PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : HiFi - Reparatur des Netzteils bei einem Logitech-Z906-5.1-Surround-System


MadCat
2024-12-22, 10:26:24
Hi,

hier ein kurzer Reparatur-Bericht über einen Netzteildefekt meines 12 Jahre alten Logitech Z906, welcher mir vor ein paar Tagen um die Ohren geflogen ist
Es gab zischendes Geräusch und dann einen Knall, danach war am Bedienteil alles dunkel...

Die Kiste so rasch wie möglich vom Netz getrennt und geöffnet, da Unsicher, ob es noch glimmt/brennt.
Der Geruch war schon heftig. Nach Öffnen des Gehäuses zeigte sich, das eine Gruppe von Bauteilen im Primärkreis des Netzteiles total verkohlt waren.

Habe dann geschaut, was da alles weggebrutzelt war:

mind. 2 von 6 3,3KOhm/3W Widerständen, 2 Schmelzsicherungen 2,5A, Mittelträge

https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/attachment.php?attachmentid=90647&stc=1&d=1734858487

Dank einer BOM bei scribt konnte ich die Werte der Bauteile und zu Teil auch Hersteller ermitteln:

https://de.scribd.com/document/397001966/Logitech-Z906-Power-Supply-Nomenclature-schematic

Hab dann die Halbleiter auf der Primärseite gecheckt und konnte kein auffälliges Bauteil feststellen.

Es hat ein ganz schönes Stück der Platine weggebraten und dabei für etwas gesorgt, was sich später nochmal als kurzzeitigen Rückschlag erweisen sollte...


https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/attachment.php?attachmentid=90648&stc=1&d=1734858650

https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/attachment.php?attachmentid=90649&stc=1&d=1734858751

https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/attachment.php?attachmentid=90650&stc=1&d=1734858821

Aus Sicherheitsgründen habe ich alle 6 Widerstände, den direkt angrenzenden Einschaltstrombegrenzer und die Sicherungen getauscht.

Ursache für den Defekt scheint die chemische Veränderung des verwendeten Klebstoffes und das Zusammenspiel mit den alternden Schrumpfschläuchen um die Bauteile zu sein.
Hier kommt es wohl zu einer Verkokung und damit Erzeugung einer Kriechstrecke für die 230V Netzspannung.
Dadurch wurde ein Teil der Widerstände überbrückt und die Netzspannung wohl gegen eine Massefläche abgeleitet.
Das hat zum Verbrennen der Platine und der Widerstände geführt.

Es gibt bei reddit mehrere Posts mit ähnlichen Defekten in dem Bereich und entsprechender Annahme das obiges die Ursache sein könnte.

Es gibt das Problem mit der Ummantelung der Bauteile mit Schrumpfschlauch auch an einer anderen Stelle.
Dort waren zwei zweitere Widerstände über die Laufzeit von 12 Jahren immer wieder so heiß geworden, dass es die Beschichtung von der Kohleschicht gebrutzelt und den Schrumpfschlauch weggebraten hat.

Habe dann anstatt Schrumpfschlauch Kapton-Band zum Isolieren der Bauteile benutzt. Dieses ist thermisch robuster und sollte die Zeit besser überdauern.


https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/attachment.php?attachmentid=90651&stc=1&d=1734858888

In obigen Bild sieht man die 6 neuen 3,3kOhm-Widerstände in Kapton-Band eingewicket. Darunter die zwei weiteren im Text erwähnten Widestände.
Die habe ich auch aus der weggerösteten Gummihülle befreit und in Kapton-Band eingewickelt.

Weiter im zweiten Post (wegen mehr Bildern)

MadCat
2024-12-22, 10:40:42
Hier nochmal im Detail, wie die Widerstände rein durch ihre thermische Arbeit über die Zeit die Umhüllung geröstet haben:

https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/attachment.php?attachmentid=90652&stc=1&d=1734859674
Habe dann den Bereich mit Kaptonband isoliert und die neuen Bauteile eingesetzt.


https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/attachment.php?attachmentid=90653&stc=1&d=1734859674

https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/attachment.php?attachmentid=90654&stc=1&d=1734859674

https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/attachment.php?attachmentid=90655&stc=1&d=1734859674

https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/attachment.php?attachmentid=90656&stc=1&d=1734859674


Habe dann alles wieder zusammengebaut und angeschaltet.
Das Bedientteil ging an - und 3-4 sec. später gab es wieder einen leisen Knall.
Das Bedientteil blieb aber an...

Habe dann wieder alles zerlegt und einen Durchschlag im Kaptonband bei R51 gesehen.
Habe die zwei mittleren Widerstände und den R51 ausgebaut und nach der Ursache für den Durchschlag gesucht:

Mit dem Multimeter konnte ich einen Widerstand der Oberfäche im verbrannten Bereich im Kilo-Ohm-Bereich messen.
Hier schien also noch genug verkoktes Material vorhanden gewesen zu sein um erneut für einen Durchschlag an der Stelle Richtung der Massefläche zu sorgen.
Dabei wurde ein Widerstand wieder so heiß, das er von 3,3K nur noch 2,9K hatte.
Habe die Platine dann großzügig freigekratzt und immer wieder mit dem Messgerät nach Übergangswiderständen geschaut.
Ich konnte dann nichts mehr messen.

Habe den Widerstand ausgetauscht und mit den anderen Bauelementen wieder eingebaut und dann testweise im offenen Zustand nochmal in Betrieb genommen.
Diesmal zeigte sich keine Auffälligkeit und nach Zusammenbau lief das Teil unter Beobachtung über eine Stunde unauffällig...

Da ich mir zwischenzeitlich das Z906 nochmal gekauft hatte, habe ich nun eine Anlage für meine kleine Werkstatt, welche bisher nur über die Lautsprecher vom Notebook beschallt wurden. :tongue:

Mal gespannt, ob das neue Z906 auch so lange durchhält - auf die nächsten 12 Jahre ;D

Madgen
2025-01-04, 16:12:40
Glückwunsch zur Reparatur! Was mir aufgefallen ist: Der Schrumpfschlauch um die Widerstände hat den Draht zum Umfeld isoliert. Das Kapton Tape sollte daher vermutlich auch um den Draht und nicht nur das Gehäuse gehen.

Rooter
2025-01-04, 16:41:43
Da hast du aber echt Dusel gehabt, so wie die Drosseln angebrannt sind, hätte ich das Ding sicher gleich weg gehauen. X-D

MfG
Rooter

MadCat
2025-01-05, 13:04:04
Glückwunsch zur Reparatur! Was mir aufgefallen ist: Der Schrumpfschlauch um die Widerstände hat den Draht zum Umfeld isoliert. Das Kapton Tape sollte daher vermutlich auch um den Draht und nicht nur das Gehäuse gehen.

Das Einpacken der Widerstände ändert sicher nichts an der Sicherheit des Aufbaus.
Die Zwischenräume auf der Platinenseite sind kleiner als die Abstände zwischen den freiliegenden Anschlussdrähten. Sollte kein Problem mit Kriechstrecken geben.

Ich gehe davon aus, das ich so auch eine etwas bessere Wärmeabführung habe und das für die Laufzeit vorteilhaft ist.

Da hast du aber echt Dusel gehabt, so wie die Drosseln angebrannt sind, hätte ich das Ding sicher gleich weg gehauen.
Die sieht nur so schlimm aus, da dort auch noch die Klebepampe mit drauf ist. Aber ja, ein wenig mehr und es hätte den Lack der Wicklungen durchschmelzen können.
Die X2-Kondensatoren haben gerade so noch durchgehalten. Nicht umsonst sollten die selbstverlöschende Materialien fürs Gehäuse haben. ^^

Das Teil wird auch nicht unbeaufsichtigt betrieben, wenn ich das nutze, dann bin ich auch mit dabei.