deutlich stärker geschwächt.
Die volle Anzeige im Endgerät nutzt dir wenig, wenn abends alle am Streamen sind und sich gegenseitig stören. 3 WLANs gehen auf 2,4 GHz ohne sich zu stören und dann ist die maximale Bandbreite schon deutlich geringer, da dort praktisch nur 20MHz breite Kanäle gen. Die einzelnen Geräte im WLAN müssen sich das ja auch noch mal teilen. Und dann kommt der nachbar und macht einen eigenen AP auf und stört alles.
Einige Studenten haben dann auch noch die totale Anspruchsverhalten und erwarten für ein paar Kröten auch noch 24h Support bei super Ping und 4K Streaming. Natürlich auch für alle Besucher...
lumines
2022-06-06, 15:54:21
Fangen wir einmal mit dem Stromverbrauch an: Wie viel kWh frisst so ein Router aufs Jahr gerechnet?
Das kommt ganz auf den verwendeten Chipsatz an. Pauschal kann man dazu vermutlich wenig sagen. Besonders viel kann es aber nicht sein, das sind eben eingebettete Geräte mit sehr stromsparenden SoCs.
EDIT: Bei 15W Dauerlast kommen wird aufs Jahr gerechnet auf rund 130kWh, also über 30€. Die Frage ist, wie groß der idle-Verbrauch von so einem Router ist.
Wie kommst du auf 15 Watt? Mit dem Power Budget kannst du schon einen modernen Rechner im Idle betreiben.
Solche Consumer-Router sind wie gesagt eingebettete Geräte mit MIPS- oder sehr kleinen ARM-SoCs. Die sind verbrauchstechnisch eher in den Gefilden eines Smartphones als der eines Desktops unterwegs.
An ein 5 GHz wurde auch gedacht, allerdings frage ich mich, ob das auch ältere Laptops unterstützen?
Alle 802.11ac / Wifi 5 Geräte unterstützen sowohl 2,4 als auch 5 GHz.
Was genau verstehst du unter "älter"? 5-GHz-WLAN gibt es seit Ende der 90er mit 802.11a. Auch schon in 802.11n war 5 GHz eine Sache. Seit 802.11ac ist es quasi standardmäßig bei allen Geräten vorhanden, von daher hat es mittlerweile schon eine sehr hohe Verbreitung.
PatkIllA hat es ja auch schon gesagt. Bedenke auch: Jedes Gerät, was auf 5 GHz senden kann, entlastet das 2,4-GHz-Netz und kommt daher indirekt Leuten zu Gute, die sich gerade keine Geräte mit 5 GHz leisten können.
Ich denke dass das 2,4 GHz schon in Ordnung ist - das WLAN Netzwerk wird auf drei Gebäude und mehrere Etagen aufgeteilt. Selbst innerhalb der einer WG mit 7 Leuten hat man in jedem Zimmer vollen Empfang.
Empfang / Signalstärke korreliert nur leider nicht mit Signalqualität. Du kannst auch vollen "Empfang" haben und im Schneckentempo unterwegs sein. Wenn du keine Benchmarks (Durchsatz, Jitter, Latenz etc.) über einen langen Zeitraum hast laufen lassen, hast du keine Ahnung, wie die Signalqualität wirklich ist.
Hellstaff
2022-06-06, 16:20:56
@ lumines: 15W waren zu hoch gegriffen - der Verbrauch wird für das Modell TP LINK TL 841N mit 8W angegeben:
http://www.tpcdb.com/product.php?id=2536
lumines
2022-06-06, 16:45:10
@ lumines: 15W waren zu hoch gegriffen - der Verbrauch wird für das Modell TP LINK TL 841N mit 8W angegeben:
http://www.tpcdb.com/product.php?id=2536
Das kommt mir ehrlich gesagt ein bisschen hoch vor. Der Archer C6 wird mit 3,5 Watt angegeben: http://www.tpcdb.com/product.php?id=4454
Und das ist wohlgemerkt mit 2,4 GHz und 5 GHz. Würde ich auch für realistischer halten. Ich sehe jedenfalls keinen Grund, warum so ein Gerät mehr verbrauchen sollte, wenn die meisten Smartphones mit vergleichbarer Hardware einen ähnlichen Verbrauch haben.
Virtuo
2022-06-08, 15:14:07
Ich hab mal in einer Firma gearbeitet wo die Admins das versucht haben um sich die Verkabelung zu sparen. 5 Etagen, auf jeder Etage ein Router 2,4 GHz und alle PCs mit Wlan-Karten ausgestattet (auf jeder Etage ca. 20 Geräte). Das war völlig unbrauchbar. Trotz vollem Empfang musste man teilweise minutenlang auf Serverzugriffe warten und sie haben das nicht in den Griff bekommen. Den der die Idee hatte, hat es den Job gekostet.
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