Cadmus
2003-05-22, 20:38:49
Ich habe mir gestern Nacht in der Vorpremiere "Matrix Reloaded" angesehen, und nachdem meine Review zu "X-Men 2" einen relativ großen Anklang fand, werde ich mich mal an diesen etwas schwierigeren Film wagen. Obwohl die eigene Meinung in Reviews eine untergeordnete Rolle spielen sollte, kam ich leider nicht darum, meine Bewunderung über diesen Film schweifen zu lassen. Ich bitte, dies zu entschuldigen. Zuerst einige Infos zum Film:
- The Matrix Reloaded, USA 2003
- Regie: Larry und Andy Wachowski
- Darsteller:
* Keanu Reeves als Neo
* Laurence Fishburne als Morpheus
* Carrie-Anne Moss als Trinity
* Jada Pinkett-Smith als Niobe
* Hugo Weaving als Agent Smith
* Harry J. Lennix als Lock
* Monica Belucci als Persephone
* Gloria Foster als das Orakel
* Adrian und Neil Rayment als die Albinozwillinge
* und weitere Darsteller
- Länge ca. 150 Minuten
- FSK: ab 12 beantragt
Mittlerweile wird Neo als Auserwählter in Zion von allen akzeptiert, er kann seine Fähigkeiten kontrollieren und einsetzen. Das ist auch bitter nötig, denn ein Gerücht erweist sich als wahr: 250.000 Wächter der Maschinen sind darauf programmiert, sich in die unterirdische Stadt Zion zu graben und die dort noch lebenden Menschen zu töten. Der heimliche Anführer Morpheus, der fest an die Erfüllung der Prophezeiung des Orakels glaubt, macht den Bürgern Zions Hoffnung, dass die Rettung nahe, und der Auserwählte Neo den Krieg gegen die Maschinen bald beenden werde. Die Masse steht hinter Neo, und Morpheus schafft es, die Bewohners Zions auf seine Seite zu bringen. So kann Morpheus mit seiner Crew in der Nebukadnezar (wer hat sich diesen Namen ausgedacht ???) den nächsten Trip in die Matrix unternehmen, obwohl Captain Lock, der die Verteidigung Zions koordiniert, dagegen ist, auch nur ein Schiff zu entbehren. Schließlich steht der Großangriff der Wächter-Armee kurz bevor. Auf der Erkundungsreise in der Matrix sammelt Neo weitere Erkenntnisse, trifft das Orakel und muss entscheiden, ob er ihm trauen kann. Gleichzeitig muss sich Neo mit dem abtrünnigen Agenten Smith auseinandersetzen. Er hat einen Weg gefunden, sich fast beliebig zu duplizieren und attackiert den Auserwählten unnachgiebig (die Prügelszene mit den Hunderten Smith' ist einfach traumhaft). Bald macht Neo eine unerwartete Entdeckung und steht vor einer folgenschweren Entscheidung. Wenn er versagt, wird Zion untergehen...
Rein äußerlich erfüllt das zweite Kapitel alle Ansprüche. Das Mega-Budget von 350 Millionen Dollar ist in jeder einzelnen Szene des Films auf der Leinwand spür- und sichtbar. Die satten 1.000 Special Effects (statt 412 in "Matrix") gehen bis an den Rand des Machbaren. Allerdings setzen sie zwar Maßstäbe, stellen aber keine Revolution wie Teil eins dar. Dabei tritt auch ein deutlicher Kritikpunkt zutage: Bei vielen, vor allem bei den langsamen, zeitlupenartigen Szenen, ist den Bildern ihre Herkunft aus dem Computer deutlich anzusehen - leider. Außerdem wiederholt sich die Kampfchronologie - Neo gegen Agent Smith oder den Rest der Welt - ein bisschen zu oft. Der unbestrittene Höhepunkt von "Reloaded" ist die 14-minütige Autoverfolgungsjagd über den Highway - eine spektakuläre Crash-Orgie. Hier wird genau das geboten, was sich alle erhofft haben. Sensationelle Action, die den Betrachter in den Kinosessel presst. Inhaltlich tut sich "Reloaded" zu Beginn etwas schwer. Nach furiosem Start mit einer actiongeladenen Eröffnungssequenz in der legendären Bullet-Time kommt der Film in der ersten halben Stunde nicht so recht in Fahrt. Danach zieht das Tempo jedoch an und die Reise kann beginnen. Wer Teil eins nicht gesehen hat, ist mit „Reloaded“ allerdings hoffnungslos überfordert und kann der Handlung nicht folgen. Und die komplexe Story bildet ein Standbein des Films, dessen Verzicht man nicht durch pure Action ersetzen kann. Also seht euch ruhig den ersten Teil nochmal an, um das Gedächnis aufzufrischen :-)
Neos Suche in der Matrix kann dann das halten, was erwartet wurde. Der Gigantismus, der sich allein schon durch das Budget ergibt, wird in vollen Zügen zelebriert. Leider bleibt der philosophische Einschlag, der den ersten Teil so besonders machte, etwas auf der Strecke. Zwar sind auch in "Reloaded" noch jede Menge Anspielungen versteckt, aber das Hirn des Zuschauers wird weniger gefordert als zuvor. Doch einen echten anregenden Kopfzerbrecher präsentieren die Wachowskis diesmal noch kurz vor Ende mit dem Architekten (gespielt vonHelmut Bakaitis) der Matrix. Ist er real oder nur ein Trick der Maschinen? Hier zeigt der Film wieder die Klasse des ersten Kapitels.
Die Stammcrew von "Matrix 1" bildet den Kern von "Reloaded", die Menge an Darstellern ist allerdings sehr viel höher, so das man hin und wieder die Orientierung verliert, vorallendingen beim ersten Eintreffen Neos in Zion. Keanu Reeves hat in Neo seinen optimalen Part gefunden und überzeugt durch Coolness und körperliche Fähigkeiten (die 4 Monate Kung-Fu Unterricht haben sich gelohnt). Er macht eine Entwicklung durch, versucht sich mit dem zu arrangieren, was man von ihm erwartet. Laurence Fishburne, der sich vom Lehrer zum geistigen Führer entwickelt, spielt ebenso charismatisch wie in Teil eins, zusammen mit Carrie-Anne Moss, die sich mehr zur Kriegerin entwickelt und aus der Liebe zu Neo ihre Kraft schöpft, bildet er die Seele von "Reloaded". Von den neuen Figuren kommt Niobe, Kapitän der Logos, des kleinsten und schnellsten Hovercraft-Schiffs der Rebellenflotte, ein wenig zu kurz. Wogegen Persephone (das Kleid ist eine Wucht) einen kleinen, aber prägnanten Auftritt hat. Gleiches gilt für den fast pervers genusssüchtiger Merovingian (ich hoffe, das ist richtig geschrieben), der in einer Schlüsselszene mit Neo, Morpheus und Trinity zu sehen ist. Er spürt emotional überhaupt nichts mehr und giert nach Gefühlen. Persephone und Merovingian wirken sehr elegant, sehr raffiniert, sind aber durch und durch korrupt und setzen ihre Macht skrupellos ein, um das zu bekommen, was sie wollen - Gefühle. Nicht zu vergessen Agent Smith; der heimliche Liebling vieler Fans ist im wahrsten Sinne des Wortes omnipräsent. Im Laufe seiner Entwicklung weg vom monotonen Agenten spürt er immer deutlicher menschliche Regungen in sich: Wut, Eifersucht. Plötzlich kann er riechen, er bekommt eine Ahnung davon, was Menschlichkeit ausmacht. Das passt ihm überhaupt nicht, weil er das für eine Schwäche hält.
Was die Wachowskis dem Publikum am Ende präsentieren, ist so gewagt wie dreist. Sie verpflichten den Zuschauer quasi dazu, am 6. November 2003 "Matrix Revolutions", den abschließenden Teil der Trilogie, im Kino zu sehen (ich werds auf jeden Fall tun :-) ) Mitten in einer entscheidenden Szene bricht der Film ab und knallt dem Betrachter ein "Fortsetzung folgt" vor den Kopf. So wird man den Gedanken nicht los, nur einen halben Film gesehen zu haben. Andererseits ist "Matrix" als Trilogie konzipiert und ein halbes Jahr Wartezeit ist nicht so lang.
Fazit: "Matrix Reloaded" muss mit dem Problem der höchst möglichen Ansprüche leben. Meine hat er mehr als erfüllt. Der Film kann sicherlich nicht alle Erwartungen befriedigen, die Wachowskis haben das Action-Rad nicht neu erfunden. Statt wie für den ersten Teil das Adjektiv revolutionär zu verwenden, passt die Beschreibung phänomenal+gigantisch besser. Der Film ist ein Muss für jeden Action-Fan, trotz einiger Längen (Liebesszenen zwischen Neo und Trinity) muss man immer wieder über den Einfallsreichtum was Schauplätze, Figuren und Special Effects angeht staunen. Ein imposantes und bildgewaltiges Erlebnis, was man auf keinen Fall verpassen sollte.
A propos Gewalt: Trotz der recht deftigen Kampfszenen fliesst keinerlei Blut, ein weiterer Pluspunkt, denn sinnloses Rumgefleische und Rumgeblute hätten dem Film sehr geschadet.
Langes und enormes (in jeder Hinsicht) Actionkino, wo einen manchmal das Popkorn aus dem Mund fällt, weil einem die Kinnlade runterklappt. Seht ihn euch unbedingt an.
PS: Wenn ihr euch den Abspann bis zum Ende anseht, werdet ihr noch einen Trailer zu "Matrix Revolutions" sehen.
- The Matrix Reloaded, USA 2003
- Regie: Larry und Andy Wachowski
- Darsteller:
* Keanu Reeves als Neo
* Laurence Fishburne als Morpheus
* Carrie-Anne Moss als Trinity
* Jada Pinkett-Smith als Niobe
* Hugo Weaving als Agent Smith
* Harry J. Lennix als Lock
* Monica Belucci als Persephone
* Gloria Foster als das Orakel
* Adrian und Neil Rayment als die Albinozwillinge
* und weitere Darsteller
- Länge ca. 150 Minuten
- FSK: ab 12 beantragt
Mittlerweile wird Neo als Auserwählter in Zion von allen akzeptiert, er kann seine Fähigkeiten kontrollieren und einsetzen. Das ist auch bitter nötig, denn ein Gerücht erweist sich als wahr: 250.000 Wächter der Maschinen sind darauf programmiert, sich in die unterirdische Stadt Zion zu graben und die dort noch lebenden Menschen zu töten. Der heimliche Anführer Morpheus, der fest an die Erfüllung der Prophezeiung des Orakels glaubt, macht den Bürgern Zions Hoffnung, dass die Rettung nahe, und der Auserwählte Neo den Krieg gegen die Maschinen bald beenden werde. Die Masse steht hinter Neo, und Morpheus schafft es, die Bewohners Zions auf seine Seite zu bringen. So kann Morpheus mit seiner Crew in der Nebukadnezar (wer hat sich diesen Namen ausgedacht ???) den nächsten Trip in die Matrix unternehmen, obwohl Captain Lock, der die Verteidigung Zions koordiniert, dagegen ist, auch nur ein Schiff zu entbehren. Schließlich steht der Großangriff der Wächter-Armee kurz bevor. Auf der Erkundungsreise in der Matrix sammelt Neo weitere Erkenntnisse, trifft das Orakel und muss entscheiden, ob er ihm trauen kann. Gleichzeitig muss sich Neo mit dem abtrünnigen Agenten Smith auseinandersetzen. Er hat einen Weg gefunden, sich fast beliebig zu duplizieren und attackiert den Auserwählten unnachgiebig (die Prügelszene mit den Hunderten Smith' ist einfach traumhaft). Bald macht Neo eine unerwartete Entdeckung und steht vor einer folgenschweren Entscheidung. Wenn er versagt, wird Zion untergehen...
Rein äußerlich erfüllt das zweite Kapitel alle Ansprüche. Das Mega-Budget von 350 Millionen Dollar ist in jeder einzelnen Szene des Films auf der Leinwand spür- und sichtbar. Die satten 1.000 Special Effects (statt 412 in "Matrix") gehen bis an den Rand des Machbaren. Allerdings setzen sie zwar Maßstäbe, stellen aber keine Revolution wie Teil eins dar. Dabei tritt auch ein deutlicher Kritikpunkt zutage: Bei vielen, vor allem bei den langsamen, zeitlupenartigen Szenen, ist den Bildern ihre Herkunft aus dem Computer deutlich anzusehen - leider. Außerdem wiederholt sich die Kampfchronologie - Neo gegen Agent Smith oder den Rest der Welt - ein bisschen zu oft. Der unbestrittene Höhepunkt von "Reloaded" ist die 14-minütige Autoverfolgungsjagd über den Highway - eine spektakuläre Crash-Orgie. Hier wird genau das geboten, was sich alle erhofft haben. Sensationelle Action, die den Betrachter in den Kinosessel presst. Inhaltlich tut sich "Reloaded" zu Beginn etwas schwer. Nach furiosem Start mit einer actiongeladenen Eröffnungssequenz in der legendären Bullet-Time kommt der Film in der ersten halben Stunde nicht so recht in Fahrt. Danach zieht das Tempo jedoch an und die Reise kann beginnen. Wer Teil eins nicht gesehen hat, ist mit „Reloaded“ allerdings hoffnungslos überfordert und kann der Handlung nicht folgen. Und die komplexe Story bildet ein Standbein des Films, dessen Verzicht man nicht durch pure Action ersetzen kann. Also seht euch ruhig den ersten Teil nochmal an, um das Gedächnis aufzufrischen :-)
Neos Suche in der Matrix kann dann das halten, was erwartet wurde. Der Gigantismus, der sich allein schon durch das Budget ergibt, wird in vollen Zügen zelebriert. Leider bleibt der philosophische Einschlag, der den ersten Teil so besonders machte, etwas auf der Strecke. Zwar sind auch in "Reloaded" noch jede Menge Anspielungen versteckt, aber das Hirn des Zuschauers wird weniger gefordert als zuvor. Doch einen echten anregenden Kopfzerbrecher präsentieren die Wachowskis diesmal noch kurz vor Ende mit dem Architekten (gespielt vonHelmut Bakaitis) der Matrix. Ist er real oder nur ein Trick der Maschinen? Hier zeigt der Film wieder die Klasse des ersten Kapitels.
Die Stammcrew von "Matrix 1" bildet den Kern von "Reloaded", die Menge an Darstellern ist allerdings sehr viel höher, so das man hin und wieder die Orientierung verliert, vorallendingen beim ersten Eintreffen Neos in Zion. Keanu Reeves hat in Neo seinen optimalen Part gefunden und überzeugt durch Coolness und körperliche Fähigkeiten (die 4 Monate Kung-Fu Unterricht haben sich gelohnt). Er macht eine Entwicklung durch, versucht sich mit dem zu arrangieren, was man von ihm erwartet. Laurence Fishburne, der sich vom Lehrer zum geistigen Führer entwickelt, spielt ebenso charismatisch wie in Teil eins, zusammen mit Carrie-Anne Moss, die sich mehr zur Kriegerin entwickelt und aus der Liebe zu Neo ihre Kraft schöpft, bildet er die Seele von "Reloaded". Von den neuen Figuren kommt Niobe, Kapitän der Logos, des kleinsten und schnellsten Hovercraft-Schiffs der Rebellenflotte, ein wenig zu kurz. Wogegen Persephone (das Kleid ist eine Wucht) einen kleinen, aber prägnanten Auftritt hat. Gleiches gilt für den fast pervers genusssüchtiger Merovingian (ich hoffe, das ist richtig geschrieben), der in einer Schlüsselszene mit Neo, Morpheus und Trinity zu sehen ist. Er spürt emotional überhaupt nichts mehr und giert nach Gefühlen. Persephone und Merovingian wirken sehr elegant, sehr raffiniert, sind aber durch und durch korrupt und setzen ihre Macht skrupellos ein, um das zu bekommen, was sie wollen - Gefühle. Nicht zu vergessen Agent Smith; der heimliche Liebling vieler Fans ist im wahrsten Sinne des Wortes omnipräsent. Im Laufe seiner Entwicklung weg vom monotonen Agenten spürt er immer deutlicher menschliche Regungen in sich: Wut, Eifersucht. Plötzlich kann er riechen, er bekommt eine Ahnung davon, was Menschlichkeit ausmacht. Das passt ihm überhaupt nicht, weil er das für eine Schwäche hält.
Was die Wachowskis dem Publikum am Ende präsentieren, ist so gewagt wie dreist. Sie verpflichten den Zuschauer quasi dazu, am 6. November 2003 "Matrix Revolutions", den abschließenden Teil der Trilogie, im Kino zu sehen (ich werds auf jeden Fall tun :-) ) Mitten in einer entscheidenden Szene bricht der Film ab und knallt dem Betrachter ein "Fortsetzung folgt" vor den Kopf. So wird man den Gedanken nicht los, nur einen halben Film gesehen zu haben. Andererseits ist "Matrix" als Trilogie konzipiert und ein halbes Jahr Wartezeit ist nicht so lang.
Fazit: "Matrix Reloaded" muss mit dem Problem der höchst möglichen Ansprüche leben. Meine hat er mehr als erfüllt. Der Film kann sicherlich nicht alle Erwartungen befriedigen, die Wachowskis haben das Action-Rad nicht neu erfunden. Statt wie für den ersten Teil das Adjektiv revolutionär zu verwenden, passt die Beschreibung phänomenal+gigantisch besser. Der Film ist ein Muss für jeden Action-Fan, trotz einiger Längen (Liebesszenen zwischen Neo und Trinity) muss man immer wieder über den Einfallsreichtum was Schauplätze, Figuren und Special Effects angeht staunen. Ein imposantes und bildgewaltiges Erlebnis, was man auf keinen Fall verpassen sollte.
A propos Gewalt: Trotz der recht deftigen Kampfszenen fliesst keinerlei Blut, ein weiterer Pluspunkt, denn sinnloses Rumgefleische und Rumgeblute hätten dem Film sehr geschadet.
Langes und enormes (in jeder Hinsicht) Actionkino, wo einen manchmal das Popkorn aus dem Mund fällt, weil einem die Kinnlade runterklappt. Seht ihn euch unbedingt an.
PS: Wenn ihr euch den Abspann bis zum Ende anseht, werdet ihr noch einen Trailer zu "Matrix Revolutions" sehen.